Märkte freundlich – IWF World Economic Outlook: Deutschland 2023 mit roter Laterne, Indien vorne
11.10.2023 | Folker Hellmeyer
EU: Staatliche Zinsbelastungen steigen – Kabinettsklausur Deutschlands und Frankreichs
Der Euro eröffnet heute gegenüber dem USD bei 1,0605 (06:02 Uhr), nachdem der Tiefstkurs der letzten 24 Handelsstunden bei 1,0555 im europäischen Geschäft markiert wurde. Der USD stellt sich gegenüber dem JPY auf 148,82. In der Folge notiert EUR-JPY bei 157,82. EUR-CHF oszilliert bei 0,9590.
Märkte: Freundliche Verfassung
Die Finanzmärkte zeigten sich hinsichtlich der geopolitischen Unsicherheiten in den letzten 24 Handelsstunden widerstandsfähig, mehr noch, sogar in freundlicher Verfassung.
Die Lage im Nahen Osten bleibt prekär, unübersichtlich und damit grundsätzlich belastend für Weltwirtschaft und Finanzmärkte. Die Einlassung der Weltbank, dass die Gewalt in Nahost die Inflationsbekämpfung noch schwieriger mache, unterstreicht das Thema Belastung.
Diplomatische Aktivitäten bleiben vorder- und hintergründig auf extrem hohen Niveau. Das wiederum eröffnet Hoffnungswerte, dass sich der Konflikt nicht zu einem Flächenbrand ausweitet und zeitnah eine Befriedung der Situation ermöglicht werden kann.
Fraglos positiv wirkten weitere milde Töne ob der Zinspolitik der US-Notenbank durch Kashkari (Fed Minneapolis) und Bostic (Fed Atlanta). Die Veröffentlichung des World Economic Outlook bestätigte weitgehend die aktuellen Erkenntnisse (siehe unten).
Der Datenpotpourri (siehe unten) lieferte keine neuen Erkenntnisse und wirkte sich entsprechend neutral aus.
Die Aktienmärkte legten weltweit zu. Europa lieferte eine starke Performance. Der DAX stieg um 1,95% und der EUROSTOXX 50 um 1,22%. US-Märkte reagierten verhaltener. Der S&P 500 nahm um 0,52% zu, der NASDAQ um 0,59% und der Dow Jones um 0,41%. Fernost lieferte eine freundliche Performance (Zeitpunkt 07:18: Nikkei +0,74%, CSI 300 0,31%, Hangseng 1,69%, Sensex 0,75%, Kospi 2,19%).
An den Rentenmärkten wurde der deutliche Renditerückgang der letzten Tage konsolidiert. So rentiert die 10-jährige Bundesanleihe aktuell mit 2,79% (Vortag 2,77%), während die 10-jährige US-Staatsanleihe eine Rendite in Höhe von 4,64% abwirft (Vortag 4,65%).
Der USD verlor geringfügig weiteren Boden gegenüber dem Euro passend zur Outperformance der europäischen Aktienmärkte gegenüber den US-Märkten. So liegt die Eröffnung heute mit 1,0605 über dem gestrigen Eröffnungsniveau von 1,0569. Gold und Silber sind gegenüber dem USD kaum verändert.
World Economic Outlook des IWF: Deutschland 2023 mit roter Laterne, Indien vorne
Nicht unerwartet nimmt Deutschland per 2023 im Wachstumsvergleich des IWF unter bedeutenden Wirtschaftsnationen den letzten Platz ein. Per 2024 zeichnet sich ein Wettbewerb um den letzten Platz zwischen Deutschland, Italien und dem UK ab.
In der aktuellen Prognose wurde das Wachstum der USA um 0,3% per 2023 und um 0,5% per 2024 nach oben angepasst, während die BIP-Prognosen für die Eurozone per 2023 um 0,2% und per 2024 um 0,3% reduziert wurden. Chinas BIP-Prognosen wurden per 2023 um 0,2% und per 2024 um 0,3% gekürzt.
