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Edelmetalle Aktuell

16.11.2007  |  Wolfgang Wrzesniok-Roßbach
Edelmetalle wie Gold, Silber, Platin und die Platingruppenmetalle Palladium, Iridium, Osmium, Ruthenium und Rhodium gehören zum Kerngeschäft der W.C. Heraeus GmbH mit Stammsitz in Hanau. Das Tochterunternehmen Heraeus Metallhandelsgesellschaft mbH ist für den weltweiten Handel der Edelmetalle im Konzern tätig. In einem wöchentlich erscheinenden Marktbericht veröffentlicht das Unternehmen einen Marktüberlick in mehreren Sprachen.

  • Gold

Nach dem zweimaligen Scheitern des Goldpreises am 1980er Allzeithoch von 850 $, ging es in dieser Woche erst einmal kräftig nach unten. Das gelbe Metall fiel am Montag innerhalb von 24 Stunden 40 Dollars (oder 5%) auf nur noch 790 $ zurück. Verantwortlich für den kräftigen Einbruch, der auch wegweisend war für die anderen Metalle, waren vor allem Gewinnmitnahmen von Händlern und Spekulanten, aber auch von Anlegern in ETFs (siehe Seite 4). Zusätzlich gab es aber auch Berichte darüber, dass zuletzt mehr Sekundärmaterial auf den Markt geworfen wurde. Außerdem hielt sich die bis vor einigen Wochen, was den Preis betrifft, erstaunlich wenig sensitive Schmuckindustrie nun doch deutlicher mit Käufen zurück.

Angesichts zahlreicher Analysten, die langfristig weiter positiv gestimmt sind und einer, auch unserer Meinung nach insgesamt positiven fundamentalen Ausgangslage, hat es nach dem Rückgang diese Woche nicht lange gedauert, bis der Markt wieder drehte und die Bullen die Oberhand gewannen. Bis heute morgen stieg der Goldpreis deshalb schon wieder auf 818 $ je Unze an. Trotz dieses Anstiegs herrscht aber weiter Unsicherheit vor, in wie weit der Rückgang in der ersten Wochenhälfte schon die gesamte, überfällig gewesene Korrektur dargestellt hatte. Entsprechende Zweifel führten dann auch dazu, dass das Metall in den letzten Stunden wieder auf 795 $ zurückfiel. Auch der leicht erstarkende Dollar war einer der negativen Faktoren.

Trotz der positiven Grundhaltung können wir nicht ausschließen, dass sich die eingeleitete Korrektur erst noch einmal fortsetzt. Eine Bewegung wie im vergangenen Jahr, als der Goldpreis innerhalb kurzer Zeit um 25% einbrach, erwarten wir aber nicht. Kurzfristig wird viel davon abhängen, ob sich das Metall über der Marke von 790 $ halten kann, hier verläuft aktuell eine sehr wichtige charttechnische Unterstützung. Falls diese nicht verteidigt werden, ist ein Rückgang auf die schon im letzten Bericht erwähnte Marke von 745 $ nicht auszuschließen. Der langfristige Aufwärtstrend bliebe aber auch in einem solchen Fall trotzdem weiter intakt.

Von der fundamentalen Seite her gab es in den letzten Tagen nicht sehr viele Meldungen: Die Zentralbanken verkauften zuletzt etwas weniger (siehe Link auf Seite 4) und bei den Minen blieb es überwiegend ruhig. Nur in der Beatrix-Mine von Gold Fields kam es zu Produktionsausfällen, nachdem bei einem Streit unter Bergleuten zwei von ihnen ums Leben gekommen waren.

Das World Gold Council berichtete unterdessen, dass die physische Nachfrage im dritten Quartal um 19% auf 947,2 Tonnen gestiegen sei. Allerdings legte auch das Angebot deutlich auf 1.045 $ Tonnen zu.

