Steigende industrielle Nachfrage nach Silber bedeutet Verschärfung des strukturellen Defizits (Teil 2/2)

Angesichts eines beträchtlichen Defizits (Marktungleichgewicht) von 140 Millionen Unzen Silber im Jahr 2023 (nach Angaben des Silver Institute) ist es überraschend, dass die LBMA behauptet, die Londoner Silberbestände seien in den ersten neun Monaten des Jahres 2023 gestiegen. Dies ist umso überraschender, als die Silberbestände an der COMEX, der Shanghai Gold Exchange (SGE) und der Shanghai Futures Exchange (SHFE), wie Sie weiter unten sehen werden, im Jahr 2023 durchweg gesunken sind.

Da die LBMA nur eine zusammengefasste Zahl für die Bestände in den Londoner Silbertresoren liefert (5 Werktage nach Monatsende) und keine Daten über die Zu- und Abflüsse von Silber aus diesen Tresoren zur Verfügung stellt, sind die gesamten Londoner LBMA-Tresordaten eine Blackbox. Es könnte also sein, dass die LBMA erneut darüber täuscht, wie viel (oder wie wenig) Silber sich tatsächlich in den Londoner Tresoren befindet. Es wäre nicht das erste Mal, dass die LBMA im Jahr 2021 einen ganzen Monat lang (zwischen dem 9. April und dem 10. Mai 2021) den Silberbestand in den Tresoren der LBMA für März 2021 um 3.300 Tonnen Silber zu hoch angegeben hat.


COMEX

An der COMEX in den USA hat sich der Rückgang der Silberbestände im Jahr 2023 deutlich abgezeichnet. Ausgehend von einem Gesamtbestand an Silber an der COMEX von 300 Mio. Unzen zu Beginn des Jahres 2023 ist der Silberbestand an der COMEX nun auf 268 Mio. Unzen gesunken (das ist ein Rückgang um 32 Mio. Unzen bzw. 1000 Tonnen). Der gesamte Rückgang entfällt auf die Kategorie "Berechtigt", was bedeutet, dass die Silberbesitzer insgesamt im Laufe des Jahres 2023 Silber aus den zugelassenen Tresoren der COMEX entnommen haben.

"Berechtigt" bedeutet lediglich, dass der Rohstoff (in diesem Fall Silber) in einer Form (1.000-Unzen-Barren) vorliegt, die den Abwicklungsspezifikationen des SI-Terminkontrakts entspricht. Dies bedeutet auch, dass es weniger Silber in "Berechtigt" gibt, das für den Handel in "Registriert" verschoben werden könnte.



Betrachtet man die Kategorie "Registriert" (Silber mit beigefügten Handelsoptionsscheinen, das zur Abwicklung von Terminkontrakten verwendet werden kann), so ist der registrierte Silberbestand der COMEX nach einem massiven Rückgang der registrierten Bestände in den Jahren 2021 und 2022 im Jahr 2023 geringfügig von knapp über 34 Mio. Unzen (1.058 Tonnen) auf 45 Mio. Unzen (1.400 Tonnen) gestiegen. Wie auch immer, dies ist nur ein kleiner Teil der jährlichen Silbernachfrage.



In der Kategorie "Berechtigt" sind die Silberbestände an der COMEX im Laufe des Jahres 2023 jedoch drastisch gesunken, und zwar von 260 Mio. Unzen zu Beginn des Jahres auf jetzt 223 Mio. Unzen. Das entspricht einem Rückgang der Silberbestände um 37 Millionen Unzen bzw. 1.151 Tonnen. Es sei nochmals darauf hingewiesen, dass ein großer Teil dieses "berechtigten" Silbers nichts mit dem COMEX-Handel zu tun hat und lediglich aus anderen Gründen in den zugelassenen COMEX-Tresoren gelagert wird. So werden beispielsweise 103,17 Mio. Unzen des SLV-Silbers (3209 Tonnen) im Tresor von JP Morgan in New York aufbewahrt, und dies muss von den zulässigen Beständen ausgeschlossen werden.