Indien führt die Prognosen mit einer vom IWF erwarteten Expansion der Wirtschaftsleistung um jeweils 6,3% an. Sie wurde per 2023 um 0,2% erhöht und für 2024 gegenüber der Prognose per Juli beibehalten.
Die höchste positive Anpassung gegenüber den Juli- Daten des IWF hatte Brasilien mit 1,0% gefolgt von Russland mit 0,7% per 2023 zu verzeichnen.
Kommentar: Wirtschaftsminister Habeck klassifizierte die deutsche Wirtschaftslage als Konjunkturflaute. Flauten sind temporär. Diese Daten von 2022 – 2024 des IWF bestätigen auf quantitativer Basis, dass es sich um ein strukturelles Problem mit Konjunkturfolgen handelt! Narrative helfen, zu träumen. Sie sind nicht geeignet, nachhaltige Politik zu machen.
Staatliche Zinsbelastungen steigen
Die Zinsbelastung für den deutschen Staatshaushalt wird einer Studie der Ratingagentur Scope zufolge bis 2028 steigen und in den anderen großen Euro-Ländern Frankreich und Italien deutlich höher ausfallen. Dann dürften hier 2,1% (2020 1%) der Einnahmen der öffentlichen Haushalte für Zinsen aufgewandt werden. Kritischer sieht es in Frankreich aus.
Dort dürften bis 2028 rund 5,2% (2020 2,9%) der Staatseinnahmen für die Zinszahlungen verwendet werden. Bei Italien dürfte der Anteil bei 8,2% liegen. Laut Scope würde eine längere Phase höherer Zinssätze in der Eurozone das Schuldenmanagement der Regierungen erschweren, da die Finanzierungskosten stiegen. Druck käme auf die Staatshaushalte von den Zinskosten, von steigenden Sozial- und Gesundheitsausgaben (Aspekte Alterung, Migration), die Investitionen für die Energiewende als auch höhere Verteidigungsausgaben. Längerfristig sei zu befürchten, dass der Spielraum für die Regierungen der Eurozone, die notwendigen Haushaltsreformen durchzuführen, immer kleiner würde.
Kommentar: Die meisten Länder der Eurozone haben die Anomalie des Niedrigzinses nicht genutzt, um die durchschnittliche Laufzeit der Staatsverschuldung (Duration) auszuweiten und damit die Defizitsituationen zu entspannen (Kapitaldienst). Das war amateurhaft! In Griechenland ist das anders. Dort sind circa 55% des Defizits auf 29 Jahre finanziert.
Kabinettsklausur Deutschlands und Frankreichs in Hamburg
Frankreich und Deutschland wollen die Entwicklung der Künstlichen Intelligenz in Europa nicht beeinträchtigen. Deutsch-französische Rechnerkapazitäten würden dafür gebraucht.
Kommentar: Gut, ein Schritt Richtung IT-Airbus, mehr ist erforderlich!
Beide Länder wollen gemeinsame Vorschläge zur Entbürokratisierung vorlegen.
Kommentar: Gut, aber bitte nicht wieder (Stoiber) Worthülsen, sondern umfassende Taten! Man sei sich einig, dass Europa strategische Autonomie bei Weltraumaktivitäten brauche. Kommentar: Richtig, das passt zum IT-Airbus.
Scholz und Macron haben sich zuversichtlich gezeigt, dass der Konflikt über die Struktur des europäischen Strommarktes in den kommenden Wochen gelöst würde. Man habe intensiv über das Thema gesprochen, bei dem es darum geht, welchen Strompreis die EU-Staaten ihren Industrien anbieten können. Dabei geht es um die Konkurrenzsituation mit den USA, aber auch zwischen den EU-Staaten.
Kommentar: Gut, wenn es eine Einigung gibt. Fakt ist, dass ohne Versorgungssicherheit und preisliche Konkurrenzfähigkeit Europas im Ganzen, aber auch der Länder im Einzelnen die Zukunftsfähigkeit des Standorts markant gefährdet ist (Schlagworte: Investitionen, Produktion, Kapitalstock). Jeder Tag, der ohne Lösung vergeht, bedeutet Strukturverlust (Aristoteles).
