Edelmetalle Aktuell
09.11.2007 | Wolfgang Wrzesniok-Roßbach
Edelmetalle wie Gold, Silber, Platin und die Platingruppenmetalle Palladium, Iridium, Osmium, Ruthenium und Rhodium gehören zum Kerngeschäft der W.C. Heraeus GmbH mit Stammsitz in Hanau. Das Tochterunternehmen Heraeus Metallhandelsgesellschaft mbH ist für den weltweiten Handel der Edelmetalle im Konzern tätig. In einem wöchentlich erscheinenden Marktbericht veröffentlicht das Unternehmen einen Marktüberlick in mehreren Sprachen.
So knapp und doch vorbei: Der Goldpreis schrammte gestern um Haaresbreite an einem neuen Allzeithoch vorbei. Am späten Vormittag notierte das Metall kurzzeitig 845,50 $ je Unze. Damit verfehlte es das Allzeithoch vom Januar 1980 um gerade einmal 5 Dollars.
Das Gold stieg damit vom vergangenen Donnerstag bis gestern um 54 Dollars an, eine solche Bewegung ist selbst für den einige Volatilität gewöhnten Goldmarkt absolut ungewöhnlich.
Verantwortlich für den Kursanstieg waren in erster Linie wieder zwei altbekannte Faktoren: Zum einen erreichte der Ölpreis in dieser Woche fast die Marke von 100 $ je Barrel, zum anderen fiel der Dollar gegenüber dem Euro (bzw. der DM) auf ein neues Allzeittief bei 1,4750. Der Kursrutsch beim Dollar wurde vor allem auch durch Kommentare eines chinesischen Offiziellen verursacht, der sagte, dass sein Land in Zukunft die Währungsreserven mehr diversifizieren wolle.
Vordergründig verlief der Anstieg der letzten Tage in einigermaßen geordneten Bahnen. Allerdings hat das Gold nun seit August 205 Dollars (oder 32%) zugelegt und spätestens nach der sprunghaften Entwicklung der letzten acht Tage müssen Zweifel gestattet sein, ob wirklich alle Kaufentscheidungen noch von Vernunft getrieben sind, oder hier nicht nur eine weitere Spekulationsblase aufgebaut wird. Die spekulativen Börsenpositionen in New York und Tokio betragen inzwischen weit über 800 Tonnen, über einen ähnlich hohen Betrag verfügen auch die Käufer der verschiedenen ETFs. Zusammengenommen verfügen diese beide Gruppen über eine Position in Höhe von 2/3
einer Weltjahresproduktion.
Trotzdem ist das Gold auch fundamental in einer deutlich besseren Verfassung als noch 2006 (siehe hierzu unsere letzten Berichte). Man sollte aber nicht aus dem Auge verlieren, dass nach einem am Ende ähnlich übertriebenen Anstieg im vergangenen Jahr der Wert des gelben Metalls innerhalb von vier Wochen um über 25% einbrach.
Insofern wären wir nicht überrascht, wenn sich die bisher noch verhaltene Konsolidierung der letzten 24 Stunden (aktuell notiert das Metall bei 840 $) erst einmal fortsetzt, wobei auch nicht auszuschließen ist, dass sie vielleicht erst einsetzt, nachdem das Metall vorher noch knapp ein neues Allzeithoch erreicht hat.
Nach einem mehr oder weniger deutlicher Rückgang (charttechnische Unterstützung gibt es bei 800 $ und bei 745 $) würden wir industriellen Verbrauchern aber dann schon wieder empfehlen, sich Vorräte anzulegen. Für das nächste Jahr sehen wir nämlich durchaus eine Chance noch einmal höhere Kurse.
Dass die aktuelle Entwicklung keine Einbahnstraße sein muss, zeigt auch das Verhalten der Goldhändler und -verarbeiter in Asien. Unsere Kollegen in Hongkong berichten von einer in jüngster Zeit sinkenden Nachfrage der Schmuckindustrie. Gleiches ist auch aus Indien zu hören, wo im Oktober die Importe im Vergleich zum Vorjahr von damals 64 Tonnen auf jetzt nur noch 14 Tonnen gefallen seien.
