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Edelmetalle Aktuell

07.03.2008  |  Wolfgang Wrzesniok-Roßbach
Edelmetalle wie Gold, Silber, Platin und die Platingruppenmetalle Palladium, Iridium, Osmium, Ruthenium und Rhodium gehören zum Kerngeschäft der W.C. Heraeus GmbH mit Stammsitz in Hanau. Das Tochterunternehmen Heraeus Metallhandelsgesellschaft mbH ist für den weltweiten Handel der Edelmetalle im Konzern tätig. In einem wöchentlich erscheinenden Marktbericht veröffentlicht das Unternehmen einen Marktüberlick in mehreren Sprachen.

  • Gold

Der Goldpreis legte, abgesehen von zwei kurzen Konsolidierungsphasen, in den vergangenen zehn Tagen kontinuierlich und auch deutlich zu. Dabei verfehlte das gelbe Metall am Ende nur knapp die magische Marke von 1.000,- $ je Unze, die von vielen Analysten immer wieder als wichtiges Kursziel genannt wird. Insgesamt orientierte sich der Goldpreis in der Berichtsperiode einmal mehr am Ölpreis, aber auch an der (negativen) Entwicklung des US-Dollars. Ersterer durchbrach vor dem Hintergrund einiger Unfälle in Raffinerien, kälteren Wetters in der nördlichen Hemisphäre und der (noch nur) politischen Auseinandersetzungen in Südamerika im Berichtszeitraum erneut die Marke von 100,- $. Bis gestern stieg er dann auf über 105,- $ je Barrel und damit ebenfalls auf ein neues Allzeithoch an. Gleichzeitig schwächte sich der Dollar gegenüber dem Euro auf fast 1,54 ab.

Der jüngste Preisrückschlag in den letzten 24 Stunden auf 980,- $ je Unze ist angesichts dieses Umfelds sicher noch keine Trendwende. Auch wenn auf der physischen Seite inzwischen ein erhebliches Überangebot herrscht, das nur durch immer neue Investments in Schach gehalten werden kann, ist nicht auszuschließen, dass das Gold vor einem größeren Rückschlag doch noch die Marke von 1.000,- $ je Unze knackt. Trotz dieser Möglichkeit raten wir aber dazu, den Markt aufmerksam zu verfolgen. Wie immer wird der mindestens mittelfristig dringend notwendige Rückschlag dann kommen, wenn jeder nur noch auf immer höhere Preise spekuliert. Und allzu knapp dürfte er dann in einer solchen Situation nicht ausfallen.

  • Silber

Dem Preisanstieg beim Gold konnte sich in den vergangenen zehn Tagen auch das Silber nicht entziehen. Es stieg angesichts frischer Investments sowohl an den Terminbörsen, wie auch in Form von ETFs, in der Spitze um mehr als drei Dollars auf 21,20 $ je Unze an. Mit diesem Niveau erreichte es den höchsten Preis seit März 1980. In jenem Jahr im Januar hatte das Silber vor dem Hintergrund der Spekulation der Bruder Hunt noch ein Allzeithoch von 50,- $ je Unze erreicht. Dafür, dass das Silber nach Gold, Platin und Rhodium ebenfalls einen neuen Höchststand erreichen könnte, gibt es aktuell aber keinerlei Anzeichen. Im Gegenteil, in den letzten 48 Stunden gab es gleich zweimal größere Rückschläge, die darauf hindeuten, dass das Metall möglicherweise erst einmal seinen vorläufigen Höchstkurs gesehen haben könnte. Während am Dienstag die Notierung dabei noch um einen Dollar zurückgefallen war, lag der Verlust gestern Nachmittag schon bei 1,40 $ je Unze. Aktuell liegt die Notierung knapp über der Marke von 20,- $ je Unze.

Für die nächsten Tage erwarten wir weiterhin eine erhebliche Volatilität der Preise. Sollte sich die Konsolidierung dabei weiter fortsetzen, läge die erste wesentliche Unterstützung bei rund 18,80 $ je Unze.

