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Bear's Eye View zur Abschätzung von Markthochs und -tiefs

21.08.2023  |  Mark J. Lundeen
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In der obigen Tabelle ist Silber von Platz 3 in der vorletzten Woche auf Platz 9 in der letzten Woche gefallen. Abgesehen von Silber blieben die meisten anderen Güter in etwa dort, wo sie in der vorletzten Woche waren, nämlich dort, wo sie am 05. November 2021 waren. Was ist so besonders an der ersten Novemberwoche 2021, dass ich sie als Grundlage für die obigen Marktentwicklungstabellen verwendet habe? Was diese Reihe von Marktindices betrifft, war der 05. November 2021 der Höhepunkt der Nicht-QE4-Marktrally, ausgehend vom Tiefpunkt des Flash Crashs im März 2020.

Nachstehend finden Sie die BEV-Wertetabelle der wichtigsten Marktindices von Anfang November 2021. Fünfzehn dieser Indices schlossen in der letzten Woche mit BEV-Nullen, vier in Punkterang, und wie erwartet, der XAU mit einem BEV von -41,43%. So sieht ein Markthoch aus, wenn die Marktrisiken maximal und die Gewinnchancen minimal sind.

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Aber die BEV-Tabelle der wichtigsten Märkte für letzte Woche (August 2023) sieht ganz anders aus als die Tabelle für November 2021. Haben sich im August 2023 die Marktrisiken nicht verringert, während das Ertragspotenzial beim Einsatz von Geld am Aktienmarkt gestiegen ist? Ja, das ist der Fall, aber der Markt ist immer noch überbewertet, d. h. die Risiken überwiegen immer noch das Potenzial für Gewinne.

Wie überbewertet ist also der heutige Aktienmarkt? Und wenn ja, wie ist er überbewertet? Ist der Aktienmarkt in Dollar überbewertet? Wenn ja, was bedeutet das überhaupt? Das ist keine schlechte Frage, denn in der Ausgabe von Barron's vom 09. November 1981 überstieg die US-Staatsverschuldung erstmals die Marke von 1 Billion Dollar.

War die US-Staatsverschuldung von 1 Billion Dollar im November 1981 "überbewertet", irgendwie übertrieben? Der Anleihemarkt glaubte dies sicherlich. Seit den späten 1950er Jahren stiegen die Anleiherenditen von einstelligen auf zweistellige Werte, als die US-Regierung immer mehr Schulden aufnahm. Wie sich die Dinge geändert haben: Ab der Ausgabe von Barron's vom 09. November 1981 begannen die Anleiherenditen zu sinken, während die US-Staatsverschuldung weiter stieg. Sehr merkwürdig.

Für alle Staatsanleihen erreichten die Renditen im August 2020 ihren historischen Tiefpunkt im einstelligen Bereich und nahe Null (grüne Grafik unten), als die US-Staatsverschuldung auf 26 Billionen Dollar anstieg. Seitdem sind die Renditen von Staatsanleihen mit der US-Staatsverschuldung gestiegen. In der letzten Woche stieg die Staatsverschuldung auf 32,62 Billionen Dollar, während die Renditen für 30-jährige Staatsanleihen (rote Grafik unten) von 1,20% im August 2020 auf 4,32% drei Jahre später stiegen.

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Es ist problematisch zu beurteilen, ob etwas von einem Jahrzehnt zum nächsten über- oder unterbewertet ist, da der US-Dollar seit August 1971 nicht mehr durch Gold oder irgendetwas anderes definiert ist, nicht einmal durch Schweine oder sogar Hühner. Früher war der Dollar per Gesetz auf 35 Dollar je Unze Gold im Besitz des US-Finanzministeriums festgelegt.

Heute hat der Dollar keine gesetzliche Definition mehr, was meiner Meinung nach bedeutet, dass der Dollar an sich oder in Billionenhöhe bedeutungslos ist. Verstehen Sie mich aber nicht falsch: Wenn mir jemand einen Schuhkarton voller 100-Dollar-Scheine schicken würde, würde ich ihn nicht an den Absender zurückschicken, denn im Moment kann ich mit Dollar noch die Dinge kaufen, die ich will und brauche.

Wenn also nicht in Dollar, wie lässt sich dann am besten beurteilen, ob der Aktienmarkt überbewertet ist? Ich neige dazu, die Häufigkeit zu betrachten, mit der ein Markt neue Allzeithochs erreicht, und wie stark ein Markt von diesen Allzeithochs deflationiert ist. Mit anderen Worten: Ich ziehe es vor, den Bear's Eye View (BEV) zu verwenden, um zu beurteilen, ob ein Markt über- oder unterbewertet ist.

Ein hervorragendes Beispiel dafür ist der Vergleich des Dow Jones während seines Bullenmarktes in den 1920er Jahren mit seiner Performance während des Bärenmarktes in den 1930er Jahren. Unten sehen Sie einen BEV-Chart für den Dow Jones von Januar 1920 bis Januar 1940, das das Hoch des Dow-Jones-Bullenmarktes der 1920er Jahre (03. September 1929) genau in der Mitte des Charts platziert. Ein Bear's-Eye-View-Chart ignoriert Dollarwerte. Stattdessen werden Dollarwerte in Prozentwerte umgerechnet, die 100 Prozentpunkte umfassen;

• 0,0% = Neues Allzeithoch
• -100% = Totale Vernichtung der Bewertung

Das neue Allzeithoch des Dow Jones vom 05. Februar 1900 (68,36) entspricht also dem jüngsten neuen Allzeithoch des Dow Jones vom 04. Januar 2022 (36.799,65). Im Bear's Eye View werden beide neuen Allzeithochs, die 122 Jahre auseinander liegen, im BEV-Chart nur mit einer BEV-Null (0,0%) bewertet. Alle BEV-Werte, die keine neuen Allzeithochs in einem BEV-Chart darstellen, sind prozentuale Rücksetzer von ihren letzten Allzeithochs, sei es 68,36 im Februar 1900 oder 36.799,65 im Januar 2022.

Auf der Seite "Roaring 1920s" des Charts beginnt der Dow Jones im Januar 1925 mit BEV-Nullen (0,0% = neue Allzeithochs) und erlebte bis zum Terminal Zero (TZ = letzter BEV-Nullpunkt eines Bullenmarktes) keine Bullenmarktkorrektur von mehr als -18%. Auf der Seite der deprimierenden 1930er Jahre im Chart gibt es keine BEV-Nullen, und das wäre auch nicht vor November 1954 der Fall. Wir sehen eine starke Bewertungsdeflation, die im Juli 1932 mit einem BEV-Wert von -89% ihren Tiefpunkt erreichte, was einem Rückgang von 89% gegenüber dem Terminal Zero vom September 1929 entspricht.

Warum der Unterschied zwischen den 1920er und 1930er Jahren? In den Boomzeiten der 1920er Jahre floss die von der Federal Reserve bereitgestellte "Liquidität" in die NYSE und trieb die Bewertungen des Dow Jones in die Höhe. Während des Bärenmarktes in den 1930er Jahren floss die "Liquidität" der Federal Reserve aus dem Aktienmarkt ab.

Die meisten Leute wären neugierig, wie die Dollarwerte in diesem BEV-Chart aussehen würden. Aber genau das ist der Sinn eines BEV-Charts: die Dollarwerte zu entfernen, da Dollarwerte, die über Jahrzehnte hinweg aufgetragen werden, bedeutungslos werden. Wenn dem nicht so wäre, warum werden dann in den Finanzmedien keine Charts mit Dollarwerten über Jahrzehnte hinweg verwendet?


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