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Die Bullenmärkte der Platingruppen-Metalle

10.03.2008  |  Scott Wright
Die Edelmetalle befinden sich inmitten fantastischer säkularer Bullenmärkte. Dabei hat in den letzten Wochen eines der edelsten Metalle, nämlich Platin, sehr viel Aufmerksamkeit erhalten. Mit geopolitischen Unruhen, die das knappe Angebot an Platin deutlich machen, haben sich Spekulanten auf dieses Metall gestürzt und einen parabolischen Anstieg seines Preises ausgelöst.

Während Gold aus einer Reihe von fundamentalen Gründen immer noch der König aller Metalle bleibt, ist Platin ganz einfach aufgrund seines Preises ein noch edleres Metall. Sein geringes Vorkommen in der Erdkruste in Kombination mit den wirtschaftlichen Herausforderungen bei seinem Abbau hält seinen Wert typischerweise auf etwa dem doppelten Niveau von Gold.

So wie bei praktisch allen anderen natürlichen Ressourcen ist auch die weltweite Nachfrage nach Platin gestiegen. Laut dem US-amerikanischen geologischen Institut (U.S. Geological Survey) lag die Nachfrage nach Platin noch vor 10 Jahren bei nur 5 Millionen Unzen. 2008 wird für die Nachfrage nach diesem Metall, das einst als ungewollte Unreinheit von Silber betrachtet wurde, ein Wert von über 7 Millionen Unzen erwartet. Ein 40%iger Anstieg im Verbrauch eines der teuersten Metalle auf diesem Planeten innerhalb von nur 10 Jahren ist ziemlich beeindruckend.

Dieser rapide Anstieg der Nachfrage nach Platin hat aber wirklich großen Druck auf die Produzenten ausgeübt. Laut Johnson Matthey, einem Experten für Platingruppen-Metalle (PGM), herrschte in 8 der letzten 9 Jahre ein Ungleichgewicht in den Platin-Märkten, in dem das Angebot die Nachfrage nicht decken konnte. Das ist natürlich der lehrbuchmäßige ökonomische Auslöser für steigende Preise.

Diese Angebots-Knappheit sollte erwartungsgemäß zumindest über die nächsten paar Jahre bestehen bleiben, da Meldungen aus Südafrika die Märkte weiterhin in Unruhe versetzen. Südafrika ist nicht nur der zweitgrößte Goldproduzent der Welt (China hält nun den ersten Rang), sondern auch der größte Platin-Produzent. Da dieses Land über 75% des weltweiten Platin-Angebots auf den Markt bringt, kann schon die geringste Unruhe große Wellen im kleinen Markt für dieses Metall schlagen.

2007 führte eine Reihe von Problemen in der Platinminen-Industrie Südafrikas zum Ende eines sieben-jährigen Anstiegs des Angebots. Laut Johnson Matthey gab es tatsächlich sogar einen Rückgang des jährlichen Platin-Angebots um 2% im letzten Jahr. Zusammen mit einer um fast 3% steigenden Nachfrage entsteht somit ein Ungleichgewicht, dass die Preise naturgemäß nach oben treiben wird.

Die Entwicklung der Lage in Südafrika in diesem Jahr hat die Platinmärkte sogar noch stärker alarmiert. Ein landesweiter Stromausfall hat gezeigt, wie schlecht sich die südafrikanische Regierung um die Infrastruktur dieses Landes gekümmert hat. Da die Regierung auf die jahrzehntelangen Warnungen vor einer bevorstehenden Energiekrise nicht reagiert hat, muss das ganze Land jetzt den Preis dafür bezahlen und große strukturelle Probleme mit dem nationalen Stromnetz absorbieren.

Dies ist nicht nur für die südafrikanische Wirtschaft als Ganzes, sondern insbesondere für die Minenindustrie eine ernste Angelegenheit. Obwohl dieses Land mit unglaublichen geologischen Strukturen gesegnet ist, die die weltweit größten und reichsten Vorkommen von Gold und Platin beinhalten, stellen tiefe Untertagbau-Minen immense Anforderungen an die Energieversorgung, um die Schächte zu kühlen und zu belüften und das Erz an die Oberfläche zu bringen.

