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Edelmetalle Aktuell

01.02.2008  |  Wolfgang Wrzesniok-Roßbach
Edelmetalle wie Gold, Silber, Platin und die Platingruppenmetalle Palladium, Iridium, Osmium, Ruthenium und Rhodium gehören zum Kerngeschäft der W.C. Heraeus GmbH mit Stammsitz in Hanau. Das Tochterunternehmen Heraeus Metallhandelsgesellschaft mbH ist für den weltweiten Handel der Edelmetalle im Konzern tätig. In einem wöchentlich erscheinenden Marktbericht veröffentlicht das Unternehmen einen Marktüberlick in mehreren Sprachen.

  • Gold

Noch vor dem Platinminen erklärten die südafrikanischen Goldproduzenten am vergangenen Freitag beinahe im Minutentakt, dass sie die Produktion in ihren Minen vorerst einstellen müssten. Während die Aktienkurse der Gesellschaften (und auch der Rand) in einer Reaktion auf die Nachricht deutlich einbrachen, reagierte der Goldpreis mit kräftigen Kursgewinnen. Er, der seit seinem zwischenzeitlichen Tiefstkurs bei 848 $ am vorletzten Dienstag ohnehin schon 60,- $ je Unze zugelegt hatte, durchbrach rasch das bisherige Allzeithoch von 913,50 $ und stieg bis zum Dienstag auf ein neues Spitzenniveau bei 933,- $ je Unze an. Die Wiederaufnahme der Metallproduktion in Südafrika sorgte dann zwar für leichte Verluste, insgesamt bewegt sich das gelbe Metall mit über 920,- $ je Unze aber noch immer nahe des Rekordniveaus.

Anderes als bei den Platinmetallen ist die Bedeutung Südafrikas als Produzentenland jedoch nicht mehr ganz so groß. Immerhin werden hier aber noch immer etwas über 10 Prozent des jährlich neu geforderten Goldes aus der Erde geholt. In dieser Woche zeigte sich übrigens, dass das Land am Kap seine Spitzenposition unter dem weltweiten Goldproduzenten im Jahr 2007 wohl doch noch einmal verteidigen konnte. Nach den anderslautenden Meldungen der letzten Wochen veröffentlichte jetzt die China Gold Association die endgültige Produktionszahl für das letzte Jahr und diese liegt mit 270,5 um 2 Tonnen unter der zuletzt für Südafrika genannten Produktion. Angesichts der Ausfälle in dieser Woche, die sich auf über fünf Tonnen belaufen dürften und der ohnehin schon seit Jahren rückläufigen Ausbringung dürfte es nun in diesem Jahr mit der Goldmedaille für die Südafrikaner aber endgültig vorbei sein.

Aber nicht nur in China, auch in anderen Ländern wird für 2008 und die Zeit danach eine höhere Goldproduktion erwartet. So z.B. in Russland, wo die Goldausbringung binnen weniger Jahre deutlich von jetzt etwa 160 auf über 220 Tonnen gesteigert werden soll.

Wenn sich der Preis in den nächsten Jahren erwartungsgemäß wieder auf einem niedrigeren Niveau einpendeln wird, dürfte dies dann aber vermutlich nicht an einer steigenden Produktion in einigen wenigen Ländern liegen. Dieser Effekt wird nämlich durch eine sinkende Produktion in anderen Ländern, sowie durch abnehmende Zentralbankverkäufe weitgehend neutralisiert werden.

