Überwiegend Risikobereitschaft – Fed-Protokoll: Zinssenkung "ante portas" – Benchmark- Revision US-Arbeitsmarktdaten markant – DIHK: Interesse an Gründungen historisch niedrig
22.08.2024 | Folker Hellmeyer
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Die EZB steuert laut Italiens Notenbankchef Panetta bezüglich sinkender Inflation und einer schwächeren Wirtschaft auf eine lockere Geldpolitik zu. Er hofft auf eine Zinssenkung im September. Das Ende der Straffung habe bereits begonnen, sagte das EZB-Ratsmitglied aufeiner Veranstaltung in Rimini gestern. Panetta weiter: "Es ist vernünftig zu erwarten, dass wir von nun an in eine Phase der Lockerung der geldpolitischen Bedingungen eintreten werden, da die Inflation fällt und sich die Weltwirtschaft abschwächt."Kommentar: Der Realzins, der Leitzins abzüglich der Inflationsrate, ergo 4,25% abzüglich 2,6%, liegt bei +1,65%. Das ist sehr restriktiv, insbesondere bezüglich der aktuellen und der absehbaren Konjunkturlage. Vertretbar ist ein Niveau um 1%, ergo stehen noch bis zu drei Zinssenkungen a‘ 0,25% in der Zukunft als Potential (Maßgabe keine inflationären Verwerfungen) im Raum. Schweden und die Schweiz haben bereits die zweite Zinssenkung verfügt. Die EZB wird jetzt im September folgen. Der Eindruck, dass die EZB und die Federal Reserve im September gemeinschaftlich und koordiniert handeln, drängt sich auf.
DIHK-Umfrage: Interesse an Firmengründungen auf historisch tiefem Stand (Kapitalstock!)
Das Interesse an der Gründung von Unternehmen sank laut einer DIHK-Umfrage auf den tiefsten Stand seit mindestens 2010 (Beginn der Erhebung). DIHK-Präsident Adrian sprach von ernüchternden Ergebnissen. Beratungsgespräche des Verbands zeigten, dass enormgestiegene Betriebskosten sowie das Dickicht bürokratischer Regelungen die Lust am Unternehmertum erstickten. Der Gründungsstandort wird schlechter bewertet. 75% derBefragten gaben an, schnellere und einfachere Regularien seien nötig. Zwei Drittel sprachen sich für ein einfacheres Steuerrecht aus. Weitere Forderungen waren laut DIHK ein besserer Zugang zu öffentlichen Fördermitteln sowie niedrigere Energiepreise.
Kommentar: Das Interesse an Unternehmensgründungen korreliert mit den Standortbedingungen im europäischen und globalen Vergleich. Wir haben hier diverse Male verdeutlicht, dass Deutschland diesbezüglich die Konkurrenzfähigkeit verloren hat. Ich bedanke mich, dass Herr Adrian einige Punkte aufführte. Als Erinnerung und als Mahnung an Berlin liefern wir hier noch einmal eine Übersicht für die amtierende Regierung. Die Auflistung ist nicht vollständig, aber sie thematisiert entscheidende Felder.
Datenpotpourri der letzten 24 Handelsstunden
USA: MBA-Hypothekenmarktindex wieder schwächer
Der MBA-Hypothekenmarktindex stellte sich per 16. August 2024 auf 225,8 Zähler nach zuvor 251,3 Punkten. Der Hintergrund des Anstiegs der letzten Wochen von circa 200 Punkten ausgehend bis auf 251,3 Zähler in der Spitze liegt im Rückgang der Kapitalmarktzinsen, der zu deutlich erhöhten Refinanzierungen (Altbestand) führte. Dieser Prozess erscheint nun zunächst beendet. Nachfolgend ist die Indexentwicklung bei Immobilienverkäufen und bei Refinanzierungen aufgeführt. Der "Kaufindex" ist schwach! Das ist entscheidend für die Konjunkturaussage.
Index: Neu Hypotheken für Refinanzierungen
Index: Neue Hypotheken für Hauskäufe
Russland: Weiter sehr hohe Erzeugerpreise (J)
Die Erzeugerpreise verzeichneten per Berichtsmonat Juli einen Anstieg im Monatsvergleich um 1,1% (Vormonat -1,5%). Im Jahresvergleich kam es zu einer Zunahme um 13,7% nach 14,0%.
Erstschätzungen Einkaufsmanagerindices per August 2024
Composite Indices spiegeln die Gesamtwirtschaft.
Derzeit ergibt sich für den EUR gegenüber dem USD eine positive Tendenz. Ein Unterschreiten der Unterstützung bei 1.0600 – 30 negiert dieses Szenario.
Viel Erfolg!
© Folker Hellmeyer
Chefvolkswirt der Netfonds Gruppe
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