Edelmetalle Aktuell
25.01.2008 | Wolfgang Wrzesniok-Roßbach
Edelmetalle wie Gold, Silber, Platin und die Platingruppenmetalle Palladium, Iridium, Osmium, Ruthenium und Rhodium gehören zum Kerngeschäft der W.C. Heraeus GmbH mit Stammsitz in Hanau. Das Tochterunternehmen Heraeus Metallhandelsgesellschaft mbH ist für den weltweiten Handel der Edelmetalle im Konzern tätig. In einem wöchentlich erscheinenden Marktbericht veröffentlicht das Unternehmen einen Marktüberlick in mehreren Sprachen.
Vom Jahr 2007 hat sich der Goldmarkt mit einer fulminanten Rallye verabschiedet. Von 803,- $ je Unze am 21. Dezember stieg das gelbe Metall bis zum Jahresende zunächst auf 843,- $ je Unze an. Auslöser für diese erste Welle von Kursgewinnen war zunächst vor allem eine Meldung, nach der AngloGold Ashanti, der weltweit drittgrößte Goldproduzent, plane, in der nächsten Zeit seine vor Jahren abgeschlossenen und noch immer in erheblichem Umfang ausstehenden Terminverkäufe durch entsprechende Gegengeschäfte rückgängig zu machen.
Direkt nach Weihnachten gab es dann nach der Ermordung der pakistanischen Politikerin Benazir Bhutto einen jener inzwischen eher raren Momente, in denen das Gold unmittelbar auf eine politische Krise reagiert hat. Auch der zwischenzeitliche Einmarsch der türkischen Armee in den Nordirak wurde von Kaufinteresse begleitet. Wie so oft in der jüngeren Vergangenheit wurden die Sorgen um die weitere politische Entwicklung aber rasch von anderen Faktoren abgelöst. Schon lange scheint viel häufiger der Fall vorzuliegen, dass das Gold zwar auf wirtschaftliche Entwicklungen deutlich reagiert (z.B. auf den Ölpreis und damit die Inflation, auf die Dollarkursentwicklung oder Vorgänge auf den Aktienmärkten), dass aber rein politische Hiobsbotschaften kaum einen nachhaltigen Einfluss haben.
So war auch diesmal der Anstieg des Goldpreises - trotz der zwischenzeitlichen Unterstützung durch Entwicklungen im Mittleren Osten - in erster Linie eine Reaktion auf den gleichzeitigen Höhenflug des Ölpreises, sowie den zwischenzeitlichen Verfall des US-Dollars.
Der Preis für Öl war kurz nach Jahresbeginn auf knapp über 100,- $ je Barrel gestiegen, die damit verbundenen Inflationssorgen sorgten beim Gold für einen anhaltenden Höhenflug, der bereits am ersten Handelstag des neuen Jahres ein neues Allzeithoch brachte. Bisher hatte der höchste jemals erreichte Kurs bei 850,- $ je Unze gelegen, er war am 21. Januar 1980 erreicht worden. Mit der alten Höchstmarke hielt sich das gelbe Metall diesmal aber nicht lange auf. Zwar beruhigte sich der Ölpreis, aber der Dollar schwächte sich weiter ab und fiel gegen dem Euro auf einen historischen Tiefststand von fast 1,50 $ je Euro. Das Gold erreichte in diesem Umfeld einen Höchstkurs von 914,- $ je Unze und überstieg damit das alte Allzeithoch in weniger als zwei Wochen um noch einmal fast acht Prozent. Angesichts eines Kursgewinns von fast 300,- $ in weniger als sechs Monaten mischten sich aber trotz überwiegend auch weiter positiver Analystenkommentare in der zweiten Monatshälfte zunehmend auch kritische Stimmen in die Diskussion ein. Sie wiesen darauf hin, dass der Markt auf dem erreichten Niveau eindeutig überkauft sei. Die Stimmung kippte noch mehr, als dann noch von einem Einbruch der Schmucknachfrage in Indien berichtet wurde und entsprechende Prognosen für das Jahr 2008 noch einmal einen Rückgang um 20 Prozent ankündigten. Der Goldpreis fiel aufgrund von Gewinnmitnahmen daraufhin wieder und erreichte kurz vor dem vergangenen Wochenende einen Tiefstkurs von 870,- $.