Wenn es zu einem Preisrückgang kommt, dürfte dieser stattdessen auf eine nachlassende Nachfrage nach Goldschmuck und ein abnehmendes Anlegerinteresse zurückgehen. In der vergangenen Woche gab es für beides erste, wenn auch zunächst nur leichte Anzeichen, bisher allerdings noch ohne jede Auswirkung auf die weiter nach oben gerichtete Preisentwicklung. So reduzierten die Fonds ihre Pluspositionen an der New Yorker COMEX und sowohl aus Asien, wie auch aus Europa, wird über einen deutlichen Rückgang der physische Nachfrage durch die Schmuckindustrie berichtet. Lediglich das Kaufinteresse der privaten Investoren scheint ungebrochen. In den vergangenen Tagen gab es bei Banken und Händlern erneut eine gute Nachfrage nach physischem Metall. Allerdings gibt es im Moment auch in erheblichem Umfang Rückgaben durch diesen Teil der Kundschaft, so dass der Nettoeffekt für den internationalen Goldmarkt zur Zeit eher gering ausfällt. Immerhin hat sich aber auch die Menge der ausstehenden Gold-ETFs in der letzten Woche um noch einmal acht Tonnen erhöht.

Die Schweizerische Zentralbank gab bekannt, dass sie 2007 im Rahmen des Goldabkommens der Zentralbanken insgesamt 145 Tonnen Gold verkauft habe. Insgesamt, so hatte die SNB im Juni des vergangenen Jahres erklärt, wolle sie 250 Tonnen Gold abgeben. Sollte die Geschwindigkeit beibehalten werden, dürften die Eidgenossen ihre Verkäufe noch in diesem Halbjahr abschließen. Es ist kaum zu erwarten, dass dann andere Zentralbanken in großem Stil die Verkaufslücke ausfüllen werden, die sich durch ein Ende der schweizerischen Verkäufe ergäbe. Daran wird auch die Tatsache nichts ändern, dass in dieser Woche zwei neue Zentralbanken dem Zentralbankabkommen beigetreten sind, nämlich jene von Malta und Zypern. Beide verfügen nur über sehr kleine Goldvorräte, die sie eher nicht abstoßen werden.

Für die kommenden Tage erwarten wir zu Beginn einen eher stabilen Marktverlauf, insbesondere auch deshalb, weil der Dollar derzeit nach den durchwachsenden Wirtschaftsdaten in den USA, sowie der jüngsten Zinssenkung um 1/2% Anstalten macht, gegenüber dem Euro auf das Niveau von 1,50 zu fallen. Sollte das Metall dann aber später an Fahrt verlieren, kann es rasch auch zu Gewinnmitnahmen kommen, welche die Notierung wieder in Richtung der Marke von 780 $ fallen lassen könnten.

  • Silber

Das Silber setzte den am Dienstag vor einer Woche begonnenen Höhenflug fort und wurde dabei von einem, aufgrund der Meldungen aus Südafrika deutlich steigenden Goldpreis unterstützt. Vor diesem Hintergrund erreichte das weiße Metall am vergangenen Freitag ein Niveau von 16,60 $ je Unze, der dann am Dienstag und am Mittwoch mit jeweils etwas mehr als 16,80 $ je Unze noch einmal übertroffen wurde. Heute Abend wurden dann sogar 17 $ erreicht. Auch in der kommenden Woche wird das Metall weitgehend von der Entwicklung des Goldpreises abhängen und hier wie dort gibt es für eine rasche Trendwende aktuell noch keine Anzeichen. Zu einem ersten Verkaufssignal könnte es allerdings kommen, wenn die Notierung unter die Marke von 16,60 $ je Unze fällt. Dann würden vermutlich auch die spekulativ orientierten US-Hedgefonds, die in der letzten Woche ihre Pluspositionen an der New Yorker Börse noch einmal deutlich ausgebaut hatten, einen Teil der Kontrakte wieder schließen und so für einen Rückgang auf zunächst 16,30 $ je Unze sorgen.

