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Was Sie über Angebot und Nachfrage von physischem Gold wissen müssen

04.01.2023  |  Jan Nieuwenhuijs
Ein Großteil der Verwirrung rund um den Goldpreis hat mit der dualen Natur des Goldes zu tun, welches sowohl eine Währung als auch ein Rohstoff ist. Diese Verwirrung verliert sich, wenn man sich vergegenwärtigt, dass Gold im Hinblick auf die Dynamik von Angebot und Nachfrage eher wie eine Währung als ein Rohstoff gehandelt wird. Der Hauptunterschied zwischen Gold und vergänglichen Rohstoffen ist das Verhältnis von Lagerbestand zu Produktionsmenge, gemessen an der verfügbaren Menge geteilt durch die jährliche Produktionsmenge. Gold hat ein sehr hohes Stock-to-Flow-Verhältnis, während Rohstoffe wie Weizen ein niedriges Stock-to-Flow-Verhältnis aufweisen.

Vor Tausenden von Jahren begannen die Menschen, Gold als Geld zu nutzen, weil Gold beständig, leicht teilbar und knapp ist. Gold ist der am besten handelbare Rohstoff. Seine lange Tradition als Wertaufbewahrungsmittel bedeutet, dass im Laufe der Geschichte extrem wenig Gold verschwendet wurde. Der überwiegende Teil des jemals geförderten Goldes befindet sich immer noch unter uns. Folglich erhöht die jährliche Minenproduktion den oberirdischen Goldbestand um etwa 1,7%.

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Zum Zeitpunkt der Erstellung dieses Artikels beläuft sich der oberirdische Gesamtbestand an Gold auf 205.000 Tonnen und die globale Minenproduktion im Jahr 2021 betrug 3.560 Tonnen. Das Stock-to-Flow-Verhältnis (STFR) beträgt derzeit 58 (205.000/3.560). Das hohe STFR von Gold und die Tatsache, dass das meiste oberirdische Gold für monetäre Zwecke gehalten wird, lassen es wie eine Währung handeln. Um die Preisbildung von Gold zu verstehen, sollten wir uns zunächst die Dynamik von Angebot und Nachfrage bei einem vergänglichen Rohstoff ansehen. Dann werden wir erörtern, wie sich dies vom Goldmarkt unterscheidet.


Grundlagen von Angebot und Nachfrage bei Agrarrohstoffen

Auf der Grundlage der Daten von World Agricultural Supply and Demand Estimates (WASDE) beträgt das STFR auf dem Weizenmarkt 0,35 (278 Millionen Tonnen Lagerbestand geteilt durch 776 Millionen Tonnen Produktion). Ein niedriges STFR führt dazu, dass der Weizenpreis hauptsächlich durch die jährliche Produktion und den Verbrauch bestimmt wird. Vorhandene Lagerbestände können einen Überschuss oder ein Defizit auf dem Markt – berechnet als Produktion minus Verbrauch – nur bis zu einem gewissen Grad ausgleichen.

Weizen, der in einem Lagerhaus gelagert wird, beginnt nach einigen Jahren zu verderben, so dass ein Überschuss nicht vollständig als Lagerbestand absorbiert werden kann: Er muss verkauft werden, was den Preis senkt. Marktdefizite wiederum können nicht in vollem Umfang durch die Lagerbestände aufgefangen werden und erhöhen somit den Preis. Da die einzige Verwendung von Weizen der Verbrauch ist, für den feste Mengen benötigt werden, wird der Preis anhand Produktion und Verbrauch festgelegt.

Aus dem nachstehenden Chart geht hervor, dass seit 1974 ein Überschuss oder ein Defizit auf dem Weltmarkt für Weizen in 85% der Fälle positiv mit der Entwicklung des Weizenpreises korrelierte. Logischerweise führte ein Überschuss zu einem Preisrückgang und ein Defizit zu einem Preisanstieg. Beachten Sie, dass die linke Achse im Chart invertiert ist, um sie an den Weizenpreis anzupassen.

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Alle Weizenmarktteilnehmer stützen sich auf die Daten zu Angebot und Nachfrage bei Weizen und auf die Marktbilanz (Überschuss oder Defizit). Die Landwirte sehen sich die Bilanz an, um zu entscheiden, wie viel Weizen sie in der nächsten Saison anbauen werden. Spekulanten nutzen sie, um den künftigen Preis einzuschätzen. Die Erzeuger ziehen in Erwägung, Weizen durch einen anderen Rohstoff zu ersetzen, wenn der Preis steigt, und so weiter.


Goldangebots- und -nachfragedynamiken

Der Goldmarkt ist ganz anders. Da Gold nicht verbraucht wird und in erster Linie als Wertaufbewahrungsmittel dient, wird der Goldpreis nicht durch Produktion und Verbrauch festgelegt. Aufgrund seines hohen STFR besteht das Goldangebot hauptsächlich aus Beständen. Und da praktisch jeder Gold als Vermögensspeicher kauft, besteht auch die Nachfrage hauptsächlich aus Beständen. Der Goldmarkt besteht aus allen Arten von Geschäften, bei denen Metall von einem Bestand in einen anderen verschoben wird (mit oder ohne Veränderung der Form, des Gewichts oder der Reinheit des Metalls). Oder das Gold bleibt im selben Tresor, wechselt aber den Besitzer.


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