Zur Freude seiner Anhänger blies das Silber, das in den letzten Wochen der Preisentwicklung des Goldes stets mehr oder weniger hinterherhinkte, nun zur großen Aufholjagd.
Das Metall profitierte dabei eindeutig von den Vorgaben des großen Bruders, allerdings konnte es auch bei den Charttechnikern Boden gut machen und diese Tatsache war am Ende wohl auch ausschlaggebend. Zunächst stieg das Silber am Montag über das Wochenhoch der vergangenen Woche, was weitere Käufe auslöste. Den nächsten Schub gab es dann, als der Höchstkurs von Mai vergangenen Jahres bei 15,20 $ bersprungen wurde. Bis gestern Mittag stieg das Metall dann ohne große Korrekturen auf 16,20 $ und damit auf ein neues 28-Jahreshoch an.
Dieser jüngste Kurssprung stellte sich dann aber rasch als übertrieben heraus und in den letzten 24 Stunden musste das Metall erst einmal wieder herbe Einbußen hinnehmen. Heute Morgen in Asien lag es zeitweise bei unter 15 $ je Unze, im Laufe des Vormittags konnte es dann aber wieder bis auf 15,45 $ je Unze zulegen. Die momentane Lage auf dem Silbermarkt ist ausgesprochen nervös und vom jetzigen Niveau aus kann in den nächsten Tagen so ziemlich alles passieren. Solange der Goldpreis einigermaßen stabil bleibt, sollte es zu keiner Wiederholung des letztjährigen Szenarios kommen. Damals fiel das Metall innerhalb von wemigen Wochen von dem oben erwähnten Höchstkurs auf unter 10 Dollars zurück, bevor es einen Boden fand. Momentan gibt es jedenfalls bei 14,50 $ erst einmal eine starke charttechnische Unterstützung.
Die Exporte aus China haben sich angesichts des Höhenflugs des Silberpreises in dieser Woche weiter beschleunigt. Unsere Kollegen in Hongkong berichten, dass die zuletzt leeren Lager in der ehemaligen Kronkolonie nun wieder deutlich gefüllt sind.
Das Londoner Analysehaus GFMS erwartet, dass 2008 eine starke Nachfrage nach Silberinvestments den sinkenden Bedarf im Industriebreich und die gleichzeitig steigende Produktion ausgleichen werde. Für das nächste Jahr erwartet GFMS eine Handelsspanne zwischen 13,20 $ und 16,50 $.
GFMS wies bei dieser Gelegenheit aber auch darauf hin, dass die Käufe durch Investoren über dem eher verhaltenen Niveau dieses Jahres liegen müssten, um den Aufwärtstrend insgesamt intakt zu halten.
Für dieses Jahr sehen die Londoner bei der Neuproduktion bereits eine Steigerung in Höhe von 3,6% (oder 725 Tonnen) voraus. Die industrielle Nachfrage dürfte 2007 noch um 5% steigen, angesichts eines nachlassenden Wirtschaftswachstums dann aber im nächsten Jahr fallen. Den größten Einbruch habe es laut GFMS in diesem Jahr bei der Fotoindustrie gegeben, in diesem für das Metall ehemals sehr wichtigen Industriezweig wurden rund 10% weniger Silber verbraucht.
Das nach dem Rhodium teuerste Edelmetall stieg in den vergangenen acht Tagen weiter an. Dabei erreichte es mit 1.484 $ je Unze gestern Vormittag ein neues Allzeithoch. Allerdings war das Plus gegenüber der Vorwoche im Vergleich zum Gold mit 44 $ vergleichsweise verhalten. Auch konnte das hohe Niveau nicht gehalten werden, heute morgen lag das Metall schon wieder 25 $ tiefer bei 1.459 $ je Unze.