  • Platin

Nicht ist so alt wie die Zeitung von gestern. Dies stimmt vielleicht nicht immer, in der letzten Woche bestätigte sich der alte Spruch aber wieder einmal. So hatten wir unter den Links in unserem letzten Marktbericht einen Verweis auf einen erst am 22. Januar erschienenen Artikel, in dem es hieß, dass die Stromversorgung für die südafrikanischen Minen noch bis 2010 gesichert sei, es danach aber im wahrsten Sinne des Wortes düster aussehen könnte. Nach dem Erscheinen des Artikels dauerte es dann allerdings nur noch wenig mehr als 2010 Minuten bis der südafrikanische Stromversorger Eskom die Hand zum Offenbarungseid hob und praktisch der gesamten südafrikanischen Minenindustrie den Strom abdrehte: Am vergangenen Freitag teilte Monopolist Eskom den Minen mit, dass man nicht länger eine ununterbrochene Versorgung mit Strom garantieren könne. Nicht zuletzt aus Sicherheitsgründen mussten die Kumpel daraufhin die Arbeit einstellen und die Bergwerke verlassen. Nur Belüftungs- und Entwässerungsanlagen konnten noch weiter betrieben werden, um so wenigstens dauerhaften Schaden von den Minen abzuwenden.

Nach der Bekanntgabe der Produktionsunterbrechung stiegen vor allem der Platin- und der Rhodiumpreis innerhalb von Minuten deutlich an. Das Platin, das im Laufe der letzten Woche bereits 100,- $ je Unze zugelegt hatte, erreichte schließlich am Dienstag mit 1.735,- $ je Unze ein neues, vorläufiges Allzeithoch. Zu diesem Zeitpunkt zeichnete sich aber bereits eine Neukontingentierung des verfügbaren Stroms in Südafrika ab und damit war eine Wiederaufnahme der Produktion nur eine Frage der Zeit. Der Platinpreis fiel deshalb zunächst um rund 50,- $ je Unze ab und notierte zeitweise deutlich unter der Marke von 1.700,- $ je Unze. Am Donnerstag legte er dann aber schon wieder zu und erreichte einen nochmals höheren Rekord bei 1.741 $ je Unze.

Es ist wohl nicht ganz falsch, wenn man unterstellt, dass in der letzten Woche schon ein Teil des $100-Kursgewinns, der noch vor der Bekanntgabe der Nachricht über die Schließung der Minen zu verzeichnen war, auf vorab durchgesickertes Wissen um die Stromlage am Kap zurückging. Die Nachrichten über Probleme in den Kraftwerken kamen zumindest für jene Südafrikaner nicht überraschend, die die Folgen des in letzter Zeit in Teilen des Landes extrem nassen Wetters einzuschätzen vermochten. Regen hatte nämlich in den letzten Wochen nicht nur zu Überflutungen in Minen geführt (wir berichteten darüber schon letzte Woche), sondern auch die Kohlevorräte der Kraftwerke durchnässt. Bis diese nun wieder durchgetrocknet sind, sollen dem Vernehmen nach zwei bis vier Wochen vergehen. Zumindest bis zu diesem Zeitpunkt werden den Minen 10 Prozent weniger Strom als bisher üblich zur Verfügung stehen. Mit der verbleibenden Menge können sie allerdings die Produktion nach eigener Aussage auf dem normalen Niveau aufrechterhalten. Schon heute Nachmittag gab es aber schon wieder Zweifel, ob Eskom die Zusagen wirklich einhalten kann, darum auch der jüngste Peisanstieg.

Die relativ rasche Wiederaufnahme der Platinausbringung nach knapp einer Woche darf aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass der Produktionsausfall in der Zwischenzeit trotzdem erheblich war: insgesamt verloren die Minen etwa 15.000 Unzen Platin am Tag, plus eine entsprechende Menge an anderen Platinmetallen. Zusammen mit dem Ausfall in der derzeit wegen Überflutung weitgehend ruhenden Amandelbult-Mine, der noch einmal bis zu 70.000 Unzen betragen könnte, gehen dem Weltmarkt auf diese Weise etwa 150.000 Unzen alleine durch die jüngsten Wetterkapriolen verloren. Dieser Produktionsverlust dürfte in diesem Jahr kaum mehr einzuholen sein und der Markt muss sich angesichts relativ knapper Vorräte auf ein noch einmal deutlich höheres Defizit von möglicherweise bis zu 500.000 Unzen vorbereiten. Entsprechend kann es auf der Preisseite vorerst auch keine wirkliche Entwarnung geben. Jeder größere Rückschlag sollte deshalb für (Termin-) Käufe, oder für den Verkauf von Verkaufsoptionen (zum Zwecke des Prämienerhalts) genutzt werden. Erst im zweiten Halbjahr könnten dann die Notierungen angesichts der Erwartung, dass sich die weltweite Konjunktur abschwächt und dass die Produktion dann hoffentlich einigermaßen normal laufen wird, wieder deutlicher nachgeben.

