Edelmetalle Aktuell
21.12.2007 | Wolfgang Wrzesniok-Roßbach
Edelmetalle wie Gold, Silber, Platin und die Platingruppenmetalle Palladium, Iridium, Osmium, Ruthenium und Rhodium gehören zum Kerngeschäft der W.C. Heraeus GmbH mit Stammsitz in Hanau. Das Tochterunternehmen Heraeus Metallhandelsgesellschaft mbH ist für den weltweiten Handel der Edelmetalle im Konzern tätig. In einem wöchentlich erscheinenden Marktbericht veröffentlicht das Unternehmen einen Marktüberlick in mehreren Sprachen.
Das gelbe Metall konnte es sich nicht verkneifen, zu Beginn des Berichtszeitraumes doch noch die ältere und eigentlich schon abgeschriebene Unterstützungslinie auf den Charts bei 782 $ zu testen. Allerdings geschah dies nicht ohne äußeren Antrieb. Vielmehr kam den Goldbullen ein drastisch steigender Dollar in die Quere, der gegenüber dem Euro bis zum Montag überraschend auf 1,4320 zulegte. Verantwortlich für diese Gewinne war die Veröffentlichung der höchsten Inflationsdaten in den USA seit 34 Jahren, die Händler zu dem Schluss kommen ließen, dass die FED die Dollar-Zinsen in Zukunft weniger aggressiv senken dürfte. Während also langfristig inflationäre Tendenzen allgemein als positiv für den Goldpreis angesehen werden, können sie, wie der Handelsverlauf rund um das vergangenen Wochenende zeigte, kurzfristig den genau gegenteiligen Effekt haben.
Aber nicht nur der Dollar, auch der Ölpreis, der zweite ständige Einflussfaktor auf die Goldnotierung, sorgte für Verkaufsdruck beim gelben Metall. Der Wert des amerikanischen Leichtöls fiel an der Börse in New York, wenn auch nur vorübergehend, unter 90 $ je Barrel zurück. Als die Notierung nach der Veröffentlichung der aktuellen Bestandsdaten für die USA dann wieder über diese Marke stieg, folgte auch das Gold den Vorgaben: Aktuell steht es bei knapp über 800 $ je Unze und damit 15 $ über dem Tiefststand vom Montag.
Vorübergehend hatte sich auch der inzwischen allerdings beendete Einmarsch der türkischen Armee in den Nord-Irak positiv auf den Goldpreis ausgewirkt, rief dieser doch auf den Finanzmärkten die noch immer labile Situation im Nahen und Mittleren Osten ins Gedächtnis zurück.
Worauf sich die jüngste Erholung des Preises zu keinem Zeitpunkt zurückführen ließ, war ein erhöhtes Engagement industrieller Verbraucher. Vielmehr wurde sowohl aus Indien, wie auch aus Hongkong und Europa in den vergangenen Tagen gemeldet, dass die Schmuckindustrie sich auf dem aktuellen Niveau stark zurückhält. Dies ist nicht nur eine Folge des hohen Preises, sondern hat auch saisonale Ursachen. So ist das Weihnachtsgeschäft in Europa abgearbeitet, und auch die nötigen Vorräte für das chinesische Neujahrsfest in sechs Wochen sind Händlern zufolge inzwischen weitgehend vorhanden. Allerdings beginnt in der zweiten Januarhälfte die Hochzeitssaison im für Goldschmuck traditionell wichtigsten Absatzmarkt Indien. Hier könnte es dann durchaus einige positive Impulse geben.
Mit einem raschen Anstieg über die von uns in der letzten Woche genannte Obergrenze von 822,- $ je Unze hinaus ist vor dem Jahreswechsel aber nicht mehr zu rechnen. Auf der anderen Seite ist ein Einbruch unter dem Tiefstkurs dieser Woche ebenso unwahrscheinlich, da sich die externen Einflussfaktoren wie der Dollar und das Öl in den nächsten Tagen ebenfalls eher beruhigen sollten.
Für die Zeit nach dem Jahreswechsel schließen wir dann aber nicht aus, dass ein Nachfrageschub von Investoren zu einer erneuten Rallye des Goldpreises führen könnte. Diese hätte mittelfristig sicher sogar das Potential, den Preis wieder in die Region des bisherigen 28-Jahreshochs bei 845 $ je Unze zu heben. Auf diesem Niveau hatte ja das Metall kurzzeitig am 7. November dieses Jahres notiert und es war damit nur noch fünf Dollars vom 1980er Allzeithoch entfernt. Zwingend notwendig wäre für eine solche Kursentwicklung aber auch eine Unterstützung durch einen schwächeren Dollar, am besten noch gepaart mit einem Ölpreis, der wieder in Richtung der Marke von 100 $ je Barrel marschiert.
