Superzyklus der Verschuldung
13.11.2023 | John Mauldin
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Die Schulden steigen erstens, weil die Regierung so viel mehr ausgibt, als sie an Steuern einnimmt, und sie gibt so viel aus, weil ernsthafte Ausgabenkürzungen politisch unmöglich sind. Selbst die finanzpolitischen Falken würden nur an den Rändern knabbern, wobei alle tatsächlichen Kürzungen weit in die Zukunft projiziert werden. Billionen an COVID-Hilfsausgaben - von denen ein Teil sicherlich notwendig war - verschärften das Problem.
Das Repräsentantenhaus verabschiedete einen Haushalt, der theoretisch in 10 Jahren ausgeglichen sein würde, wobei man allerdings einige sehr positive Annahmen treffen muss. Aber er hatte keine, also null, Chance, den Senat zu passieren. Und jetzt wird er nicht einmal durch das Repräsentantenhaus kommen. 20 GOP-Mitglieder lehnen Jim Jordan als Sprecher ab, weil er die Ausgaben zu stark kürzen will (so sagen es zumindest meine Quellen).
Besonders ärgerlich ist dabei, dass drei verschiedene Regierungen - Obama, Trump und jetzt Biden - die Chance verpasst haben, die historisch niedrigen Zinssätze durch die Ausgabe von mehr langfristigen Anleihen zu sichern. Ich bin sicher, sie hätten Käufer gefunden. Ein Insider, der mit am Tisch saß, sagte mir, dass Mnuchin dagegen war, 50-jährige Anleihen anzubieten. Und jetzt? Fehlanzeige. Und es sieht so aus, als würde sich die Gelegenheit in nächster Zeit nicht wieder bieten.
Zurzeit liegt der durchschnittliche Zinssatz des Finanzministeriums bei 3%. Dieser Wert hat sich fast verdoppelt, seit die Fed Anfang 2022 begann, die Zinsen anzuheben. Er wird noch weiter steigen, wenn ältere Anleihen auslaufen. In dieser Analyse der St. Louis Fed wird errechnet, dass höhere Zinssätze allein im Jahr 2023 die Zinsausgaben um 98 Milliarden Dollar erhöhen werden. Auch dieser Betrag wird weiter steigen, selbst wenn sich die Zinsen auf dem derzeitigen Niveau stabilisieren.
Es gibt viele Variablen, aber es ist durchaus plausibel, wenn nicht sogar wahrscheinlich, dass die Regierung bald 1 Billion Dollar jährlich allein für Zinszahlungen ausgeben wird. In Bezug auf das BIP schätzt das CBO, dass die Zinsausgaben in den nächsten 10 Jahren von 1,9% auf 3,6% der Wirtschaft ansteigen werden.
Das alles ist kein Zufall. Die Fed hat die Zinssätze jahrelang künstlich niedrig gehalten, was schließlich dazu beitrug, die Inflation anzuheizen, worauf die Fed mit höheren Zinssätzen reagierte. Die Anhebung der Zinssätze zur Bekämpfung der Inflation war angemessen, aber sie bringt uns in eine wirklich unangenehme fiskalpolitische Situation ... und rückt das Ende des Superzyklus näher.
Hochverschuldete Zukunft
Stellen Sie sich einen Moment lang vor, Ihre Hypothek wäre so strukturiert wie die Bundesschuld. Sie zahlen jedes Jahr mehr Kapital, Sie können den Zinssatz nicht beeinflussen, aber Sie können die Laufzeit und den Zahlungsplan wählen. Wie würde das aussehen? Wenn Sie nicht gerade ein guter Anleihenhändler sind, würde es wahrscheinlich wie ein Chaos aussehen.
Nun sind diese Situationen nicht ganz vergleichbar. Ihr Kreditgeber kann die Zwangsvollstreckung betreiben, wenn Sie Ihre Hypothek nicht bedienen. Die Inhaber von Staatsanleihen haben diese Möglichkeit nicht. Sie können jedoch die Kreditvergabe einstellen oder höhere Zinsen verlangen. Und das wird meiner Meinung nach sehr wahrscheinlich passieren. Das allein wäre schon ein großes Problem, aber es geht noch weiter.
