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Steuererhöhung auf Silbermünzen. Keine gute Idee

15.10.2022  |  Prof. Dr. Thorsten Polleit
Das Bundesfinanzministerium plant, die Besteuerung auf Silbermünzen zu erhöhen. Genauer: Die "Differenzbesteuerung" auf Silbermünzen soll ab sofort fallen. Um was geht es genau? Im Jahr 2014 wurde die Mehrwertsteuer auf Silber von bisher 7 auf 19 Prozent angehoben. Damit gab die Bundesregierung dem Drängen der Europäischen Union (EU) nach, das "Steuerprivileg" auf Silbermünzen abzuschaffen und eine EU-weite Harmonisierung herbeizuführen.

Doch Berlin war gnädig, erlaubte eine Differenzbesteuerung: Für aus dem Nicht-EU-Ausland importierte Silbermünzen (wie zum Beispiel Maple Leaf (Kanada) oder American Eagle (USA)) wurde der Mehrwertsteuersatz nur auf den Unterschied zwischen Kundenverkaufspreis und Händlereinkaufspreis erhoben. Auf diese Weise konnte der Steuererhöhungseffekt beim Kauf von Silbermünzen quasi neutralisiert werden.

Wird die Differenzbesteuerung aufgehoben, ist mit einer Verteuerung der Silbermünzen im Handel um - je nach Marktpreis für das Silber - schätzungsweise 12 Prozent zu rechnen. Ausgenommen sollen davon Silbermünzen sein, deren No-minalwert mehr als 250 Prozent über dem Materialpreis liegt.

Die geplante Steuererhöhung auf Silbermünzen ist für alle, die ihr Geld vor dem Kaufkraftverfall des Euro schützen wollen, von großem Nachteil. Der Nettopreis der Silbermünzen liegt in der Regel bereits deutlich über dem Silbermarktpreis, und eine Mehrwertsteuererhöhung vergrößert die Kostenbelastung für den Silbermünzenanleger noch weiter. Die Attraktivität der Silbermünzen wird dadurch stark gemindert.

Eine Mehrwertsteuererhöhung auf Silbermünzen macht es dem Anleger zudem noch schwerer, sich vor den Folgen der Inflation zu schützen. Anleger, die weiter auf Silber setzen wollen, werden fortan wohl verstärkt auf den Erwerb von Silberbarren ausweichen: Die handelsüblichen Aufschläge auf den Rohsilberpreis fallen bei Barren vergleichsweise geringer aus. Oder Anleger fragen verstärkt Goldmünzen (Kruegerrand (Südafrika) und American Eagle (USA)) nach, auf die keine Mehrwertsteuer erhoben wird.

Die Pläne der Bundesregierung stehen übrigens im krassen Gegensatz zu dem Vorgehen in vielen US-Bundesstaaten. Dort hat man schon vor Jahren vielerorts die Mehrwert- und Kapitalertragssteuer auf Gold und Silber abgeschafft, um den Bürgern und Firmen die freie Geldwahl zu ermöglichen, ihnen ohne steuerliche Nachteile zu ermöglichen, Transaktionen mit US-Dollar oder mit Gold- und Silbermünzen zu begleichen.

Vor allem wollen die Bundesstaaten ihren Einwohnern ein Zahlungsmittel an die Hand geben, das sie vor dem Kaufkraftverlust des Greenbacks wirksam schützt (siehe hierzu den voranstehenden Artikel). Daran sollte sich die Bundesregierung ein Beispiel nehmen, wenn sie das Wohl der Bevölkerung im Sinne hat - und wie viele US-Bundesstaaten ebenfalls von der Besteuerung der Edelmetalle ganz absehen.


© Prof. Dr. Thorsten Polleit
Auszug aus dem Marktreport der Degussa Goldhandel GmbH



Hinweis Redaktion: Herr Prof. Dr. Polleit ist Referent der diesjährigen Internationalen Edelmetall- und Rohstoffmesse, die am 4. & 5. November 2022 in München stattfindet.


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