Frankreich hat bisher von der EU-Kommission einen niedrigen Industriestrompreis bis 2025 genehmigt bekommen. Deutschland und andere EU-Staaten wehren sich dagegen, dass Frankreich seiner Industrie danach in erweitertem Maße Atomstrom zu sehr günstigen Konditionen anbieten kann. Die Bundesregierung hat selbst noch keine Entscheidung über die Einführung eines Industriestrompreises gefällt. Macron warnte, man dürfe in der Debatte nicht Erneuerbare Energien gegen Atomstrom ausspielen.
Kommentar: Deutschland hat seit Fukushima seine Hausaufgaben im Sektor Energie nicht gemacht und fordert jetzt faktisch Solidarität von denen (mit Atomstrom), die es besser gemacht haben, ohne von dem sehr erhöhten Moralpodest abtreten zu wollen. Das erscheint ambitioniert zu sein. Die Kraft des normativ Faktischen sollte Berlin nicht außer Acht lassen, sie holt einen immer ein, denn auf Narrativen wächst außer temporären Träumen nichts.
Datenpotpourri der letzten 24 Handelsstunden
Eurozone: CPI in Griechenland bei 1,6%!
Italien: Die Industrieproduktion nahm per August im Monatsvergleich um 0,2% zu (Prognose 0,0%). Der Vormonatswert wurde von -0,7% auf -0,9% revidiert. Im Jahresvergleich ergab sich ein Rückgang um 4,2% (Prognose -5,0%) nach zuvor -2,3% (revidiert von -2,1%).
Griechenland: Die Verbraucherpreise legten per September im Jahresvergleich um 1,6% nach zuvor 2,7% zu. Es war der geringste Anstieg seit Juli 2021. Der Blick auf den Chart verdeutlicht, dass auch hier Griechenland weit vor Deutschland steht (4,5% CPI).
„Food for thought!“
USA: Kleine Unternehmen schlechter gestimmt
Laut NFIB verzeichnete das Barometer des Optimismus bei kleinen Unternehmen einen Rückgang von zuvor 91,30 auf 90,80 Zähler.
Japan: Reuters Tankan Indices stabil
Derzeit ergibt sich für den EUR gegenüber dem USD eine negative Tendenz. Ein Überwinden der Widerstandszone bei 1.0920 – 1.0950 negiert das für den USD positive Szenario.
Viel Erfolg!
© Folker Hellmeyer
Chefvolkswirt der Netfonds Gruppe
Hinweis: Der Hellmeyer Report ist eine unverbindliche Marketingmitteilung der Netfonds AG, die sich ausschließlich an in Deutschland ansässige Empfänger richtet. Er stellt weder eine konkrete Anlageempfehlung dar noch kommt durch seine Ausgabe oder Entgegennahme ein Auskunfts- oder Beratungsvertrag gleich welcher Art zwischen der Netfonds AG und dem jeweiligen Empfänger zustande.
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Die im Hellmeyer Report genannten Kennzahlen und Entwicklungen der Vergangenheit sind keine verlässlichen Indikatoren für zukünftige Entwicklungen, sodass sich insbesondere darauf gestützte Prognosen im Nachhinein als unzutreffend erweisen können. Der Hellmeyer Report kann zudem naturgemäß die individuellen Anlagemöglichkeiten, -strategien und -ziele seiner Empfänger nicht berücksichtigen und enthält dementsprechend keine Aussagen darüber, wie sein Inhalt in Bezug auf die persönliche Situation des jeweiligen Empfängers zu würdigen ist. Soweit im Hellmeyer Report Angaben zu oder in Fremdwährungen gemacht werden, ist bei der Würdigung solcher Angaben durch den Empfänger zudem stets auch das Wechselkursrisiko zu beachten.