Auch große Teile der Privatwirtschaft sind bis über beide Ohren verschuldet. Denken Sie nur an die vielen Unternehmen mit hohem Fremdkapitalanteil, die von geliehenem Geld leben, das irgendwann aufgebraucht sein wird, möglicherweise bevor die Einnahmen ihre optimistischen Ziele erreichen. Ähnlich wie das Finanzministerium werden sie sich zu wesentlich höheren Zinssätzen refinanzieren müssen. Wie wird das ablaufen?
Dies ist nicht nur ein Problem der USA. Alles, was ich gerade beschrieben habe, gilt in unterschiedlichem Maße für die ganze Welt. China? Japan? Deutschland? Und schließlich sollten Sie nicht vergessen, dass sich diese Verschuldung genau dann zuspitzen wird, wenn die anderen Zyklen, über die wir gesprochen haben - die vierte Wende zum Beispiel - ihren Höhepunkt erreichen. Können Sie "Instabilität" sagen? Und vielleicht noch viel schlimmer?
Nun, in gewisser Hinsicht ist dies sehr einfach. Schulden, die nicht zurückgezahlt werden können, werden nicht zurückgezahlt. Aber denken Sie daran, Schulden sind vorgezogener zukünftiger Konsum. Die Waage wird sich ausgleichen. Die Zukunft hat Löcher in sich, die jemand füllen muss. Und wer auch immer das ist, wird wahrscheinlich nicht glücklich darüber sein.
Ich habe von einem großen Neuanfang gesprochen, bei dem all diese Schulden irgendwie rationalisiert werden. Aber es wird nicht so einfach sein, einen Schalter umzulegen. Es wird ein langer, hässlicher, emotionaler und potenziell gewalttätiger Prozess sein. Niemand sollte davon ausgehen, dass er unversehrt davonkommen wird.
Aber selbst wenn wir uns durchwursteln, werden die Schulden auf uns lasten. Je größer der Anteil der Schulden an der Wirtschaft wird, desto weniger wird für andere Dinge übrig bleiben. Dies wird das BIP-Wachstum dämpfen, wenn die Wirtschaft bereits mit demografischen Herausforderungen zu kämpfen hat. Die Rechnung ist klar, und wir werden sie in den kommenden Wochen weiter ausführen. Ich schließe mit einem kleinen Zitat aus meinem letzten Artikel vom Februar. Es passt immer noch und ich kann es nicht besser sagen:
"Wie bereits erwähnt, kann das CBO nicht von negativen wirtschaftlichen Problemen in der Zukunft ausgehen, weil es diese nicht kennt. Keiner von uns weiß, was auf uns zukommt, aber die Erfahrung sagt uns, dass wir in den nächsten 10 Jahren keine ruhige Fahrt erwarten sollten.
Manchmal frage ich mich, wie es sich anfühlen muss, sich nicht um all das zu kümmern. Es macht mir wirklich keinen Spaß, über den Haushalt zu schimpfen, auch weil wir eine aussterbende Art sind. Ich fühle mich einsam in meinem Sorgenkämmerchen. Nur noch sehr wenige Menschen kümmern sich wirklich um die Staatsverschuldung, und selbst die Zahl derer, die vorgeben, sich darum zu kümmern, schrumpft, vor allem in Washington, DC, und im Kongress. Und fast niemand spricht überhaupt über die drastischen Veränderungen, die nötig wären, um den Haushalt tatsächlich auszugleichen - geschweige denn, mit dem Schuldenabbau zu beginnen.
Ich habe diesen Artikel mit 'Defizite für immer' betitelt, weil ich leider denke, dass es wahrscheinlich so kommen wird. Und das wäre vielleicht in Ordnung, wenn wir die Defizite wenigstens etwas kleiner und stabiler halten könnten. Das scheint aber nicht in Sicht zu sein. Wir werden noch lange Zeit mit diesen Schulden rechnen müssen.”
Ein niedrigeres BIP und sogar eine Rezession (es gibt immer eine weitere Rezession!) werden die potenziellen Einnahmen (Steuern) verringern und die Ausgaben erhöhen. Die Defizite werden wahrscheinlich noch weiter ansteigen, als sie es ohnehin schon tun. Aber das ist Futter für die nächsten Wochen.
© John Mauldin
www.mauldineconomics.com
Dieser Artikel wurde am 20. Oktober 2023 auf www.mauldineconomics.com veröffentlicht und exklusiv für GoldSeiten übersetzt.