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Realzinssätze und der USDX

12.03.2008  |  Adam Hamilton
Dadurch, dass er in dieser Woche auf die niedrigsten Werte aller Zeiten gefallen ist, ist der US-Dollar ins Rampenlicht gerückt. Und das sollte er auch. Der Dollar ist mehr als alles andere eine entscheidende Achse, um die sich alle weltweit wichtigen Märkte und Anlageklassen drehen. Dass der Dollar in Ungnade gefallen ist, hat schwerwiegende und universale Auswirkungen.

Es ist lustig, dass eine überraschend große Zahl von Mainstream-Analysten auf CNBC in den letzten Wochen darüber berichten, als wäre diese Dollar-Schwäche etwas neues. Offensichtlich verfügen sie über keine historischen Charts. Der Dollar, gemessen am führenden US-Dollar-Index (USDX), befindet sich seit Juli 2001 in einem säkularen Bärenmarkt. Er hat seitdem 39,2% seines Wertes verloren.

Glauben Sie es oder nicht, aber konträre Anleger waren sich der Gefährdung des Dollars sogar bei seinem Hoch sehr wohl bewusst. Nur zwei Wochen nach seinem Spitzenwert verfasste ich eine Abhandlung mit dem Titel "Realzinssätze und Gold". Darin diskutierte ich eine bevorstehende "spektakuläre Gold-Rallye" und einen "furchtbar geschwächten US-Dollar". An einem gemütlichen Freitag im Juli 2001, als Gold bei 270 $ schloss und der USDX bei einem Wert von 117, schrieb ich...

"Was sollte ein Zentralbanker also unternehmen? Die Zinssenkungen stoppen und eine riesige Implosion der fragilen US-amerikanischen Anlagemärkte riskieren, oder die Zinssätze weiter senken, was zu negativen Realzinssätzen führt, und damit eine riesige Gold-Rallye und eine Wertminderung des Dollars riskieren?" Interessanterweise reflektiert dieser alte Absatz auch das Dilemma der Fed im Jahr 2008.

Es werden sich nur noch wenige daran erinnern, aber der entscheidende Auslöser für das Interesse früher konträrer Anleger an Gold, die um 260 $ kauften, als jeder andere davon abwich, waren negative Realzinssätze. Dank Alan Greenspans aggressiven Zinssenkungen, die NASDAQ-Spekulanten aus der Patsche helfen sollten, schien es im Sommer 2001, als würden die Realzinssätze zum ersten Mal seit den 1970er-Jahren ins Negative zu fallen. Das war unglaublich bullisch für Gold.

Realzinssätze sind ganz einfach die nominale Rendite, die Anleihen-Investoren in "risikofreien" US-Schatzanweisungen erzielen, abzüglich der Inflationsrate. Normalerweise sind diese Realzinssätze positiv und die Investoren erzielen eine nominale Rendite, die über der Inflationsrate liegt. Manchmal drückt die Fed die Realzinsen aber ins Negative, was zu realen Kaufkraftverlusten der Anleihen-Investoren führt. Die Inflation mindert den Wert ihrer Investments schneller, als deren nominalen Renditen ihn wachsen lassen.

Über die Jahre, seit 2001, haben die Investoren und Spekulanten in Gold und Gold-Aktien ein Vermögen damit gemacht, aufgrund dieser These über negative Realzinssätze zu traden. Ich habe insgesamt 9 Abhandlungen über diese Untersuchungen geschrieben, die letzte davon im September 2007 (den letzten Artikel zu diesem Thema, der für GoldSeiten.de übersetzt wurde, finden Sie hier). Wann immer die Fed sich dafür entscheidet, Anleihen-Investments unprofitabel zu machen, verschieben die Investoren Kapital in Gold, um trotz des Angriffs der Fed Gewinne zu erzielen.

