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Realzinssätze und der USDX

12.03.2008  |  Adam Hamilton
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Realzinssätze sind ein mächtiger Trading-Indikator, aber dabei ist wichtig zu verstehen, dass ihre Signale auf einer säkularen Basis operieren. Der USDX, oder auch Gold, werden üblicherweise nicht sofort auf Veränderungen der Realzinsen reagieren, es handelt sich also nicht um einen taktischen Indikator für das sogenannte Day-Trading. Allerdings dauert es nicht allzu lange, bis Investoren auf die Veränderungen der Realzinssätze reagieren und ihr Kapital vom Dollar in Gold oder umgekehrt verschieben.

Ich denke, diese Charts sind am besten zu verstehen, indem man der Reise des Dollar seit 1971 aus Sicht der Trends in der Entwicklung der Realzinsen folgt. In den 1970er-Jahren waren die Realzinssätze meist niedrig oder sogar negativ und der USDX fiel während des ganzen Jahrzehnts stetig ab. Interessanterweise war der USDX tendenziell dann am stabilsten, wenn die Realzinsen gestiegen sind oder positiv waren, so wie zum Beispiel 1976.

Die 1970er-Jahre sind auch deshalb interessant, weil sie bestätigen, dass Investoren in Schatzanweisungen auch die Inflation genau beobachten, nicht nur die nominalen Renditen. 1978 erreichten diese Anleihen zum Beispiel durchschnittliche Renditen von 8,3%. Das klingt für sich betrachtet sehr beeindruckend und die heutigen Investoren würden für diese Erträge über Leichen gehen. Damals war die Inflation jedoch derart hoch, dass die Realzinsen durchschnittlich nur 0,7% pro Jahr betrugen. Der USDX litt darunter und fiel im Kalenderjahr 1978 um 10,3%. Investoren achten sehr wohl auf die CPI-Inflation!

Die Realzinssätze erreichten im Juni 1980 ihr Tief bei -6,75%. Interessanterweise war dafür keine Einwirkung der Fed, sondern eine CPI-Inflation im Vergleich zum Jahr davor von 14,4% verantwortlich. Die Renditen der einjährigen Schatzanweisungen hatten ein paar Monate zuvor, im März 1980, ein Zwischenhoch bei 16,5% erreicht, waren aber bis Juni wieder auf 7,6% gefallen. Paul Volckers Inflationsbekämpfung, die er kurz nach seiner Bestellung zum Vorsitzenden der Fed begonnen hatte, trug auch bald Früchte. Die Amerikaner mussten für die inflationäre Fed der 1970er-Jahre einen hohen Preis bezahlen, eine harte Lektion, die Ben Bernanke offenbar vergessen hat.

Der USDX erreichte sein Tief im Juli 1980, nur einen Monat nachdem die Realzinsen an ihrem Tief angelangt waren. Investoren aus aller Welt begannen, erneut in den Dollar zu investieren, sogar als die Realzinssätze immer noch negativ waren, da die Inflationsbekämpfungs-Kampagne von Paul Volcker glaubwürdig war. Bis zum Mai 1981 waren die Realzinsen wieder auf +7,1% angestiegen und die Investoren kauften Dollars und Schatzanweisungen. Einjährige Schatzanweisungen standen bei einer Rendite von 16,9%, aber die Inflation war auf 9,8% gefallen.

Obwohl die nominalen Zinssätze bald wieder gesenkt wurden, hielt Volcker sie für den Großteil seiner Amtszeit bis August 1987 deutlich über der Inflationsrate. Sie können dies im obigen Chart erkennen, in dem die blaue Linie in den 1980er-Jahren meist zwischen 4% und 8% pendelt. Mit derart hohen realen Renditen in den staatlichen US-Schuldverschreibungen floss viel internationales Kapital in den Dollar. Der USDX stieg parabolisch an und erreichte im Februar 1985 einen erstaunlichen Wert von 164,7. Er war damit seit Juli 1980 um 95,8% gestiegen!

Obwohl auf diesen parabolischen Anstieg aus rein technischer Perspektive ein Crash folgen musste, hätte der Dollar nicht so weit fallen müssen, wie er tatsächlich gefallen ist. Wenn die Realzinsen so hoch geblieben wären, wäre der USDX vermutlich auf einen Wert zwischen 130 und 140 zurückgefallen. Die Realzinssätze brachen jedoch von 8,1% im Juni 1984 auf 2,1% im Oktober 1987, kurz nach dem berüchtigten Aktien-Crash, ein. In diesem Zeitraum fiel der USDX um 30,9% auf einen Wert von 94.

Daher scheint es vollkommen klar, dass die Realzinsen für die Investoren eine wirklich wichtige Rolle spielten. Ihre Nachfrage nach Dollars und US-Schatzanweisungen schwand mit fallenden inflationsbereinigten Renditen. Dieser Trend setzte sich bis zum Oktober 1992 fort, als die Realzinsen kurz ins Negative abrutschten. Interessanterweise erreichte der USDX nur einen Monat davor, im September 1992, sein Allzeit-Tief von 78,33, als die Realverzinsung Gefahr lief, unter Null zu fallen. Der USDX verlor in diesem säkularen Bärenmarkt 52,4%, ausgelöst durch fallende Realzinsen.






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