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Goldpreis weiter stark wegen Nahost-Konflikt

18.10.2023  |  Markus Blaschzok
Vor etwas mehr als einer Woche testete der Goldpreis seine Unterstützung bei 1.800 $, während sich ein physisches Überangebot am Markt zeigte. Steigende Zinsen, ein starker US-Dollar, QT-Programme und die Schrumpfung der Kreditgeldmenge der Banken, sowie eine aufziehende Rezession waren Faktoren, die den Goldpreis tendenziell belasteten und nicht gerade eine neue Rallye in Aussicht stellten.

Immerhin hatte sich der Terminmarkt in dem letzten Preiseinbruch größtenteils von seiner bullischen Spekulation bereinigt, was der technischen Unterstützung bei 1.800 $ je Feinunze größere Bedeutung verlieh. Da mein Korrekturziel für den Goldpreis mit einem Test dieser Unterstützung abgearbeitet wurde, empfahl ich den Gewinn von fast 200 $ je Feinunze aus unserem Trade auf einen fallenden Goldpreis zu realisieren und gleichzeitig die Seite zu wechseln, um auf eine technische Gegenbewegung des Goldpreises bis ca. 1.870 $ zu wetten.

Der Oldie "What a difference a day made" von Jamie Cullum beschreibt treffend die plötzliche Lageänderung und deren Auswirkung auf den Goldpreis durch einen einzelnen exogenen Faktor, der am vorletzten Wochenende aus dem Nichts auf die Märkte traf. Mit dem überraschenden Kriegsbeginn im Mittleren Osten setzte eine reflexartige Flucht in den sicheren Hafen des Goldes ein, was aus einer begrenzten technischen Gegenbewegung einen Preissprung um 110 $ je Feinunze machte mit dem Potenzial für mehr.

Eine Ausweitung des Konflikts auf die USA und weitere Nationen würde die Staatsausgaben und so die Verschuldung anheizen und die restriktive Geldpolitik beenden, was die Märkte sofort einpreisten. Da das Sentiment am Terminmarkt für Gold mittlerweile größtenteils pessimistisch war, kam es infolge des Kriegsausbruchs zur Eindeckung dieser Shortpositionen bis hin zu einem Short-Squeeze.

Während neue Käufer in den Goldmarkt strömten und andere Händler ihre Shortpositionen schlossen, fehlten neue Verkäufer, da in dieser Situation kein Trader mehr auf einen fallenden Goldpreis wetten wollte. Käufer kamen hinzu, während die Verkäufer verschwanden, weshalb der Goldpreis wie eine Rakete um mehr als 100 $ bis zu seinem Abwärtstrend bei 1.920 $ nach oben schoss mit einem Hoch bei 1.933 $. Erst an diesem Widerstand kam es zu ersten Gewinnmitnahmen und einer Pause des Preisanstiegs, die zum Beginn der neuen Woche noch anhält. What a difference a day made!


Terminmarkt zeigt, wie die Spekulanten überrollt wurden

Der neueste Terminmarktreport für den Goldmarkt vom Freitag zeigte erstaunliche Veränderungen an der COMEX. Der Goldpreis stieg um 35 $ zum Stichtag Dienstag vergangener Woche an, obwohl die Spekulanten mit 21,5 Tsd. Kontrakten Short gingen. Obwohl der Preis also deutlich anstieg, wetteten Spekulanten trendfolgend auf eine weitere Korrektur des Goldpreises und erhöhten ihre Shortpositionen.

Das ist sehr außergewöhnlich und unterstreicht noch einmal die plötzliche Lageänderung am Goldmarkt und wie die Shortseller dabei überrollt wurden. Das erklärt auch den Short-Squeeze, den wir am Freitag mit einem Preissprung um 60 $ im Goldpreis sahen.

Außerdem zeigt dies, dass es plötzlich hohe physische Nachfrage gab und der Preisanstieg initial nicht über den Terminmarkt erfolgte. Anstatt einer Verschlechterung der Positionierung am Terminmarkt, sehen wir mit einem COT-Index von 89 Punkten nun eine Verbesserung, womit nun sogar noch mehr Potenzial nach oben vorhanden wäre, wenn die Unsicherheiten fortbestehen oder die Lage im Mittleren Osten weiter eskaliert.

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Die Spekulanten gingen zum Beginn der letzten Wochen Short und die COT-Daten sind nun im bullischen Bereich angelangt


Weiterer Kriegsverlauf entscheidend

Bullisch für den Goldpreis sind also die Terminmarktdaten und die Möglichkeit einer Ausweitung des Krieges, was eine lockerere Geldpolitik nach sich ziehen könnte, was aktuell bereits eingepreist wird.

Bärisch für den Goldpreis sind hingegen die hohen Zinsen, die weiter ansteigen könnten, sowie ein weiterhin starker US-Dollar, die schrumpfende Geldmenge und die aufziehende Rezession, die deflationäre Tendenzen noch verstärken würde, wie die bereits schrumpfende Kreditgeldmenge der Banken zeigt.

Eskaliert die Lage im Mittleren Osten, so verlieren die bärischen Faktoren an Bedeutung oder verschwinden teilweise aufgrund einer möglichen Änderung in der Geldpolitik, während die bullischen Faktoren fortbestünden. Dies würde den Goldpreis weiter stützen.


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