Ein Grund für unsere - nun auch, was die kurzfristige Entwicklung angeht - insgesamt eher vorsichtige Einschätzung ist der Tatsache geschuldet, dass der Markt im Moment mit physischem Material geradezu überschwemmt wird. Auf dem derzeitigen Preisniveau gibt es nur geringe industrielle Nachfrage, während gleichzeitig der Rücklauf an Altmaterial immer weiter zunimmt. Aus diesem Grund wird das Metall inzwischen in Form der in der Industrie üblichen Granalien im Vergleich zum Interbankenhandel mit einer deutlichen Preisabschlag angeboten. In einem "normalen" Marktumfeld handelt diese Qualität gegenüber der Londoner Notierung dagegen mit einem Aufschlag.

Neben der Goldpreisrallye dürfte ein weiterer Grund für den vergleichsweise starken Silberpreisanstieg in dieser Woche ein Streik in einer der größten Silberminen der Welt in Peru gewesen sein. Dieser war allerdings auf drei Tage terminiert und ist inzwischen wieder beendet, auch das vielleicht ein Grund, warum es in den letzten 24 Stunden erst einmal zu deutlicheren Gewinnmitnahmen kam.

Vorerst keinen Einfluss auf die weitere Preisentwicklung dürfte das Anheben der Margenanforderungen an der New Yorker Terminbörse COMEX in dieser Woche haben. Aber zur Erinnerung: Genau eine solche Maßnahme war es am Ende, die 1980 den Todesstoß für die seinerzeitige Rallye bedeutete und das weiße Metall in eine 25jährige Agonie versenkte.

  • Platin

Auch weiterhin bestimmten die Diskussionen über die Folgen der Schwierigkeiten bei der Stromversorgung in Südafrika den Handel mit Platin. Von Bankanalysten in den letzten Tagen veröffentlichte Horrorszenarien, die davon sprechen, dass es in diesem Jahr ein Defizit im Markt in Höhe von bis zu zwei Millionen Unzen geben könnte, reizten Spekulanten, aber auch längerfristig orientierte Investoren dazu, selbst auf dem aktuell hohen Preisniveau immer noch Pluspositionen aufzubauen.

Wir teilen diese Einschätzung nicht. Unter der Voraussetzung, dass die Produktion für den Rest des Jahres einigermaßen glatt läuft, rechnen wir mit einem Defizit, das nicht über 500.000 bis 600.000 Unzen liegt. Momentan gibt es ohnehin keine Anzeichen dafür, dass der einwöchige Produktionsausfall Anfang Februar größere Folgen für die Lieferfähigkeit der südafrikanischen Minenindustrie hat. Außerdem hatte auch die Nachfrageseite umgehend reagiert, so sanken die Käufe der Schmuckbranche (vor allem in China) deutlich; der Zufluss an Altmaterial stieg dagegen massiv an und die Bemühungen, den industriellen Einsatz von Platin zu reduzieren, nehmen aktuell sicher zu.

Was den Rest des Jahres angeht, ist davon auszugehen, dass die südafrikanische Regierung, die dortigen Gewerkschaften und auch der nationale Stromversorger Eskom durch die Entwicklung der letzten Wochen außerordentlich sensibilisiert und sich der Gefahren für "ihre" Industrie mehr als bewusst sind. Streiks, politische Querschüsse oder neue, vorher nicht tausendmal abgewogene Stromrationierungen dürften deshalb in diesem Jahr kaum noch einmal vorkommen, würden sie doch bedeuten, dass das Land am Kap auf lange Sicht die industriellen Endanwender derart verprellen könnte, dass diese am Ende den Willen und die Fähigkeit aufbringen, die Platinmetalle und damit den größten Devisenbringer Südafrikas aus ihren Produkten zu verbannen.

Dann stünden auch die Investoren, die im Moment durch ihre andauernden Käufe zwar den Preis bestimmen, am Ende aber gerade einmal zwischen fünf und zehn Prozent des in einem Jahr verfügbaren Platins kaufen, ziemlich verlassen da.

