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Bitcoin – Neue Fantasie trotz Sommerflaute und Unsicherheiten

20.06.2023  |  Florian Grummes
- Seite 4 -
Am vergangenen Mittwochabend hat die FED schließlich beschlossen, die Zinssätze nach mehr als einem Jahr aggressiver Erhöhungen vorerst nicht mehr weiter anzuheben. Allerdings signalisierte Notenbank Chairman Powell, dass die Pause möglicherweise nur vorübergehend ist, denn die Fed impliziert zwei weitere Zinserhöhungen um 25 Basispunkte in diesem Jahr.

Dabei hat die FED mit ihrem rigorosen "tightening cycle" schon längst das Porzellan zerbrochen. Die eilig zusammengestrickten Rettungsprogramme seit März haben die Probleme nur verschleiert, hinter der Kulisse frisst sich jedoch ein gewaltiger Schwelbrand durch das Finanzsystem.

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Konkursanmeldungen in den USA zwischen Januar und Mai, vom 7. Juni 2023. Quelle S&P Global


Wer sich die Mühe macht und abseits des Mainstreams nach Fakten sucht, stellt beispielsweise fest, dass die Zahl der Konkursanmeldungen in den USA im laufenden Jahr auf den höchsten Stand seit 2010 gestiegen ist.

Hintergrund ist die Tatsache, dass die Schulden durch die Zinserhöhungen viel teurer geworden sind. Außerdem sind die Anleger, die diese Schulden kaufen sollen, deutlich vorsichtiger geworden sind, denn das leichte Geld ist durch die Zinserhöhungen eben nicht mehr so leicht vorhanden. Wenn Unternehmen aber erst einmal vom leichten Geld ("Easy Money") abhängig geworden sind, weil sie hohe Schulden haben, ist es sehr schwierig, ohne dieses auszukommen.

In gewisser Weise normalisiert sich die Wirtschaft zwar mit Zinssätzen, die vor der Ära von QE typisch waren. Aber Unternehmen, die nur dank des "Easy Money" überleben konnten, werden jetzt in die Mangel genommen.

Dabei braut sich insbesondere bei den US-Gewerbeimmobilien der nächste Sturm zusammen. Aktuell beeilen sich zahlreiche US-Banken ihr Engagement in diesem Sektor zu reduzieren, da eine Welle von Zahlungsausfällen droht. PacWest verkaufte kürzlich ein Baukreditportfolio im Wert von 2,6 Mrd. USD Dollar mit deutlichem Verlust, während die HSBC schnellstmöglich Hunderte von Millionen an gewerblichen Immobilienkrediten verkaufen möchte.

Insbesondere viele regionale Kreditgeber müssen den Verkauf von gewerblichen Immobilienkrediten mit einem starken Abschlag in Erwägung ziehen. Durch die Verkäufe gewinnt die Abwärtsspirale an Fahrt und drückten die Immobilien-Preise weiter nach unten. Vermutlich dürfte fast die Hälfte der 4.800 amerikanischen Banken ihre Kapitalpolster bereits aufgebraucht haben und damit potenziell insolvent sein.

Unterdessen schießen in San Francisco Leerstände in Büros und Einzelhandelsgeschäften immer weiter in die Höhe, während Sicherheitsbedenken und Drogenmissbrauch Touristen und Besucher abschrecken. Die Stadt könnte eines der Epizentren der nächsten Apokalypse werden. Zuletzt mussten Unibail-Rodamco-Westfield und Brookfield Corp. das größte Einkaufszentrum der Stadt an den Kreditgeber übertragen, nachdem sie die Zahlungen für den 558 Mio. USD schweren Kredit nicht mehr leisten konnten.

Auch Park Hotels & Resorts Inc. hat die Darlehens-Zahlungen für zwei Hotels in der Innenstadt mit ausstehenden Schulden in Höhe von 725 Mio. USD eingestellt.

Der Boom und Pleite Zyklus wird sich also fortsetzen, wobei die straffste FED- und EZB-Politik seit 15 Jahren auf eine sehr hohe Verschuldung und abenteuerliche Derivate-Türme trifft. Die absehbare Welle von Zahlungsausfällen in den USA und Europa wird auch die Realwirtschaft hart treffen, wobei die Ausfallraten möglicherweise erst im vierten Quartal 2024 oder noch später ihren Höhepunkt erreichen werden.

Ihren letzten aggressiven Zinserhöhungszyklus stoppte die FED im Juni 2006. Die große Finanzkrise begann jedoch erst eineinhalb Jahre später! Den Finanzmärkten stehen also herausfordernde ein bis zwei Jahre bevor. Noch wird an den Aktienmärkten das Buzz Word "AI" gefeiert, die niedrige Volatilität dürfte aber eher die Ruhe vor dem nächsten Sturm sein.

Während die Edelmetalle dieses Mal direkt zu Beginn der Krise Schutz liefern könnten, wird der Bitcoin bei Turbulenzen an den Aktienmärkten Schwierigkeiten bekommen und wohl erst bei neuerlichen Rettungsprogrammen nachhaltig anspringen.


7. Fazit: Bitcoin – Neue Fantasie trotz Sommerflaute und Unsicherheiten

Nachdem der Bitcoin zwei Monate lang gen Süden geschlittert war, hat sich in den letzten zwei Tagen eine Erholung auf den Weg gemacht. Schon in Kürze sollte sich charttechnisch zeigen, ob die "Bitcoin-ETF Fantasie" ausreicht, um die Notierungen wieder über 27.500 USD zu drücken. Sollte dies gelingen, wäre bis zum Hochsommer ein Anstieg bis auf ca. 30.000 USD und auch ca. 35.000 USD denkbar.

Alternativ fällt der Sektor aufgrund der immer noch hohen regulatorischen Unsicherheiten zurück in die verfrühte Sommerlethargie.


© Florian Grummes
www.midastouch-consulting.com


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