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Edelmetalle Aktuell

14.12.2007  |  Wolfgang Wrzesniok-Roßbach
Edelmetalle wie Gold, Silber, Platin und die Platingruppenmetalle Palladium, Iridium, Osmium, Ruthenium und Rhodium gehören zum Kerngeschäft der W.C. Heraeus GmbH mit Stammsitz in Hanau. Das Tochterunternehmen Heraeus Metallhandelsgesellschaft mbH ist für den weltweiten Handel der Edelmetalle im Konzern tätig. In einem wöchentlich erscheinenden Marktbericht veröffentlicht das Unternehmen einen Marktüberlick in mehreren Sprachen.

  • Gold

Von Weihnachtsruhe ist beim gelben Metall auch eine Woche vor Beginn der Feiertags- und Winterferiensaison in Europa und den USA wenig zu spüren. Im Gegenteil, die tägliche Schwankungsbreite liegt derzeit an fast jedem einzelnen Tag über jener, die vor längerer Zeit noch die Handelsspanne eines ganzen Quartals markiert hätte. Tendenziell ging es in den letzten Tagen trotz aller Tagesschwankungen mit dem Goldpreis erneut leicht aufwärts.

Nachdem das Metall am vergangenen Donnerstag noch bei 800,- $ je Unze gehandelt wurde, stieg es im Verlauf dieser Woche unter den erwähnten starken Schwankungen bis auf 817,- $ je Unze am gestrigen Nachmittag an. Nur 18 Stunden vorher hatte das Gold noch auf dem Wochentief bei 796 $ gelegen. Verantwortlich für diesen rasanten Anstieg war vor allem eine Erholung des Ölpreises, der von unter 86,- $ je Barrel auf in der Spitze 94,- $ je Barrel zulegte. Den größten Teil seiner Kursgewinne erzielte das "schwarze Gold" dabei in den letzten 24 Stunden.

Einen zumindest moralischen Schub erhielt das Gold aber auch vorher schon durch die Zinssenkung in den USA, auch wenn diese nicht ganz so großzügig ausgefallen war, wie einige Marktteilnehmer erwartet hatten. Am Ende senkte die FED den Satz für Tagesgeld nämlich "nur" um 0,25 Prozentpunkte auf nunmehr 4,25 Prozent. Viele Händler hatten dagegen auf eine Senkung um 0,5 Prozent gehofft. Einer Absenkung in dieser Höhe stand allerdings entgegen, dass die FED zunehmend höhere Inflationsgefahren sieht und das die zuletzt veröffentlichten Arbeitsmarktdaten aus den USA unerwartet positiv ausgefallen waren. Nicht nur der Verweis auf eine möglicherweise anziehende Inflation war dabei langfristig positiv für das Gold, auch die, durch die Zinssenkung günstigere Refinanzierung von Pluspositionen dürfte dem gelben Metall zuletzt geholfen haben.

Damit war es mit der Unterstützung der Notenbanken für das Gold aber noch nicht vorbei: Zwei Tage nach der Zinsentscheidung sorgten führende Notenbanken durch eine konzertierte Aktion zur Behebung der aktuellen Liquiditätsklemme im Finanzwesen für zeitweise euphorische Stimmung auf den Aktien- und Rohstoffmärkten. So ging der jüngste, oben beschriebene Anstieg des Goldpreises klar mit auf diese Maßnahme zurück. Verantwortlich für diesen waren dann vor allem Käufe von Spekulanten, die damit ihre Erwartung ausdrückten, dass ein Teil der zusätzlichen Liquidität auch im Goldmarkt angelegt würde.

Der Goldpreis konnte am Ende das hohe Niveau nicht halten, mit 803,- $ je Unze liegt er im Moment aber immerhin etwas über dem Stand vom vergangenen Donnerstag.

