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Gold – Spekulative Übertreibung bringt die Trendwende

13:32 Uhr  |  Florian Grummes
1. Rückblick

Nach einem zähen Start in das Handelsjahr 2024 beendete der Goldpreis Mitte Februar seine Konsolidierung und ging wieder in eine starke Trendphase über. Diese brachte zunächst den nachhaltigen Ausbruch über die Widerstandszone um 2.075 USD. Konsequenterweise haussierten die Goldnotierungen daraufhin innerhalb von nur zwei Monaten bis auf 2.430 USD. Hier allerdings endete die Goldrally am 12.April recht unvermittelt mit einem großen Kursrutsch am späten Freitagnachmittag. Trotz weiterer Anläufe konnten die Bullen die Marke von 2.400 USD in der Folgewoche damals nicht erobern.

Stattdessen begann zwischen ca. 2.300 USD und ca. 2.400 USD eine trickreiche Konsolidierung auf hohem Niveau. Gleichzeitig wurde die solide Unterstützung um 2.280 bis 2.300 USD verteidigt. Schließlich konnte der Goldpreis am Pfingstmontag, also rund fünf Wochen später, mit 2.450 USD vorübergehend doch nochmal auf ein neues Allzeithoch ausbrechen, nur um dann schnell wieder in die seitwärtsverlaufende Handelspanne zurückzufallen. Dabei wurde auch die Unterstützung um 2.300 USD mehrmals unterschritten, ohne dass es aber zu einem nachhaltigen Durchbruch nach unten kam.


Attentat auf Trump sorgt ähnlich wie 2016 für einen kurzlebigen Spike am Goldmarkt

Insgesamt trübte sich das Chartbild schrittweise ein, während die Umkehrsignale stetig zunahmen. Am 26.Juni fiel der Goldpreis schließlich erneut unter die psychologische Unterstützung bei 2.300 USD. Sofort kamen jedoch neue Käufer in den Markt und das Unterschreiten stellte sich schnell als Fehlsignal (Bullenfalle) heraus. Davon ermuntert konnten die Goldpreise ab Ende Juni bis zum 17.Juli erneut haussieren. Etwas überraschend sorgte dabei insbesondere das gescheiterte Attentat auf Donald Trump in der Vorwoche für einen fulminanten Spike auf ein neues Allzeithoch bei 2.483 US-Dollar.

Die Freude über dieses neue Allzeithoch währte aber nur kurz, denn der Goldpreis vollzog in den letzten sieben Handelstagen eine harte Kehrtwende und implodierte um rund 130 USD bis auf 2.353 USD. Damit sind die Notierungen zurück in der zähen Seitwärtsspanne, welche sich seit Mitte April herausgebildet hatte. Gleichzeitig ist auf dem Wochenchart eine hässliche Umkehrkerze bzw. ein "Blow Off Top" zurückgeblieben.


Relative Stärke beim Silber war ein klares Warnsignal

Während der Silberpreis im Mai noch relative Stärke gegen den Goldpreis zeigte, gelang ihm zuletzt kein neues Hoch mehr. Stattdessen wurde das Jahreshoch vom 20.Mai bei 32,52 US-Dollar zuletzt klar verfehlt und mit 27,39 USD ein neues zweieinhalb Monatstief erreicht.

Damit hat sich die Silberstärke im Mai wie vermutet als klares Warnsignal entpuppt. Die Rally, welche Anfang Oktober 2023 begann, dürfte also vermutlich beendet sein und die Edelmetallpreise sollten in den kommenden Wochen und zwei bis drei Monaten in eine gesunde Korrektur übergehen.


Kandidatur von Harris heizt den US-Wahlkampf wieder an und schürt Unsicherheit

Parallel dazu haben die jüngsten politischen Entwicklungen in den USA zu erheblichen Verwerfungen an den Finanzmärkten geführt. Zunächst löste die zunehmende Wahrscheinlichkeit einer erneuten Trump-Präsidentschaft eine Rotation von Technologie- zu Value-Aktien aus. Diese Bewegung wurde jedoch abrupt unterbrochen, als Präsident Biden seinen Rückzug aus dem Wahlkampf bekannt gab und Vizepräsidentin Kamala Harris ihre Kandidatur ankündigte.

Diese unerwartete Wendung sorgte für große Unsicherheit unter den Anlegern, da nun ein intensiver und möglicherweise langwieriger Wahlkampf bis zum 5. November und eventuell darüber hinaus erwartet wird. Als Folge gerieten nahezu alle Marktsektoren unter Druck, wobei insbesondere Technologiewerte stark betroffen waren.

Der Nasdaq 100 verzeichnete mit einem Tagesverlust von 3,7% den stärksten Rückgang seit Oktober 2022. Insgesamt wurde an einem einzigen Handelstag eine Marktkapitalisierung von über 1,1 Billionen USD am US-Aktienmarkt vernichtet. Auch die Gold- und Silberpreise konnten sich diesem Gemetzel nicht entziehen.

Die Situation verdeutlicht einmal mehr die enge Verflechtung zwischen politischen Ereignissen und kurzfristigen Marktreaktionen. Anleger müssen sich in den kommenden Monaten auf anhaltend höhere Volatilität einstellen, da der Wahlkampf und dessen mögliche Auswirkungen auf die Wirtschaftspolitik die Märkte weiterhin beeinflussen werden.


2. Chartanalyse Gold in US-Dollar

a. Wochenchart: Wochen-Stochastik bestätigt Verkaufssignal erneut

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Gold in US-Dollar, Wochenchart vom 26. Juli 2024. Quelle: Tradingview


Auf dem Wochenchart läuft sich der Goldpreis bereits seit Mitte April zunehmend fest. Der vorübergehende Ausbruch auf das neue Allzeithoch bei 2.483 USD war eine Bullenfalle und lässt nichts Gutes vermuten. Wieder einmal wurden die Kleinanleger mit einem falschen Ausbruch zu Höchstständen in den Markt gelockt. Dementsprechend gnadenlos war der Abverkauf in den letzten sieben Handelstagen (-5,25%).

Auf der Suche nach möglichen Unterstützungen wartet um 2.350 eine ältere Trendlinie. Diese hat bislang gehalten. Nach dem scharfen Kursrutsch wird der Goldmarkt aber vermutlich schon bald die entscheidende Unterstützung um 2.280 bis 2.300 USD erneut testen wollen. Sollten sich hier wieder mehr Käufer als Verkäufer einfinden, wäre eine nochmaligen Erholung bis auf ca. 2.400 USD oder sogar 2.430 USD denkbar.

Insgesamt ist der Wochenchart bärisch und glänzt mit negativen Divergenzen. Das Verkaufssignal der Wochenstochastik ist intakt und hätte noch viel Platz bis zur überverkauften Zone. Zudem bewegt sich das untere Bollinger Band (2.186 USD) noch immer weit unterhalb des aktuellen Preisgeschehens und deutet damit Korrekturbedarf an.



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