Märkte: Rekorde "purzeln" – Standort Europa verliert an Attraktivität – Unerwartete Zinssenkung der Schweizer Nationalbank – Rückblick FOMC-Sitzung der Federal Reserve
22.03.2024 | Folker Hellmeyer
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Datenpotpourri der letzten 24 HandelsstundenEinkaufsmanagerindices (PMIs, vorläufige Werte März) – Für Deutschland (rot) ernüchternd!
Kommentar: Die Eurozone „reüssiert“ (Ironie!) gesamtwirtschaftlich mit unter 50 Punkten im kontraktiven Bereich, auch wenn sich mit Ausnahme Frankreichs im Monatsvergleich ein Anstieg einstellte. Die Eurozone ist Verlierer! Die Sorgenkinder der Eurozone sind Deutschland gefolgt von Frankreich. Beides sind ökonomische Schwergewichte der Eurozone, die den Rest nach unten ziehen. Die USA, das UK (trotz Brexit) und Japan reüssieren im Wachstumsbereich hinsichtlich der Gesamtwirtschaft.
Diese Divergenz zu Lasten Kontinentaleuropas erklärt sich zu großen Teilen über das Thema Energie. Japan hat nach Fukushima an Atomstrom festgehalten und baut ihn aus. Japan importiert fossile Energieträger aus Russland via Sachalin (man sanktioniert auf dem Papier und agiert interessenorientiert!), ergo sind Versorgungssicherheit und Vorteile bei Preisen gegenüber Europa gewährleistet.
Die USA sind bezüglich fossilen Brennstoffträgern autark und importierten im letzten Jahr Rekordmengen an Uran aus Russland (man agiert bei Uran interessenorientiert nach dem Motto "America first" – Russlands Einnahmen hin oder her - und verdient sich mit LNG eine „goldene Nase“). Auch hier ergeben sich massive Preisvorteile gegenüber dem Standort Kontinentaleuropa. Machen die USA und Japan Moralpolitik oder Interessenpolitik? Kann Kontinentaleuropa sich den Politikansatz weiter leisten? Es geht maßgeblich um das Thema Energie! Für weitere Naivität Europas gibt es keinen Spielraum.
Als Fazit lässt sich ziehen, dass diese Preisdivergenzen bei Energie in dem energetischen Zeitalter, in dem wir leben, entscheidende Größen bezüglich der Wirtschafts- und Wohlstandspotentiale waren, sind und bleiben werden. Wann begreift Kontinentaleuropa die Notwendigkeit zum interessenorientierten Handeln, zu dem der Eid die Regierungen verpflichtet? Wieviel Substanz unseres Kapitalstocks (Basis aller Einkommen) soll noch riskiert werden? Die Zahlen sind eindeutig und lügen nicht!
Eurozone: Geschäftsklimaindices stärker im Widerspruch zu den PMIs
Frankreich: Im Gegensatz zu den Einkaufsmanagerindices stieg der Geschäftsklimaindex im Verarbeitenden Gewerbe per März von zuvor 101 (revidiert von 100) auf 102 Punkte (Prognose 100) und markierte den höchsten Stand seit März 2023. Diese Divergenz wirft Fragen auf!
Frankreich: Im Gegensatz zu dem Einkaufsmanagerindex für die Gesamtwirtschaft nahm der Geschäftsklimaindex für die Gesamtwirtschaft von zuvor 98 auf 100 Zähler zu. Es ist der höchste Indexstand seit September 2023. Diese Divergenz zu PMIs wirft Fragen auf!
UK: Zunächst Politik der ruhigen Hand
Die Bank of England hat die Leitzinsen unverändert bei 5,25% belassen. Im Hinblick auf die zuletzt deutlich gesunkenen Verbraucherpreise (3,4%) wähnt man sich auf gutem Weg.
USA: Daten durchgehend besser als erwartet
Die Leistungsbilanz der USA wies per 4. Quartal 2023 ein Defizit in Höhe von 194,8 Mrd. USD (Prognose 209,0 Mrd. USD) nach zuvor 196,4 Mrd. USD (revidiert von 200,3 Mrd. USD) aus. Die Arbeitslosenerstanträge lagen per 16. März bei 210.000 (Prognose 215.000) nach zuvor 212.000 (revidiert von 209.000).
Der Philadelphia Fed Business Index verzeichnete per März einen Rückgang von zuvor 5,2 auf 3,2 Punkte (Prognose -2,3). Der Absatz zuvor genutzter Wohnimmobilien stellte sich per Februar auf 4,38 Millionen (Prognose 3,94 Mio.) nach zuvor 4,00 Millionen. Der Index der Frühindikatoren nach Lesart des Conference Board nahm per Februar erstmalig seit 23 Monaten zu. Der Anstieg stellte sich auf 0,1% (Prognose -0,2%).
Japan: Verbraucherpreise steigen auf 2,8%
Die Verbraucherpreise legten per Februar im Jahresvergleich um 2,8% nach zuvor 2,2% zu. Die Kernrate der Verbraucherpreise verzeichnete per Februar im Jahresvergleich einen Anstieg um 2,8% (Prognose 2,8%) nach 2,0% zuvor.
Derzeit ergibt sich für den EUR gegenüber dem USD eine positive Tendenz. Ein Unterschreiten der Unterstützungszone bei 1,0540 – 1,0570 negiert das für den EUR positive Szenario.
Viel Erfolg!
© Folker Hellmeyer
Chefvolkswirt der Netfonds Gruppe
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