Die jüngste Entwicklung hat durch die extreme Dollar-Schwäche für europäische Verbraucher nicht ganz die negativen Folgen wie für jene, die in US-Dollars rechnen müssen: Allerdings hat auch hierzulande der Preis seit Anfang des Jahres um € 165 je Unze (€ 5,30 je Gramm) auf jetzt € 1.015 je Unze zugelegt.
Für die Entwicklung in dieser Woche waren weder neue, negative Meldungen aus den Produktionsländern verantwortlich, noch gab es auf der Verbrauchsseite ausgesprochen positive Meldungen. Was dem Platin stattdessen geholfen haben dürfte, war vielmehr die generell freundliche Entwicklung auf den Edelmetallmärkten, welche vor allem auch für spekulative Nachfrage durch Händler sorgte.
Als treibende Kraft kommt speziell beim Platin aber sicher auch der hohe Ölpreis hinzu, der die Erwartungen hinsichtlich eines höheren Absatzes an dieselgetriebenen Fahrzeugen auch für solche Länder beflügelt, die sich bisher als eher schwieriges Pflaster für die Dieseltechnik erwiesen hatten. Zuallererst wären da natürlich die USA zu nennen.
Die jüngsten Veröffentlichungen der Agenturen zu den Neuzulassungen haben dieses Thema nicht speziell behandelt. Sie fokussierten sich stattdessen auf die allgemeinen Absatzzahlen für Oktober.
In Deutschland wurden nach dem am Montag in Flensburg vorgestellten Zahlen des Kraftfahrt-Bundesamts im Oktober insgesamt gut 282.000 Pkws neu zugelassen. Dies entspricht gegenüber dem September einem Plus von 6,2 Prozent, im Vergleich zum Vorjahr allerdings einem Minus in Höhe von 4,1 Prozent. Auch für das Gesamtjahr sieht die Bilanz bisher tiefrot aus: Bei den Pkws wurden insgesamt 7,6 Prozent weniger Neuzulassungen gezählt, der Gesamtmarkt in Deutschland liegt um 5,7 Prozent hinten. In Westeuropa legten die Verkäufe im Oktober dagegen insgesamt um 5% auf 1,2 Mio. Autos zu, allerdings gab es im Vergleich zum Vorjahr auch einen Verkaufstag mehr. Im weltgrößten Automarkt, den USA, wurden im vergangenen Monat 1,23 Mio. Autos verkauft und damit (adjustiert) rund 3% weniger als im Vorjahr. Angesichts der Unsicherheit bezüglich der weiteren Wirtschaftsentwicklung ist dies aber immer noch ein vergleichsweise respektables Ergebnis. Der Gesamtabsatz in diesem Jahr in den USA dürfte bei knapp über 16 Mio. Autos liegen, für das kommende Jahr erwartet z.B. der neue Chrysler-Chef LaSorda dann eine Zahl, die zum ersten Mal seit zehn Jahren unter dieser Marke liegt.
Aufgefangen werden solche Verluste aber durch einen höheren Absatz in Asien. Eine von Hyundai vorgestellte Studie geht davon aus, dass in China im nächsten Jahr 10 Mio. Autos und damit über 1 Mio. mehr als 2007 verkauft werden. Weltweit erwarten die Koreaner im nächsten Jahr Verkäufe in Höhe von 71,8 Mio. Autos, 2007 werde der Wert dagegen noch unter 68,5 Mio. Fahrzeugen liegen.
Für die nächste Woche erwarten wir beim Platin erst einmal keine wesentlichen Änderungen. Das weiße Metall wird, so es denn keine neuen Meldungen aus Südafrika gibt, weiter von der Entwicklung des Goldpreises abhängen und sich dabei aller Voraussicht nach zwischen 1.400 $ und 1.500 $ je Unze bewegen.
Das Palladium konnte von der ungebremsten Hausse bei den anderen Metallen nur bedingt profitieren. Von einem Niveau von 370 $ je Unze am vergangenen Donnerstag aus stieg das Metall zeitweise aber immerhin auf 382 $ an.
