Gold – Konsolidierung oberhalb von 2.000 USD setzt sich fort
23.01.2024 | Florian Grummes
- Seite 3 -
6. Makro-Update – Neuer Inflationsdruck und steigende Aufschläge in Shanghai Transithandelsvolumen im Suezkanal vom 22. Januar 2024. Quelle: Holger Zschäpitz
Durch den Terrorangriff der palästinensischen Hamas auf Israel Anfang Oktober hatte sich die geopolitische Lage im Mittleren Osten innerhalb eines Wochenendes stark eingetrübt. Seitdem Israel im Anschluss in den Gazastreifen einmarschierte, begannen Huthi-Milizen tausende Kilometer entfernt im Jemen Handelsschiffe auf der global wichtigen Route durch das Rote Meer zu beschießen. Ein Schiff wurde sogar gekapert und entführt. Bedroht durch diese Angriffsgefahr ist das Transitvolumen durch den Suezkanal mittlerweile stark eingebrochen und es könnte aufgrund von deutlichen Lieferverzögerungen und dadurch bedingten Angebotsverknappungen neuer Inflationsdruck heraufziehen.
Schifffahrtsrouten Suezkanal vs. Kap der Guten Hoffnung vom 21.Januar 2024. Quelle Source: Global Maritime Hub, S&P Global Commodity Insights
Etwa 15% des weltweiten Schiffsverkehrs, darunter vor allem rund 30% des globalen Containerhandels, werden durch den ägyptischen Suezkanal geleitet. Sollten die Frachtschiffe hingegen für mehrere Monate über das Kap der Guten Hoffnung umgeleitet werden müssen, würde sich eine Hin- und Rückfahrt um ca. zweieinhalb Wochen bzw. bis zu 40% verlängern. Dies würde die freie Schiffskapazität deutlich verknappen und die Kosten in die Höhe treiben. Laut UBS könnte die effektive Kapazität um ca. 25% sinken, da eine solche Afrika-Europa Reise insgesamt mehr als 10 Wochen dauern kann und selbst kurze Unterbrechungen bzw. Verzögerungen deutliche Effekte nach sich ziehen.
Konsequenterweise haben sich die Frachtkosten für die Schifffahrt seit Mitte Dezember bereits mehr als verdoppelt. Als Folge könnten außerdem auch steigende Energiepreise, Versicherungsgebühren, Transportverzögerungen etc. im Jahresverlauf insgesamt zu einem Anstieg der Inflationsraten von ca. 0,5 bis 1% beitragen.
Shanghai Gold Premium vom 23. Januar 2024. Quelle: Goldprice.com
Während der Goldpreis im Oktober heftigst auf die geopolitische Eskalation im Mittleren Osten reagiert hatte, waren die Aufschläge auf physisches Gold in Shanghai bereits ab Ende August deutlich angezogen. Auch jetzt handelt der Goldpreis an der Shanghai Goldexchange wieder zwischen 3 und 4% höher als an den westlichen Papiermärkten. Folgerichtig tendiert der Goldpreis im asiatischen Handel in den letzten Wochen meist fester, während er dann ab dem frühen Nachmittag an der COMEX häufig wieder zurechtgestutzt wird. Der geopolitische Druck aufgrund des zunehmenden Ost-West-Konflikts schiebt den Goldpreis zwar nur langsam, letztlich aber sicher nach oben.
Insgesamt bleibt das makroökonomische Umfeld äußerst günstig für den Goldpreis.
7. Fazit: Gold - Konsolidierung oberhalb von 2.000 USD setzt sich fort
Der Goldpreis setzte in den letzten dreieinhalb Wochen vom Hoch bei 2.088 USD um rund 4,15% zurück. Das charttechnische Bild hat sich dadurch natürlich nicht aufgehellt, es hat bislang aber auch kaum Schaden genommen. Letztlich bleibt es bei der großen Frage, ob auf den gescheiterten Ausbruch von Anfang bzw. Ende Dezember bald der nächste Versuch folgen wird, oder ob der Goldpreis mal wieder eine größere Korrekturschleife drehen wird müssen.
Solange die runde psychologische Marke von 2.000 USD verteidigt werden kann, stehen die Chancen für einen neuerlichen Anstieg in Richtung 2.075 USD und darüber angesichts der günstigen saisonalen Komponente recht gut. Während die Minenaktien sowie Silber teilweise äußerst schwach tendieren und damit keine positive Indikation liefern, kommt aber auch der US-Dollar nicht so wirklich auf die Beine. Zusammen mit der angespannten geopolitischen Lage sowie der physischen Nachfrage in Asien bleibt der Goldpreis daher solide unterstützt.
Zusammengefasst verweilen wir daher auf die Sicht der kommenden Wochen vorerst im Lager der Optimisten.
© Florian Grummes
www.midastouch-consulting.com