Gold – Die Rally geht vermutlich weiter
23.08.2024 | Florian Grummes
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Hinzu kommen der anhaltende Inflationsdruck sowie Bedenken hinsichtlich der weiter um sich greifenden Abwertung von Fiat-Währungen gegen Gold. So hat das Gold in den letzten Jahrzehnten im Vergleich zu allen Fiat-Währungen eine beeindruckende Performance gezeigt. Gegen den Euro stieg der Goldpreis im Durchschnitt der vergangenen 20 Jahren beispielsweise jährlich um durchschnittlich 8,6 Prozent an, während europäische Staatsanleihen und Euro-Bargeld nur mickrige Renditen von 2,73% bzw. 1,08% erzielten.Langfristig hat Gold seine Rolle als Wertspeicher und Inflationsschutz seit Jahrtausenden bestätigt, da es im Gegensatz zu Fiat-Währungen, die an Kaufkraft verlieren, seinen Wert behält. Eine Analyse über den Zeitraum von mehr als einem halben Jahrhundert zeigt, dass der US-Dollar 98,27% seiner Kaufkraft verloren hat, während der Euro heute nur noch 1,7% seiner ursprünglichen Kaufkraft besitzt!
Gold hingegen hat sich als Maßstab für Inflation etabliert, da es seine Kaufkraft über die Jahre hinweg weitgehend beibehält. Dies steht im Gegensatz zum Wertverlust von Fiat-Währungen, der durch die steigenden Goldpreise sichtbar wird. Trotz kurzfristiger Schwankungen bleibt Gold ein verlässlicher Indikator für die langfristige Geldentwertung. Der konstante Wert des Edelmetalls macht es zu einer bevorzugten Anlage in Zeiten wirtschaftlicher Unsicherheit und politischer Krisen, da es im Gegensatz zu Fiat-Währungen nicht von der Glaubwürdigkeit eines Herausgebers (z.B. Notenbank) abhängt.
Mit dem starken Anstieg von 1.615 USD bis auf 2.531 USD hat der Edelmetallsektor nach längerer Stagnation in den letzten zwei Jahren eine deutliche Wiederbelebung erfahren. Immer mehr Zentralbanken sowie Investoren auf der ganzen Welt erhöhen ihre Allokationen in physischem Gold.
UGold Junior Miners GDXJ, vom 19. August 2024. Quelle: Crescat Capital, Tavi Costa
Während jedoch der Goldpreis von einem Rekordhoch zum nächsten eilt, sind die meisten Goldminenaktien noch meilenweit von ihren Allzeithochs entfernt. Der HUI Index (NYSE Arca Gold BUGS Index) müsste sich mehr als verdoppeln, um ein neues Rekordhoch zu erreichen.
Lediglich absolute Top-Unternehmen wie bspw. Agnico Eagle mit Minen in Kanada, Finnland, Mexiko, den USA und Schweden sowie Alamos Gold mit Minen in Kanada und Mexiko konnten sich der schwachen Sektor-Performance entziehen und übertrumpften den Goldpreisanstieg deutlich. Mit dem Ausbruch über die wichtige Abwärtstrendlinie der letzten 14 Jahre deuten die stark zurückgebliebenen Junior Goldminenaktien (GDXJ) nun aber möglicherweise den Befreiungsschlag an.
Die sich langsam verbessernde Lage wird durch Fusions- und Übernahmeaktivitäten bestätigt. Das jüngste Beispiel ist die Übernahme von Osisko Mining durch Gold Fields. Demnach plant Gold Fields, der weltweit siebtgrößte Goldproduzent mit Sitz in Johannesburg, Südafrika, die Übernahme von Osisko Mining für etwa 2,16 Mrd. CAD. Pro Osisko-Aktie bietet Gold Fields den Osisko-Aktionären damit 4,90 CAD, was gegenüber dem letzten Kurs vor der Übernahmeankündigung einem Premium von ca. 55% entspricht!
Die Transaktion wurde am 12. August 2024 durch eine endgültige Vereinbarung formalisiert und soll, vorbehaltlich der Erfüllung aller Bedingungen, im 4. Quartal 2024 abgeschlossen werden. Nach der Übernahme werden die Aktien des kanadischen Mineralexplorationsunternehmen Osisko Mining voraussichtlich nicht mehr an der Toronto Stock Exchange (TSX) gehandelt.
Gold Fields, das bereits als Joint-Venture-Partner an Osiskos hochgradiger Goldlagerstätte Windfall in Québec involviert ist, sieht die Übernahme als strategische Ergänzung seines Portfolios und als Möglichkeit, die Produktion in der Region auszubauen. Angesichts des harten Wettbewerbs unter den großen Goldproduzenten wird diese Übernahme die Reserven von Gold Fields stärken und gleichzeitig weiteres Interesse am Goldminen-Sektor wecken. Zudem wirft die Übernahme ein bezeichnendes Schlaglicht auf den Goldmarkt und macht die extrem niedrigen Bewertungen der meisten Goldminen und Minenentwickler deutlich.
7. Fazit: Gold – Die Rally geht vermutlich weiter
Die Rally am Goldmarkt läuft mittlerweile seit fast 11 Monaten, ohne dass es zu einem größeren Rücksetzer gekommen wäre. Zwar gab es zwei zwischengeschaltete Seitwärtskonsolidierungen, eine echte Marktbereinigung mit einem Kursrückgang von über 10% war aber nicht zu beobachten.
US-Dollar Index, Tageschart vom 21. August 2024. Quelle: Tradingview
Ungeachtet der positiven Preisentwicklung sowie der stark stützenden Makro- und Fundamentallage bleibt der Goldmarkt aber nicht ohne Herausforderungen. Schließlich ist der Goldpreis nach einem Plus von fast 40% seit dem Oktober 2023 überkauft. Gleichzeitig ist der US-Dollar nach dem Kursrutsch der letzten vier Wochen deutlich überverkauft und in eine breite Unterstützungszone eingetaucht. Zudem sind die Commitment of Traders (CoT-Daten) mittlerweile sehr negativ, während das Sentiment ungesund hohe Optimismuswerte liefert.
Bislang konnte sich der Goldpreis in den letzten Monaten immer wieder konsequent von jeglichen Rücksetzern erholen und dann weiter nach oben marschieren. Die mit dem Ausbruch über 2.500 USD neu entfachte Marktdynamik deutet darauf hin, dass die seit Mitte April vorherrschende Seitwärtsbewegung beendet worden ist und nun möglicherweise ein scharfer Preisanstieg bevorstehen könnte.
Trotzdem gilt für den September, dass eine starke Korrektur am Aktienmarkt sowie eine Erholung beim US-Dollar die Goldpreise vorübergehend negativ beeinflussen könnte. Wir vermuten aber, dass die Zone zwischen 2.430 und 2.485 USD jegliche Rücksetzer zunächst auffangen sollte. Der „worst-case“ auf der Unterseite liegt vermutlich bei ca. 2.400 USD. Ungeachtet kurzfristiger Rücksetzer dürfte sich der Goldpreis übergeordnet auf dem Weg in Richtung 2.700 bis 3.000 US-Dollar befinden.
© Florian Grummes
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