So waren es vor allem auch diese Investoren, die das Platin in dieser Woche wieder auf ein neues Allzeithoch bei 2.293,- $ je Unze katapultiert haben. Mit diesem Preis lag es in der Spitze noch einmal 150,- $ über dem Niveau der vorletzten Woche. Meldungen, denen zufolge Eskom die Stromlieferungen an die Minen auf 95 Prozent (statt bisher 90) des Normalniveaus anheben wolle, haben dann gestern aber erst einmal für eine Verkaufswelle gesorgt, die den Preis schließlich um annähernd 150 Dollars nach unten trieb. Auf dem dabei erreichten Niveau setzte zwar erst einmal erneutes Kaufinteresse ein, angesichts dessen, dass dies aber innerhalb von einer Woche schon der zweite derartige Rückschlag war, nimmt die Angst vor einer nachhaltigen Trendwende unter den professionellen Marktteilnehmern im Moment zu. Händler verweisen immer öfter darauf, dass starke Schwankungen, wie sie im Moment zu beobachten sind, ein mögliches Anzeichen für eine Trendwende sein könnten.

Was die kommenden Tage angeht, wird es maßgeblich von den Investoren abhängen, wie die Entwicklung weitergeht. Falls sie ihre Käufe einstellen, wäre wohl der Zeitpunkt gekommen, über einen Test der Marke von 2.000,- $ je Unze zu sprechen.

  • Palladium

Angetrieben von der Euphorie vieler Marktteilnehmer, die dem Palladium schon länger einen Nachholbedarf unterstellten und sich nun bestätigt sahen, stieg das weiße Metall in den letzten zehn Tagen unvermindert weiter an und erreichte schließlich am Dienstag mit 590,- $ je Unze den höchsten Stand seit Juli 2001. Seit dem Erreichen dieses Höchstkurses setzte sich allerdings zunehmend die Erkenntnis durch, dass der Anstieg von über 40 Prozent in nur vier Wochen am Ende möglicherweise doch übertrieben war. Gewinnmitnahmen sorgten deshalb in den letzten drei Tagen für einen Einbruch der Notierung auf 510,- $ je Unze. Wir glauben, dass auch dieses Niveau angesichts der angekündigten Produktionssteigerung in Russland und der hohen Vorräte im Markt mittelfristig noch zu hoch ist. Strategische Käufe würden wir deshalb aktuell erst in einem Kursband zwischen 375,- $ je Unze und 425,- $ je Unze empfehlen.

An dieser Einschätzung ändern auch die Aussichten auf einen höheren Verbrauch durch die Automobilindustrie in diesem Jahr erst einmal nichts. Dieser wird sich, vor allem getrieben durch die positive Entwicklung der Neuzulassungen in Asien, im Jahr 2008 sicher auf einem höheren Niveau als in den vergangenen Jahren einstellen. Daran dürfte auch der wahrscheinliche Rückgang der Autoverkäufe in den USA nichts ändern, zumal die neuesten Zahlen aus Deutschland und anderen Ländern Europas durchaus vielversprechend waren. Auch der voraussichtliche Rückgang der südafrikanischen Neuproduktion (das Land steht immerhin für 30% der weltweiten Ausbringung) dürfte, anders als bei Platin und Rhodium beim Palladium angesichts vorhandener Reserven nicht wirklich ins Gewicht fallen und damit wären Preise zwischen 500,- $ je Unze von 600,- $ je Unze ebenfalls nicht zu rechtfertigen.

Ein weiterer Grund für unsere Vorsicht ist, dass sich der massive Zufluss an Anlagegeldern in die am Markt angebotenen Palladium-ETFs nicht im bisherigen Maße fortsetzen kann. Dies soll allerdings eine positive Bewertung der bisher abgesetzten Mengen nicht schmälern: So hat alleine die Zürcher Kantonalbank innerhalb von nur einem Jahr knapp 11 Tonnen Palladium an ihre Kunden verkauft.