Damit überstieg es das letzte Hoch von Anfang Oktober bei 379 $ um gerade einmal ein knappes Prozent, den Höchststand dieses Jahres bei 384 $ und erst recht die Spitze vom vergangenen Jahr bei 406 $ konnte es dagegen nicht erreichen.
In den letzten 24 Stunden ist die Notierung dann vor allem durch Gewinnmitnahmen wieder gefallen, heute morgen notierte das Metall vorübergehend wieder bei nur noch 370 $ je Unze.
Einer der Gründe für die verhaltene Entwicklung, die zunächst auch noch andauern dürfte, ist das geringe industrielle Kaufinteresse auf dem aktuellen Niveau. Von dieser Seite wird das Feld überwiegend den Händlern und Spekulanten überlassen und diese tendieren sehr viel schneller auch mal zu Gewinnmitnahmen.
Langfristig bleiben wir weiter eher positiv eingestellt, industriellen Verbrauchern empfehlen wir deshalb weiter, Rückschläge für Sicherungsgeschäfte zu nutzen.
Der in der letzten Woche gezeigte Optimismus bezüglich des Rhodiumpreises erwies sich als berechtigt und die von uns empfohlenen Absicherungsgeschäfte liegen nun schon deutlich im Plus. Der Preis für das Metall ist dank guter Nachfrage aus der Industrie und von Händlern in dieser Woche auf 6.550 $ - 6.600 $ gestiegen, ein Ende der freundlichen Entwicklung ist - vor allem aufgrund des knappen Angebots - derzeit nicht in Sicht.
Der Handel mit Ruthenium verläuft aktuell sehr ruhig. Die ausreichende Verfügbarkeit hat dazu geführt, dass die Notierung noch einmal leicht auf 495 $ - 540 $ zurückgenommen wurde.
Iridium liegt weiterhin bei 425 $ - 450 $ je Unze, die Nachfrage hat auf niedrigem Niveau leicht angezogen.
© Wolfgang Wrzesniok-Roßbach
Heraeus Metallhandelsgesellschaft mbH
Disclaimer: Die in Edelmetalle Aktuell enthaltenen Informationen und Meinungen beruhen auf den Markteinschätzungen durch die Heraeus Metallhandelsgesellschaft mbH (Heraeus) zum Zeitpunkt der Zusammenstellung. Der Bericht ist nicht für Privatanleger gedacht, sondern richtet sich an Personen, die gewerbsmäßig mit Edelmetallen handeln. Die in diesem Bericht Informationen, Meinungen und Markteinschätzungen unterliegen dem Einfluss zahlreicher Faktoren sowie kontinuierlichen Veränderungen und stellen keinerlei Form der Beratung oder Empfehlung dar, eine eigene Meinungsbildung des Empfängers bleibt unverzichtbar. Preisprognosen und andere zukunftsgerich-tete Aussagen sind mit Risiken und Unwägbarkeiten verbunden und die tatsächlichen Ergebnisse und Entwicklungen können erheblich von den geäußerten Erwartungen und Annahmen abweichen. Heraeus und/oder Kunden können Transaktionen im Hinblick auf die in dieser Ausarbeitung genannten Produkte vorgenommen haben, bevor diese Informationen veröffentlicht wurden. Infolge solcher Transaktionen kann Heraeus über Informationen verfügen, die nicht in dieser Ausarbeitung enthalten sind. Heraeus übernimmt keine Verpflichtung, diese Informationen zu aktualisieren. Diese Ausarbeitung dient ausschließlich der Information des jeweiligen Empfängers. Sie darf weder in Auszügen noch als Ganzes ohne schriftliche Genehmigung durch Heraeus vervielfältigt oder an andere Personen weitergegeben werden. Die in dieser Ausarbeitung enthaltenen oder ihr zugrundeliegenden Informationen beruhen auf für zuverlässig und korrekt gehaltenen Quellen. Heraeus haftet jedoch nicht für die Richtigkeit, Genauigkeit und Vollständigkeit der Informationen sowie für etwaige Folgen ihrer Verwendung. Ferner übernimmt Heraeus keine Gewähr dafür, dass die genannten Preise tatsächlich erzielt worden sind oder bei entsprechenden Marktverhältnissen aktuell oder in Zukunft erzielt werden können.
