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Daten aus den USA Besorgnis erregend - Daten aus der Eurozone ernüchternd!

06.02.2008  |  Folker Hellmeyer
Der Euro eröffnet heute bei 1.4645 und hat damit markant an Boden verloren, nachdem gestern die wesentliche Unterstützung in der Parität EUR-USD bei 1.4750 unterschritten wurde. Der USD zeichnet sich gegenüber dem JPY unverändert durch Stabilität aus und notiert heute bei 106.50. Im Zuge der nachhaltigen Schwäche an den Aktienmärkten kamen "Carry-Trades" unter Druck. EUR-JPY oszilliert aktuell bei 156,00, während sich der Euro gegenüber dem CHF auf 1.6080 stellt.

Gestern enttäuschten zunächst die Veröffentlichungen aus der Eurozone in unerwarteter Manier. Der Einkaufsmanagerindex der Eurozone für den Dienstleistungssektor sank per Januar unerwartet stark von zuvor 53,1 auf 50,6 Punkte. Erwartet war eine Abnahme auf 52,0 Punkte. Der deutsche Dienstleistungsindex sackte auf 49,2 Punkte und damit unter die kritische Marke von 50 Punkten. Entsprechend darf das aktuelle Wachstumsgebilde im Dienstleistungssektor der Eurozone als unerwartet fragil definiert werden.

Die Einzelhandelsumsätze der Eurozone lieferten ein enttäuschendes Bild. Per Dezember ergab sich auf saisonal bereinigter Basis im Monatsvergleich ein Rückgang um 0,1%. Damit kam es zu dem dritten Rückgang in Folge. Der beigefügte Chart zeigt eindrücklich die sich seit Juni 2007 abzeichnende Abschwächung.

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Entsprechend war das vierte Quartal 2007 von einer dauerhaften Kontraktion in diesem Sektor geprägt. Im Jahresvergleich ergab sich ein Rückgang um 2,0%. Erwartet war ein Minus in Höhe von 1,40%.

Ingesamt dürfen die gestrigen Veröffentlichungen aus der Eurozone als ernüchternd tituliert werden. Entsprechend kam es zu einer deutlichen Marktreaktion, die eine Abschwächung des Euros gegenüber dem USD unter die kritische Marke von 1.4750 zur Folge hatte.

Die Veröffentlichungen aus den USA lieferten ein Bild, das hinsichtlich des Tempos der konjunkturellen Abschwächung als Besorgnis erregend bezeichnet werden muss. Der "ABC News Money Magazine Consumer Comfort Index" ist in der Berichtswoche von -27 auf -33 Punkte gefallen und hat damit den niedrigsten Stand seit 14 Jahren (November 1993) markiert.

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Der ISM-Dienstleistungsindex (Business Activity) kollabierte per Januar von 54,4 auf 41,9 Punkte. Experten hatten einen Rückgang von 54,4 auf 53,0 Punkte unterstellt. Der "Composite Index" sank von 53,2 auf 44,6 Zähler. Damit signalisiert dieser Index eindeutig Kontraktion in diesem Sektor der US-Wirtschaft. Die Subindices spiegelten den Rückgang umfänglich. So sackte der Beschäftigungsindex von 51,8 auf 43,9 Zähler. Der Auftragsindex verlor von 53,9 auf 43,5 Punkte.

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Der Devisenmarkt war nicht bereit, nachhaltig auf die US-Daten zu reagieren. Offensichtlich war die Signifikanz der Markttechnik durch das Unterschreiten der wesentlichen Unterstützung bei 1.4750 von wesentlicherer Bedeutung.

Auffällig ist, dass überraschend negative Daten der Eurozone mehr Traktion am Devisenmarkt entwickeln als überraschend negative Daten aus den USA. Diese asymmetrische Wahrnehmung der Marktteilnehmer passt fraglos in den aktuellen Zielkatalog der G-7 Veranstaltung. "Food for thought!"

Heute erwarten wir die Veröffentlichung der US-Produktivität per 4. Quartal 2007. Die Produktivität atmet im Takt des Wachstums. Analysten erwarten eine Zunahme um 0,4%. Unsere kritische Haltung hinsichtlich der Datenqualität des US-BIP und damit auch der USProduktivität setzen wir als bekannt voraus.

Zusammenfassend ergibt sich ein Szenario, das nach dem nachhaltigen Unterschreiten der Unterstützung bei 1.4750 den USD favorisiert. Erst ein Überwinden des Widerstandsniveaus bei 1.4930-60 neutralisiert den negativen Bias des Euros.

Viel Erfolg!


© Folker Hellmeyer
Chefanalyst der Bremer Landesbank






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