Die Übernahmegerüchte rund um Norilsk Nickel (siehe auch Links auf Seite 4) dürften auf den Markt bis auf weiteres keinen Einfluss haben.

  • Rhodium, Ruthenium, Iridium

Überhaupt keine Entspannung zeichnet sich bis jetzt beim Rhodium ab. Das Metall stieg nach einer Ruhepause bei Preisen um 9.050,- $ je Unze deutlich an und erreichte gestern einen Höchststand bei 9.425,- $ je Unze. Die Ausgangslage hat sich dabei gegenüber unserem letzten Bericht nicht verändert. Noch immer ist es, im Gegensatz zur Situation bei Platin und Palladium, vor allem industrielle Nachfrage, die das Metall an dieser Stelle treibt. Geographisch lässt sich das Kaufinteresse dabei nicht einschränken, wir haben im Prinzip Nachfrage aus allen drei Zeitzonen gesehen. Hinter den Käufen liegt in der Regel aktueller Bedarf, weniger scheint es sich dabei um Panikkäufe zu handeln. Darauf deutet auch die relativ stabile Situation auf dem Leihemarkt hin, die Zinsen liegen auf der Briefseite unverändert bei knapp 20 Prozent.

Andauernde industrielle Nachfrage gibt es auch bei Ruthenium und Iridium, allerdings bieten hier immer noch Händler Material in ausreichender Menge an, so dass die Preise auch in der fünften Woche nach Beginn der Stromkrise in Südafrika keine Reaktion zeigten. Der Rutheniumpreis liegt aktuell bei 400,- $ zu 440,- $ je Unze, das Iridium bei 420,- $ zu 460,- $.


© Wolfgang Wrzesniok-Roßbach
Heraeus Metallhandelsgesellschaft mbH












Disclaimer: Die in Edelmetalle Aktuell enthaltenen Informationen und Meinungen beruhen auf den Markteinschätzungen durch die Heraeus Metallhandelsgesellschaft mbH (Heraeus) zum Zeitpunkt der Zusammenstellung. Der Bericht ist nicht für Privatanleger gedacht, sondern richtet sich an Personen, die gewerbsmäßig mit Edelmetallen handeln. Die in diesem Bericht Informationen, Meinungen und Markteinschätzungen unterliegen dem Einfluss zahlreicher Faktoren sowie kontinuierlichen Veränderungen und stellen keinerlei Form der Beratung oder Empfehlung dar, eine eigene Meinungsbildung des Empfängers bleibt unverzichtbar. Preisprognosen und andere zukunftsgerich-tete Aussagen sind mit Risiken und Unwägbarkeiten verbunden und die tatsächlichen Ergebnisse und Entwicklungen können erheblich von den geäußerten Erwartungen und Annahmen abweichen. Heraeus und/oder Kunden können Transaktionen im Hinblick auf die in dieser Ausarbeitung genannten Produkte vorgenommen haben, bevor diese Informationen veröffentlicht wurden. Infolge solcher Transaktionen kann Heraeus über Informationen verfügen, die nicht in dieser Ausarbeitung enthalten sind. Heraeus übernimmt keine Verpflichtung, diese Informationen zu aktualisieren. Diese Ausarbeitung dient ausschließlich der Information des jeweiligen Empfängers. Sie darf weder in Auszügen noch als Ganzes ohne schriftliche Genehmigung durch Heraeus vervielfältigt oder an andere Personen weitergegeben werden. Die in dieser Ausarbeitung enthaltenen oder ihr zugrundeliegenden Informationen beruhen auf für zuverlässig und korrekt gehaltenen Quellen. Heraeus haftet jedoch nicht für die Richtigkeit, Genauigkeit und Vollständigkeit der Informationen sowie für etwaige Folgen ihrer Verwendung. Ferner übernimmt Heraeus keine Gewähr dafür, dass die genannten Preise tatsächlich erzielt worden sind oder bei entsprechenden Marktverhältnissen aktuell oder in Zukunft erzielt werden können.








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