Gold – Monatsschlusskurs oberhalb von 2.000 USD triggert die Ausbruchsrally
28.11.2023 | Florian Grummes
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Basierend auf dem saisonalen Durchschnitt der letzten 12 Jahre fehlen dem Goldmarkt noch zwei Wochen bis zum Beginn der äußerst positiven Phase zwischen Mitte Dezember und Ende Februar. Der Zeitpunkt zum "Voll investiert sein" ist jetzt zum Greifen nah.Basierend auf den letzten 12 Jahren ist die saisonale Komponente ab Mitte Dezember sehr bulisch und lässt deutliche Kursanstiege erwarten.
6. Makro-Update – Zentralbank mit starker Gold-Nachfrage
Zentralbanken Goldkäufe seit 2010. Quelle: IMF IFS, Respective central banks, World Gold Council
Während an den Finanzmärkten der AI-Boom, die mögliche Zulassung der Bitcoin-ETFs, eine Waffenruhe im Gaza-Streifen sowie die Jahresendrally aktuell für Hoffnung und Erleichterung sorgen, liegen die Nettogoldkäufe der Zentralbanken in diesem Jahr rund 14% über denen von 2022. Insgesamt haben die Zentralbanken bisher netto ca. 800 Tonnen Gold gekauft, so viel wie nie zuvor in diesem Neunmonatszeitraum.
Insbesondere ist das Spektrum der Länder, deren Zentralbanken ihre Reserven in den letzten Quartalen aufgestockt haben, mittlerweile breit gefächert. Allein die 33 wichtigsten Zentralbanken, angeführt von China (78 Tonnen), Polen (57 Tonnen), Türkei (39 Tonnen) und Indien (9 Tonnen), kauften im dritten Quartal 2023 insgesamt 197,85 Tonnen Gold, was durchschnittlich 66 Tonnen pro Monat bedeutet.
Die Gründe für die gestiegene Zentralbank-Nachfrage sind sicherlich vielseitig und teilweise individuell begründet. Vor allem aber dürfte sie der allgemein hohen Verunsicherung, der Geopolitik sowie der gestiegenen Volatilität an den Anleihemärkten als auch der exponentiell ansteigenden US-Staatsschulden und US-Zinszahlungen geschuldet sein.
Wirtschaftssanktionen beschleunigen Entdollarisierung
Da die Geopolitik spätestens seit dem russischen Angriff auf die Ukraine klar in zwei Blöcke (Ost und West) zerfallen ist, befindet sich die Globalisierung auf dem Rückzug. Aufgescheucht durch die Wirtschaftssanktionen gegen Russland bemühen sich viele Staaten um eine Diversifizierung ihrer Währungsreserven und suchen nach alternativen zum US-Dollar, dessen Deckung durch den saudischen Ölhandel (Petrodollar) zunehmend geschwächt wird.
Hohe Volatilität an den Anleihenmärkten
Gleichzeitig ist die Volatilität an den Anleihenmärkten im Vergleich zu den letzten 20 Jahren weiterhin deutlich erhöht. So kam beispielsweise die Rendite der 10-jährigen US-Staatsanleihen in den letzten vier Wochen von 5,02% bis auf 4,37% um über 13% zurück. Das sind Bewegungen, die für Notenbanken und institutionelle Anleger im festverzinslichen Teil ihrer Portfolios zu stark sind.
Insbesondere aber dürften die über die Bedenken über die Nachhaltigkeit des US-Schuldenkurses für eine weiterhin steigende Goldnachfrage seitens Zentralbanken sorgen. Die explodierenden Schuldenquoten sowie eskalierende Zinskosten, die bis 2024 voraussichtlich 20% der staatlichen Steuereinnahmen aufzehren werden, signalisieren die bevorstehenden Herausforderungen für US-Dollar Inhaber und auf US-Dollar lautende Schulden.
Erste Zinssenkung im Mai 2024?
Aktuell erwarten die Märkte, dass die Federal Reserve Bank die Zinsen im Dezember nicht mehr weiter erhöhen wird, sondern im Mai mit der ersten Zinssenkung aufwarten wird. Hier ist grundsätzlich wichtig zu verstehen, dass die FED den Vorgaben der Märkte mit Verzögerung folgt. Sollten Rezession und wirtschaftlichen Verwerfungen („crash landing“) deutlicher zu Tage treten, dürfte die FED trotz erhöhter Inflation von den Märkten wohl zu starken Zinssenkungen gezwungen werden. Dies dürfte den US-Dollar stark belasten und gleichzeitig den Goldpreis beflügeln. Wie immer preisen die Märkte all dies mit einem Vorlauf von ca. sechs Monaten ein.
Das makroökonomische Umfeld bleibt damit äußerst günstig für den Goldpreis.
7. Fazit: Gold – Monatsschlusskurs oberhalb von 2.000 USD triggert die Ausbruchsrally
Der Goldpreis steht aktuell kurz vor seinem ersten Monatsschlusskurs oberhalb von 2.000 USD. Gelingt dies Ende November dürfte zunächst ein Anstieg bis zum Allzeithoch um 2.075 USD folgen. Da mit jedem Angriff auf eine Widerstandsmarke deren Widerstandsfähigkeit abnimmt, sollte der vierte oder spätestens der fünfte Angriff auf das Allzeithoch den erfolgreichen Durchbruch bringen.
Die anschließende Ausbruchsrally dürfte ähnlich wie bspw. 2009 spektakulär werden, schließlich hat sich am Goldmarkt in den vergangenen 12 Jahren viel Energie aufgestaut. Wie dargestellt stehen die Chancen in diesem Fall gut, dass die Goldnotierungen bis zum Frühjahr 2024 deutlich um ca. 20 bis 25% zulegen könnten. Um dieses sehr bullische Szenario realisieren zu können, sollten sich etwaige Rücksetzer ab jetzt spätestens an der 200-Tagelinie (1.941 USD) wieder fangen.
© Florian Grummes
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