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Die Zentralbanken finanzieren den "Great Reset"

10.12.2022  |  Prof. Dr. Thorsten Polleit
Der politisch angestrebte "Umbau" der Volkswirtschaften wird erst möglich durch die Inflationspolitik der Zentralbanken; und in der Inflation liegt auch sein potentielles Scheitern.

Die Ausgabe von ungedecktem Geld erlaubt es dem Staat, eine "Inflationssteuer" zu erheben: Die andauernde Inflation der Güterpreise, für die die fortlaufende Vermehrung des ungedeckten Geldes sorgt, entzieht Bürgern und Unternehmern (in der Regel still und heimlich) Ressourcen und befördert sie in die Hände des Staates. Nun ist aber der Staat (wie wir ihn heute kennen) unersättlich, er will immer mehr Geld haben.

Und daher hat er früher oder später die "akzeptierten" Möglichkeiten, sich zu finanzieren - Besteuerung und Kapitalmarktverschuldung -, ausgeschöpft. Spätestens dann greift er ungeniert zur ansonsten "verpönten" Möglichkeit: der Hochinflation. Der Staat lässt seine Zentralbank immer mehr Geld, das er für seine Ausgaben benötigt, neu drucken.

Damit allerdings der Staat seine Inflationssteuer ungestört eintreiben kann, muss der Öffentlichkeit vermittelt werden, dass "etwas Inflation", namentlich ein Güterpreisanstieg von 2 Prozent pro Jahr, "gut" ist, dass sie im Grunde gar keine Inflation ist. Zudem müssen die Menschen es der staatlichen Zentralbank glauben, dass sie es bei einer niedrigen Inflation bewenden lässt.

Dazu dienen vor allem drei Regeln, die man den Zentralbanken auferlegt hat. Erstens: Das Entscheidungsgremium der Zentralbank soll "politisch unabhängig" agieren. Zweitens: Feste (Vertrags-)Regeln haben dafür zu sorgen, dass die Staaten sich nicht in eine Überschuldungssituation hineinmanövrieren. Drittens: Die Zentralbank wird öffentlichkeitswirksam verpflichtet, die Güterpreisinflation niedrig zu halten.

In den meisten Währungsräumen sind jedoch mittlerweile alle drei Regeln gebrochen beziehungsweise außer Kraft gesetzt. Und dadurch ist auch jetzt das Tor zum ungehemmten Missbrauch mit der elektronischen Notenpresse sperrangelweit geöffnet. Die Zentralbankräte haben sich in den Dienst der Tagespolitik gestellt; sie sind nicht "politisch unabhängig". Vielmehr finanzieren sie bereitwillig die immer weiter anschwellenden Staatsschulden, indem sie die Zinsen möglichst niedrig halten und die Kredit- und Geldmengen immer weiter ausdehnen.

Dass nunmehr Hochinflation herrscht, ist so gesehen kein Zufall. Konkret gesprochen ist die Hochinflation das Ergebnis einer bewusst herbeigeführten gewaltigen Geldmengenvermehrung, für die die Zentralbanken gesorgt haben. Von Ende 2019 bis heute hat beispielsweise die US-Zentralbank die Geldmenge M2 um 40 Prozent erhöht, die Europäische Zentralbank die Geldmenge M3 um 25 Prozent.

Weil aber die Güterproduktion damit nicht Schritt gehalten hat, ist ein riesiger Geldmengenüberhang in US-Dollar und Euro entstanden. Er entlädt sich - beträchtlich verstärkt durch die Kostenschubeffekte, für die die "grüne Politik" und die westlichen Sanktionen gegenüber Russland sorgen - in Hochinflation, also in einem starken, fortgesetzten Anstieg der Güterpreise auf breiter Front.

Die hohe Güterpreisinflation wird noch lange Zeit hoch bleiben, eine baldige Rückkehr zu gewohnten 2-Prozent-Inflation ist sehr unwahrscheinlich. Vor allem auch deswegen, weil die Geldpolitik nunmehr eingebunden ist in die Finanzierung des "Great Reset": Dem politischen Vorhaben, das Wenige, was von der freien Wirtschaft und Gesellschaft noch übrig ist, auch noch aus der Welt schaffen zu wollen.

Die Coronavirus-Krise, vor allem aber auch die grüne Politik sind dabei instrumental: Politisch diktierte Lockdowns sowie die herbeigeführte Energieverknappung und Energiepreisverteuerung sorgen für Firmenpleiten und Arbeitslosigkeit, entwerten die Ersparnis, machen immer mehr Menschen zu Bittstellern staatlicher Almosen.