- Gold
So knapp und doch vorbei: Der Goldpreis schrammte gestern um Haaresbreite an einem neuen Allzeithoch vorbei. Am späten Vormittag notierte das Metall kurzzeitig 845,50 $ je Unze. Damit verfehlte es das Allzeithoch vom Januar 1980 um gerade einmal 5 Dollars.
Das Gold stieg damit vom vergangenen Donnerstag bis gestern um 54 Dollars an, eine solche Bewegung ist selbst für den einige Volatilität gewöhnten Goldmarkt absolut ungewöhnlich.
Verantwortlich für den Kursanstieg waren in erster Linie wieder zwei altbekannte Faktoren: Zum einen erreichte der Ölpreis in dieser Woche fast die Marke von 100 $ je Barrel, zum anderen fiel der Dollar gegenüber dem Euro (bzw. der DM) auf ein neues Allzeittief bei 1,4750. Der Kursrutsch beim Dollar wurde vor allem auch durch Kommentare eines chinesischen Offiziellen verursacht, der sagte, dass sein Land in Zukunft die Währungsreserven mehr diversifizieren wolle.
Vordergründig verlief der Anstieg der letzten Tage in einigermaßen geordneten Bahnen. Allerdings hat das Gold nun seit August 205 Dollars (oder 32%) zugelegt und spätestens nach der sprunghaften Entwicklung der letzten acht Tage müssen Zweifel gestattet sein, ob wirklich alle Kaufentscheidungen noch von Vernunft getrieben sind, oder hier nicht nur eine weitere Spekulationsblase aufgebaut wird. Die spekulativen Börsenpositionen in New York und Tokio betragen inzwischen weit über 800 Tonnen, über einen ähnlich hohen Betrag verfügen auch die Käufer der verschiedenen ETFs. Zusammengenommen verfügen diese beide Gruppen über eine Position in Höhe von 2/3
einer Weltjahresproduktion.
Trotzdem ist das Gold auch fundamental in einer deutlich besseren Verfassung als noch 2006 (siehe hierzu unsere letzten Berichte). Man sollte aber nicht aus dem Auge verlieren, dass nach einem am Ende ähnlich übertriebenen Anstieg im vergangenen Jahr der Wert des gelben Metalls innerhalb von vier Wochen um über 25% einbrach.
Insofern wären wir nicht überrascht, wenn sich die bisher noch verhaltene Konsolidierung der letzten 24 Stunden (aktuell notiert das Metall bei 840 $) erst einmal fortsetzt, wobei auch nicht auszuschließen ist, dass sie vielleicht erst einsetzt, nachdem das Metall vorher noch knapp ein neues Allzeithoch erreicht hat.
Nach einem mehr oder weniger deutlicher Rückgang (charttechnische Unterstützung gibt es bei 800 $ und bei 745 $) würden wir industriellen Verbrauchern aber dann schon wieder empfehlen, sich Vorräte anzulegen. Für das nächste Jahr sehen wir nämlich durchaus eine Chance noch einmal höhere Kurse.
Dass die aktuelle Entwicklung keine Einbahnstraße sein muss, zeigt auch das Verhalten der Goldhändler und -verarbeiter in Asien. Unsere Kollegen in Hongkong berichten von einer in jüngster Zeit sinkenden Nachfrage der Schmuckindustrie. Gleiches ist auch aus Indien zu hören, wo im Oktober die Importe im Vergleich zum Vorjahr von damals 64 Tonnen auf jetzt nur noch 14 Tonnen gefallen seien.
- Silber
Zur Freude seiner Anhänger blies das Silber, das in den letzten Wochen der Preisentwicklung des Goldes stets mehr oder weniger hinterherhinkte, nun zur großen Aufholjagd.