Die Zentralbanken haben sich in der vergangenen Woche zurückgehalten und keine zwei Tonnen Gold verkauft. Die Schweizerische Notenbank gab zu diesem Thema aber bekannt, dass sie schon im November immerhin 11,3 Tonnen des Metalls auf den Markt geworfen habe. Insgesamt hatten die Eidgenossen seit der Bekanntgabe ihrer neuesten Verkaufsabsichten zwischen Juni und November mehr als 130 von insgesamt geplanten 250 Tonnen abgegeben.
Silber folgte wieder einmal dem Gold und verlor anfangs unerwartet deutlich auf nur noch 13,60 $ je Unze. Im weiteren Verlauf der Woche erholte es sich aber wieder und lag zuletzt knapp über der Marke von 14 $.
Für die nächsten Tage erwarten wir hier, wie auch schon bei den anderen Metallen eine Beruhigung der Situation und eine Handelsspanne zwischen 13,60 $ und 14,60 $. Die langfristige Entwicklung über diese Spanne hinaus wird wesentlich vom Gold bestimmt.
Eine Welle von Nachfrage durch Spekulanten, aber auch längerfristig orientierten Investoren sorgte in den vergangenen Tagen für eine Fortsetzung des Höhenflugs beim
Platinpreis.
Die Käufer ließen sich dabei sicher auch von den zahlreichen positiven Analystenkommentaren beeinflussen, die im Laufe der letzten Wochen über das Platin veröffentlicht wurden. Hinzu kamen in den vergangenen Tagen aber auch wieder Nachrichten aus Südafrika, die zum Anlass für neue Investments in das weiße Metall genommen wurde.
So gab es in einer Mine, die zu gleichen Teilen Aquarius Platinum und Anglo Platinum gehört, einen Streik, der zu einem Produktionsausfall in Höhe von 500 Unzen täglich führt. Bei dem wilden Ausstand geht es um die Frage von Bonuszahlungen für die Mitarbeiter eines Subunternehmens.
Auch der zweite, möglicherweise noch bedeutendere Grund für die Käufe in dieser Woche kam aus Südafrika. Bei der Wahl zum neuen Vorsitzenden des ANC setzte sich der nicht unumstrittene Jacob Zuma gegen den bisherigen Amtsinhaber, Präsident Thabo Mbeki, überraschend deutlich durch. Politische Beobachter tun sich mit einer Bewertung Zumas bisher noch schwer und die Meinungen der Analysten über ihn gehen weit auseinander. Alleine aber die theoretische Möglichkeit, dass in Zukunft die Politik in Südafrika unberechenbarer werden könnte, wenn Zuma im Jahr 2009 dann auch noch Nachfolger von Mbeki im Amt des Präsidenten würde, sorgte angesichts der außerordentlichen Bedeutung Südafrikas für den Platinmarkt für eine gewisse Nervosität.
Auf die industriellen Verbraucher hat diese bisher allerdings nicht übergegriffen, diese haben sich in den vergangenen Tagen mit Käufen weitgehend zurückgehalten.
Der Entwicklung des Platinpreises hat dies jedoch nicht geschadet. Nach einem verhaltenen Wochenbeginn am Montag, der allerdings auch schon ein neues Allzeithoch mit sich brachte, durchbrach das Metall am Dienstagmittag schließlich die bisherige charttechnische Widerstandslinie bei 1.494,- $ je Unze und stieg dann rasch auf über 1.521,- $ je Unze an. Auf diesem Niveau blieben jedoch weitere Anschlusskäufe aus und das Metall fiel langsam wieder in Richtung der Marke von 1.510,- $ je Unze zurück.
Nicht nur der Platinpreis auch die -zinsen sind in dieser Woche massiv gestiegen und erreichten zeitweise ein Niveau von 10%. Ein Grund für die darin sichtbare Knappheit an Metall in Barrenform dürfte sein, dass in den letzten Wochen die Nachfrage nach (vom allgemeinen Metall-Pool physisch zu separierenden) Platin-ETFs deutlich angezogen hat.