Der massive Einbruch auf den Aktienmärkten am Montag sorgte dann, wie schon bei entsprechenden Gelegenheiten in der Vergangenheit auch, für einen Preisverfall beim Gold. Ursache für diese, angesichts der Rolle des Goldes als "Krisenmetall" auf den ersten Blick unverständliche Reaktion des Marktes ist vermutlich, dass Anleger Verluste auf den Aktienmärkten auszugleichen hatten und hierzu die (noch) profitablen Positionen beim Gold auflösen mussten.
Die überraschende und sehr deutliche Zinssenkung durch die amerikanische Notenbank am Dienstag sorgte dann aber für eine Erholung des Aktienmarktes und in dessen Kielwasser auch des Goldpreises. Innerhalb weniger Stunden stieg das gelbe Metall vom Tiefstkurs bei 849,- $ je Unze auf 895,- $ je Unze an. In den letzten 48 Stunden orientierte es sich dann weiter an den Aktienmärkten, allerdings schwankte das Gold dabei nicht mehr ganz so stark, sondern verblieb zwischen 877,- $ je Unze und 899,- $ je Unze.
Für die nächste Woche erwarten wir, dass die beschriebene Abhängigkeit von den Aktienmärkten auch weiter Bestand haben wird. Sollten sich auf diesen die Skeptiker durchsetzen, ist nicht auszuschließen, dass auch der Goldpreis erst einmal noch unter Druck gerät.
Insgesamt rechnen wir aber, wie schon in unserem in der letzten Woche versandten Ausblick für unsere Firmenkunden ausgeführt, weiter damit, dass im ersten Quartal noch einmal neue Höchstkurse von bis zu 975 $ je Unze erreicht werden könnten, bevor dann eine mehr oder weniger ausgeprägte Rezession die Edelmetalle spätestens im zweiten Halbjahr unter Druck bringen kann.
In den letzten vier Wochen orientierte sich das Silber stark an den Bewegungen das Goldpreises. Von gerade einmal 13,60 $ je Unze vor Weihnachten legte es fast ohne Unterbrechung bis auf einen Höchstkurs von 16,58 $ je Unze zu, der am 14. Januar erreicht wurde.
Wie beim Gold auch, kam es hier anschließend zu Gewinnmitnahmen, welche die Notierung wieder auf 15,25 $ je Unze drückten. Nach der Zinssenkung in den USA sprang die Notierung auf über 16,- $ je Unze, seitdem schwankt es und 16,25 $ heute Mittag. Da das Silber sehr viel stärker als Gold industriell genutzt wird und damit rezessionsanfälliger ist, und die Nachfrage von Investoren im laufenden Jahr im Vergleich zu 2007 und vor allem 2006 weiter zurückgehen dürfte, besteht durchaus die Möglichkeit, dass nach einem weiteren (und möglicherweise letzten) Aufschwung in diesem Frühjahr im zweiten Halbjahr dann im Vergleich zum Gold überproportionale Verluste verkraftet werden müssen.
Das Platin konnte auch in den letzten vier Wochen seine Favoritenrolle unter den Edelmetallen verteidigen. Es stieg in dieser Zeit von 1.470,- $ je Unze kurz vor Weihnachten auf 1.591,- $ je Unze zu Beginn der letzten Woche an und erreichte damit ein neues Allzeithoch. Angeheizt wurde das Kaufinteresse dabei nicht nur von der allgemein positiven Verfassung der Rohstoffmärkte, sondern auch von ganz spezifischen fundamentalen Gründen. So gab es immer wieder Meldungen über eine rückläufige Produktion bei den Minen, zuletzt kam es in dieser Woche in einer wichtigen Mine von Anglo Platinum zu einem Produktionsstopp auf Grund eines Wassereinbruchs (Ausfall teils bis zu 12 Wochen, Verlust bis zu 70.000 Unzen Pt). Und erst heute meldete Lonmin, dass im vergangenen Quartal 19 Prozent weniger Platin aufgrund von technischen Schwierigkeiten und Streiks produziert worden seien.