Die südafrikanische Minenindustrie wurde also von diesen Energie-Problemen schwer getroffen. Es kam nicht nur zu einem temporären Stillstand der Minentätigkeit Anfang dieses Jahres, sondern die meisten der großen Minengesellschaften mussten auch ihre operativen Pläne neu festlegen, um sich auf die Versorgungsprobleme, die wahrscheinlich weiterhin auftreten werden, einzustellen.

Was die Minen-Entwicklung betrifft, müssen sogar die aufstrebenden, kleineren Platin-Produzenten diese Energieversorgungsprobleme beachten. Eines der größeren Projekte in der Western Bushveld-Minenregion muss seinen Abbauplan mit dem Risiko von Versorgungslücken im Stromnetz abstimmen. Hier muss man nun die teure Alternative von Diesel-Generatoren zur Überbrückung von Versorgungslücken aus dem Stromnetz oder einen stufenweisen Abbauplan in Betracht ziehen.

Diese Probleme in Südafrika werden nicht nur weiterhin das Angebot, das auf den Markt kommt, einschränken, sondern auch die Kosten, die mit dem Abbau von Platin verbunden sind, erhöhen. Und das bringt uns zum nächsten wichtigen Punkt. Wird der aufgrund dieser Umstände steigende Platinpreis die ständig steigende Nachfrage nach diesem Metall verringern?

Nun, wenn wir den Sektor mit der wahrscheinlich größten Nachfrage-Elastizität, nämlich Schmuck, betrachten, erscheint es nicht so. Obwohl der Platinpreis 2007 um beeindruckende 37% gestiegen ist, blieb die Schmuck-Nachfrage relativ hoch. Nach den Berechnungen von Johnson Matthey fiel diese nur um etwa 1,5% im Vergleich zum Jahr davor, wobei vor allem die Nachfrage aus China und Europa stark blieb. Wir werden sehen, ob Platinpreise von über 2.000 $ im Jahr 2008 einen größeren Rückgang der Schmuck-Nachfrage auslösen werden.

Interessanterweise ist der Großteil der Nachfrage aber nicht darauf zurückzuführen, dass Platin ein besonders edles Metall ist, da weniger als 25% der gesamten Nachfrage aus dem Schmuck-Sektor kommen. Obwohl Platin-Schmuck als Statussymbol gilt, dient es nicht als Vermögenssicherung. Dieses Metall ist nicht als sicherer Hafen bekannt und seine Charakteristik als Investment ist mit jener von Gold einfach nicht vergleichbar.

Der wichtigste Faktor für die Nachfrage nach Platin und für deren Wachstum ist tatsächlich die industrielle Verwendung. Unter vielen anderen Anwendungen ist es zum Beispiel in LCDs, Festplatten, Ölraffinerien und der spannenden Entwicklung von Brennstoffzellen zu finden und der weitaus größte Verbraucher von Platin ist die Automobil-Industrie.

Die Verwendung von Platin in der Automobil-Industrie entstand durch die jahrzehntelange Forderung nach der Reduktion von Emissionen an Partikeln, Stickoxiden und Kohlewasserstoffen. Dies hat dazu geführt, dass strenge Auflagen mittlerweile die Ausrüstung von Fahrzeugen mit Katalysatoren vorschreiben. Einfach ausgedrückt dient Platin (und der Rest der PGM wie Rhodium, Osmium, Iridium, Palladium und Ruthenium) als Katalysator-Element, dass chemische Reaktionen zur Veränderung der Auspuffgase dieser Fahrzeuge ermöglicht.

Aufgrund seiner unglaublich guten Eigenschaften als Katalysator-Element wurde Platin zum dominanten Metall für die Herstellung von Katalysatoren. Die meisten Leute haben keine Ahnung, auf wie viel Edelmetall sie eigentlich sitzen, wenn sie Auto fahren. Der durchschnittliche Katalysator enthält etwa 5 Gramm an PGM (in diesem Beispiel Platin), was bei den heutigen Preisen einem Gegenwert von etwa 300 $ entspricht.

Platin ist heute nicht nur eine Anregung für chemische Reaktionen in Auspuffgasen, sondern durch seinen hohen Preis auch eine Anregung für Diebe. Es gibt eine steigende Zahl von Katalysator-Diebstählen. Ein gut trainierter Dieb kann den Katalysator eines geparkten Autos in weniger als einer Minute demontieren und für einen stolzen Preis an interessierte Käufer weitergeben, die das Metall illegal wiederverwerten.




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