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Goldpreis trotzt der Schwerkraft und erreicht neues Allzeithoch

16:17 Uhr  |  Markus Blaschzok
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Normalerweise ist der kausale Zusammenhang klar, wirtschaftliche oder politische Gründe sorgen für eine Flucht in den sicheren Hafen des Goldes, worauf die ETF-Bestände ansteigen und damit auch der Goldpreis. Diesmal stieg der Goldpreis, während der Westen größtenteils abseitsstand. Stattdessen nutzten viele Edelmetallbesitzer im Westen die hohen Preise, um Münzen und Barren zu verkaufen, was zu einem regelrechten Ansturm auf die Edelmetallhändler führte.

Das geringe Interesse im Westen erklärt auch, warum die Aktien der Goldminenunternehmen trotz der Rallye relativ schlecht abschnitten. Zwar konnte der HUI-Goldminenindex von seinen Tiefständen zu Jahresbeginn um 70% zulegen, doch liegt er mit rund 330 Punkten weit unter seinem Höchststand von 640 Punkten aus dem Jahr 2011. Da klare, nachvollziehbare Gründe für die Rallye fehlten, zweifeln viele Marktteilnehmer an der Nachhaltigkeit der Goldrallye, was rational erscheint.

Nach Erreichen meines Korrekturziels bei 200 Punkten im HUI hatte ich meinen Premium-Abonnenten ausdrücklich empfohlen, ihre Engagements in Minenaktien maximal auszubauen und den nächsten Anstieg auch gehebelt zu begleiten - eine Entscheidung, die sich rückblickend als perfektes Timing erwiesen hat.

Nach Angaben des World Gold Council (WGC) kauften die Zentralbanken im ersten Halbjahr 2024 eine Rekordmenge von 483 Tonnen Gold, was zwar einen Anstieg gegenüber den 460 Tonnen im gleichen Zeitraum des Vorjahres darstellt, jedoch nur einen moderaten Zuwachs bedeutet. Dennoch war die Gesamtnachfrage nach Gold mit 2.044,2 Tonnen im ersten Halbjahr niedriger als im Vorjahr (2.159,6 Tonnen) und lag auch unter den 2.179,3 Tonnen von 2022.

Da gleichzeitig das Goldangebot im ersten Halbjahr 2024 auf 2.441,3 Tonnen anstieg und sich damit auch das WGC diesen Preisanstieg nicht erklären kann, wird die Lücke des Überangebots von 397,1 Tonnen zu außerbörslichen OTC-Käufen erklärt, denn irgendjemand muss ja schließlich gekauft haben, wenn der Preis steigt, anstatt zu fallen. Da der Preis sogar eine historische Rallye vollzog, müssen diese OTC-Käufe noch viel größer gewesen sein. Dies führt uns zu der Frage: Wer kauft da draußen in solch großem Stil Gold und warum?

OTC (Over-the-Counter) Käufe bei Gold sind Transaktionen, die außerhalb einer Börse direkt zwischen Banken, Minenunternehmen und institutionellen Investoren stattfinden, wodurch große Mengen Gold flexibel und diskret gehandelt werden können. Der OTC-Markt bietet den Beteiligten Anonymität, da besonders im Goldmarkt viele große Käufer, darunter Zentralbanken, ihre Aktivitäten nicht offenlegen wollen.

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Viele Investoren werden in der Stagflation aus Mangel an Anlagealternativen in Gold investieren


Die Akkumulationsphase der Stagflation

Ende 2019 stand ich mit meiner Prognose eines neuen Jahrzehnts der Stagflation, einem Ende der Nullzinsen und in Bälde inflationsinduziert stark steigender Zinsen völlig allein auf weiter Flur. Seit ein bis zwei Jahren ist die Stagflation jedoch in aller Munde. Meine Vermutung ist, dass hinter den Käufen am Goldmarkt großes Geld steckt, dass die Unausweichlichkeit der Stagflation erkannt hat und deshalb aus dem Aktien- und Anleihenmarkt in Gold (Cash) flieht, was bereits in der Stagflation der siebziger Jahre die beste Investmententscheidung war.