Um die wahren volkswirtschaftlichen Kosten dieser Politik vor den Augen der Öffentlichkeit so gut es eben geht zu verbergen, die Bevölkerung ruhig zu stellen, geben die Staaten den Geschädigten viel Geld - Konsumgutscheine, Heizkostenzuschüsse etc. -, das sie sich durch Ausgabe von Schuldpapieren beschaffen, die wiederum von den Zentralbanken gekauft und mit neu geschaffenem Geld bezahlt werden.

Die unablässige Geldmengenvermehrung gaukelt der breiten Öffentlichkeit ein Wohlstandsniveau vor, welches es so gar nicht gibt, und das durch die anti-marktwirtschaftliche Great-Reset-Politik weiter abgebaut wird, ohne dass es die Menschen unmittelbar bemerken; die Geldmengeninflation verschleiert sozusagen die Kostenwahrheit. Folglich bleibt auch der notwendige Protest aus, der der Umwälzungsidee der Great-Reset-Befürwortern Einhalt gebieten könnte. Wird aber die Hochinflation bei den Güterpreisen vielleicht doch noch zum Erweckungserlebnis?

Politiker, Zentralbankräte und Hauptstromökonomen erklären den Menschen eifrig, die Ursache der Inflation sei nicht etwa bei den Zentralbanken und ihrer Geldpolitik zu verorten, sondern sie sei vielmehr Ergebnis des Ukraine-Krieges, des "Energiepreisschocks", werde durch Lohn-Preis-Spiralen bewirkt. Und weil das bei den meisten Menschen verfängt, oder sie keine Ahnung über grundlegende ökonomischen Zusammenhänge haben, kann die Zentralbank nahezu ungestört weitermachen mit ihrer inflationären Politik.

Ohne Inflation, ohne Hochinflation ließe sich der Great Reset nicht so vorantreiben, wie es bisher geschieht. Für die Menschen würde nämlich die dicke Rechnung des Vorhabens sofort sichtbar.

Wenn sich die Geldmenge nicht beliebig und in der politisch gewünschten Menge vermehren ließe, was würde dann geschehen? All die kreditfinanzierten Riesenbeträge, die der Staat zur Durchführung von Lockdowns und grüner Politik ausgibt, könnten dann entweder nicht aufgebracht werden, oder wenn doch, dann nur im Zuge massiv steigender Zinsen. Damit verbunden wären ein tiefer Absturz von Konjunktur und Finanzmärkten, Massenarbeitslosigkeit, Güterpreisdeflation, ein Kollaps des Kredit- und Bankensystems, möglicherweise sogar Hunger und Not.

Kein Zweifel, der wirtschaftliche und gesellschaftliche Umbau, der gerade in die Tat umgesetzt wird, wäre ohne beliebig vermehrbares Geld nur schwer durchsetzbar. Ungedecktes Geld ist also nicht nur inflationär, es sorgt auch dafür, die Freiheitsgrade in Wirtschaft und Gesellschaft zu verringern.

Schnappt die Falle endgültig zu, wenn erst einmal digitales Zentralbankgeld bei den Menschen auf Akzeptanz stößt? Ja, die Wahrscheinlichkeit ist groß. Aber man sollte nicht übersehen, dass auch digitales Zentralbankgeld ungedecktes Geld ist. Es ist genauso inflationär wie das nicht-digitale Geld auch. Und es unterliegt auch den gleichen politischen Anreizen, eine Inflationspolitik zu betreiben.

Wird die Inflation, die Sorge vor monetärer Enteignung jedoch zu hoch, und meiden die Menschen den Geldgebrauch, ist auch das staatliche Geld kompromittiert, egal ob es in nicht-digitaler oder digitaler Form verfügbar ist. Ohne ein allseits akzeptiertes Geld kommt es jedoch zur Krise in einer modernen, arbeitsteiligen Volkswirtschaft.

Durchaus denkbar also, dass der Great Reset letztlich quasi an sich selbst scheitert, bevor er zur Vollendung getrieben werden kann, und zwar an einer unerträglichen Hochinflation. Viel besser wäre es natürlich, man würde ihn hier und jetzt schon beenden und rückabwickeln, damit es dazu nicht erst einer läuternden monetären, wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Krise bedarf.


© Prof. Dr. Thorsten Polleit
Auszug aus dem Marktreport der Degussa Goldhandel GmbH


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