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Bang! Boom! Bang! … ein todsicheres Ding

01.11.2007  |  Folker Hellmeyer
Uns allen war es klar, den Fed-Fund-Futures (die wissen immer vorher schon, was nachher passiert) in den USA sowieso: Eine Zinssenkung ist so sicher wie das Amen in der Kirche. So war es! Den Euro hat es im Vorfeld mächtig beflügelt … eigentlich wurde alles beflügelt, nur nicht die guten alten Staatsanleihen, die wollte keiner mehr so recht haben.

Im Zuge der Verkündung haben wir gegen 19.30 die Marke von 1,45 geknackt und nach einer kleinen Achterbahnfahrt eröffnen wir heute Morgen bei 1,4469. EURJPY knabbert ebenfalls an seinem Zwischenhoch vom 15. Oktober bei 167,72. Interessant war allerdings, dass das Statement der US-Geld-Sherrifs relativ eindeutig signalisiert, dass es - zumindest im November - erstmal keine weitere Zinssenkung geben wird, da die Inflations- und Wachstumsrisiken sich zur Zeit ausgleichen. Für den Euro sollte dies eigentlich den Aufwärtsspielraum deutlich einengen und bestenfalls gehen wir in eine Konsolidierungsphase Richtung 1,40 über.


Ein kurzes Resümee des gestrigen Zahlencocktails:

  • Die Euroraum Verbraucherpreis-Prognose ist auf +2,6% taxiert worden. Bei der letzten Schätzung waren es noch 2,1% und die Erwartungen lagen bei +2,3%. Mit dem aktuellen Stand haben wir ein 2 Jahres-Hoch erreicht. Allem Anschein machen sich nun doch der seit Januar (in USD) um 80% gestiegene Ölpreis und die verteuerten Brötchen bemerkbar. Die EZB dürfte das wenig erfreuen, uns Verbraucher ebenfalls nicht!


  • Auf 18 Monatstief kam der Euroraum Konjunkturklima-Indikator, der damit wohl endgültig in die Phase des Ausatmens übergegangen ist. Der Gleichlauf zwischen diesem Indikator und dem Euroraum GDP ist durchaus gegeben, so dass wir mit Rückgängen auf 2% Wachstum auf Sicht der kommenden Monate rechnen können.

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    Ein kleiner Sprung über den großen Teich, dann auch aus USA kamen viele Zahlen, die im großen und ganzen gegen weitere Zinssenkungen sprechen.


  • Das auf Quartalsbasis hochgerechnete US-BIP für das Q3 hat mit +3,9% die Erwartungen förmlich gesprengt, denn die lagen bei nur +3,1%. Schauen wir uns die Zahlen etwas genauer an, dann gibt es viele Dinge zum Schmunzeln:

    - Der Wachstumsbeitrag aus Autoverkäufen lag bei -0,18% (in Q2 übrigens bei -0,1%). Sollten die zuletzt veröffentlichen Zahlen zum Autoabsatz (+4%) stimmen, dann werden wir einen phantastischen Wachstumsbeitrag in den kommenden Quartalen sehen.
    - Möbeleinrichtungen lieferten einen Beitrag von +0,34%.
    - Software und EDV-Verbundene Komponenten steuerten satte 0,42% bei, obwohl die Windows Vista Verkäufe nur schleppend laufen. Der annualisierte Verkauf von Computern ist auf annualisierter Quartalsbasis um 51% gestiegen. Respekt.
    - Ebenfalls seit zwei Quartalen deutlich im Aufwind der Staatsverbrauch: er steuerte +0,73% zu den 3,9% bei.


  • Weiterhin spitzenmäßig geht’s’ am Arbeitsmarkt zu: Der ADP-Employment Change Index kam bei +106.000 und damit über dem Vormonatswert. Dies veranlasst uns wieder zu einem Qicktipp: Die Zahlen am Freitag sollten besser als der Vormonatswert (+110.000) kommen, die Erwartungen liegen aktuell bei +86.000.


  • Die Bausgaben für September sind ebenfalls um +0,3% gestiegen anstatt um -0,5% zu fallen. Die "Privaten" sind seit 6 Monaten nicht in der Lage positive Impulse zu liefern. Dies übernehmen die öffentlichen Bauausgaben, die zum Vormonat um 1,9% gestiegen sind. Die Berechnung scheint allerdings nicht trivial und lässt ein paar Fragen offen …


  • Der Chicago PMI für Oktober lag mit 49,7 Punkten unter den Erwartungen von 53 Punkten. Im Einzelnen lagen Produktion und Beschäftigung unter 50 Punkten, die bezahlten Preise sind (dank weiter steigender Rohstoffkosten) von 59 auf 74,7 Punkte explodiert und die Neuaufträge sind von 56,2 auf 53,9 Punkte zurückgefallen. Fazit: Das war nix!


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    Zusammenfassend ergibt sich ein Szenario, das im Hinblick auf die Reife der technischen Lage und der politischen Umstände eine neutrale Haltung in der Parität EUR-USD favorisiert. Ein Unterschreiten der Unterstützungszone bei 1.4190 - 20 dreht den Bias zu Gunsten des USD.

    Viel Erfolg!


    © Folker Hellmeyer
    Chef-Volkswirt der Bremer Landesbank






    Hinweis: Meinungen oder Empfehlungen geben die Einschätzung des jeweiligen Verfassers wieder und stellen nicht notwendigerweise die Meinung der Bremer Landesbank oder deren assoziierter Unternehmen dar. Sie können sich jederzeit ohne vorherige Ankündigung ändern. Die hier enthaltenen Aussagen sind nicht als Angebot oder Empfehlung bestimmter Anlageprodukte zu verstehen. Dies gilt auch dann, wenn einzelne Emittenten oder Wertpapiere erwähnt werden. Hier enthaltene Informationen können auf die individuellen Verhältnisse des Anlegers abgestellte, kundenspezifische und objektorientierte Beratung nicht ersetzen. Bitte setzen Sie sich deshalb mit Ihrem bei der Bremer Landesbank zuständigen Berater in Verbindung.
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