Der Euro eröffnet heute gegenüber dem USD bei 1,0605 (06:02 Uhr), nachdem der Tiefstkurs der letzten 24 Handelsstunden bei 1,0555 im europäischen Geschäft markiert wurde. Der USD stellt sich gegenüber dem JPY auf 148,82. In der Folge notiert EUR-JPY bei 157,82. EUR-CHF oszilliert bei 0,9590.
Märkte: Freundliche Verfassung
Die Finanzmärkte zeigten sich hinsichtlich der geopolitischen Unsicherheiten in den letzten 24 Handelsstunden widerstandsfähig, mehr noch, sogar in freundlicher Verfassung.
Die Lage im Nahen Osten bleibt prekär, unübersichtlich und damit grundsätzlich belastend für Weltwirtschaft und Finanzmärkte. Die Einlassung der Weltbank, dass die Gewalt in Nahost die Inflationsbekämpfung noch schwieriger mache, unterstreicht das Thema Belastung.
Diplomatische Aktivitäten bleiben vorder- und hintergründig auf extrem hohen Niveau. Das wiederum eröffnet Hoffnungswerte, dass sich der Konflikt nicht zu einem Flächenbrand ausweitet und zeitnah eine Befriedung der Situation ermöglicht werden kann.
Fraglos positiv wirkten weitere milde Töne ob der Zinspolitik der US-Notenbank durch Kashkari (Fed Minneapolis) und Bostic (Fed Atlanta). Die Veröffentlichung des World Economic Outlook bestätigte weitgehend die aktuellen Erkenntnisse (siehe unten).
Der Datenpotpourri (siehe unten) lieferte keine neuen Erkenntnisse und wirkte sich entsprechend neutral aus.
Die Aktienmärkte legten weltweit zu. Europa lieferte eine starke Performance. Der DAX stieg um 1,95% und der EUROSTOXX 50 um 1,22%. US-Märkte reagierten verhaltener. Der S&P 500 nahm um 0,52% zu, der NASDAQ um 0,59% und der Dow Jones um 0,41%. Fernost lieferte eine freundliche Performance (Zeitpunkt 07:18: Nikkei +0,74%, CSI 300 0,31%, Hangseng 1,69%, Sensex 0,75%, Kospi 2,19%).
An den Rentenmärkten wurde der deutliche Renditerückgang der letzten Tage konsolidiert. So rentiert die 10-jährige Bundesanleihe aktuell mit 2,79% (Vortag 2,77%), während die 10-jährige US-Staatsanleihe eine Rendite in Höhe von 4,64% abwirft (Vortag 4,65%).
Der USD verlor geringfügig weiteren Boden gegenüber dem Euro passend zur Outperformance der europäischen Aktienmärkte gegenüber den US-Märkten. So liegt die Eröffnung heute mit 1,0605 über dem gestrigen Eröffnungsniveau von 1,0569. Gold und Silber sind gegenüber dem USD kaum verändert.
World Economic Outlook des IWF: Deutschland 2023 mit roter Laterne, Indien vorne
Nicht unerwartet nimmt Deutschland per 2023 im Wachstumsvergleich des IWF unter bedeutenden Wirtschaftsnationen den letzten Platz ein. Per 2024 zeichnet sich ein Wettbewerb um den letzten Platz zwischen Deutschland, Italien und dem UK ab.
In der aktuellen Prognose wurde das Wachstum der USA um 0,3% per 2023 und um 0,5% per 2024 nach oben angepasst, während die BIP-Prognosen für die Eurozone per 2023 um 0,2% und per 2024 um 0,3% reduziert wurden. Chinas BIP-Prognosen wurden per 2023 um 0,2% und per 2024 um 0,3% gekürzt.
Indien führt die Prognosen mit einer vom IWF erwarteten Expansion der Wirtschaftsleistung um jeweils 6,3% an. Sie wurde per 2023 um 0,2% erhöht und für 2024 gegenüber der Prognose per Juli beibehalten.
Die höchste positive Anpassung gegenüber den Juli- Daten des IWF hatte Brasilien mit 1,0% gefolgt von Russland mit 0,7% per 2023 zu verzeichnen.