Das Metall profitierte dabei eindeutig von den Vorgaben des großen Bruders, allerdings konnte es auch bei den Charttechnikern Boden gut machen und diese Tatsache war am Ende wohl auch ausschlaggebend. Zunächst stieg das Silber am Montag über das Wochenhoch der vergangenen Woche, was weitere Käufe auslöste. Den nächsten Schub gab es dann, als der Höchstkurs von Mai vergangenen Jahres bei 15,20 $ bersprungen wurde. Bis gestern Mittag stieg das Metall dann ohne große Korrekturen auf 16,20 $ und damit auf ein neues 28-Jahreshoch an.
Dieser jüngste Kurssprung stellte sich dann aber rasch als übertrieben heraus und in den letzten 24 Stunden musste das Metall erst einmal wieder herbe Einbußen hinnehmen. Heute Morgen in Asien lag es zeitweise bei unter 15 $ je Unze, im Laufe des Vormittags konnte es dann aber wieder bis auf 15,45 $ je Unze zulegen. Die momentane Lage auf dem Silbermarkt ist ausgesprochen nervös und vom jetzigen Niveau aus kann in den nächsten Tagen so ziemlich alles passieren. Solange der Goldpreis einigermaßen stabil bleibt, sollte es zu keiner Wiederholung des letztjährigen Szenarios kommen. Damals fiel das Metall innerhalb von wemigen Wochen von dem oben erwähnten Höchstkurs auf unter 10 Dollars zurück, bevor es einen Boden fand. Momentan gibt es jedenfalls bei 14,50 $ erst einmal eine starke charttechnische Unterstützung.
Die Exporte aus China haben sich angesichts des Höhenflugs des Silberpreises in dieser Woche weiter beschleunigt. Unsere Kollegen in Hongkong berichten, dass die zuletzt leeren Lager in der ehemaligen Kronkolonie nun wieder deutlich gefüllt sind.
Das Londoner Analysehaus GFMS erwartet, dass 2008 eine starke Nachfrage nach Silberinvestments den sinkenden Bedarf im Industriebreich und die gleichzeitig steigende Produktion ausgleichen werde. Für das nächste Jahr erwartet GFMS eine Handelsspanne zwischen 13,20 $ und 16,50 $.
GFMS wies bei dieser Gelegenheit aber auch darauf hin, dass die Käufe durch Investoren über dem eher verhaltenen Niveau dieses Jahres liegen müssten, um den Aufwärtstrend insgesamt intakt zu halten.
Für dieses Jahr sehen die Londoner bei der Neuproduktion bereits eine Steigerung in Höhe von 3,6% (oder 725 Tonnen) voraus. Die industrielle Nachfrage dürfte 2007 noch um 5% steigen, angesichts eines nachlassenden Wirtschaftswachstums dann aber im nächsten Jahr fallen. Den größten Einbruch habe es laut GFMS in diesem Jahr bei der Fotoindustrie gegeben, in diesem für das Metall ehemals sehr wichtigen Industriezweig wurden rund 10% weniger Silber verbraucht.
- Platin
Das nach dem Rhodium teuerste Edelmetall stieg in den vergangenen acht Tagen weiter an. Dabei erreichte es mit 1.484 $ je Unze gestern Vormittag ein neues Allzeithoch. Allerdings war das Plus gegenüber der Vorwoche im Vergleich zum Gold mit 44 $ vergleichsweise verhalten. Auch konnte das hohe Niveau nicht gehalten werden, heute morgen lag das Metall schon wieder 25 $ tiefer bei 1.459 $ je Unze.
Die jüngste Entwicklung hat durch die extreme Dollar-Schwäche für europäische Verbraucher nicht ganz die negativen Folgen wie für jene, die in US-Dollars rechnen müssen: Allerdings hat auch hierzulande der Preis seit Anfang des Jahres um € 165 je Unze (€ 5,30 je Gramm) auf jetzt € 1.015 je Unze zugelegt.
