Interview mit Ted Butler
01.02.2008 | Theodore Butler
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Cook: Was denken sie von den neuen Verlusten von 7 Milliarden Dollar, verursacht durch einen einzelnen Händler bei der französischen Großbank Société Générale? Butler: Das bestätigt nur wieder, dass die Großbanken zu viel spekulieren. Wenn sie gewinnen, dann zahlen sie sich große Prämien. Wenn sie verlieren, dann fragen sie nach Bailouts und zahlen sich dann immer noch große Prämien.
Cook: Sehen sie dort irgendeinen Zusammenhang zum Silber?
Butler: Neben der Tatsache, dass die SocGen ein Non-Clearing-Mitglied an der COMEX ist, könnte, in meinen Spekulationen, eine Verbindung darin liegen, dass die große konzentrierte Silber-Short-Position von einzelnen, abtrünnigen Händlern stammen könnte oder dass die Banken oder Maklergesellschaften beteuern, dass beim Handel nicht die ganze negative Tragweite der Position bedacht wurde. Sagen wir, wie es ist: Es ist kein Handel, der gut durchdacht wurde oder profitabel ist. Es sieht tatsächlich wie ein Idiotenhandel aus. Wer würde unter den derzeitigen Bedingungen gerne eine derart große, konzentrierte Short-Position halten wollen - beim Silber? Stimmt schon, es fühlt sich nach fehlgeleiteten Geschäften an, weil es so irrational ist. Sie steigen die Wetteinsätze, wenn die Wetten gegen sie stehen und das könnte im Desaster enden.
Cook: Und sonst?
Butler: Ja, die wichtigste Verbindung. Diese Verluste der SocGen sollten das Problem der Konzentration so groß wie ein Wolkenkratzer erscheinen lassen. Die Verluste wurden angeblich von einem Händler eingefahren. Laut Definition ist eine sehr große Position, die von einem Händler gehalten wird, so konzentriert, dass es konzentrierter gar nicht geht. Die Chancen, dass ein sehr große, konzentrierte Position zu Problemen, in ganz gleich welchem Markt, führt, sind astronomisch hoch. Deswegen mache ich auch ein so großes Fass auf. Ich fange an, zu glauben, dass die Konzentration die Wurzel allen Übels in gehebelten Märkten ist.
Cook: Was kann man dagegen unternehmen?
Butler: Ich habe darüber im letzten Newsletter geschrieben. Setzt meinen Lösungsvorschlag um, führt größere Margins für extrem große und konzentrierte Positionen ein. Das wird den Markt schützen.
Cook: Lassen sie uns das Thema wechseln. Wird das frei verfügbare, erhältliche Silber bald knapp?
Butler: Ja, das denke ich. Das vorübergehende Ende des Defizits beim industriellen Verbrauch bedeutet nicht gleichzeitig, dass der Tag der Abrechnung nie mehr kommen wird.
Cook: Wirklich nicht?
Butler: Definitiv nicht! Das habe ich ja schon vorhin versucht, zum Ausdruck zu bringen. Der Schaden, der den Lagerbeständen zugefügt wurde, ist derart groß. Er hat eine Welt mit so geringen überirdischen Silberbeständen hinterlassen, dass ein aktuelles Defizit gar nicht wichtig ist.
Cook: Und warum nicht?
Butler: Weil, wenn die Investitionsnachfrage erstmal richtig einschlägt, darauf scheint es auch gerade hinauszulaufen, wird diese Investitionsnachfrage auch alles Silber zusammenraffen, das eigentlich für den industriellen Verbrauch bestimmt war, was die großen Verbraucher zwingt, sich um das Angebot zu reißen. Es ist unvermeidlich frei für alle Teilnehmer - und das läuft getrennt und völlig verschieden von der obszönen Short-Position.
Cook: Sie scheinen der einzige zu sein, der öffentlich über die konzentrierte Short-Position schreibt.
Butler: Ja.
Cook: Woher kommt das ihrer Meinung nach?
Butler: Ich bin mir nicht sicher. Vielleicht ist es ein wenig zu kompliziert, auch wenn ich es so einfach wie möglich zu erklären versuche. Ich muss ihnen jedoch etwas gestehen.
Cook: Und zwar?
Butler: Der Traum eines Analysten wird wahr, wenn er eine extreme Interpretation macht und dabei ganz allein mit seiner Meinung dasteht, besonders, wenn er viel Zeit und Anstrengung darauf verwendet hat, diese Interpretation zu erklären. Viel besser kann es dann gar nicht kommen, wenn deutlich wird, dass er unter diesen Umständen auch noch richtig lag.
Cook: Die Tatsache, dass nur ein Bruchteil aller Menschen ihre Silberanalysen liest, bedeutet auch, dass diejenigen, die nach ihnen handeln auch einen Riesenvorteil haben. Oder?
Butler: Das ist das Plan!
Cook: Was, wenn sich zeigt, dass sie falsch liegen?
Butler: Falsch zu liegen ist doch keine Sünde. Es würde mich unheimlich stören, wenn ich bei Lesern finanziellen Schaden hervorgerufen hätte. Das hab ich aber ganz sicher nicht getan und ich glaube auch nicht, dass es dazu kommen wird. Ich bin sehr vorsichtig bei dem, was ich schreibe, besonders bei den extremen Sachen, so wie bei meinen Vorwürfen bezüglich Manipulation und dem unsauberen Vorgehen der Großen Shorts. Es vergehen selten Tage, an denen ich keine Danksagungen von Lesern erhalte, die von meinen Analysen profitiert haben.
Cook: Was haben sie von der CFTC gehört? Sie habensich bei denen nicht nur einmal beschwert. Hört ihnen dort eigentlich jemand zu?
Butler: Bis heute habe ich von ihnen noch nichts Neues gehört aber sie haben mir gesagt, ich werde von ihnen hören. Ich glaube es allerdings nicht. Ich kann ihnen die Manipulation erklären aber offensichtlich kann ich es ihnen nicht verständlich machen.