Was die weiteren Aussichten angeht, hat sich an der mittelfristigen Ausgangslage nur wenig geändert: Die industrielle Nachfrage liegt, von der momentanen, feiertagsbedingten Ruhe einmal abgesehen, weiter auf einem insgesamt hohen Niveau und könnte im neuen Jahr sogar noch weiter anziehen. Die neuen Vorschläge der EU-Kommission zum CO2-Ausstoß bei PKWs, so umstritten sie auch sein mögen, dürften jedenfalls noch auf längere Sicht dafür sorgen, dass der Dieselmotor in Europa nicht grundlegend an Bedeutung verlieren wird. Hinzu kommt die industrielle Nachfrage aus Asien, wo nach wie vor in verschiedenen Industriezweigen, die ebenfalls Platin benötigen, noch immer Kapazitäten ausgebaut werden.
Nachdem der Platinpreis in dieser Woche schon unerwartet stark zugelegt hat, erwarten wir spätestens ab jetzt bis nach Neujahr eine Beruhigung des Marktes. Einer Handelsspanne zwischen 1.480,- $ je Unze auf der unteren und 1.530,- $ auf der oberen Seite dürfte dabei eher nicht verlassen werden.
Im Kielwasser des Platinpreisanstiegs legte in den vergangenen Tagen auch das Palladium etwas zu. Mit einem maximalen Kursgewinn von 10,- $ je Unze auf 356,- $ je Unze war es aber weit davon entfernt, es in die Schlagzeilen zu schaffen. Allerdings hält hier das industrielle Kaufinteresse weiter an, was sich nicht zuletzt auch an dem noch immer vorhandenen Aufschlag für Palladiumschwamm manifestiert. Mittelfristig rechnen wir deshalb weiterhin mit einer Verkürzung des Abstands zum Platin.
Die Nachfrage nach Rhodium schlief in den letzten Handelstagen zunächst ein, erst in den letzten 24 Stunden gab es wieder etwas Kaufinteresse aus der Industrie. Zu einer größeren Preisveränderung hat dieses aber nicht geführt, die Notierung liegt weiter um die Marke von 6.800,- $ je Unze herum. Beim Ruthenium gab es noch immer leichten Abgabedruck, mit einem Preis von aktuell 360,- $ zu 430,- $ je Unze hielten sich die Kursverluste allerdings in Grenzen. Weiterhin völlig ruhig präsentierte sich das Iridium, das in dieser Woche unverändert bei 420 $ zu 450,- $ je Unze lag.
© Wolfgang Wrzesniok-Roßbach
Heraeus Metallhandelsgesellschaft mbH
Disclaimer: Die in Edelmetalle Aktuell enthaltenen Informationen und Meinungen beruhen auf den Markteinschätzungen durch die Heraeus Metallhandelsgesellschaft mbH (Heraeus) zum Zeitpunkt der Zusammenstellung. Der Bericht ist nicht für Privatanleger gedacht, sondern richtet sich an Personen, die gewerbsmäßig mit Edelmetallen handeln. Die in diesem Bericht Informationen, Meinungen und Markteinschätzungen unterliegen dem Einfluss zahlreicher Faktoren sowie kontinuierlichen Veränderungen und stellen keinerlei Form der Beratung oder Empfehlung dar, eine eigene Meinungsbildung des Empfängers bleibt unverzichtbar. Preisprognosen und andere zukunftsgerich-tete Aussagen sind mit Risiken und Unwägbarkeiten verbunden und die tatsächlichen Ergebnisse und Entwicklungen können erheblich von den geäußerten Erwartungen und Annahmen abweichen. Heraeus und/oder Kunden können Transaktionen im Hinblick auf die in dieser Ausarbeitung genannten Produkte vorgenommen haben, bevor diese Informationen veröffentlicht wurden. Infolge solcher Transaktionen kann Heraeus über Informationen verfügen, die nicht in dieser Ausarbeitung enthalten sind. Heraeus übernimmt keine Verpflichtung, diese Informationen zu aktualisieren. Diese Ausarbeitung dient ausschließlich der Information des jeweiligen Empfängers. Sie darf weder in Auszügen noch als Ganzes ohne schriftliche Genehmigung durch Heraeus vervielfältigt oder an andere Personen weitergegeben werden. Die in dieser Ausarbeitung enthaltenen oder ihr zugrundeliegenden Informationen beruhen auf für zuverlässig und korrekt gehaltenen Quellen. Heraeus haftet jedoch nicht für die Richtigkeit, Genauigkeit und Vollständigkeit der Informationen sowie für etwaige Folgen ihrer Verwendung. Ferner übernimmt Heraeus keine Gewähr dafür, dass die genannten Preise tatsächlich erzielt worden sind oder bei entsprechenden Marktverhältnissen aktuell oder in Zukunft erzielt werden können.
