Suche
 
Folgen Sie uns auf:

Devisenmarkt ohne neue Erkenntnisse - Warren Buffett übt sich in ...

13.02.2008  |  Folker Hellmeyer
Devisenmarkt ohne neue Erkenntnisse - Warren Buffett übt sich in "Cherry-Picking"!

Der Euro eröffnet heute bei 1.4565, nachdem im US-Handel in der Spitze Höchstkurse bei 1.4615 markiert wurden. Der USD notiert gegenüber dem JPY aktuell bei 107.10 und zeichnet sich unverändert auf diesem Niveau durch Stabilität aus. "Carry-Trades" atmeten im Takt der Aktienmärkte und konnten damit gestern an Boden gewinnen. EUR-JPY oszilliert aktuell bei 156,00 und EUR-CHF tendiert um 1.6050.

Wenden wir uns zunächst den gestrigen Veröffentlichungen zu. Der deutsche ZEWSentimentindex legte überraschend von -41,6 Punkte auf -39,5 Zähler zu. Erwartet war ein Rückgang auf 45,0 Punkte. Die Bewertung der aktuellen Lage fiel dagegen deutlich nüchterner aus als von Analysten unterstellt. Hier kam es zu einem Einbruch von 56,6 auf 33,7 Zähler. Prognostiziert war ein Wert von 50,8 Punkten.

Insgesamt signalisierte der Index damit keine belastbare Entwarnung. Gleichwohl war der Finanzmarkt geneigt, primär Reaktion auf den Sentimentindikator zu zeigen.

Die Daten aus den USA lieferten Molltöne. Offensichtlich ist der Markt mittlerweile bei USVeröffentlichungen an diese Molltöne gewöhnt und zeigt nur ein unterproportionales Reaktionsmuster.

Der "ABC News Money Magazine Consumer Comfort Index" ist in der Berichtswoche von -33 auf -37 Punkte gesunken und hat damit den niedrigsten Stand seit 15 Jahren markiert. Das US-Treasury Budget (Teilmenge des gesamten öffentlichen Haushalts) wies per Januar einen Überschuss in Höhe von 17,8 Mrd. USD aus. Im Vorjahr lag der Überschuss noch bei 38,2 Mrd. USD. Während der ersten vier Monate des laufenden Fiskaljahres liegt das Treasury Budget Defizit bei 88 Mrd. USD. Das ist mehr als eine Verdoppelung des Defizits im Vergleich zur Vorperiode.

Die globale Finanzkrise entwickelt zunehmend ein realwirtschaftliches Gesicht. Der "Baltic Dry Index", ein Index für den Überseetransport von Massengütern, ist seit dem Höchststand per November 2007 bei 11.039 um bis zu 46% eingebrochen. Am 29. Januar wurde ein Tiefstwert des Index bei 5.615 markiert. Dieser Index wird als Frühindikator für die zukünftige Entwicklung der Weltwirtschaft eingeordnet und signalisiert damit einen markanten Verlust an globaler Wachstumsdynamik. Mithin kommt zu den originären Problemen aus der Finanzkrise nun zusätzlich ein Risikopotential für den Finanzsektor aus einer zyklischen Abschwächung der globalen Wirtschaft ausgehend von den USA. Damit minimiert sich die Hoffnung auf ein vorzeitiges Ende der globalen Finanzkrise.

Warren Buffett zeigt Interesse an Teilen des Geschäfts der "Monoliner". Das hatte gestern nahezu euphorische Reaktionen am Aktienmarkt und entgegen gesetzte Reaktionen am Rentenmarkt zur Folge. Diese erste Reaktion mag durchaus etwas oberflächlich ausgefallen sein. Ein detaillierter Blick zeigt, dass Warren Buffett für den Geschäftssektor der "Monoliner" ein Angebot gemacht hat, der grundsätzlich ein tragfähiges Geschäftsmodell vorweist, den kommunalen Refinanzierungssektor. Genau dieser Sektor ist die ursprüngliche Keimzelle des "Monoliner"- Geschäfts.

Mithin würde bei einem Verkauf dieser Sparten an Buffett den "Monolinern" maßgeblich der Sektor ABS und MBS bleiben, der Keimzelle der aktuellen Probleme der "Monoliner" ist. Ergo ergäbe sich für die "Monoliner" hier keine Stabilisierung und damit auch kein Entspannungspotential im Rahmen der globalen Finanzkrise. Fakt wäre jedoch, dass die Refinanzierung des amerikanischen Kommunalsektors damit deutlich stabilisiert würde.

Hinsichtlich der heute anstehenden Veröffentlichungen verweisen wir auf die Datenbox. Wir erden morgen dezidiert Stellung nehmen. Die US-Einzelhandelsumsätze stehen im Fokus! Zusammenfassend ergibt sich ein Szenario, das den USD aus politischen, psychologischen und technischen Gründen favorisiert. Erst ein Überwinden des Widerstandsniveaus bei 1.4830 - 60 neutralisiert den negativen Bias des Euros.

Viel Erfolg!


© Folker Hellmeyer
Chefanalyst der Bremer Landesbank






Hinweis: Meinungen oder Empfehlungen geben die Einschätzung des jeweiligen Verfassers wieder und stellen nicht notwendigerweise die Meinung der Bremer Landesbank oder deren assoziierter Unternehmen dar. Sie können sich jederzeit ohne vorherige Ankündigung ändern. Die hier enthaltenen Aussagen sind nicht als Angebot oder Empfehlung bestimmter Anlageprodukte zu verstehen. Dies gilt auch dann, wenn einzelne Emittenten oder Wertpapiere erwähnt werden. Hier enthaltene Informationen können auf die individuellen Verhältnisse des Anlegers abgestellte, kundenspezifische und objektorientierte Beratung nicht ersetzen. Bitte setzen Sie sich deshalb mit Ihrem bei der Bremer Landesbank zuständigen Berater in Verbindung.






Bewerten 
A A A
PDF Versenden Drucken

Für den Inhalt des Beitrages ist allein der Autor verantwortlich bzw. die aufgeführte Quelle. Bild- oder Filmrechte liegen beim Autor/Quelle bzw. bei der vom ihm benannten Quelle. Bei Übersetzungen können Fehler nicht ausgeschlossen werden. Der vertretene Standpunkt eines Autors spiegelt generell nicht die Meinung des Webseiten-Betreibers wieder. Mittels der Veröffentlichung will dieser lediglich ein pluralistisches Meinungsbild darstellen. Direkte oder indirekte Aussagen in einem Beitrag stellen keinerlei Aufforderung zum Kauf-/Verkauf von Wertpapieren dar. Wir wehren uns gegen jede Form von Hass, Diskriminierung und Verletzung der Menschenwürde. Beachten Sie bitte auch unsere AGB/Disclaimer!




Alle Angaben ohne Gewähr! Copyright © by GoldSeiten.de 1999-2024.
Die Reproduktion, Modifikation oder Verwendung der Inhalte ganz oder teilweise ohne schriftliche Genehmigung ist untersagt!

"Wir weisen Sie ausdrücklich auf unser virtuelles Hausrecht hin!"