Aber es kommt nicht nur auf der Angebotsseite zu Engpässen, auch was die Nachfrage angeht, scheint es noch immer Raum für Steigerungen zu geben. So hatte bei der diesjährigen Automesse in Detroit das Thema Diesel weit im Vordergrund gestanden und sowohl japanische, als auch amerikanische Autohersteller scheinen sich zunehmend auch mit dieser Technik, deren Katalysatoren überwiegend mit Platin betrieben werden müssen, anzufreunden. Aber auch vom anderen Ende der Welt, aus China, wurde in den letzten Wochen über einen deutlichen Anstieg der Platinnachfrage berichtet. Wir sind nicht sicher, ob diese Nachfrage auf Dauer durchzuhalten sein wird, kurzfristig jedoch hat sie die Preisentwicklung bei dem weißen Metall ganz sicher unterstützt. Die besondere Abhängigkeit des Platins vom Verbrauch durch die Wirtschaft birgt mittel- und längerfristig aber auch Gefahren. Sollte es tatsächlich zu einer Rezession in den USA und in Verbindung damit zu einem Abschwächen des Wirtschaftswachstums in Europa und Asien kommen, dürfte dies am Platinpreis nicht spurlos vorübergehen. Einen Vorgeschmack darauf, was ein solches Umfeld für die weitere Preisentwicklung bedeuten könnte, gab es in dieser Woche, als der Preis angesichts des Einbruchs auf den internationalen Aktienmärkten auf "nur" noch 1.507,- $ je Unze fiel.
Die in Form einer kräftigen Zinssenkung rasch eingeläuteten - manche Analysten sagen auch panikartigen - Gegenmaßnahmen der amerikanischen Notenbank FED schürten dann aber bei Anlegern und Spekulanten die Hoffnung , dass es schon nicht so schlimm kommen werde. Der Platinpreis reagierte deshalb umgehend und stieg bis heute Morgen schon wieder bis auf 1.590,- $ je Unze an. Sollte er nun auch noch den Höchstkurs von letzter Woche überschreiten, könnte die Nachfrage durch Anleger durchaus noch einmal neuen Schwung erhalten. Im Moment verfügen Investoren in Form von ETFs und Positionen an den Terminbörsen in Tokio und New York über eine Menge von etwa 1/5 einer Weltjahresproduktion. Damit sind die Anleger ganz sicher nicht überinvestiert. Beim Silber liegt diese Menge z.B. bei über 75% der jährlichen Neuförderung. Hinzu kommt, dass beim Silber auch noch hohe physische Bestände in den Händen von Anlegern darauf warten, bei entsprechenden Kursgewinnen wieder abgestoßen zu werden.
Auch für die nächste Zeit gilt, dass, wenn es auf den internationalen Finanzmärkten nicht zu einem kompletten Zusammenbruch kommt, das Platin aus fundamentaler Sicht erst einmal auch weiterhin gut unterstützt sein dürfte. Wir schließen deshalb nicht aus, dass es, eine entsprechende Unterstützung durch den Goldpreis vorausgesetzt, im ersten Quartal noch einmal zu deutlichen Kursgewinnen kommen kann.
Wenn sich dann im Laufe des Jahres aber, wie wir erwarten, die Neuproduktion stabilisiert, die Schmucknachfrage auf Grund des hohen Preisniveaus eher nachlässt und eine mögliche Rezession zu einem Minderverbrauch bei den industriellen Anwendungen und bei Autokatalysatoren führt, ist ein Kippen des nun schon seit drei Jahren andauernden Trends nicht auszuschließen. Industrielle Verbraucher sollten deshalb, wenn sie über Sicherungsgeschäfte nachdenken, erst einmal vor allem die nächsten sechs Monate im Blick behalten.
Das Palladium ruht weiter in sich selbst. Zwar stieg es in den vergangenen vier Wochen zunächst von 350,- $ je Unze auf in der Spitze 380,- $ je Unze an, allerdings stand es dabei trotzdem stets im Schatten der anderen Edelmetalle. Es ist das einzige (Haupt-)Metall, das im Rahmen der jüngsten Rallye kein neues Allzeithoch oder doch wenigstens Preise jenseits der Höchstkurse von 2006 erreicht hat.
Der anschließende Rückgang auf 359,- $ je Unze überrascht vor diesem Hintergrund nicht wirklich, eine rasche Änderung ist nicht in Sicht.
Was die mittelfristigen Aussichten angeht, sehen wir aber auch weiterhin durchaus Potential für Kursgewinne, der physische Verbrauch ist weiter hoch und die Vorräte scheinen zumindest langsam abzuschmelzen.
Das Rhodium stieg dank einer kräftigen industriellen Nachfrage aus Asien in der Spitze auf 7.050 $ je Unze an und erreichte damit wieder sein bisheriges Allzeithoch von 1991.