Kommentar: Wirtschaftsminister Habeck klassifizierte die deutsche Wirtschaftslage als Konjunkturflaute. Flauten sind temporär. Diese Daten von 2022 – 2024 des IWF bestätigen auf quantitativer Basis, dass es sich um ein strukturelles Problem mit Konjunkturfolgen handelt! Narrative helfen, zu träumen. Sie sind nicht geeignet, nachhaltige Politik zu machen.
Staatliche Zinsbelastungen steigen
Die Zinsbelastung für den deutschen Staatshaushalt wird einer Studie der Ratingagentur Scope zufolge bis 2028 steigen und in den anderen großen Euro-Ländern Frankreich und Italien deutlich höher ausfallen. Dann dürften hier 2,1% (2020 1%) der Einnahmen der öffentlichen Haushalte für Zinsen aufgewandt werden. Kritischer sieht es in Frankreich aus.
Dort dürften bis 2028 rund 5,2% (2020 2,9%) der Staatseinnahmen für die Zinszahlungen verwendet werden. Bei Italien dürfte der Anteil bei 8,2% liegen. Laut Scope würde eine längere Phase höherer Zinssätze in der Eurozone das Schuldenmanagement der Regierungen erschweren, da die Finanzierungskosten stiegen. Druck käme auf die Staatshaushalte von den Zinskosten, von steigenden Sozial- und Gesundheitsausgaben (Aspekte Alterung, Migration), die Investitionen für die Energiewende als auch höhere Verteidigungsausgaben. Längerfristig sei zu befürchten, dass der Spielraum für die Regierungen der Eurozone, die notwendigen Haushaltsreformen durchzuführen, immer kleiner würde.
Kommentar: Die meisten Länder der Eurozone haben die Anomalie des Niedrigzinses nicht genutzt, um die durchschnittliche Laufzeit der Staatsverschuldung (Duration) auszuweiten und damit die Defizitsituationen zu entspannen (Kapitaldienst). Das war amateurhaft! In Griechenland ist das anders. Dort sind circa 55% des Defizits auf 29 Jahre finanziert.
Kabinettsklausur Deutschlands und Frankreichs in Hamburg
Frankreich und Deutschland wollen die Entwicklung der Künstlichen Intelligenz in Europa nicht beeinträchtigen. Deutsch-französische Rechnerkapazitäten würden dafür gebraucht.
Kommentar: Gut, ein Schritt Richtung IT-Airbus, mehr ist erforderlich!
Beide Länder wollen gemeinsame Vorschläge zur Entbürokratisierung vorlegen.
Kommentar: Gut, aber bitte nicht wieder (Stoiber) Worthülsen, sondern umfassende Taten! Man sei sich einig, dass Europa strategische Autonomie bei Weltraumaktivitäten brauche. Kommentar: Richtig, das passt zum IT-Airbus.
Scholz und Macron haben sich zuversichtlich gezeigt, dass der Konflikt über die Struktur des europäischen Strommarktes in den kommenden Wochen gelöst würde. Man habe intensiv über das Thema gesprochen, bei dem es darum geht, welchen Strompreis die EU-Staaten ihren Industrien anbieten können. Dabei geht es um die Konkurrenzsituation mit den USA, aber auch zwischen den EU-Staaten.
Kommentar: Gut, wenn es eine Einigung gibt. Fakt ist, dass ohne Versorgungssicherheit und preisliche Konkurrenzfähigkeit Europas im Ganzen, aber auch der Länder im Einzelnen die Zukunftsfähigkeit des Standorts markant gefährdet ist (Schlagworte: Investitionen, Produktion, Kapitalstock). Jeder Tag, der ohne Lösung vergeht, bedeutet Strukturverlust (Aristoteles).
Frankreich hat bisher von der EU-Kommission einen niedrigen Industriestrompreis bis 2025 genehmigt bekommen. Deutschland und andere EU-Staaten wehren sich dagegen, dass Frankreich seiner Industrie danach in erweitertem Maße Atomstrom zu sehr günstigen Konditionen anbieten kann. Die Bundesregierung hat selbst noch keine Entscheidung über die Einführung eines Industriestrompreises gefällt. Macron warnte, man dürfe in der Debatte nicht Erneuerbare Energien gegen Atomstrom ausspielen.