Auf der Nachfrageseite ging noch immer der größte Teil des Metalls in die Schmuckindustrie (62%). Zwölf Prozent wurden für industrielle Einsatzzwecke benötigt, Investoren kauften 241 Tonnen (25,4%).

Deutlich zugelegt, so das WGC, habe der Goldverbrauch vor allem im arabischen Raum, in der Türkei und in Russland.


  • Silber

Auch das Silber konnte an die Erfolge der vergangenen Wochen nicht anknüpfen. Das weiße Metall fiel von 16,20 $ am vergangenen Mittwoch auf am Ende 14.38 $ in der Nacht zum Dienstag zurück. Damit wurde die von uns im Bericht der letzten Woche genannte, erste charttechnische Unterstützung sogar noch leicht unterboten.

Nahe dem Tiefstkurs verstärkten sich aber sehr rasch sowohl die Käufe aus der Industrie, wie auch jene von Händlern und Anlegern. In der Folge legte das Metall wieder zu und heute morgen erreichte es schon wieder Werte von über 15,10 $ je Unze.

Wie schon beim Gold schienen die Inhaber von Pluspositionen dieser letzten Erholung aber nicht so richtig zu trauen und in den vergangenen Stunden fiel das Metall schon wieder bis auf 14,60 $ je Unze zurück. Eine gewisse Unsicherheit bezüglich der weiteren Wirtschaftsentwicklung dürfte bei den jüngsten Abgaben ebenfalls eine, wenn auch wahrscheinlich noch untergeordnete Rolle gespielt haben.

Im Moment liegt die charttechnische Unterstützung knapp unter 14,40 $ und diese muss halten, da ansonsten das Vertrauen in das weiße Metall (wieder einmal) ziemlich erschüttert werden dürfte. Das nächste Kursziel läge dann nämlich erst bei ca. 13,50 $ je Unze.

Aus der Minenindustrie gab es in dieser Woche eher unterstützende Nachrichten, so einen zeitweiligen Streik in Peru und das schwere Erdbeben gestern in Chile, von dem auch einige NE-Metall-Minen betroffen waren; dem Preis auf die Sprünge geholfen haben sie aber nicht.

Amerikanische Fonds hatten in der vergangenen Woche ihre spekulativen Pluspositionen massiv um insgesamt 17,5 Mio. Unzen ausgeweitet. Wenn von der amerikanischen Börsenaufsicht die nächsten Daten zur Positionierung der verschiedenen Interessengruppen an der Börse veröffentlicht werden, dürfte sich das aber wieder erledigt haben. Es ist stattdessen davon auszugehen, dass viele dieser Pluspositionen angesichts des zweimaligen Einbruchs in dieser Woche rasch wieder geschlossen wurden.


  • Platin

Das weiße Metall konnte das hohe Niveau der Vorwoche zunächst nicht halten. Vor allem waren es Gewinnmitnahmen von spekulativ orientierten Adressen, die es vom Höchstkurs bei 1.484 $, der erst am vergangenen Mittwoch erreicht worden war, innerhalb von nur drei Handelstagen um genau 100 Dollars absacken ließen. Bei den Abgaben spielten vor allem auch psychologische Gründe eine Rolle. Das knappe Scheitern des Goldpreises am Allzeithoch von 1980 und das Verfehlen der wichtigen Marke von 1.500 $ beim Platin selbst waren dabei sicher starke Argumente für die zunehmenden Abgaben.

Angesichts von Kursen unter 1.400 $ je Unze und damit der niedrigsten Notierung seit rund einem Monat (gegen Euro sogar noch länger), kam nahe des Tiefs aber sehr starkes industrielles Kaufinteresse auf. Dieses erstreckte sich sowohl auf Kassakäufe, wie auch auf solche auf Terminbasis mit Laufzeiten bis in das zweite Quartal des kommenden Jahres hinein. Eben jene Käufe, dazu eine Erholung des Goldpreises und als drittes dann auch noch eine freundliche Kursvorhersage durch J. Matthey sorgten umgehend für eine rasche Erholung, die dem Metall schon gestern Abend wieder Kurse von 1.440 $ je Unze brachte. Diese mehr als 50 Dollars Gewinn waren dann am Ende aber doch zu viel und aktuell liegt das Metall wieder bei "nur noch" 1.420 $ je Unze.