Beim Ruthenium gab es auf dem höheren Niveau keine große Nachfrage mehr, im Moment liegt die Notierung bei 375,- $ - 425,- $. Iridium liegt unverändert bei 420,- $ - 450,- $ je Unze.
© Wolfgang Wrzesniok-Roßbach
Heraeus Metallhandelsgesellschaft mbH
Disclaimer: Die in Edelmetalle Aktuell enthaltenen Informationen und Meinungen beruhen auf den Markteinschätzungen durch die Heraeus Metallhandelsgesellschaft mbH (Heraeus) zum Zeitpunkt der Zusammenstellung. Der Bericht ist nicht für Privatanleger gedacht, sondern richtet sich an Personen, die gewerbsmäßig mit Edelmetallen handeln. Die in diesem Bericht Informationen, Meinungen und Markteinschätzungen unterliegen dem Einfluss zahlreicher Faktoren sowie kontinuierlichen Veränderungen und stellen keinerlei Form der Beratung oder Empfehlung dar, eine eigene Meinungsbildung des Empfängers bleibt unverzichtbar. Preisprognosen und andere zukunftsgerich-tete Aussagen sind mit Risiken und Unwägbarkeiten verbunden und die tatsächlichen Ergebnisse und Entwicklungen können erheblich von den geäußerten Erwartungen und Annahmen abweichen. Heraeus und/oder Kunden können Transaktionen im Hinblick auf die in dieser Ausarbeitung genannten Produkte vorgenommen haben, bevor diese Informationen veröffentlicht wurden. Infolge solcher Transaktionen kann Heraeus über Informationen verfügen, die nicht in dieser Ausarbeitung enthalten sind. Heraeus übernimmt keine Verpflichtung, diese Informationen zu aktualisieren. Diese Ausarbeitung dient ausschließlich der Information des jeweiligen Empfängers. Sie darf weder in Auszügen noch als Ganzes ohne schriftliche Genehmigung durch Heraeus vervielfältigt oder an andere Personen weitergegeben werden. Die in dieser Ausarbeitung enthaltenen oder ihr zugrundeliegenden Informationen beruhen auf für zuverlässig und korrekt gehaltenen Quellen. Heraeus haftet jedoch nicht für die Richtigkeit, Genauigkeit und Vollständigkeit der Informationen sowie für etwaige Folgen ihrer Verwendung. Ferner übernimmt Heraeus keine Gewähr dafür, dass die genannten Preise tatsächlich erzielt worden sind oder bei entsprechenden Marktverhältnissen aktuell oder in Zukunft erzielt werden können.
- Gold
Vom Jahr 2007 hat sich der Goldmarkt mit einer fulminanten Rallye verabschiedet. Von 803,- $ je Unze am 21. Dezember stieg das gelbe Metall bis zum Jahresende zunächst auf 843,- $ je Unze an. Auslöser für diese erste Welle von Kursgewinnen war zunächst vor allem eine Meldung, nach der AngloGold Ashanti, der weltweit drittgrößte Goldproduzent, plane, in der nächsten Zeit seine vor Jahren abgeschlossenen und noch immer in erheblichem Umfang ausstehenden Terminverkäufe durch entsprechende Gegengeschäfte rückgängig zu machen.
Direkt nach Weihnachten gab es dann nach der Ermordung der pakistanischen Politikerin Benazir Bhutto einen jener inzwischen eher raren Momente, in denen das Gold unmittelbar auf eine politische Krise reagiert hat. Auch der zwischenzeitliche Einmarsch der türkischen Armee in den Nordirak wurde von Kaufinteresse begleitet. Wie so oft in der jüngeren Vergangenheit wurden die Sorgen um die weitere politische Entwicklung aber rasch von anderen Faktoren abgelöst. Schon lange scheint viel häufiger der Fall vorzuliegen, dass das Gold zwar auf wirtschaftliche Entwicklungen deutlich reagiert (z.B. auf den Ölpreis und damit die Inflation, auf die Dollarkursentwicklung oder Vorgänge auf den Aktienmärkten), dass aber rein politische Hiobsbotschaften kaum einen nachhaltigen Einfluss haben.
So war auch diesmal der Anstieg des Goldpreises - trotz der zwischenzeitlichen Unterstützung durch Entwicklungen im Mittleren Osten - in erster Linie eine Reaktion auf den gleichzeitigen Höhenflug des Ölpreises, sowie den zwischenzeitlichen Verfall des US-Dollars.