Für die nächste Woche erwarten wir, dass sich der Markt eher etwas beruhigen wird, zumal das physische Industriegeschäft in Asien, teilweise aber auch hier in Europa, deutlich nachlässt. Dabei könnte der Wert des Metalls zunächst in einer Handelsspanne zwischen 792 $ und 822,- $ je Unze verbleiben. Die Wahrscheinlichkeit, dass das Gold die nächste starke Unterstützung bei jetzt 782,- $ je Unze testet, nimmt aktuell eher ab. Für eine solche, größere Konsolidierungsrunde scheint die Zeit vor dem Jahresende allmählich knapp zu werden.

Zentralbanken haben in den letzten Tagen aber nicht nur indirekt den Goldmarkt beeinflusst, sondern sich auch direkt engagiert. Die Europäische Zentralbank gab auch in dieser Woche wieder Verkäufe ihrer Mitgliedsinstitute bekannt, wobei diese mit einem Umfang von nur 1,5 Tonnen relativ verhalten ausfielen. Insgesamt haben die Notenbanken laut einem Bericht der Nachrichtenagentur Reuters seit Ende September, dem Startdatum des vierten Jahres des aktuellen Goldabkommens, rund 117 Tonnen Gold abgegeben. Größte Verkäufer war dabei die EZB selbst, gefolgt von den Zentralbanken der Schweiz und Frankreichs. Es waren aber nicht nur die Meldungen von den anderen Finanzmärkten und den Zentralbanken, die in den letzten Tagen das Gold unterstützen, positiv aufgenommen wurden auch Nachrichten über einen erneuten Anstieg der Verkäufe in Form von ETFs, sowie über eine um 5,8 Prozent gefallene Goldproduktion in Südafrika im vergangenen Oktober.


  • Silber

Der Silberpreis orientierte sich einmal mehr an den Bewegungen der Goldnotierung und legte folgerichtig ebenfalls zu. Dabei erreichte er zwischenzeitlich ein Niveau von 14,78 $ je Unze, bevor er wieder an Wert verlor. Aktuell notiert er knapp über der Marke von 14,30 $ je Unze und damit auf den Charts im unteren Drittel des immer noch leicht aufwärts gerichteten Trendkanals. Dieser hat aktuell seine Grenzen war 14,85 $ je Unze oben und 14,20 $ je Unze auf der unteren Seite.

Eigentlich sollte das Metall angesichts der sich langsam beruhigenden Märkte in der genannten Spanne verbleiben. Falls es diese am Ende wider Erwarten aber doch nach unten verlässt, markiert dann aber die schon im letzten Bericht genannte Marke von 13,80 $ je Unze den nächsten wichtigen Chartpunkt.


  • Platin

In den vergangenen Tagen gab es endlich einmal keine neuen Hiobsbotschaften aus der südafrikanischen Platinindustrie. Allerdings hielt dies die Notierung nicht davon ab, im Gleichschritt mit Gold zu marschieren und so weitere Kursgewinne zu verbuchen. Bis heute Morgen stieg die Notierung auf fast 1.480,- $ je Unze an und war damit keine sechs Dollars mehr entfernt von dem Allzeithoch, das im November zunächst zu Beginn des Monats und dann noch einmal kurz vor seinem Ende erreicht worden war.

Die Hoffnung auf eine weiche Landung der Weltwirtschaft nach den verschiedenen Maßnahmen der Notenbanken dürfte den einen oder anderen Spekulanten bewogen haben, sich das weiße Metall wieder ins Depot zu legen. Davon abgesehen gab es aber auch eine spürbare Nachfragebelebung durch industrielle Endverbraucher.

Diese dürfte aller Voraussicht nach in der nächsten Woche erst einmal nachlassen und entsprechend rechnen wir nicht damit, dass die Marke von 1.500,- $ je Unze kurzfristig noch überschritten wird. Auf der anderen Seite dürfte es aber ebenso wenig zu einem raschen Test der Marke von 1.450,- $ je Unze kommen, die aktuell auf der unteren Seite einen entscheidenden Chartpunkt darstellt. Sollte sich die Platinnotierung aber wider Erwarten doch in tiefere Gefilde bewegen, empfehlen wir industriellen Endverbrauchern weiter dringend, über Kurssicherungsgeschäfte nachzudenken. Dass Termingeschäfte im Moment durch die gestiegenen Platinzinsen praktisch keinen Aufschlag mehr haben bzw. es bei langen Laufzeiten von einem Jahr und mehr sogar zu Abschlägen kommt, macht für industrielle Endverbraucher den insgesamt hohen Kassapreis beim Absichern etwas erträglicher.

