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Strom für die KI & Gedanken zum Dotplot

31.03.2024  |  John Mauldin
- Seite 2 -
Viele glauben, dass die KI fast alles revolutionieren wird. Ich stimme dem zu, aber wir müssen Wege finden, um die damit verbundenen neuen Herausforderungen im Energiebereich zu bewältigen. Wenn Sie nach "Wie viel Energie wird KI benötigen?" suchen, werden Sie feststellen, dass sich viele der Artikel auf einen niederländischen Analysten, Alex de Vries, beziehen. Er war ein früher Krypto-Skeptiker und begann, den enormen Energiebedarf des Krypto-Minings zu verfolgen.

Dann, im Jahr 2022, untersuchte de Vries den Energiebedarf von KI. Da nur wenige der Unternehmen, die KI betreiben, über ihren Energieverbrauch sprechen, zählte er einfach die Anzahl der Chips, die Nvidia nach eigenen Angaben ausliefert, wie viel Energie sie verbrauchen, und rechnete dann hoch. Er schätzt, dass die Stromversorgung dieser Chips bis 2027 weit mehr als 1% des gesamten Weltenergieverbrauchs ausmachen wird - die Kühlung und andere damit verbundene Anforderungen nicht mitgerechnet. Dies stammt aus einem kürzlich erschienenen Artikel des New Yorker zu diesem Thema:

"'Es gibt eine grundlegende Diskrepanz zwischen dieser Technologie und der ökologischen Nachhaltigkeit', erklärte de Vries. Kürzlich äußerte der weltweit prominenteste Befürworter der künstlichen Intelligenz, Sam Altman, der Vorstandsvorsitzende von OpenAI, ähnliche Bedenken, wenn auch in einem anderen Licht. 'Ich glaube, wir wissen immer noch nicht, wie viel Energie diese Technologie benötigt', meinte Altman bei einem öffentlichen Auftritt in Davos. Er wisse nicht, wie dieser Bedarf ohne einen Durchbruch gedeckt werden könne. Er fügte hinzu: 'Wir brauchen die Kernfusion oder... radikal billigere Solarenergie plus Speicherung oder etwas anderes in großem Maßstab - ein Maßstab, für den niemand wirklich plant.'"

In den USA entfallen derzeit etwa 4% des Stromverbrauchs auf Rechenzentren, und diese Zahl wird bis 2026 voraussichtlich auf 6% steigen.


Aus Kreis wird Quadrat

Die Aufregung um die KI ist in gewisser Weise vergleichbar mit der Aufregung um erneuerbare Energien. Beide scheinen wie füreinander geschaffen: der grenzenlose KI-Strombedarf wird durch saubere, reichlich vorhandene Solar- und Windenergie gedeckt. Ein positiver Kreislauf für alle.

Diese erneuerbaren Energiequellen wachsen in der Tat schnell. Sie sind ein wichtiger Bestandteil des Energiemixes, aber sie haben ihre Grenzen. Die wichtigste ist die "Intermittenz", die Tatsache, dass sie nur dann Strom erzeugen, wenn die Sonne scheint und der Wind weht. Rechenzentren werden rund um die Uhr betrieben und benötigen in der Regel rund um die Uhr konstante Strommengen. Sie können nicht einfach abgeschaltet werden, wenn es windstill ist.

Man versucht, aus diesem Kreis ein Quadrat zu machen. Google betreibt ein geothermisches Versuchskraftwerk in Nevada, um zwei seiner Rechenzentren zu betreiben. Andere bauen riesige Batteriefarmen, um überschüssige Solar- und Windenergie für eine spätere Nutzung aufzufangen. Das hilft zwar, reicht aber bei weitem nicht aus. Die beständigste und rund um die Uhr verfügbare saubere Stromerzeugung ist derzeit die Kernenergie. Die Technologiebranche hat das erkannt und zeigt sich zunehmend interessiert. Das ist großartig, denn unsere Kernkraftwerke altern schnell und werden nicht ersetzt.

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Quelle: EIA


Berichten zufolge investiert Microsoft in kleine modulare Reaktortechnologie. Diese könnten in der Nähe von Rechenzentren aufgestellt werden und die Art von kontinuierlicher Versorgung bieten, die andere erneuerbare Quellen nicht leisten können.