- Gold
Das gelbe Metall konnte es sich nicht verkneifen, zu Beginn des Berichtszeitraumes doch noch die ältere und eigentlich schon abgeschriebene Unterstützungslinie auf den Charts bei 782 $ zu testen. Allerdings geschah dies nicht ohne äußeren Antrieb. Vielmehr kam den Goldbullen ein drastisch steigender Dollar in die Quere, der gegenüber dem Euro bis zum Montag überraschend auf 1,4320 zulegte. Verantwortlich für diese Gewinne war die Veröffentlichung der höchsten Inflationsdaten in den USA seit 34 Jahren, die Händler zu dem Schluss kommen ließen, dass die FED die Dollar-Zinsen in Zukunft weniger aggressiv senken dürfte. Während also langfristig inflationäre Tendenzen allgemein als positiv für den Goldpreis angesehen werden, können sie, wie der Handelsverlauf rund um das vergangenen Wochenende zeigte, kurzfristig den genau gegenteiligen Effekt haben.
Aber nicht nur der Dollar, auch der Ölpreis, der zweite ständige Einflussfaktor auf die Goldnotierung, sorgte für Verkaufsdruck beim gelben Metall. Der Wert des amerikanischen Leichtöls fiel an der Börse in New York, wenn auch nur vorübergehend, unter 90 $ je Barrel zurück. Als die Notierung nach der Veröffentlichung der aktuellen Bestandsdaten für die USA dann wieder über diese Marke stieg, folgte auch das Gold den Vorgaben: Aktuell steht es bei knapp über 800 $ je Unze und damit 15 $ über dem Tiefststand vom Montag.
Vorübergehend hatte sich auch der inzwischen allerdings beendete Einmarsch der türkischen Armee in den Nord-Irak positiv auf den Goldpreis ausgewirkt, rief dieser doch auf den Finanzmärkten die noch immer labile Situation im Nahen und Mittleren Osten ins Gedächtnis zurück.
Worauf sich die jüngste Erholung des Preises zu keinem Zeitpunkt zurückführen ließ, war ein erhöhtes Engagement industrieller Verbraucher. Vielmehr wurde sowohl aus Indien, wie auch aus Hongkong und Europa in den vergangenen Tagen gemeldet, dass die Schmuckindustrie sich auf dem aktuellen Niveau stark zurückhält. Dies ist nicht nur eine Folge des hohen Preises, sondern hat auch saisonale Ursachen. So ist das Weihnachtsgeschäft in Europa abgearbeitet, und auch die nötigen Vorräte für das chinesische Neujahrsfest in sechs Wochen sind Händlern zufolge inzwischen weitgehend vorhanden. Allerdings beginnt in der zweiten Januarhälfte die Hochzeitssaison im für Goldschmuck traditionell wichtigsten Absatzmarkt Indien. Hier könnte es dann durchaus einige positive Impulse geben.
Mit einem raschen Anstieg über die von uns in der letzten Woche genannte Obergrenze von 822,- $ je Unze hinaus ist vor dem Jahreswechsel aber nicht mehr zu rechnen. Auf der anderen Seite ist ein Einbruch unter dem Tiefstkurs dieser Woche ebenso unwahrscheinlich, da sich die externen Einflussfaktoren wie der Dollar und das Öl in den nächsten Tagen ebenfalls eher beruhigen sollten.
Für die Zeit nach dem Jahreswechsel schließen wir dann aber nicht aus, dass ein Nachfrageschub von Investoren zu einer erneuten Rallye des Goldpreises führen könnte. Diese hätte mittelfristig sicher sogar das Potential, den Preis wieder in die Region des bisherigen 28-Jahreshochs bei 845 $ je Unze zu heben. Auf diesem Niveau hatte ja das Metall kurzzeitig am 7. November dieses Jahres notiert und es war damit nur noch fünf Dollars vom 1980er Allzeithoch entfernt. Zwingend notwendig wäre für eine solche Kursentwicklung aber auch eine Unterstützung durch einen schwächeren Dollar, am besten noch gepaart mit einem Ölpreis, der wieder in Richtung der Marke von 100 $ je Barrel marschiert.