Für die Entwicklung in dieser Woche waren weder neue, negative Meldungen aus den Produktionsländern verantwortlich, noch gab es auf der Verbrauchsseite ausgesprochen positive Meldungen. Was dem Platin stattdessen geholfen haben dürfte, war vielmehr die generell freundliche Entwicklung auf den Edelmetallmärkten, welche vor allem auch für spekulative Nachfrage durch Händler sorgte.
Als treibende Kraft kommt speziell beim Platin aber sicher auch der hohe Ölpreis hinzu, der die Erwartungen hinsichtlich eines höheren Absatzes an dieselgetriebenen Fahrzeugen auch für solche Länder beflügelt, die sich bisher als eher schwieriges Pflaster für die Dieseltechnik erwiesen hatten. Zuallererst wären da natürlich die USA zu nennen.
Die jüngsten Veröffentlichungen der Agenturen zu den Neuzulassungen haben dieses Thema nicht speziell behandelt. Sie fokussierten sich stattdessen auf die allgemeinen Absatzzahlen für Oktober.
In Deutschland wurden nach dem am Montag in Flensburg vorgestellten Zahlen des Kraftfahrt-Bundesamts im Oktober insgesamt gut 282.000 Pkws neu zugelassen. Dies entspricht gegenüber dem September einem Plus von 6,2 Prozent, im Vergleich zum Vorjahr allerdings einem Minus in Höhe von 4,1 Prozent. Auch für das Gesamtjahr sieht die Bilanz bisher tiefrot aus: Bei den Pkws wurden insgesamt 7,6 Prozent weniger Neuzulassungen gezählt, der Gesamtmarkt in Deutschland liegt um 5,7 Prozent hinten. In Westeuropa legten die Verkäufe im Oktober dagegen insgesamt um 5% auf 1,2 Mio. Autos zu, allerdings gab es im Vergleich zum Vorjahr auch einen Verkaufstag mehr. Im weltgrößten Automarkt, den USA, wurden im vergangenen Monat 1,23 Mio. Autos verkauft und damit (adjustiert) rund 3% weniger als im Vorjahr. Angesichts der Unsicherheit bezüglich der weiteren Wirtschaftsentwicklung ist dies aber immer noch ein vergleichsweise respektables Ergebnis. Der Gesamtabsatz in diesem Jahr in den USA dürfte bei knapp über 16 Mio. Autos liegen, für das kommende Jahr erwartet z.B. der neue Chrysler-Chef LaSorda dann eine Zahl, die zum ersten Mal seit zehn Jahren unter dieser Marke liegt.
Aufgefangen werden solche Verluste aber durch einen höheren Absatz in Asien. Eine von Hyundai vorgestellte Studie geht davon aus, dass in China im nächsten Jahr 10 Mio. Autos und damit über 1 Mio. mehr als 2007 verkauft werden. Weltweit erwarten die Koreaner im nächsten Jahr Verkäufe in Höhe von 71,8 Mio. Autos, 2007 werde der Wert dagegen noch unter 68,5 Mio. Fahrzeugen liegen.
Für die nächste Woche erwarten wir beim Platin erst einmal keine wesentlichen Änderungen. Das weiße Metall wird, so es denn keine neuen Meldungen aus Südafrika gibt, weiter von der Entwicklung des Goldpreises abhängen und sich dabei aller Voraussicht nach zwischen 1.400 $ und 1.500 $ je Unze bewegen.
- Palladium
Das Palladium konnte von der ungebremsten Hausse bei den anderen Metallen nur bedingt profitieren. Von einem Niveau von 370 $ je Unze am vergangenen Donnerstag aus stieg das Metall zeitweise aber immerhin auf 382 $ an.
Damit überstieg es das letzte Hoch von Anfang Oktober bei 379 $ um gerade einmal ein knappes Prozent, den Höchststand dieses Jahres bei 384 $ und erst recht die Spitze vom vergangenen Jahr bei 406 $ konnte es dagegen nicht erreichen.
