Euro in leichter Konsolidierung, Carry-Trades unter Druck, Trichet mitteilsam!
11.03.2008 | Folker Hellmeyer
![Euro in leichter Konsolidierung, Carry-Trades unter Druck, Trichet mitteilsam!](https://www.goldseiten.de/media/goldseiten-news.jpg)
Gestern standen lediglich die wenig beachteten US-Großhandelslagerbestände per Januar auf der Agenda. Im Berichtsmonat ergab sich eine Zunahme um 0,8% nach einem Zuwachs um 1,1% im Vormonat. Prognostiziert war ein Anstieg um lediglich 0,4%. Das Verhältnis zwischen Lagerbestand und Absatz sank von 1,09 auf 1,07 Monatsumsätze dank eines Anstiegs der Verkäufe um 2,7%. Marktwirkung ging erwartungsgemäß nicht von der Veröffentlichung aus.
Gestern war turnusgemäß ein G-10 Treffen der Zentralbanker bei der BIZ in Basel. Herr Trichet lieferte neben anderen Zentralbankern Verbalakrobatik. Im Hinblick auf die Divergenz der Ansätze der Zentralbankpolitik der EZB und der Fed sind die Einlassungen Trichets von hervorgehobener Bedeutung. "Here we go":
- Das Wachstum der Weltwirtschaft bleibt robust. Es ist allerdings eine Abschwächung zu beobachten.
- Wir haben es mit einer sehr starken und andauernden Korrektur an den Finanzmärkten zu tun.
- Aufgabe der Zentralbanken bleibt die solide Verankerung der Inflationserwartungen.
- Es gibt globale Risiken für Wachstum und Preisentwicklung.
- Vertrauen ist für den Finanzsektor in dieser Lage so wichtig wie selten.
- Zusammenarbeit der Zentralbanken muss auch nach Beruhigung des Geldmarktes weitergehen.
- Hatten keine neuen Diskussionen über Maßnahmen am Geldmarkt nach Fed-Aktion vom Freitag.
- Exzessive Schwankungen und ungeordnete Bewegungen am Devisenmarkt sind nicht willkommen.
- Wir sind besorgt über kräftige Schwankungen am Devisenmarkt.
Herr Trichet lieferte eine Dosis konjunkturellen Optimismus. Die größte Finanzkrise seit der Nachkriegszeit bezeichnet er als starke andauernde Korrektur am Finanzmarkt. Das ist schon echtes hanseatisches Understatement. Er macht deutlich, dass der Weg der EZB in der Inflationsbekämpfung der richtige Weg ist. Man darf diese Äußerung auch als Kritik an dem Weg der Fed interpretieren. Er konzediert jedoch auch, dass es auch Wachstumsrisiken neben Preisrisiken gibt. Mithin beweist er sein diplomatisches Fingerspitzengefühl und belegt Realitätssinn. Er fordert Vertrauen ein. Er erklärt jedoch nicht auf welcher Basis das Vertrauen insbesondere für Investmentbanken gegründet sein soll.
Schlussendlich macht er sehr deutlich, dass die G-10 Veranstaltung bei der Bewertung des USD aufmerksamer und vor allen Dingen besorgter Beobachter ist. Übersetzt darf diese Äußerung als Indiz der Bereitschaft zu koordinierten Aktionen der Zentralbanken verstanden werden, sofern die Fehlbewertung des USD forciert würde.
Heute steht der deutsche ZEW-Index per März im Mittelpunkt des Geschehens. Nachdem es im Vormonat zu einem leichten Anstieg von -41,6 auf -39,5 gekommen ist, erwarten Analysten im Berichtsmonat einen geringfügigen Rückgang auf -39,5 Punkte. Nach dem deutlichen Rückgang des Index seit Mitte 2007 ist eine Seitwärtsbewegung bei der aktuell nach wie vor befriedigenden Konjunkturlage in Deutschland wahrscheinlich.
![Open in new window](http://www.goldseiten.de/bilder/marktberichte/hellmeyer-6729.png)
Die US-Handelsbilanz soll per Januar ein Defizit in Höhe von 59,7 Mrd. USD ausweisen. Im Vormonat stellte sich der Fehlbetrag auf 58,8 Mrd. USD. Eine Trendwende ist nicht erkennbar.
Zusammenfassend ergibt sich ein Szenario, das den Euro favorisiert. Ein Unterschreiten der Unterstützungszone bei 1.5170 - 00 neutralisiert den positiven Bias des Euros.
Viel Erfolg!
© Folker Hellmeyer
Chefanalyst der Bremer Landesbank
Hinweis: Meinungen oder Empfehlungen geben die Einschätzung des jeweiligen Verfassers wieder und stellen nicht notwendigerweise die Meinung der Bremer Landesbank oder deren assoziierter Unternehmen dar. Sie können sich jederzeit ohne vorherige Ankündigung ändern. Die hier enthaltenen Aussagen sind nicht als Angebot oder Empfehlung bestimmter Anlageprodukte zu verstehen. Dies gilt auch dann, wenn einzelne Emittenten oder Wertpapiere erwähnt werden. Hier enthaltene Informationen können auf die individuellen Verhältnisse des Anlegers abgestellte, kundenspezifische und objektorientierte Beratung nicht ersetzen. Bitte setzen Sie sich deshalb mit Ihrem bei der Bremer Landesbank zuständigen Berater in Verbindung.