Gold – Zähe Korrektur noch nicht eindeutig beendet
18.09.2023 | Florian Grummes
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US-Dollar oberhalb seiner 200-Tagelinie vom 8. September 2023. Quelle: Sentimentrader
Allerdings mehren sich doch langsam, aber sicher die Warnzeichen einer harten Landung und einer möglicherweise weltweiten Rezession. Denn während an den Aktienmärkten in der typischerweise schwachen Sommerphase lediglich ein gesundes Durchatmen gespielt wurde, ist der US-Dollar weiterhin sehr stark und deutet damit möglicherweise eine weltweiten Konjunkturabschwächung und Kontraktion bzw. Kreditklemme an.
US überschüssige Ersparnisse, vom 9. September 2023. Quelle Bureau of Economic Analysis
Insbesondere scheinen die US-Konsumenten ihre Rücklagen und überschüssigen Ersparnisse aufgebraucht zu haben, denn die US-Kreditkarten-Schulden erreichten im 2. Quartal einen neuen Rekordwert. Auch die Verzugs- und Ausfallraten bei Hypotheken und Krediten zogen weiter an. Ebenso kommen notleidende Autokredite und die im Oktober anstehende Wiederaufnahme der Zahlungen für Studentendarlehen zunehmend in den Fokus. Über die desolate Lage am Markt für kommerziellen Gewerbeimmobilien hatten wir an gleicher Stelle in den letzten Monaten schon ausführlich geschrieben.
Notkredite aus der BTFP-Fazilität der FED, vom 13. September 2023. Quelle: Holger Zschäpitz
In dieser Woche stiegen nun die Notkredite aus der BTFP-Fazilität der FED mit 108 Mrd. USD auf einen neuen Höchststand, da die Renditen langfristiger US-Staatsanleihen weiter anziehen und die Banken sich über diesen Weg dringend benötigte Liquidität besorgen können.
Goldbestände des US-Schatzamtes vs. Geldbasis der FED, vom 31. August 2023. Quelle: Goehring & Rozencwajg
Mittelfristig bleibt die Frage daher eigentlich nur, wann eine Umkehr in der Zins- und Geldpolitik aufgrund zunehmender Verwerfungen an den Finanzmärkten notwendig werden wird. Viele glauben, dass es "dieses Mal anders" kommen wird, aber wir vermuten, dass es spätestens im 2. Quartal 2024 dazu kommen müsste. Da die Finanzmärkte in der Regel sechs bis acht Monate vorausblicken, sollte der Goldpreis also ab ca. Mitte Dezember damit beginnen, eine 180-Grad-Wende bei der US-Geldpolitik einzupreisen.
7. Fazit: Gold - Zähe Korrektur noch nicht eindeutig beendet
Seit fast vier Monaten handelt der Goldpreis nunmehr zwischen grob gesagt 1.900 und 1.980 USD hin und her, ohne dass die im Mai begonnene Korrektur zu einem klaren Abschluss gekommen wäre. Während die Saisonalität der letzten 12 Jahre eher zu Vorsicht und Geduld bis Mitte Dezember mahnt, fehlen auf dem Tageschart für den bullischen Sprung über 1.930 USD aktuell nur rund 10 USD. Sollte es dazu kommen, dürfte die Widerstandszone um 1.980 USD schnell wieder in den Fokus der Marktteilnehmer geraten.
Auf der Unterseite hingegen würde ein Unterschreiten der Unterstützung um 1.900 USD einen Abverkauf bis in die Region zwischen 1.860 und 1.875 USD auslösen. Insbesondere der weiterhin starke US-Dollar sowie die restriktive US-Geldpolitik sprechen für dieses Szenario.
Angesichts eines fehlenden Trends empfehlen sich daher mal wieder Geduld und Zurückhaltung.
© Florian Grummes
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