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Datenpotpourri für den USD wenig bekömmlich - Gold en vogue!

26.10.2007  |  Folker Hellmeyer
Der Euro eröffnet heute morgen bei 1.4335, nachdem gestern im Zuge enttäuschender US-Daten Höchstkurse bei 1.4345 markiert wurden. Der USD zeigt sich gegenüber dem JPY weniger beeindruckt und notiert aktuell bei 114.30. Wir erlauben uns auf die Tatsache aufmerksam zu machen, dass der Goldpreis heute in Fernost mit mehr als 776 USD pro Unze den höchsten Stand seit 1980 erreicht hat. Gold ist keine Währung "de jure". Gold ist eine Währung „de facto“. Von daher darf, nein, muss diese Entwicklung im Forex Report kommentiert werden.

Gold offeriert "Sex Appeal". Der "Sex Appeal" hat zwei weitere wesentliche Seiten. Gold hat sich in allen Krisen der 5.000 Jahre andauernden Geschichte als Zahlungsmittel bewährt. So etwas kann keine andere Währung von sich behaupten. Gold kann nicht beliebig von Zentralbanken "gedruckt" werden und ist damit wahrlich ein knappes Gut. Dieses knappe Gut zeigt sich dann von seiner besten Seite, wenn es im Gebälk des modernen Finanzwesens oder Finanzmarkts kracht. Wir sind heute mit einem US-zentrischen Währungssystem konfrontiert, dass solitär auf dem Vertrauen der Wirtschaftssubjekte in die aktuelle und zukünftige Wirtschafts- und Finanzkraft aufbaut.

Die aktuelle Finanzkrise in den USA gekoppelt mit den nicht ausreichend adressierten strukturellen Defiziten in den USA unterstreicht die Anfälligkeit der Ankerwährung. Die Tatsache, dass Japans Wirtschaftserfolg, der wesentlich am Export hängt, maßgeblich auf einer massiven Fehlbewertung des JPY basiert, kann hinsichtlich der Glaubwürdigkeit des JPY nicht überzeugen. Die Tatsache, dass die öffentliche Verschuldung Japans bei 160% - 170% des BIP liegt und die Demographie ein nachhaltiger Belastungsfaktor zukünftig sein wird, wirft mehr Fragen auf, als dass Antworten gegeben werden können. Der Euro als Alternative kann ökonomisch derzeit überzeugen. Er überzeugt auch hinsichtlich der Glaubwürdigkeit der EZB. Er überzeugt neuerdings bei den nationalen Anstrengungen, Budgetdefizite zu bekämpfen. Der Euro ist jedoch nach wie vor eine Währung ohne belastbares „Königreich“. Die nationalen Egoismen bis hin zur nationalen Egozentrik, zuletzt in Frankreich dank Herrn Sarkozy deutlich werdend, unterminieren die Glaubwürdigkeit des Euros mittel- und langfristig.

Mithin haben die drei größten Währungen unseres Finanzsystems latente und nachhaltige Defizite. Unter diesen genannten Aspekten ist es nur verständlich, dass Gold als Alternative ohnedemographische Belastungen, ohne strukturellen Defizite, ohne Bilanzskandale, ohne politische Lüge und ohne Arbeitslosigkeit eine Renaissance als nachhaltiges Investment erlebt. Dabei steht weniger der spekulative Aspekt im Vordergrund, als vielmehr der Aspekt der Werthaltigkeit.

Erstaunlicherweise waren die großen Investmentbanken bei dieser lang andauernden Investmentstory in Edelmetallen nur unmaßgeblich oder gar nicht involviert. Offensichtlich war man mit der Vermarktung anderer Investments und Vehikel beschäftigt.

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Die Wohlstandsmehrung in den Schwellenländern impliziert mittel- und langfristig eine erhöhte Nachfrage. Bereits aktuell bestehen im Hinblick auf die Gesamtnachfrage nach Gold Produktionsdefizite.

Unsere freundlichen westlichen Zentralbanken gleichen diese Produktionsdefizite zu großen Teilen aus und verkaufen in den letzten Jahren im Rahmen des Washingtoner Abkommens (aktuell 500 Tonnen p.a.) fleißig ihre Goldbestände, um dafür zinsbringende Anlagen zu, erwerben. Die Bank of England hat es dabei geschafft, ihre maßgeblichen Reserven zwischen 250 USD bis 300 USD "optimierend" zu versilbern. Darüber hinaus steht im Raum, dass über Swapvereinbarungen von den Zentralbanken sogar mehr Gold in den Markt abgegeben wurde, als offiziell bekannt ist. Fakt ist, dass die Goldbestände der Zentralbanken endlich sind. Jede verkaufte Tonne ist eine Tonne realer Reserven weniger. Jede verkaufte Tonne verringert das zukünftige Interventionsvolumen. Jede aktuell verkaufte Tonne erhöht das zukünftige Potential, da mit jeder verkauften Tonne ein aktuell künstlich niedriges Niveau subventioniert wird.

Sofern USD im Verkauf gegen Gold erworben werden, stellt sich darüber hinaus die Frage, ob es sich hier um Devisenreserven oder Devisenhypotheken handelt. Fakt ist, dass Reserven im Krisenfall das eigene Land stabilisieren und nicht destabilisieren sollen. Sind diese massiv angehäuften USD-Bestände im Krisenfall in diesen Größenordnungen verkäuflich und haben sie dann eine stabilisierende Wirkung? Im Hinblick auf die aktuellen Höchstkurse sind Korrekturen fraglos jederzeit möglich. Eine Trendwende ist jedoch mittel- langfristig nicht absehbar!

Der deutsche IFO-Index sank gestern von 104,2 auf 103,9 Punkte. Analysten hatten einen Rückgang auf 103,8 Punkte unterstellt. Die Daten aus den USA konnten nicht überzeugen. Die Arbeitslosenerstanträge sanken von 339.000 (revidiert von 337.000) auf 331.000. Die Prognose war bei 320.000 angesiedelt. Der Auftragseingang für langlebige Wirtschaftsgüter per September sank wider Erwarten um 1,7%. Erwartet war ein Anstieg um 1,5%. Darüber hinaus wurde der Vormonatswert von - ,9% auf -5,3% revidiert.

Der Absatz neuer Immobilien in der Größenordnung von nur 770.000 per September unterstreicht die Krisenlage. Erwartet war ein Wert von annualisiert 780.000. Noch wesentlicher ist die Revision des Vormonatswerts von 795.000 auf 735.000. Mithin wurde die Konsensusprognose für den Zweimonatszeitraum August - September um 70.000 oder verfehlt!

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Heute erwarten wir die Veröffentlichung der Geldmenge M-3 der Eurozone per Oktober. Analysten erwarten einen Rückgang von 11,6% auf 11,4%. Damit wird sich der Anstieg weiter auf einem Niveau bewegen, das jenseits der Komfortzone der EZB liegt.

Aus den USA folgt am Nachmittag das Verbrauchervertrauen nach Lesart der Uni Michigan per Oktober. Analysten gehen davon aus, dass der vorläufige Wert bei 82,0 im finalen Wert bestätigt wird.

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Zusammenfassend ergibt sich ein Szenario, das im Hinblick auf die Reife der technischen Lage und der politischen Umstände eine neutrale Haltung in der Parität EUR-USD favorisiert. Ein Unterschreiten der Unterstützungszone bei 1.4100 - 30 dreht den Bias zu Gunsten des USD.

Viel Erfolg!


© Folker Hellmeyer
Chef-Volkswirt der Bremer Landesbank






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