  • Palladium

Südafrika wird ja in der Regel weniger mit Palladium in Verbindung gebracht, allerdings zeichnet sich das Land am Kap für immerhin 30% der Neuproduktion verantwortlich. Produktionsausfälle in den dortigen Platinminen wirken sich daher auch auf das Palladium aus und so ist der Preis am letzten Freitag um über 20 Dollars auf zeitweise 389,00 $ gestiegen. Aktuell notiert das Metall sogar noch knapp über diesem Niveau. Angesichts des Wachstumspotentials beim industriellen Verbrauch (siehe auch Link auf Seite 4), ist das Ende der Fahnenstange sicher nicht erreicht, Rückschläge sollten deshalb auch hier von industriellen Verbrauchern genutzt werden.

  • Rhodium, Ruthenium, Iridium

Das Rhodium stieg dank der Meldungen aus Südafrika auf 7.325 $ je Unze und damit auf ein neues Allzeithoch. Auf dem Höchstkurs kam es aber zu Verkäufen von Händlern und der Anstieg wurde vorerst gestoppt. Insgesamt bleibt die Lage vorerst aber kritisch.

Ruthenium und Iridium reagierten auf die Meldungen aus Südafrika kaum und notieren im Vergleich zur Vorwoche nahezu unverändert.


© Wolfgang Wrzesniok-Roßbach
Heraeus Metallhandelsgesellschaft mbH












Disclaimer: Die in Edelmetalle Aktuell enthaltenen Informationen und Meinungen beruhen auf den Markteinschätzungen durch die Heraeus Metallhandelsgesellschaft mbH (Heraeus) zum Zeitpunkt der Zusammenstellung. Der Bericht ist nicht für Privatanleger gedacht, sondern richtet sich an Personen, die gewerbsmäßig mit Edelmetallen handeln. Die in diesem Bericht Informationen, Meinungen und Markteinschätzungen unterliegen dem Einfluss zahlreicher Faktoren sowie kontinuierlichen Veränderungen und stellen keinerlei Form der Beratung oder Empfehlung dar, eine eigene Meinungsbildung des Empfängers bleibt unverzichtbar. Preisprognosen und andere zukunftsgerich-tete Aussagen sind mit Risiken und Unwägbarkeiten verbunden und die tatsächlichen Ergebnisse und Entwicklungen können erheblich von den geäußerten Erwartungen und Annahmen abweichen. Heraeus und/oder Kunden können Transaktionen im Hinblick auf die in dieser Ausarbeitung genannten Produkte vorgenommen haben, bevor diese Informationen veröffentlicht wurden. Infolge solcher Transaktionen kann Heraeus über Informationen verfügen, die nicht in dieser Ausarbeitung enthalten sind. Heraeus übernimmt keine Verpflichtung, diese Informationen zu aktualisieren. Diese Ausarbeitung dient ausschließlich der Information des jeweiligen Empfängers. Sie darf weder in Auszügen noch als Ganzes ohne schriftliche Genehmigung durch Heraeus vervielfältigt oder an andere Personen weitergegeben werden. Die in dieser Ausarbeitung enthaltenen oder ihr zugrundeliegenden Informationen beruhen auf für zuverlässig und korrekt gehaltenen Quellen. Heraeus haftet jedoch nicht für die Richtigkeit, Genauigkeit und Vollständigkeit der Informationen sowie für etwaige Folgen ihrer Verwendung. Ferner übernimmt Heraeus keine Gewähr dafür, dass die genannten Preise tatsächlich erzielt worden sind oder bei entsprechenden Marktverhältnissen aktuell oder in Zukunft erzielt werden können.









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