Gold - Auf der Suche nach einem Boden
21.10.2022 | Florian Grummes
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Nach wie vor hat sich an der negativen Ausgangslage an den internationalen Finanzmärkten daher nichts geändert. Der größten Blase aller Zeiten entweicht langsam und schmerzvoll die heiße Luft. Dabei sorgt der starke US-Dollar in Verbindung mit den steigenden US-Zinsen dafür, dass die Liquidität im Weltfinanzsystem weiter schwindet und dadurch zusätzlichen Stress und Margin-Calls hervorruft. Dieser Teufelskreis wird sich leider so lange fortsetzen, bis die US-Notenbank aufgrund implodierender Kreditmärkte sowie einem bis dahin erfolgten dramatischen Anstieg der US-Arbeitslosenzahlen zu einem radikalen Richtungswechsel gezwungen sein wird. Wir vermuten, dass es noch im ersten Halbjahr 2023 zu ruckartigen Zinssenkungen und massiven Liquiditätsmaßnahmen kommen wird.
Put/Call-Ratio vom 17. Oktober 2022. © Sentimentrader
Gleichzeitig haben jedoch die Optionshändler mittlerweile Verkaufsoptionen (Puts) im Wert von über 20 Mrd. USD angehäuft, um sich gegen einen Crash an den Aktienmärkten abzusichern. Noch nie in der Geschichte der US-Finanzmärkte lag das Put/Call-Verhältnis bei 3:1. Angst und Panik sind also greifbar und die Marktteilnehmer sind derzeit vermutlich zu bärisch positioniert, so dass bis zum Jahresende eine vorübergehende Erholung durchaus möglich ist.
7. Fazit Gold - Auf der Suche nach einem Boden
Auch wenn viele Goldanleger mit der schwachen Goldpreis-Entwicklung in USD momentan unzufrieden sind, führt am Gold in diesen verrückten Zeiten angesichts der Turbulenzen an den Kapitalmärkten, historisch hoher Inflationsraten, zahlreicher Krisenherde und unglaublich vielen (geo-)politischen Risiken sowie den drohenden Vermögensabgaben (Lastenausgleich) kein Weg vorbei.
Die physische Nachfrage nach den Edelmetallen ist daher sehr robust und wird mit teilweise enorm hohen Aufschlägen (Premiums) insbesondere beim Silber quittiert.
Gold in US-Dollar, Monatschart vom 20. Oktober 2022. Quelle: Tradingview
Im größeren Bild ist der Goldpreis auf dem Weg zu seinem typischen 8-Jahres-Tief, welches irgendwann zwischen dem Dezember 2022 und dem Dezember 2023 fällig ist. Mit etwas Glück bringt bereits die US-Zinsentscheidungen am 14. Dezember die Trendwende und den Beginn der nächsten große Aufwärtswelle am Goldmarkt. Aber selbst wenn sich das finale Tief erst im Laufe des nächsten Jahres einstellen sollte, bleibt der langfristige Ausblick für den Goldpreis sehr vielversprechend.
Wir vermuten, dass in der nächsten Hausse-Welle Kursanstiege zwischen 100% und 600% beim Goldpreis möglich sind.
Das alles ist jedoch noch Zukunftsmusik, denn kurzfristig stehen weiterhin alle Märkte unter enormen Verkaufsdruck. Dabei sucht der Goldpreis derzeit knapp oberhalb von 1.600 USD nach einem Boden. Sollte die Zone zwischen 1.610 und 1.625 USD den laufenden Angriff der Bären abwehren können, dürfte ein Doppeltief eine größere Erholung in Richtung 1.680 USD und eventuell sogar 1.800 USD einleiten.
Sowohl Sentiment als auch CoT-Daten sowie die überverkaufte Marktlage sprechen dafür. Alternativ wird es bis Mitte Dezember zu einem Abrutschen unter 1.600 USD kommen, wobei die Goldkurse dann vermutlich aber nicht mehr deutlich unter 1.550 USD fallen dürften.
Langfristig betrachtet steht derzeit also einem Rest-Risiko von vielleicht noch 100 USD eine Gewinnchance von mindestens 1.000 USD und mehr gegenüber.
© Florian Grummes
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