Amazon ist kürzlich in diese Richtung gegangen und hat ein Rechenzentrum neben einem bestehenden Kernkraftwerk in Pennsylvania gekauft. Ich bin ein großer Befürworter der Kernenergie, vor allem, wenn wir einige der bürokratischen Hürden überwinden können, die ihre Errichtung so teuer und zeitaufwändig machen. (Sehen Sie den einsamen Zusatz 2023 im obigen Chart? Dabei handelt es sich um die Erweiterung eines bestehenden Kraftwerks in Georgia, die mehr als 30 Milliarden Dollar gekostet hat).

Noch bessere und hoffentlich weniger kostspielige Nukleartechnologien wie Thoriumreaktoren sind im Kommen. Aber keine von ihnen kommt so schnell, wie der KI-Strombedarf steigt. All dies führt zu einer offensichtlichen Schlussfolgerung, die viele Menschen, insbesondere Umweltschützer, nicht wahrhaben wollen. Wir werden in nächster Zeit nicht aus den fossilen Brennstoffen "aussteigen". Sie sind und bleiben ein wichtiger Bestandteil der weltweiten Energieversorgung.

Kein anderer Energieträger verfügt über die gleiche Kombination aus reichlichem Angebot, gut entwickelter Infrastruktur und der Fähigkeit, unter allen Wetterbedingungen weiter zu produzieren. Die Internationale Energieagentur (IEA) erhöht ihre Nachfrageprognose scheinbar jedes Jahr, manchmal sogar zweimal im Jahr.

Wenn Sie um das Klima besorgt sind, werden Sie wahrscheinlich sagen, dass das nicht gut ist. Aber was sind die Alternativen? Die Welt verfügt weder über genügend saubere Energie, um die Nachfrage zu decken, noch haben wir gute Möglichkeiten, die Nachfrage in dem erforderlichen Umfang zu senken. Eine tiefe, mehrjährige globale Depression könnte dies bewirken, allerdings zu hohen Kosten.

Der gesamte Energieverbrauch bezieht sich auf die aktuellen Versionen der KI, die in die Zukunft projiziert werden. Wenn wir neuere und datenintensivere Versionen bekommen, mehr Unternehmen auf den Markt kommen, die KI anbieten, und noch mehr Unternehmen sie nutzen, wird sich der Energieverbrauch in einer Weise erhöhen, die wir heute noch nicht verstehen und für die wir sicherlich keine Pläne haben.

Damit rückt der erstrebenswerte Traum von "Netto Null" in noch weitere Ferne. Wir werden Öl, Gas und Kohle noch viel länger brauchen, als viele hoffen. Deshalb bin ich nach wie vor optimistisch für Energie. Und für die Kernenergie. Ähnlich wie in der Geldpolitik haben wir auch hier keine ideale Wahlmöglichkeit. Alle Alternativen sind auf unterschiedliche Weise schlecht. Wir können nur die am wenigsten schlimme wählen. Aber apropos Geldpolitik...


Gedanken zum Dotplot

In der letzten Woche gab es eine Menge Nachrichten von den Zentralbanken. Zunächst hob die Bank of Japan ihren Leitzins zum ersten Mal seit (Achtung:) 2007 an! Sie erhöhte von -0,1% auf 0% und beendete damit (hoffentlich) die Ära der negativen Zinssätze.

Es war ein kleiner Schritt, aber dennoch von enormer Bedeutung. Die BOJ beendete auch ihre Strategie zur Steuerung der Renditekurve, die langfristige Staatsanleihen bei 0% gehalten hatte, und wird auch den Kauf von ETFs und REITs einstellen. Die japanischen Behörden hatten in dieser Angelegenheit kaum eine Wahl, da die Inflation dort endlich anzieht. Sie ist zwar nicht so hoch wie bei uns, aber die Löhne und einige Verbraucherpreise steigen in einer Weise, die seit vielen Jahren nicht mehr zu beobachten war.

In Europa war die Schweizerische Nationalbank die erste Zentralbank, die die Zinsen in diesem Zyklus senkte. Auch die Europäische Zentralbank, die Bank of England und die Bank of Canada deuten an, dass sie die Zinsen bald senken werden.


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