Die Zentralbanken haben sich in der vergangenen Woche zurückgehalten und keine zwei Tonnen Gold verkauft. Die Schweizerische Notenbank gab zu diesem Thema aber bekannt, dass sie schon im November immerhin 11,3 Tonnen des Metalls auf den Markt geworfen habe. Insgesamt hatten die Eidgenossen seit der Bekanntgabe ihrer neuesten Verkaufsabsichten zwischen Juni und November mehr als 130 von insgesamt geplanten 250 Tonnen abgegeben.
- Silber
Silber folgte wieder einmal dem Gold und verlor anfangs unerwartet deutlich auf nur noch 13,60 $ je Unze. Im weiteren Verlauf der Woche erholte es sich aber wieder und lag zuletzt knapp über der Marke von 14 $.
Für die nächsten Tage erwarten wir hier, wie auch schon bei den anderen Metallen eine Beruhigung der Situation und eine Handelsspanne zwischen 13,60 $ und 14,60 $. Die langfristige Entwicklung über diese Spanne hinaus wird wesentlich vom Gold bestimmt.
- Platin
Eine Welle von Nachfrage durch Spekulanten, aber auch längerfristig orientierten Investoren sorgte in den vergangenen Tagen für eine Fortsetzung des Höhenflugs beim
Platinpreis.
Die Käufer ließen sich dabei sicher auch von den zahlreichen positiven Analystenkommentaren beeinflussen, die im Laufe der letzten Wochen über das Platin veröffentlicht wurden. Hinzu kamen in den vergangenen Tagen aber auch wieder Nachrichten aus Südafrika, die zum Anlass für neue Investments in das weiße Metall genommen wurde.
So gab es in einer Mine, die zu gleichen Teilen Aquarius Platinum und Anglo Platinum gehört, einen Streik, der zu einem Produktionsausfall in Höhe von 500 Unzen täglich führt. Bei dem wilden Ausstand geht es um die Frage von Bonuszahlungen für die Mitarbeiter eines Subunternehmens.
Auch der zweite, möglicherweise noch bedeutendere Grund für die Käufe in dieser Woche kam aus Südafrika. Bei der Wahl zum neuen Vorsitzenden des ANC setzte sich der nicht unumstrittene Jacob Zuma gegen den bisherigen Amtsinhaber, Präsident Thabo Mbeki, überraschend deutlich durch. Politische Beobachter tun sich mit einer Bewertung Zumas bisher noch schwer und die Meinungen der Analysten über ihn gehen weit auseinander. Alleine aber die theoretische Möglichkeit, dass in Zukunft die Politik in Südafrika unberechenbarer werden könnte, wenn Zuma im Jahr 2009 dann auch noch Nachfolger von Mbeki im Amt des Präsidenten würde, sorgte angesichts der außerordentlichen Bedeutung Südafrikas für den Platinmarkt für eine gewisse Nervosität.
Auf die industriellen Verbraucher hat diese bisher allerdings nicht übergegriffen, diese haben sich in den vergangenen Tagen mit Käufen weitgehend zurückgehalten.
Der Entwicklung des Platinpreises hat dies jedoch nicht geschadet. Nach einem verhaltenen Wochenbeginn am Montag, der allerdings auch schon ein neues Allzeithoch mit sich brachte, durchbrach das Metall am Dienstagmittag schließlich die bisherige charttechnische Widerstandslinie bei 1.494,- $ je Unze und stieg dann rasch auf über 1.521,- $ je Unze an. Auf diesem Niveau blieben jedoch weitere Anschlusskäufe aus und das Metall fiel langsam wieder in Richtung der Marke von 1.510,- $ je Unze zurück.
Nicht nur der Platinpreis auch die -zinsen sind in dieser Woche massiv gestiegen und erreichten zeitweise ein Niveau von 10%. Ein Grund für die darin sichtbare Knappheit an Metall in Barrenform dürfte sein, dass in den letzten Wochen die Nachfrage nach (vom allgemeinen Metall-Pool physisch zu separierenden) Platin-ETFs deutlich angezogen hat.
Was die weiteren Aussichten angeht, hat sich an der mittelfristigen Ausgangslage nur wenig geändert: Die industrielle Nachfrage liegt, von der momentanen, feiertagsbedingten Ruhe einmal abgesehen, weiter auf einem insgesamt hohen Niveau und könnte im neuen Jahr sogar noch weiter anziehen. Die neuen Vorschläge der EU-Kommission zum CO2-Ausstoß bei PKWs, so umstritten sie auch sein mögen, dürften jedenfalls noch auf längere Sicht dafür sorgen, dass der Dieselmotor in Europa nicht grundlegend an Bedeutung verlieren wird. Hinzu kommt die industrielle Nachfrage aus Asien, wo nach wie vor in verschiedenen Industriezweigen, die ebenfalls Platin benötigen, noch immer Kapazitäten ausgebaut werden.