Kommentar: Deutschland hat seit Fukushima seine Hausaufgaben im Sektor Energie nicht gemacht und fordert jetzt faktisch Solidarität von denen (mit Atomstrom), die es besser gemacht haben, ohne von dem sehr erhöhten Moralpodest abtreten zu wollen. Das erscheint ambitioniert zu sein. Die Kraft des normativ Faktischen sollte Berlin nicht außer Acht lassen, sie holt einen immer ein, denn auf Narrativen wächst außer temporären Träumen nichts.
Datenpotpourri der letzten 24 Handelsstunden
Eurozone: CPI in Griechenland bei 1,6%!
Italien: Die Industrieproduktion nahm per August im Monatsvergleich um 0,2% zu (Prognose 0,0%). Der Vormonatswert wurde von -0,7% auf -0,9% revidiert. Im Jahresvergleich ergab sich ein Rückgang um 4,2% (Prognose -5,0%) nach zuvor -2,3% (revidiert von -2,1%).
Griechenland: Die Verbraucherpreise legten per September im Jahresvergleich um 1,6% nach zuvor 2,7% zu. Es war der geringste Anstieg seit Juli 2021. Der Blick auf den Chart verdeutlicht, dass auch hier Griechenland weit vor Deutschland steht (4,5% CPI).
„Food for thought!“
USA: Kleine Unternehmen schlechter gestimmt
Laut NFIB verzeichnete das Barometer des Optimismus bei kleinen Unternehmen einen Rückgang von zuvor 91,30 auf 90,80 Zähler.
Japan: Reuters Tankan Indices stabil
Derzeit ergibt sich für den EUR gegenüber dem USD eine negative Tendenz. Ein Überwinden der Widerstandszone bei 1.0920 – 1.0950 negiert das für den USD positive Szenario.
Viel Erfolg!
© Folker Hellmeyer
Chefvolkswirt der Netfonds Gruppe
Hinweis: Der Hellmeyer Report ist eine unverbindliche Marketingmitteilung der Netfonds AG, die sich ausschließlich an in Deutschland ansässige Empfänger richtet. Er stellt weder eine konkrete Anlageempfehlung dar noch kommt durch seine Ausgabe oder Entgegennahme ein Auskunfts- oder Beratungsvertrag gleich welcher Art zwischen der Netfonds AG und dem jeweiligen Empfänger zustande.
Die im Hellmeyer Report wiedergegebenen Informationen stammen aus Quellen, die wir für zuverlässig halten, für deren Richtigkeit, Vollständigkeit und Aktualität wir jedoch keine Gewähr oder Haftung übernehmen können. Soweit auf Basis solcher Informationen im Hellmeyer Report Einschätzungen, Statements, Meinungen oder Prognosen abgegeben werden, handelt es sich jeweils lediglich um die persönliche und unverbindliche Auffassung der Verfasser des Hellmeyer Reports, die in dem Hellmeyer Report als Ansprechpartner benannt werden.
Die im Hellmeyer Report genannten Kennzahlen und Entwicklungen der Vergangenheit sind keine verlässlichen Indikatoren für zukünftige Entwicklungen, sodass sich insbesondere darauf gestützte Prognosen im Nachhinein als unzutreffend erweisen können. Der Hellmeyer Report kann zudem naturgemäß die individuellen Anlagemöglichkeiten, -strategien und -ziele seiner Empfänger nicht berücksichtigen und enthält dementsprechend keine Aussagen darüber, wie sein Inhalt in Bezug auf die persönliche Situation des jeweiligen Empfängers zu würdigen ist. Soweit im Hellmeyer Report Angaben zu oder in Fremdwährungen gemacht werden, ist bei der Würdigung solcher Angaben durch den Empfänger zudem stets auch das Wechselkursrisiko zu beachten.