Der Preis für Öl war kurz nach Jahresbeginn auf knapp über 100,- $ je Barrel gestiegen, die damit verbundenen Inflationssorgen sorgten beim Gold für einen anhaltenden Höhenflug, der bereits am ersten Handelstag des neuen Jahres ein neues Allzeithoch brachte. Bisher hatte der höchste jemals erreichte Kurs bei 850,- $ je Unze gelegen, er war am 21. Januar 1980 erreicht worden. Mit der alten Höchstmarke hielt sich das gelbe Metall diesmal aber nicht lange auf. Zwar beruhigte sich der Ölpreis, aber der Dollar schwächte sich weiter ab und fiel gegen dem Euro auf einen historischen Tiefststand von fast 1,50 $ je Euro. Das Gold erreichte in diesem Umfeld einen Höchstkurs von 914,- $ je Unze und überstieg damit das alte Allzeithoch in weniger als zwei Wochen um noch einmal fast acht Prozent. Angesichts eines Kursgewinns von fast 300,- $ in weniger als sechs Monaten mischten sich aber trotz überwiegend auch weiter positiver Analystenkommentare in der zweiten Monatshälfte zunehmend auch kritische Stimmen in die Diskussion ein. Sie wiesen darauf hin, dass der Markt auf dem erreichten Niveau eindeutig überkauft sei. Die Stimmung kippte noch mehr, als dann noch von einem Einbruch der Schmucknachfrage in Indien berichtet wurde und entsprechende Prognosen für das Jahr 2008 noch einmal einen Rückgang um 20 Prozent ankündigten. Der Goldpreis fiel aufgrund von Gewinnmitnahmen daraufhin wieder und erreichte kurz vor dem vergangenen Wochenende einen Tiefstkurs von 870,- $.
Der massive Einbruch auf den Aktienmärkten am Montag sorgte dann, wie schon bei entsprechenden Gelegenheiten in der Vergangenheit auch, für einen Preisverfall beim Gold. Ursache für diese, angesichts der Rolle des Goldes als "Krisenmetall" auf den ersten Blick unverständliche Reaktion des Marktes ist vermutlich, dass Anleger Verluste auf den Aktienmärkten auszugleichen hatten und hierzu die (noch) profitablen Positionen beim Gold auflösen mussten.
Die überraschende und sehr deutliche Zinssenkung durch die amerikanische Notenbank am Dienstag sorgte dann aber für eine Erholung des Aktienmarktes und in dessen Kielwasser auch des Goldpreises. Innerhalb weniger Stunden stieg das gelbe Metall vom Tiefstkurs bei 849,- $ je Unze auf 895,- $ je Unze an. In den letzten 48 Stunden orientierte es sich dann weiter an den Aktienmärkten, allerdings schwankte das Gold dabei nicht mehr ganz so stark, sondern verblieb zwischen 877,- $ je Unze und 899,- $ je Unze.
Für die nächste Woche erwarten wir, dass die beschriebene Abhängigkeit von den Aktienmärkten auch weiter Bestand haben wird. Sollten sich auf diesen die Skeptiker durchsetzen, ist nicht auszuschließen, dass auch der Goldpreis erst einmal noch unter Druck gerät.
Insgesamt rechnen wir aber, wie schon in unserem in der letzten Woche versandten Ausblick für unsere Firmenkunden ausgeführt, weiter damit, dass im ersten Quartal noch einmal neue Höchstkurse von bis zu 975 $ je Unze erreicht werden könnten, bevor dann eine mehr oder weniger ausgeprägte Rezession die Edelmetalle spätestens im zweiten Halbjahr unter Druck bringen kann.
- Silber
In den letzten vier Wochen orientierte sich das Silber stark an den Bewegungen das Goldpreises. Von gerade einmal 13,60 $ je Unze vor Weihnachten legte es fast ohne Unterbrechung bis auf einen Höchstkurs von 16,58 $ je Unze zu, der am 14. Januar erreicht wurde.
Wie beim Gold auch, kam es hier anschließend zu Gewinnmitnahmen, welche die Notierung wieder auf 15,25 $ je Unze drückten. Nach der Zinssenkung in den USA sprang die Notierung auf über 16,- $ je Unze, seitdem schwankt es und 16,25 $ heute Mittag. Da das Silber sehr viel stärker als Gold industriell genutzt wird und damit rezessionsanfälliger ist, und die Nachfrage von Investoren im laufenden Jahr im Vergleich zu 2007 und vor allem 2006 weiter zurückgehen dürfte, besteht durchaus die Möglichkeit, dass nach einem weiteren (und möglicherweise letzten) Aufschwung in diesem Frühjahr im zweiten Halbjahr dann im Vergleich zum Gold überproportionale Verluste verkraftet werden müssen.
