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US-Daten überwiegend ernüchternd - Marktreaktionen bescheiden

18.02.2008  |  Folker Hellmeyer
Der Euro eröffnet heute bei 1.4680, nachdem am Freitag im US-Handel Höchstkurse bei 1.4709 markiert wurden. Der USD notiert gegenüber dem JPY bei 107.85 und zeichnet sich damit unverändert durch ein hohes Maß an Stabilität aus. Gleiches gilt für die "Carry-Trades" EUR-JPY (158.30) und EUR-CHF (1.6065).

Bevor wir uns um das Datenbouquet vom Freitag kümmern, wenden wir uns kurz den Ereignissen vom Wochenende zu:

Northern Rock wird laut Äußerungen vom britischen Finanzminister Darling verstaatlicht. Die Angebote von Seiten des Managements von Northern Rock als auch von Virgin wurden als nicht angemessen abgelehnt. Die Regierung wird eine Gesetzgebung veranlassen, die die Umsetzung dieser Absicht ermöglicht. Im Hinblick auf die Notwendigkeiten am britischen und internationalen Finanzmarkt ist dieser ultimative Schritt sachlich angemessen.

Dieser ultimative Schritt muss aber auch denjenigen eine Warnung sein, die zum jetzigen Zeitpunkt bereits die Banner des Permaoptimismus entrollen wollen und das Ende der Finanzkrise meinen zu erkennen. Die aktuelle Stabilität an den internationalen Finanzmärkten ist den ultimativsten Schritten der Zentralbankpolitik und der Ordnungspolitik geschuldet und keinesfalls Ausdruck einer inneren Stabilität oder Tragfähigkeit des Finanzsystems.

Darüber hinaus haben wir in Europa ein neues Staatsmitglied. Das Kosovo hat sich für unabhängig erklärt. Damit hat Europa ein neues Problemkind geboren, das im Spannungsfeld der Interessen USA/Europa gegen Russland seine Geburtsstunde hat. Finanzierungsfragen des neuen Staats sind zu großen Teilen ungeklärt. Eine finanzielle Unabhängigkeit ist auf absehbare Zeit nicht erkennbar.

Sind die Sinnfragen der Unterstützung dieses Vorhabens wirklich auf sachlich fundierter Weise geklärt oder wird hier unter dem Vorwand nationalen Interessen der Kosovaren zu dienen, eine Portion Weltpolitik veranstaltet. Falls das der Fall wäre, stellte sich die Frage, ob die Kosovaren dann schlussendlich als Gewinner dastehen könnten?

Die Handelsbilanz der Eurozone lieferte per Dezember mit einem Defizit in Höhe von 4,2 Mrd. Euro eine handfeste Überraschung. Analysten hatten einen Aktivsaldo in Höhe von 2,4 Mrd. Euro erwartet.

Im Gesamtjahr 2007 stellte sich ein Überschuss in Höhe von 28,3 Mrd. Euro ein. Per 2006 ergab sich noch ein Defizit in Höhe von 9,3 Mrd. Euro. Losgelöst von dem aktuellen Monatsergebnis der Handelsbilanz ist die Gesamtsituation der Eurozone diesbezüglich als stabil zu klassifizieren.

Die Daten aus den USA fielen am Freitag überwiegend ernüchternd aus:
  • Importpreise legten in den USA im Monatsvergleich um 1,7% (erwartet 0,40%) zu. Im Jahresvergleich ergab sich eine Zunahme um 13,7% nach zuvor 10,4%. Ohne den Energiesektor stellte sich ein Anstieg um 3,6% im Jahresvergleich ein.
  • Der NY-Empire State Manufacturing Index sank per Februar unerwartet von 9,0 auf -11,7 Punkte. Die Prognose lag bei 6,0 Punkten. Die Subindices spiegelten den Einbruch.

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  • Die "TIC" Kapitalzuflüsse lagen per Dezember bei 56,5 Mrd. USD nach zuvor 90,9 Mrd. USD. Die Prognose war bei 66,0 Mrd. USD angesiedelt.
  • Die Industrieproduktion erhöhte sich den Erwartungen entsprechend per Januar um 0,1%. Die Kapazitätsauslastung verharrte unverändert bei 81,5%.
  • Das Verbrauchervertrauen nach Lesart der Uni Michigan brach per Februar laut vorläufiger Berechnung von 78,4 auf 69,6 Punkte ein und markierte den niedrigsten Stand seit 16 Jahren.

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Zusammenfassend ergibt sich ein Szenario, das den USD aus politischen, psychologischen und technischen Gründen favorisiert. Erst ein Überwinden des Widerstandsniveaus bei 1.4830 - 60 neutralisiert den negativen Bias des Euros.

Viel Erfolg!


© Folker Hellmeyer
Chefanalyst der Bremer Landesbank






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