Gold – Dieser Ausbruch ist eindeutig
12.03.2024 | Florian Grummes
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Ein Jahr nach dem Zusammenbruch der Silicon Valley Bank und der Signature Bank greift die zunehmende Schwäche bei den US-Gewerbeimmobilien also wie erwartet auch auf andere Banken über. In Deutschland ist vor allem die im US-Büroimmobiliensektor stark engagierte Deutsche Pfandbriefbank nach einem Gewinneinbruch und heftigen Kursverlusten in die Schlagzeilen geraten. Zuletzt wurden die Dividende sowie das Neugeschäft in den USA gestrichen. Die Pfandbriefbank war aus Finanzkrise 2008 hervorgegangen, als das Vorgängerinstitut "Münchner Immobilienbank Hypo Real Estate" (HRE) vom Bund 2010 wegen drohenden Kollapses verstaatlichen werden musste. Die damalige Bundesregierung hatte die HRE dann in eine staatliche "Bad Bank" mit den faulen & riskanten Krediten sowie eine „gesunde“ Bank mit dem Rest des HRE-Portfolios zweigeteilt.
Der Untergang der US-Regionalbanken nimmt also seinen Lauf und dürfte Zweitrundeneffekte auf der ganzen Welt lostreten. Dennoch bezeichnete der Fed-Vorsitzende Jerome Powell die Risiken im US-Bankensektor als überschaubar, auch wenn es bei einigen Kreditgebern zu Verlusten kommen werde. Die Fed stünde mit den Banken in Kontakt, um sicherzustellen, dass sie über genügend Liquidität und Kapital verfügen, um etwaige Verluste aufzufangen. Und auch die EZB will die Kanoneneinschläge zumindest offiziell nicht wahrnehmen und verfolgt bei der Festlegung des Zinspfads ähnlich wie die Fed einen "datenabhängigen Ansatz".
Angesichts der teilweise fast vertikalen Kursanstiege bei vielen Tech-Aktien sowie der nach wie vor erhöhten Inflation sind baldige Zinssenkungen in den USA äußerst fraglich geworden. Allerdings nur so lange bis es wirklich kracht. Das kann dann wiederum sehr schnell passieren und die Krise dürfte nur noch mit gewaltigen Rettungspaketen in Billionenhöhe seitens der Fed und dem Einlagensicherung FDIC zu stemmen sein.
Der Goldpreis wird jetzt in China gemacht
Der Goldpreis jedenfalls reagierte auf die neuerlichen Probleme im US-Bankensektor mit einem scharfen Ausbruch und täglich neuen Rekordständen. Wir hatten diese Entwicklung charttechnisch seit langem angekündigt.
Nun ist es so weit. Allerdings scheint vor allem auch der physische Kaufdruck aus China für die phänomenale Kursentwicklung verantwortlich sein. Denn während in Deutschland leidgeplagte Bürger ihre angesparten Edelmetalle teilweise liquidieren müssen, um die gestiegenen Lebenshaltungskosten und die schwierige wirtschaftliche Lage zu meistern, ermutigt die chinesische Regierung ihre Bürger wiederum zum Goldkauf und schreitet selbst mit konsequentem Beispiel voran.
Shanghai Gold Premium vom 11. März 2024. Quelle: Goldprice.com
An der Shanghai Goldexchange waren die Aufschläge schon seit dem Spätsommer 2023 explodiert. Zwar sind die Aufschläge im Vergleich zu den Goldpreisen im Westen zu Wochenbeginn mit +0,98% etwas geringer geworden, dennoch handelte der Goldpreis heute morgen in Shanghai bei umgerechnet rund 2.200 USD. Zuletzt wurden sieben Tag in Folge neue Rekordstände gemeldet. Zusammen mit der starken Nachfrage seitens der chinesischen Zentralbank sowie dem Kaufrausch zum Start des Jahres des Drachens dominiert China also den physischen Goldmarkt. Durch den Arbitragehandel gerät der Papiergoldmarkt im Westen hingegen immer weiter unter Druck.
Insgesamt bleibt das makroökonomische Umfeld äußerst günstig für den Goldpreis.
7. Fazit: Gold - Dieser Ausbruch ist eindeutig
Gold ist in der letzten Handelswoche auf ein neues Allzeithoch ausgebrochen und zeigt bislang noch keine Anzeichen für einen größeren Rücksetzer. Eine Verschnaufpause auf hohem Niveau wäre jedoch gesund.
Nachdem der Goldpreis allerdings jahrelang erfolglos gegen den Widerstand um 2.075 USD angelaufen war, hat sich die Ausgangslage nun nachhaltig verändert. Der Trend ist klar aufwärtsgerichtet und Kursziele im Bereich um 2.535 USD erscheinen schon in den kommenden ein bis drei Monaten bzw. bis zum Frühsommer erreichbar.
Trotzdem können scharfe Rücksetzer und hohe Volatilität jederzeit für vorübergehendes Ungemach und vor allem Irritationen sorgen. Auch wenn ein sehr tiefer Rücksetzer bis in den Bereich zwischen 2.075 und 2.125 USD derzeit eher unwahrscheinlich erscheint, würde dies eine exzellente Nachkaufchance bedeuten.
© Florian Grummes
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