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Euro in leichter Konsolidierung, Carry-Trades unter Druck, Trichet mitteilsam!

11.03.2008  |  Folker Hellmeyer
Der Euro eröffnet heute bei 1.5350, nachdem gestern im europäischen Handel Tiefstkurse bei 1.5314 markiert wurden. Der USD notiert aktuell gegenüber dem JPY bei 102.00. Zwischenzeitlich wurden Tiefstkurse bei 101.43 im asiatischen Handel erreicht. Die Carry-Trades stehen unter Druck. EUR-JPY schwächte sich in der Spitze bis auf 155.60 ab und bewegt sich aktuell erholt bei 156.50. EUR-CHF notiert nach zwischenzeitlichen Tiefstkursen bei 1.5620 derzeit bei 1.5670.

Gestern standen lediglich die wenig beachteten US-Großhandelslagerbestände per Januar auf der Agenda. Im Berichtsmonat ergab sich eine Zunahme um 0,8% nach einem Zuwachs um 1,1% im Vormonat. Prognostiziert war ein Anstieg um lediglich 0,4%. Das Verhältnis zwischen Lagerbestand und Absatz sank von 1,09 auf 1,07 Monatsumsätze dank eines Anstiegs der Verkäufe um 2,7%. Marktwirkung ging erwartungsgemäß nicht von der Veröffentlichung aus.

Gestern war turnusgemäß ein G-10 Treffen der Zentralbanker bei der BIZ in Basel. Herr Trichet lieferte neben anderen Zentralbankern Verbalakrobatik. Im Hinblick auf die Divergenz der Ansätze der Zentralbankpolitik der EZB und der Fed sind die Einlassungen Trichets von hervorgehobener Bedeutung. "Here we go":
  • Das Wachstum der Weltwirtschaft bleibt robust. Es ist allerdings eine Abschwächung zu beobachten.
  • Wir haben es mit einer sehr starken und andauernden Korrektur an den Finanzmärkten zu tun.
  • Aufgabe der Zentralbanken bleibt die solide Verankerung der Inflationserwartungen.
  • Es gibt globale Risiken für Wachstum und Preisentwicklung.
  • Vertrauen ist für den Finanzsektor in dieser Lage so wichtig wie selten.
  • Zusammenarbeit der Zentralbanken muss auch nach Beruhigung des Geldmarktes weitergehen.
  • Hatten keine neuen Diskussionen über Maßnahmen am Geldmarkt nach Fed-Aktion vom Freitag.
  • Exzessive Schwankungen und ungeordnete Bewegungen am Devisenmarkt sind nicht willkommen.
  • Wir sind besorgt über kräftige Schwankungen am Devisenmarkt.

Herr Trichet lieferte eine Dosis konjunkturellen Optimismus. Die größte Finanzkrise seit der Nachkriegszeit bezeichnet er als starke andauernde Korrektur am Finanzmarkt. Das ist schon echtes hanseatisches Understatement. Er macht deutlich, dass der Weg der EZB in der Inflationsbekämpfung der richtige Weg ist. Man darf diese Äußerung auch als Kritik an dem Weg der Fed interpretieren. Er konzediert jedoch auch, dass es auch Wachstumsrisiken neben Preisrisiken gibt. Mithin beweist er sein diplomatisches Fingerspitzengefühl und belegt Realitätssinn. Er fordert Vertrauen ein. Er erklärt jedoch nicht auf welcher Basis das Vertrauen insbesondere für Investmentbanken gegründet sein soll.

Schlussendlich macht er sehr deutlich, dass die G-10 Veranstaltung bei der Bewertung des USD aufmerksamer und vor allen Dingen besorgter Beobachter ist. Übersetzt darf diese Äußerung als Indiz der Bereitschaft zu koordinierten Aktionen der Zentralbanken verstanden werden, sofern die Fehlbewertung des USD forciert würde.

Heute steht der deutsche ZEW-Index per März im Mittelpunkt des Geschehens. Nachdem es im Vormonat zu einem leichten Anstieg von -41,6 auf -39,5 gekommen ist, erwarten Analysten im Berichtsmonat einen geringfügigen Rückgang auf -39,5 Punkte. Nach dem deutlichen Rückgang des Index seit Mitte 2007 ist eine Seitwärtsbewegung bei der aktuell nach wie vor befriedigenden Konjunkturlage in Deutschland wahrscheinlich.

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Die US-Handelsbilanz soll per Januar ein Defizit in Höhe von 59,7 Mrd. USD ausweisen. Im Vormonat stellte sich der Fehlbetrag auf 58,8 Mrd. USD. Eine Trendwende ist nicht erkennbar.

Zusammenfassend ergibt sich ein Szenario, das den Euro favorisiert. Ein Unterschreiten der Unterstützungszone bei 1.5170 - 00 neutralisiert den positiven Bias des Euros.

Viel Erfolg!


© Folker Hellmeyer
Chefanalyst der Bremer Landesbank






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