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Fed interveniert mit indirekten Liquiditätsmaßnahmen - Gedanken zum freien Markt

12.03.2008  |  Folker Hellmeyer
Fed interveniert mit indirekten Liquiditätsmaßnahmen - Gedanken zum freien Markt …

Der Euro eröffnet heute bei 1.5360, nachdem gestern zunächst neue historische Höchstmarken bei 1.5495 markiert wurden und im weiteren Verlauf im Zuge der Fed-Maßnahmen Tiefstkurse bei 1.5282 erreicht wurden. Der USD notiert aktuell gegenüber dem JPY bei 103.05. Die "Carry-Trades" konnten im Zuge massiver Erholungen an den Aktienmärkten an Boden gewinnen. EUR-CHF bewegt sich derzeit bei 1.5830 und EUR-JPY steht bei 158.20.

Die Fed hat bekannt gegeben, dass sie in wöchentlichen Auktionen ab 27. März bis zu 200 Mrd. USD weitere "Liquidität" zur Verfügung stellen will. Dabei stellt die Fed Treasury Bonds zur Verfügung und nimmt andere Sicherheiten, unter anderem MBS (AAA) in Pension. Dieses neue Programm erhält die Bezeichnung "Term Securities Lending Facility". Gleichzeitig wurden die Swaplinien mit der EZB, BoE und SnB erhöht und bis September prolongiert.

Die Bewertungen an den Kreditmärkten, insbesondere im hypothekenbesicherten Bereich, haben die Fed dazu veranlasst ein neues Programm aufzulegen, in dem sie den Finanzintermediären (Primary Dealers), die diese unter Druck stehenden Papiere halten, die Möglichkeit gibt, sie gegen topgeratete Staatspapiere der US-Treasury zu tauschen. Damit übernimmt die Fed temporär die Problemengagements der privaten Banken, die diese aus Renditehunger in der Vergangenheit erworben hatten. Im Austausch erhalten die Banken dafür das beste Material, das derzeit am US-Markt zu haben ist. Damit verbessert sich die Refinanzierungsbasis der Banken unter qualitativen Gesichtspunkten massiv und verbessert damit die Liquiditätslage der Banken.

Hier wird deutlich, dass die Fed den Finanzbereich vor den Konsequenzen ihres eigenen Handelns bewahrt. Das ist nichts anderes als Subvention. Der Umfang der Aktion ist als massiv zu bewerten. Darüber hinaus betonte die Fed, dass sie bereit sei, das Volumen bei Bedarf anzuheben.

Hier wackelt der Schwanz des Marktes mit dem Hund der Zentralbank. Ben Bernanke wird seinem Ruf als Helikopter Ben damit umfänglich gerecht. In der aktuellen Phase mögen die Maßnahmen der Fed notwendig sein, um die Finanzmärkte funktionsfähig zu halten. Das ist im Hinblick auf diesen solitären Gesichtspunkt fraglos zu begrüßen.

Sich lediglich auf diesen solitären Gesichtspunkt zu fokussieren, griffe jedoch zu kurz. Das aktuelle Procedere hat mit freien Märkten nichts mehr zu tun. Dabei ist vor allen Dingen bedauerlich, dass die verantwortungslosen Protagonisten (Fed, Treasury, Kartellbehörden, Aufsichtsbehörden, Bankenaristokratie), die schlussendlich für die aktuelle Konstellation maßgeblich verantwortlich sind, in ihren Positionen in wesentlichen Teilen geschützt werden. Ergo ist das Thema Lernkurve hier voraussichtlich zu mäßig ausgeprägt.

Ordnungspolitisch sind wir derzeit in den USA Zeuge eines Dramas. Wenn freie Märkte nur in den konjunkturellen Sonnenscheinphasen dominieren und in Regen- und Sturmphasen des Wirtschaftszyklus regelmäßig Staatsinterventionismus zur tragenden Rolle wird, ist die Glaubwürdigkeit der USA als Verfechter freier Märkte nicht länger gegeben und darf ad acta gelegt werden.


Der deutsche ZEW-Index per März überraschte gestern positiv mit einem nicht erwarteten Anstieg von -39,5 auf -32,0 Punkte und setzte unterstützende Kräfte für den Euro frei. Mithin folgen die Finanzanalysten den Managern, die im IFO-Index befragt werden.

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Das US-Handelsbilanzdefizit stellte sich per Januar auf 58,2 Mrd. USD nach zuvor 57,9 Mrd. USD. Der Chart verdeutlicht eindrücklich, dass eine Trendwende nicht erkennbar ist.

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Heute steht die Veröffentlichung der Industrieproduktion der Eurozone per Januar auf der Agenda. Analysten erwarten einen Anstieg im Monatsvergleich um 0,3%, nachdem es im Vormonat zu einem Rückgang um 0,2% kam. Im Jahresvergleich lag der Zuwachs zuletzt bei nur noch 1,3%. Für den Berichtsmonat wird eine Zunahme um 2,6% prognostiziert.

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Aus den USA steht das "Federal Budget" per Februar auf der Agenda. Marktbeobachter unterstellen ein Defizit in Höhe von 160,0 Mrd. USD (Vorjahr 119,9 Mrd. USD). Hinsichtlich der konjunkturellen Abschwächung in den USA ist eine deutliche Tendenz zunehmender Defizite erkennbar und zukünftig wahrscheinlich.

Wir erlauben uns darauf zu verweisen, dass das "Federal Budget" nur ein Teilmenge des gesamten öffentlichen Defizits darstellt.

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Zusammenfassend ergibt sich ein Szenario, das den Euro favorisiert. Ein Unterschreiten der Unterstützungszone bei 1.5170 - 00 neutralisiert den positiven Bias des Euros.

Viel Erfolg!


© Folker Hellmeyer
Chefanalyst der Bremer Landesbank






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