Die wenigen Nachrichten aus Südafrika haben in dieser Woche bei den Marktbewegungen keine große Rolle gespielt, obwohl sie für sich genommen durchaus auch positiv gewesen wären. So streikten im Land am Kap zwar nicht die Lokführer, aber von Sonntag bis Mittwoch immerhin 10.000 Leiharbeiter, die auf diese Weise höhere Löhne durchsetzen wollten und dies am Ende auch erreichten. Die Minengesellschaften sagten hierzu, dass durch den Ausstand aber keine Produktion ausgefallen sei.

Lonmin gab in dieser Woche Einzelheiten zur Geschäftsentwicklung bekannt. Außer einem hohen Gewinn (705 Mio $. vor Steuern) vermeldete die Nummer drei unter den Platinproduzenten am Kap steigende Kosten, sowie eine um 17% zurückgehende Produktion. Näheres findet sich in der Linkliste auf Seite 4.

JM hat in seinem jüngsten Marktbericht ein Angebotsdefizit für dieses Jahr in Höhe von 265.000 Unzen bekannt gegeben und als Ursache auf Produktionsunterbrechungen in Südafrika verwiesen. Für den Preis heiße dies, dass er innerhalb der nächsten sechs Monate auf 1.575 $ steigen könnte.


  • Palladium

Das Palladium folgte in dieser Woche einmal mehr überwiegend den anderen Metallen und ließ sich auch von einer auf den ersten Blick eher negativen Einschätzung von JM nicht aus der Bahn werfen. Näheres zu den Zahlen findet sich unter dem entsprechenden Link auf Seite 4 dieses Berichts.

Das Metall fiel zunächst noch vor dem vergangenen Wochenende leicht auf unter 370 $ zurück, bis zum Dienstagmorgen in Asien dehnten sich die Verluste dann noch aus und das Palladium erreichte schließlich ein Niveau von 360 $.

Die Veröffentlichung eines in diesem Jahr auf 1,7 Mio. Unzen anwachsenden Überschusses durch JM hinderten das Metall anschließend aber nicht daran, zumindest vorübergehend wieder um 10 $ auf 370 $ je Unze zu steigen.

Dabei folgte das Metall überwiegend den anderen, sich zu diesem Zeitpunkt ebenfalls wieder erholenden Edelmetallen. Es könnte aber auch die Tatsache eine Rolle gespielt haben, dass Händler den vorhergesagten Überschuss nicht ganz so ernst nehmen, weil JM in dem Bericht die nichtphysischen Investments bei dem Metall ausblendet (ETF-Bestände sind dagegen enthalten) und diese können gerade bei diesem Metall erheblich ausfallen. Zum Beispiel sind die entsprechenden Investments alleine an der Comex und der TOCOM in einem Jahr um rund 500.000 Unzen auf jetzt 1,1 Mio. Unzen angestiegen.

Ferner gibt es am Markt aktuell Gerüchte, dass der Preis im Moment durch Verkäufe künstlich niedrig unter der Marke von 380 $ gehalten, weil eine Handelsadresse über Minuspositionen bei Kaufoptionen mit diesem Ausübungspreis verfügt und diese durch entsprechende Verkäufe "verteidigt", weil sie nicht ausgeübt werden will.

Kurzfristig wird sich an der Abhängigkeit von den anderen Metallen wenig ändern, für nächste Woche erwarten wir deshalb erst einmal eine Handelsspanne zwischen 355 $ und 380 $. Sollte der Preis in Richtung des unteren Endes dieser Spanne fallen, empfehlen wir industriellen Verbrauchen weiterhin, erste Sicherungsgeschäfte auf Terminbasis vorzunehmen.


