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Die Baisse hat begonnen - die Rezession vermutlich auch

16.02.2008  |  Claus Vogt
- Seite 2 -
Das Leben ist voller Überraschungen

In den vergangenen Wochen nahm die Anzahl schwächer ausfallender Wirtschaftsdaten deutlich zu. Kein Wunder, die Frühindikatoren kündigten diese Trendwende ja frühzeitig an. Dennoch werden die entsprechenden Meldungen dem Publikum mit schöner Regelmäßigkeit als "überraschend schwach" präsentiert. Jaja, das Leben ist bekanntlich voller Überraschungen und natürlich umso überraschender je ignoranter jemand ist.


Die Geldregenmacher in Aktion

Auf geradezu rührende Art und Weise versuchen den Notenbankbürokraten, ihren absurden Glauben an eine erfolgreiche zentrale Steuerung einer komplexen Volkswirtschaft in die Realität umzusetzen und dem Volk den Eindruck zu vermitteln, sie hielten die Fäden in der Hand und hätten die Situation im Griff. In unserem Buch "Das Greenspan Dossier. Wie die US-Notenbank das Weltwährungssystem gefährdet, oder: Inflation um jeden Preis" haben Roland Leuschel und ich die Riege der keynesianisch geprägten Wirtschaftsmanipulateure mit den Regenmachern vergangener Zeiten verglichen. Beide Berufsstände gaukeln dem gemeinen Volk Fähigkeiten vor, über die sie gar nicht verfügen. Für gute Zeiten beanspruchen sie dann lautstark die Verantwortung; und in schlechten Zeiten reden sie die Dinge schön, beteuern dem Volk, alles in ihrer Macht stehende zu unternehmen, beteuern wortreich ihre Unschuld, suchen geschickt nach Sündenböcken und zelebrieren mit großem Getöse ihren jeweiligen Hokuspokus. Und wenn der nächste Regen fällt bzw. der nächste Aufschwung beginnt, dann weiß das Volk sofort, wem es diese großartige Wende zum Besseren zu verdanken hat.


Panik unter Notenbanken

Die hektische Betriebsamkeit, die jetzt unter Politikern, Notenbankbürokraten und anderen Vertretern der Regenmacherzunft ausgebrochen ist, spricht Bände. Ich habe Ihnen immer wieder geraten, die Verantwortlichen an ihren Taten zu messen und nicht an ihren Worten. Dieser Rat ist heute aktueller denn je. Deshalb sollten Sie den großen Chor der Beschwichtigungsredner ignorieren und sich stattdessen die Aktivitäten der Geldregenmacher anschauen. Wer das tut, kann eigentlich nur zu einer Schlussfolgerung kommen: Das Finanzsystem hat ein ernsthaftes Problem, um nicht zu sagen es brennt lichterloh.

Dass die Notenbanker und auch die ersten Politiker jetzt in Panik verfallen, ist aus meiner Sicht natürlich durchaus gerechtfertigt. Nach dem Platzen einer riesigen Immobilienblase gibt es jede Menge guter Gründe, wirklich Schlimmes zu befürchten. Im "Greenspan Dossier" und natürlich auch in der "Performance" habe ich mich mehr oder weniger ausführlich mit den großen Fehlentwicklungen der vergangenen Jahre bzw. Jahrzehnte und deren geld- und fiskalpolitischen Ursachen beschäftigt. Erstaunlich ist also nur die Tatsache, dass dieser Panikanfall nicht bereits sehr viel früher erfolgte - als der angerichtete Schaden noch geringer war als heute. Schließlich wird uns jetzt nur die Rechnung für jahrelange Fehlentwicklungen präsentiert, die schon lange klar und deutlich zu erkennen waren.

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Eine offenne Frage

Wieso ein extrem intelligenter und gebildeter Mann wie USNotenbankpräsident Ben Bernanke die Zeichen an der Wand offensichtlich nicht erkennen konnte, wird für mich wohl immer unerklärlich bleiben. Dies gilt umso mehr, da sich der hochkarätige Professor, der meine eigenen intellektuellen Fähigkeiten deutlich in den Schatten stellt, ausgiebig mit Wirtschaftsgeschichte und insbesondere mit der Weltwirtschaftskrise beschäftigt hat. Allerdings kommt er als überzeugter Keynesianer bzw. Staatsinterventionist bei seinen Analysen dieser schwierigen Zeit natürlich zu einem völlig anderen Ergebnis als die Vertreter der Österreichischen Schule der Nationalökonomie, deren freiheitsliebender Ansatz von mir geteilt wird und den Ausgangspunkt meiner analytischen Arbeit bildet.

Interessanterweise liegt die Verantwortung für die jetzt begonnene Misere zu einem sehr großen Teil bei Bernankes Amtsvorgänger Greenspan. Aber schon jetzt zeichnet es sich ab, dass der kluge Bernanke als Sündenbock für die Fehler seines gerissenen Vorgängers herhalten muss. Auch das ist leider keine Überraschung, sondern der typische Lauf der politischen Welt. Die langfristigen Folgen (geld)politischer Entscheidungen werden fast nie den tatsächlich Verantwortlichen zugeschrieben, sondern dem jeweiligen Amtsinhaber, unter dessen Ägide die Folgen sichtbar werden.




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