- Platin
Das Platin konnte auch in den letzten vier Wochen seine Favoritenrolle unter den Edelmetallen verteidigen. Es stieg in dieser Zeit von 1.470,- $ je Unze kurz vor Weihnachten auf 1.591,- $ je Unze zu Beginn der letzten Woche an und erreichte damit ein neues Allzeithoch. Angeheizt wurde das Kaufinteresse dabei nicht nur von der allgemein positiven Verfassung der Rohstoffmärkte, sondern auch von ganz spezifischen fundamentalen Gründen. So gab es immer wieder Meldungen über eine rückläufige Produktion bei den Minen, zuletzt kam es in dieser Woche in einer wichtigen Mine von Anglo Platinum zu einem Produktionsstopp auf Grund eines Wassereinbruchs (Ausfall teils bis zu 12 Wochen, Verlust bis zu 70.000 Unzen Pt). Und erst heute meldete Lonmin, dass im vergangenen Quartal 19 Prozent weniger Platin aufgrund von technischen Schwierigkeiten und Streiks produziert worden seien.
Aber es kommt nicht nur auf der Angebotsseite zu Engpässen, auch was die Nachfrage angeht, scheint es noch immer Raum für Steigerungen zu geben. So hatte bei der diesjährigen Automesse in Detroit das Thema Diesel weit im Vordergrund gestanden und sowohl japanische, als auch amerikanische Autohersteller scheinen sich zunehmend auch mit dieser Technik, deren Katalysatoren überwiegend mit Platin betrieben werden müssen, anzufreunden. Aber auch vom anderen Ende der Welt, aus China, wurde in den letzten Wochen über einen deutlichen Anstieg der Platinnachfrage berichtet. Wir sind nicht sicher, ob diese Nachfrage auf Dauer durchzuhalten sein wird, kurzfristig jedoch hat sie die Preisentwicklung bei dem weißen Metall ganz sicher unterstützt. Die besondere Abhängigkeit des Platins vom Verbrauch durch die Wirtschaft birgt mittel- und längerfristig aber auch Gefahren. Sollte es tatsächlich zu einer Rezession in den USA und in Verbindung damit zu einem Abschwächen des Wirtschaftswachstums in Europa und Asien kommen, dürfte dies am Platinpreis nicht spurlos vorübergehen. Einen Vorgeschmack darauf, was ein solches Umfeld für die weitere Preisentwicklung bedeuten könnte, gab es in dieser Woche, als der Preis angesichts des Einbruchs auf den internationalen Aktienmärkten auf "nur" noch 1.507,- $ je Unze fiel.
Die in Form einer kräftigen Zinssenkung rasch eingeläuteten - manche Analysten sagen auch panikartigen - Gegenmaßnahmen der amerikanischen Notenbank FED schürten dann aber bei Anlegern und Spekulanten die Hoffnung , dass es schon nicht so schlimm kommen werde. Der Platinpreis reagierte deshalb umgehend und stieg bis heute Morgen schon wieder bis auf 1.590,- $ je Unze an. Sollte er nun auch noch den Höchstkurs von letzter Woche überschreiten, könnte die Nachfrage durch Anleger durchaus noch einmal neuen Schwung erhalten. Im Moment verfügen Investoren in Form von ETFs und Positionen an den Terminbörsen in Tokio und New York über eine Menge von etwa 1/5 einer Weltjahresproduktion. Damit sind die Anleger ganz sicher nicht überinvestiert. Beim Silber liegt diese Menge z.B. bei über 75% der jährlichen Neuförderung. Hinzu kommt, dass beim Silber auch noch hohe physische Bestände in den Händen von Anlegern darauf warten, bei entsprechenden Kursgewinnen wieder abgestoßen zu werden.
Auch für die nächste Zeit gilt, dass, wenn es auf den internationalen Finanzmärkten nicht zu einem kompletten Zusammenbruch kommt, das Platin aus fundamentaler Sicht erst einmal auch weiterhin gut unterstützt sein dürfte. Wir schließen deshalb nicht aus, dass es, eine entsprechende Unterstützung durch den Goldpreis vorausgesetzt, im ersten Quartal noch einmal zu deutlichen Kursgewinnen kommen kann.