Die Kursentwicklung in dieser Woche blendete zwei auf den ersten Blick eher negative Nachrichten völlig aus. Zum Einen wurde aus Südafrika gemeldet, dass sich der drittgrößte Platinproduzent, Lonmin, mit der Gewerkschaft Solidarity rückwirkend zum 1. Oktober auf eine Lohnerhöhung um neun Prozent geeinigt habe und dass so ein Streik vermieden
worden sei.

Eine andere Meldung sorgte in dieser Woche für noch mehr Aufmerksamkeit. So berichtete das World Gold Council, dass man mit der amerikanischen Firma Nanostellar eine Partnerschaft eingegangen sei, um in Zukunft Gold als weiteres Metall zur Verwendung in Autokatalysatoren zu platzieren. Unsere eigenen Katalysator-Experten bestätigen, dass Gold in der Tat in Verbindung mit Platin und Palladium zum Beispiel in Diesel-Katalysatoren eingesetzt werden könnte und dass bereits praktische Versuche in der Industrie laufen würden. Allerdings müsse die Technologie zunächst noch ihre Haltbarkeit unter Beweis stellen.

Der unmittelbare Einfluss dieser Meldung auf den Platin- oder auch den Goldpreis war allerdings gering und so wird es auch aller Voraussicht nach auch in Zukunft bleiben. Wenn sich nämlich tatsächlich einmal Gold in Autokatalysatoren wieder finden sollte, dürfte der Betrag nicht mehr als eine sehr niedrige zweistellige Anzahl von Tonnen ausmachen. Bezogen auf das alljährliche Angebot auf dem Goldmarkt würde dies eine Menge von weit unter einem Prozent ausmachen, eine echter Hoffnungsträger für industrielle Anwendungen von Gold hätte wohl anders auszusehen. Etwas kritischer wäre eine solche Entwicklung schon eher für den fast zwanzigmal kleineren Platinmarkt, aber auch hier gilt, dass z.B. schon zwei neue Anlagen zur Gasverflüssigung die Hälfte des freiwerdenden Metalls abschöpfen würden.


  • Palladium

Von Gold eines Tages abgelöst zu werden, darum muss sich das weniger als halb so teure Palladium in absehbarer Zeit keine Sorgen machen. In dieser Woche gab es bei dem weißen Metal kaum Veränderungen, es handelte trotz einer gestiegenen Nachfrage aus ganz verschiedenen Branchen in einer extrem engen Spanne zwischen 342 $ und 348,- $ je Unze. Angesichts der bevorstehenden Feiertage wird sich an dieser Entwicklung kurzfristig nicht viel ändern.

  • Rhodium, Ruthenium, Iridium

Keine Änderung der Situation ergab sich im vergangenen Tagen auch beim Rhodium. Das Metall handelte weiter auf hohem Niveau um die Marke von 6.800,- $ je Unze herum. Dabei hielt die industrielle Nachfrage sowohl aus Asien, wie auch aus Europa weiter an. Die Käufer kamen dabei aus ganz unterschiedlichen Branchen. Für die nächsten Tage erwarten wir auf dem Rhodiummarkt keine Entspannung und mittelfristig rechnen wir weiter damit, dass der Preis für das seltene Metall auf über 7.000,- $ je Unze steigen kann .

Kurzfristig wenig positiv zeigt dagegen die Lage beim Ruthenium. Hier herrscht noch immer Abgabedruck vor und im Verlauf der Woche fiel die Notierung auf 365,- $ zu 435,- $ je Unze. Völlig ruhig präsentierte sich einmal mehr das Iridium, das in dieser Woche praktisch unverändert bei 420 $ zu 450,- $ je Unze lag.


© Wolfgang Wrzesniok-Roßbach
Heraeus Metallhandelsgesellschaft mbH





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