Heut versucht die Fed leider einmal mehr, genauso wie in den 1970er-Jahren, die Investoren zu berauben. Wir haben einen Fed-Vorsitzenden, der darauf versessen ist, die nominalen Zinssätze bis auf Null zu senken, nur um verantwortungslosen Immobilien-Spekulanten aus der Patsche zu helfen, die sich eigentlich alle Verluste, die auf sie zukommen, selbst zuschreiben können. Währenddessen erhöht die Fed die Geldmenge in furchterregender Geschwindigkeit und löst damit eine unglaubliche Inflation aus. Wir befinden uns in einem perfekten monetären Sturm.

Seit Ben Bernanke im September 2007 in einer panischen Reaktion begann, die Leitzinsen zu senken, sind die Realzinssätze schneller und tiefer gefallen als dies seit den 1970er-Jahren jemals geschehen ist! Auch als langzeitiger Beobachter der Realzinsen erscheint mir dieser Verfall erstaunlich stark. Dank dieser starken Senkungen können Investoren aus aller Welt mit kurzfristigen US-Schatzanweisungen keine positiven Renditen mehr erzielen. Naturgemäß flüchten sie also aus dem Dollar und suchen anderswo nach besseren Anlagemöglichkeiten.

Unter derart widrigen Umständen für Investoren sind die neuen Allzeit-Tiefs des USDX nicht weiter verwunderlich. Letzten Mai warnte ich davor, dass es dazu kommen würde. Wie ich aber letztens erkannte, habe ich in meinen Untersuchungen einen wichtigen Punkt verabsäumt. Ich habe den USDX nie direkt mit den Realzinssätzen, sondern immer nur mit Gold verglichen. Daher dachte ich, es wäre doch interessant, das Schicksal des Dollar diese Woche einmal aus Sicht der Entwicklung der Realzinssätze zu betrachten.

Um die Realzinsen zu ermitteln, folge ich derselben Berechnungsmethode wie in meinen Studien zu Realzinssätzen und Gold. Der nominale Zinssatz ist die Rendite einer einjährigen US-Schatzanweisung. Obwohl diese Renditen heute nicht groß veröffentlicht werden, führt die Fed diese Datenreihe. Sie ist unten in schwarz eingezeichnet. Für die Inflation verwende ich die Veränderung des Verbraucherpreisindex (CPI) im Vergleich zum Vorjahr (weiß). Die nominalen Zinssätze minus Inflation ergeben die Realzinssätze (blau).

Ich verstehe zwar vollkommen, dass der CPI ein Witz ist, da Washington große Bemühungen daran setzt, die Inflation in diesem führenden Index möglichst gering darzustellen. Dennoch ist der CPI heute unter Mainstream-Analysten als definitives Maß der Inflation weitgehend akzeptiert. Daher verwende ich diesen heruntergespielten Index auch hier, obwohl das meine Ausführungen wirklich schwächt. Wenn stattdessen die tatsächliche monetäre Inflation verwendet würde, so wie es eigentlich sein sollte, würden die Realzinssätze in diesen Charts viel schlimmer aussehen.

Während der stark manipulierte CPI in seiner letzten Veröffentlichung eine absolute jährliche Inflation von 4,3% zeigt, liegt die monetäre Inflation weit darüber. Die Fed unter Bernanke hat die Geldmenge MZM im letzten Jahr um unglaubliche 15,4% erhöht! Das ist die absolute Veränderung im Vergleich zu einem Jahr davor und keine Berechnung auf Jahresbasis. Die wirkliche Inflation in den USA liegt also heute vermutlich bereits im zweistelligen Bereich, entgegen den Zahlen, von denen uns der CPI zu überzeugen versucht.

Ich habe in diesem Vergleich mit dem USDX gegenüber meinen früheren Vergleichen mit Gold eine grundlegende Veränderung vorgenommen. Anstatt monatliche Daten für diesen Chart über mehrere Jahrzehnte zu verwenden, habe ich die Auflösung erhöht und tägliche Daten verwendet, um Extremwerte der Realzinsen besser zu verdeutlichen. Der CPI ist natürlich nach wie vor nur monatlich verfügbar, aber diese Werte können mit den täglichen Zinssätzen der Schatzanweisungen verglichen werden. In diesem Chart befinden sich also etwa 30.000 Datenpunkte, der USDX ist darüber in Rot eingezeichnet.






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