In den letzten 24 Stunden ist die Notierung dann vor allem durch Gewinnmitnahmen wieder gefallen, heute morgen notierte das Metall vorübergehend wieder bei nur noch 370 $ je Unze.
Einer der Gründe für die verhaltene Entwicklung, die zunächst auch noch andauern dürfte, ist das geringe industrielle Kaufinteresse auf dem aktuellen Niveau. Von dieser Seite wird das Feld überwiegend den Händlern und Spekulanten überlassen und diese tendieren sehr viel schneller auch mal zu Gewinnmitnahmen.
Langfristig bleiben wir weiter eher positiv eingestellt, industriellen Verbrauchern empfehlen wir deshalb weiter, Rückschläge für Sicherungsgeschäfte zu nutzen.
- Rhodium, Ruthenium, Iridium
Der in der letzten Woche gezeigte Optimismus bezüglich des Rhodiumpreises erwies sich als berechtigt und die von uns empfohlenen Absicherungsgeschäfte liegen nun schon deutlich im Plus. Der Preis für das Metall ist dank guter Nachfrage aus der Industrie und von Händlern in dieser Woche auf 6.550 $ - 6.600 $ gestiegen, ein Ende der freundlichen Entwicklung ist - vor allem aufgrund des knappen Angebots - derzeit nicht in Sicht.
Der Handel mit Ruthenium verläuft aktuell sehr ruhig. Die ausreichende Verfügbarkeit hat dazu geführt, dass die Notierung noch einmal leicht auf 495 $ - 540 $ zurückgenommen wurde.
Iridium liegt weiterhin bei 425 $ - 450 $ je Unze, die Nachfrage hat auf niedrigem Niveau leicht angezogen.
© Wolfgang Wrzesniok-Roßbach
Heraeus Metallhandelsgesellschaft mbH
Disclaimer: Die in Edelmetalle Aktuell enthaltenen Informationen und Meinungen beruhen auf den Markteinschätzungen durch die Heraeus Metallhandelsgesellschaft mbH (Heraeus) zum Zeitpunkt der Zusammenstellung. Der Bericht ist nicht für Privatanleger gedacht, sondern richtet sich an Personen, die gewerbsmäßig mit Edelmetallen handeln. Die in diesem Bericht Informationen, Meinungen und Markteinschätzungen unterliegen dem Einfluss zahlreicher Faktoren sowie kontinuierlichen Veränderungen und stellen keinerlei Form der Beratung oder Empfehlung dar, eine eigene Meinungsbildung des Empfängers bleibt unverzichtbar. Preisprognosen und andere zukunftsgerich-tete Aussagen sind mit Risiken und Unwägbarkeiten verbunden und die tatsächlichen Ergebnisse und Entwicklungen können erheblich von den geäußerten Erwartungen und Annahmen abweichen. Heraeus und/oder Kunden können Transaktionen im Hinblick auf die in dieser Ausarbeitung genannten Produkte vorgenommen haben, bevor diese Informationen veröffentlicht wurden. Infolge solcher Transaktionen kann Heraeus über Informationen verfügen, die nicht in dieser Ausarbeitung enthalten sind. Heraeus übernimmt keine Verpflichtung, diese Informationen zu aktualisieren. Diese Ausarbeitung dient ausschließlich der Information des jeweiligen Empfängers. Sie darf weder in Auszügen noch als Ganzes ohne schriftliche Genehmigung durch Heraeus vervielfältigt oder an andere Personen weitergegeben werden. Die in dieser Ausarbeitung enthaltenen oder ihr zugrundeliegenden Informationen beruhen auf für zuverlässig und korrekt gehaltenen Quellen. Heraeus haftet jedoch nicht für die Richtigkeit, Genauigkeit und Vollständigkeit der Informationen sowie für etwaige Folgen ihrer Verwendung. Ferner übernimmt Heraeus keine Gewähr dafür, dass die genannten Preise tatsächlich erzielt worden sind oder bei entsprechenden Marktverhältnissen aktuell oder in Zukunft erzielt werden können.