  • Rhodium, Ruthenium, Iridium

Der Preis für das teuerste aller Edelmetalle ist in dieser Woche zunächst weiter gestiegen. Dazu beigetragen haben dürfte auch der vergleichsweise freundliche Ausblick, den J. Matthey in dieser Woche veröffentlichte. Nach Aussage der Engländer fällt in diesem Jahr zwar das Defizit auf 4.000 Unzen, allerdings dürfte jede Produktionsunterbrechung in Südafrika diese Zahl rasch wieder anwachsen lassen. Dies ist wohl auch der Grund, warum JM auch bis in das nächste Jahr hinein mit einem Verbleib auf einem hohen Preisniveau rechnet.

Aktuell gab es erst einmal ein paar Gewinnmitnahmen. Nach dem starken Anstieg auf 6.750 $, dies war das höchste Niveau seit 1990, gab es leichte Gewinnmitnahmen von Händlern, die bis heute den Preis auf 6.650 $ drückten.

Der Handel mit Ruthenium verläuft aktuell sehr ruhig. Die ausreichende Verfügbarkeit hat dazu geführt, dass die Notierung noch einmal leicht auf 495 $ - 540 $ zurückgenommen wurde.

Iridium liegt weiterhin bei 425 $ - 450 $ je Unze, die Nachfrage hat auf niedrigem Niveau leicht angezogen.


© Wolfgang Wrzesniok-Roßbach
Heraeus Metallhandelsgesellschaft mbH














Disclaimer: Die in Edelmetalle Aktuell enthaltenen Informationen und Meinungen beruhen auf den Markteinschätzungen durch die Heraeus Metallhandelsgesellschaft mbH (Heraeus) zum Zeitpunkt der Zusammenstellung. Der Bericht ist nicht für Privatanleger gedacht, sondern richtet sich an Personen, die gewerbsmäßig mit Edelmetallen handeln. Die in diesem Bericht Informationen, Meinungen und Markteinschätzungen unterliegen dem Einfluss zahlreicher Faktoren sowie kontinuierlichen Veränderungen und stellen keinerlei Form der Beratung oder Empfehlung dar, eine eigene Meinungsbildung des Empfängers bleibt unverzichtbar. Preisprognosen und andere zukunftsgerich-tete Aussagen sind mit Risiken und Unwägbarkeiten verbunden und die tatsächlichen Ergebnisse und Entwicklungen können erheblich von den geäußerten Erwartungen und Annahmen abweichen. Heraeus und/oder Kunden können Transaktionen im Hinblick auf die in dieser Ausarbeitung genannten Produkte vorgenommen haben, bevor diese Informationen veröffentlicht wurden. Infolge solcher Transaktionen kann Heraeus über Informationen verfügen, die nicht in dieser Ausarbeitung enthalten sind. Heraeus übernimmt keine Verpflichtung, diese Informationen zu aktualisieren. Diese Ausarbeitung dient ausschließlich der Information des jeweiligen Empfängers. Sie darf weder in Auszügen noch als Ganzes ohne schriftliche Genehmigung durch Heraeus vervielfältigt oder an andere Personen weitergegeben werden. Die in dieser Ausarbeitung enthaltenen oder ihr zugrundeliegenden Informationen beruhen auf für zuverlässig und korrekt gehaltenen Quellen. Heraeus haftet jedoch nicht für die Richtigkeit, Genauigkeit und Vollständigkeit der Informationen sowie für etwaige Folgen ihrer Verwendung. Ferner übernimmt Heraeus keine Gewähr dafür, dass die genannten Preise tatsächlich erzielt worden sind oder bei entsprechenden Marktverhältnissen aktuell oder in Zukunft erzielt werden können.





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