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Euro markiert historische Höchstkurse bei 1.5230 - Bernanke spricht, der USD ...

29.02.2008  |  Folker Hellmeyer
Euro markiert historische Höchstkurse bei 1.5230 - Bernanke spricht, der USD fällt …

Der Euro eröffnet heute bei 1.5190, nachdem im US-Handel historische Höchstkurse bei 1.5230 markiert wurden. Der USD hat deutlich gegenüber dem JPY an Boden verloren und notiert aktuell bei 104.70. „Carry-Trades“ kamen im Zuge realistischerer Bewertungen am internationalen Aktienmarkt unter Druck. EUR-CHF stellt sich aktuell auf 1.5970 und EUR-JPY oszilliert bei 159.10.

Ben Bernanke stellt derzeit mit seinen Äußerungen eine Hypothek für den USD dar. Das hängt sicherlich auch damit zusammen, dass die US-Zentralbank zu lange zu optimistische Konjunkturprognosen vertreten hat, was wir an dieser Stelle bisweilen ironisch aber auch zum Teil zynisch mit Kommentaren begleitet haben.

Das aktuelle Zurückrudern Bernankes kann Zuversicht in die Prognosequalität und damit auch Glaubwürdigkeit der Fed nicht nachhaltig unterfüttern. Gleiches gilt übrigens für den USFinanzminister Herrn Paulson. Ergo wirkten sich die gestrigen Statements von Herrn Bernanke über mögliche Konkurse von kleineren US-Banken und der Erkenntnis, dass die aktuelle Lage problematischer als 2001 sei, belastend auf den USD aus.

Fraglos sind obige Erkenntnisse nicht falsch. Richtiger wäre es jedoch zu konstatieren, dass wir mit der größten globalen Finanzkrise seit Ende des 2. Weltkriegs konfrontiert sind! Darüber hinaus erlaube ich mir darauf zu verweisen, dass seit Ende 2006 aktuell bereits 232 "lending operations" in den USA implodiert sind (Quelle: http://ml-implode.com/). Herr Bernanke ist hier unverändert "far behind the curve"!

Die Veröffentlichungen aus den USA konnten dem USD keine Entlastung liefern. Im Gegenteil ergeben sich weitere Implikationen für ein rezessives Umfeld in den USA.
  • Die Arbeitslosenerstanträge per 23. Februar legten unerwartet von revidiert 354.000 auf 373.000 zu. Erwartet war ein Rückgang von 350.000 auf 349.000.
  • Das US-BIP lieferte mit einem annualisierten Anstieg von 0,60% eine leichte Enttäuschung. Analysten hatten eine Zunahme um 0,70% unterstellt.
  • Der "Kansas City Fed Manufacturing Index" lieferte per Februar Molltöne. Der Produktionsindex sank von 7 auf -5 Punkte. Der Auslieferungsindex verlor von 2 auf -5 Zähler. Der Auftragsindex ging von 15 auf 6 Punkte zurück und der Beschäftigungsindex brach von 8 auf -5 ein.

Die Daten waren damit Katalysatoren der fortgesetzten Schwäche des USD.

Heute stehen zunächst Daten aus der Eurozone im Fokus. Der Geschäftsklimaindex per Februar soll von 0,78 auf 0,75 Punkte sinken. Verbraucherpreise werden voraussichtlich per Januar unverändert bei 3,2% liegen. Die Arbeitslosenrate per Januar wird voraussichtlich von 7,2% auf 7,1% sinken. Nachhaltige Marktwirkung sollte von diesen Veröffentlichungen nicht ausgehen.

Aus den USA folgen Persönliche Einkommen per Januar. Laut Konsensusprognose wird eine Zunahme um 0,2% nach zuvor 0,5% erwartet. Von hervorgehobener Bedeutung ist der Einkaufsmanagerindex aus Chicago per Februar. Marktbeobachter prognostizieren einen Rückgang von 51,5 auf 49,5 Punkte in den kontraktiven Bereich. Die finale Version des Verbrauchervertrauens der Uni Michigan per Februar sollte den vorläufigen Wert tendenziell bestätigen. Analysten erwarten einen Stand von 70,0 nach zuvor 69,6 Punkten

Zusammenfassend ergibt sich ein Szenario, das den Euro aus fundamentalen und technischen Aspekten heraus zunächst favorisiert. Die international umfassende Thematisierung des USDVerfalls und aggressiv angepasste Prognosen mit Zielen bei und jenseits von 1.60 liefern den Beigeschmack von Kapitulation. Grundsätzlich sind derartige Umstände Ausdruck eines Finales des Trends ähnlich der Situation 2004 (EUR TOP bei 1.36). Ein weiteres Überschiessen in Richtung 1.55 ist kurzfristig möglich. Euro-Euphorie erscheint jedoch nicht angebracht.

Viel Erfolg!


© Folker Hellmeyer
Chefanalyst der Bremer Landesbank






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