Wenn sich dann im Laufe des Jahres aber, wie wir erwarten, die Neuproduktion stabilisiert, die Schmucknachfrage auf Grund des hohen Preisniveaus eher nachlässt und eine mögliche Rezession zu einem Minderverbrauch bei den industriellen Anwendungen und bei Autokatalysatoren führt, ist ein Kippen des nun schon seit drei Jahren andauernden Trends nicht auszuschließen. Industrielle Verbraucher sollten deshalb, wenn sie über Sicherungsgeschäfte nachdenken, erst einmal vor allem die nächsten sechs Monate im Blick behalten.
- Palladium
Das Palladium ruht weiter in sich selbst. Zwar stieg es in den vergangenen vier Wochen zunächst von 350,- $ je Unze auf in der Spitze 380,- $ je Unze an, allerdings stand es dabei trotzdem stets im Schatten der anderen Edelmetalle. Es ist das einzige (Haupt-)Metall, das im Rahmen der jüngsten Rallye kein neues Allzeithoch oder doch wenigstens Preise jenseits der Höchstkurse von 2006 erreicht hat.
Der anschließende Rückgang auf 359,- $ je Unze überrascht vor diesem Hintergrund nicht wirklich, eine rasche Änderung ist nicht in Sicht.
Was die mittelfristigen Aussichten angeht, sehen wir aber auch weiterhin durchaus Potential für Kursgewinne, der physische Verbrauch ist weiter hoch und die Vorräte scheinen zumindest langsam abzuschmelzen.
- Rhodium, Ruthenium, Iridium
Das Rhodium stieg dank einer kräftigen industriellen Nachfrage aus Asien in der Spitze auf 7.050 $ je Unze an und erreichte damit wieder sein bisheriges Allzeithoch von 1991.
Beim Ruthenium gab es auf dem höheren Niveau keine große Nachfrage mehr, im Moment liegt die Notierung bei 375,- $ - 425,- $. Iridium liegt unverändert bei 420,- $ - 450,- $ je Unze.
© Wolfgang Wrzesniok-Roßbach
Heraeus Metallhandelsgesellschaft mbH
Disclaimer: Die in Edelmetalle Aktuell enthaltenen Informationen und Meinungen beruhen auf den Markteinschätzungen durch die Heraeus Metallhandelsgesellschaft mbH (Heraeus) zum Zeitpunkt der Zusammenstellung. Der Bericht ist nicht für Privatanleger gedacht, sondern richtet sich an Personen, die gewerbsmäßig mit Edelmetallen handeln. Die in diesem Bericht Informationen, Meinungen und Markteinschätzungen unterliegen dem Einfluss zahlreicher Faktoren sowie kontinuierlichen Veränderungen und stellen keinerlei Form der Beratung oder Empfehlung dar, eine eigene Meinungsbildung des Empfängers bleibt unverzichtbar. Preisprognosen und andere zukunftsgerich-tete Aussagen sind mit Risiken und Unwägbarkeiten verbunden und die tatsächlichen Ergebnisse und Entwicklungen können erheblich von den geäußerten Erwartungen und Annahmen abweichen. Heraeus und/oder Kunden können Transaktionen im Hinblick auf die in dieser Ausarbeitung genannten Produkte vorgenommen haben, bevor diese Informationen veröffentlicht wurden. Infolge solcher Transaktionen kann Heraeus über Informationen verfügen, die nicht in dieser Ausarbeitung enthalten sind. Heraeus übernimmt keine Verpflichtung, diese Informationen zu aktualisieren. Diese Ausarbeitung dient ausschließlich der Information des jeweiligen Empfängers. Sie darf weder in Auszügen noch als Ganzes ohne schriftliche Genehmigung durch Heraeus vervielfältigt oder an andere Personen weitergegeben werden. Die in dieser Ausarbeitung enthaltenen oder ihr zugrundeliegenden Informationen beruhen auf für zuverlässig und korrekt gehaltenen Quellen. Heraeus haftet jedoch nicht für die Richtigkeit, Genauigkeit und Vollständigkeit der Informationen sowie für etwaige Folgen ihrer Verwendung. Ferner übernimmt Heraeus keine Gewähr dafür, dass die genannten Preise tatsächlich erzielt worden sind oder bei entsprechenden Marktverhältnissen aktuell oder in Zukunft erzielt werden können.