Diese Kreise wissen womöglich, dass wir unmittelbar vor einer neuen Krise stehen, auf die höhere Inflation und höhere Zinsen folgen werden. Ihnen ist es daher egal zu welchem Preis sie in Gold allozieren, da sie dieses Investment über viele Jahre halten werden. Dies würde die bisherige Rallye und die andauernde Stärke des Goldpreises erklären.

Noch glauben die Märkte es könnte alles so weitergehen wie in den letzten 40 Jahren, als durch sukzessive Zinssenkungen immer neue künstliche Konjunkturaufschwünge herbeigezaubert wurden, ohne dabei Inflation zu erzeugen. Einmal bei Nullzinsen angekommen, kann dieser Prozess des Schuldenaufbaus nicht mehr fortgesetzt werden und die Illusion keynesianisch-sozialistischer Geldpolitik und Wirtschaftssteuerung findet letztlich ihr bitteres Ende in einer großen Wirtschaftskrise, die von Inflation begleitet wird.

Spätestens im nächsten Jahr wird die Realität die Märkte einholen, und viele werden verzweifelt nach alternativen Anlagemöglichkeiten suchen, wenn entgegen dem Marktkonsens die Inflation und die Zinsen nach der Einführung neuer Stimuli, als Reaktion auf eine Krise oder Rezession, steigen werden. Dies wird das westliche Kapital, das an der Goldrallye bisher nicht beteiligt war, aus dem Aktien- und Anleihenmarkt in den Goldmarkt lenken, worauf der Goldpreis in den nächsten Jahren weiter haussieren dürfte.

Bei der außergewöhnlichen Goldrallye könnte es sich also um ein Frontrunning des smarten Geldes handeln, das die Stagflation und eine neue Krise bereits erwartet. Die Prognosen der Fed einer stabilen Wirtschaftsentwicklung und niedriger Inflation werden sich bald als falsch herausstellen.

Die Fed ist sich dessen bewusst, sonst hätte sie die Zinsen nicht um stark um 50 Basispunkte gesenkt. Auch wenn es so scheint, als würde der Goldpreis schon fast den Mond erreichen, so gibt es noch weitaus mehr Potenzial nach oben. Sollte es in einer Krise, nochmals zu einem scharfen Einbruch am Gold-, Silber- und Minenmarkt kommen, sollte man dies als letzte Chance für günstige Käufe sehen, bevor sich die Goldhausse in den nächsten Jahren der Stagflation fortsetzen wird.


Technische Analyse zu Palladium: Spekulanten treiben Palladiumpreis seit Bruch des Abwärtstrends

Terminmarkt: COT-Report

Der COT-Report wird immer freitags seitens der US-Terminmarktaufsicht (CFTC) veröffentlicht, wobei der Stichtag der Datenerhebung der Schlusskurs vom Dienstag ist. Die COT-Daten werden also immer mit einer Verzögerung von drei Tagen veröffentlicht. Premium Abonnenten von Blaschzok Research erhalten vor Handelsschluss am Freitag ein Blitzupdate mit Analysen zu Gold, Silber und Platin. Die COT-Daten ermöglichen einen Blick in die Zukunft, da sie einerseits ein Sentiment-Indikator sind und andererseits eine gute Einschätzung des Angebots und der Nachfrage am physischen Markt ermöglichen. Mit ihnen hat man einen Vorteil im Trading am Rohstoffmarkt.


COT-Daten für Palladium vom 14. Oktober

Der Palladium-Preis stieg zur Vorwoche um 17 $, während die Spekulanten mit 660 Kontrakten Long gingen. Der COT-Index fiel dabei von 57 auf 52 Punkte, und der COT-Index zum Open Interest adjustiert sank von 68 auf 64 Punkte. Damit haben sich die Terminmarktdaten zur Vorwoche weiter verschlechtert und sind so überkauft wie seit 5 Jahren nicht mehr.


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