Nachdem der Platinpreis in dieser Woche schon unerwartet stark zugelegt hat, erwarten wir spätestens ab jetzt bis nach Neujahr eine Beruhigung des Marktes. Einer Handelsspanne zwischen 1.480,- $ je Unze auf der unteren und 1.530,- $ auf der oberen Seite dürfte dabei eher nicht verlassen werden.
- Palladium
Im Kielwasser des Platinpreisanstiegs legte in den vergangenen Tagen auch das Palladium etwas zu. Mit einem maximalen Kursgewinn von 10,- $ je Unze auf 356,- $ je Unze war es aber weit davon entfernt, es in die Schlagzeilen zu schaffen. Allerdings hält hier das industrielle Kaufinteresse weiter an, was sich nicht zuletzt auch an dem noch immer vorhandenen Aufschlag für Palladiumschwamm manifestiert. Mittelfristig rechnen wir deshalb weiterhin mit einer Verkürzung des Abstands zum Platin.
- Rhodium, Ruthenium, Iridium
Die Nachfrage nach Rhodium schlief in den letzten Handelstagen zunächst ein, erst in den letzten 24 Stunden gab es wieder etwas Kaufinteresse aus der Industrie. Zu einer größeren Preisveränderung hat dieses aber nicht geführt, die Notierung liegt weiter um die Marke von 6.800,- $ je Unze herum. Beim Ruthenium gab es noch immer leichten Abgabedruck, mit einem Preis von aktuell 360,- $ zu 430,- $ je Unze hielten sich die Kursverluste allerdings in Grenzen. Weiterhin völlig ruhig präsentierte sich das Iridium, das in dieser Woche unverändert bei 420 $ zu 450,- $ je Unze lag.
© Wolfgang Wrzesniok-Roßbach
Heraeus Metallhandelsgesellschaft mbH
Disclaimer: Die in Edelmetalle Aktuell enthaltenen Informationen und Meinungen beruhen auf den Markteinschätzungen durch die Heraeus Metallhandelsgesellschaft mbH (Heraeus) zum Zeitpunkt der Zusammenstellung. Der Bericht ist nicht für Privatanleger gedacht, sondern richtet sich an Personen, die gewerbsmäßig mit Edelmetallen handeln. Die in diesem Bericht Informationen, Meinungen und Markteinschätzungen unterliegen dem Einfluss zahlreicher Faktoren sowie kontinuierlichen Veränderungen und stellen keinerlei Form der Beratung oder Empfehlung dar, eine eigene Meinungsbildung des Empfängers bleibt unverzichtbar. Preisprognosen und andere zukunftsgerich-tete Aussagen sind mit Risiken und Unwägbarkeiten verbunden und die tatsächlichen Ergebnisse und Entwicklungen können erheblich von den geäußerten Erwartungen und Annahmen abweichen. Heraeus und/oder Kunden können Transaktionen im Hinblick auf die in dieser Ausarbeitung genannten Produkte vorgenommen haben, bevor diese Informationen veröffentlicht wurden. Infolge solcher Transaktionen kann Heraeus über Informationen verfügen, die nicht in dieser Ausarbeitung enthalten sind. Heraeus übernimmt keine Verpflichtung, diese Informationen zu aktualisieren. Diese Ausarbeitung dient ausschließlich der Information des jeweiligen Empfängers. Sie darf weder in Auszügen noch als Ganzes ohne schriftliche Genehmigung durch Heraeus vervielfältigt oder an andere Personen weitergegeben werden. Die in dieser Ausarbeitung enthaltenen oder ihr zugrundeliegenden Informationen beruhen auf für zuverlässig und korrekt gehaltenen Quellen. Heraeus haftet jedoch nicht für die Richtigkeit, Genauigkeit und Vollständigkeit der Informationen sowie für etwaige Folgen ihrer Verwendung. Ferner übernimmt Heraeus keine Gewähr dafür, dass die genannten Preise tatsächlich erzielt worden sind oder bei entsprechenden Marktverhältnissen aktuell oder in Zukunft erzielt werden können.