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Edelmetalle Aktuell

14.03.2008  |  Wolfgang Wrzesniok-Roßbach
Edelmetalle wie Gold, Silber, Platin und die Platingruppenmetalle Palladium, Iridium, Osmium, Ruthenium und Rhodium gehören zum Kerngeschäft der W.C. Heraeus GmbH mit Stammsitz in Hanau. Das Tochterunternehmen Heraeus Metallhandelsgesellschaft mbH ist für den weltweiten Handel der Edelmetalle im Konzern tätig. In einem wöchentlich erscheinenden Marktbericht veröffentlicht das Unternehmen einen Marktüberlick in mehreren Sprachen.

  • Gold

Nach Abfassung unseres letzten Berichts wurde das gelbe Metall zunächst in einem relativ engen Band zwischen 970 $ und 984 $ je Unze gehandelt. Am Montagnachmittag kam es dann aber erst einmal zu Gewinnmitnahmen; enttäuschte Inhaber von Pluspositionen, die am letzten Freitag mit einem Ausbrechen des Marktes nach oben gerechnet hatten, wurden als Urheber der Verkäufe genannt. Das gelbe Metall fiel dabei bis auf 961 $ zurück.

Der am Dienstag folgende Einbruch des Dollars trieb dann das Gold und auch das Silber vorübergehend wieder nach oben. Als Grund für die Entwicklung wurden Gerüchte über eine mögliche weitere Zinssenkung in den USA genannt. Im Nachhinein ist nicht auszuschließen, dass in dem Moment durchgesickerte Informationen über bevorstehende Maßnahmen durch die amerikanische Notenbank von Händlern fehlinterpretiert wurden. Tatsächlich gaben die FED und andere Notenbanken später aber bekannt, dass sie den Finanzmärkten eine 200 Mrd. Dollar schwere Liquiditätsspritze verabreichen wollten, eine Maßnahme, die eigentlich eher Dollar-positiv zu bewerten war. Entsprechend reagierte dann auch die USDevise: Sie stieg gegenüber dem Euro auf 1,5280, das Gold fiel noch einmal um über 20 Dollars auf 964,50 $ zurück und erreichte damit fast wieder den Tiefstkurs vom Montag.

Gerüchte über die mögliche Schieflage einer US-Investmentbank und Meldungen, denen zufolge mehr und mehr US-Hedgefonds Liquiditätsschwierigkeiten haben, sorgten in den letzten 48 Stunden trotz der Maßnahmen der Notenbanken für eine erneute Erschütterung des Vertrauens in die US-Währung. Diese fiel deshalb gegenüber dem Euro auf 1,5624 und damit auf ein neues Allzeithoch zurück. Gegen Yen wurde zum ersten Mal seit 12 Jahren wieder ein Niveau von unter 100 Yen je Dollar erreicht. Der Goldpreis stieg in diesem Umfeld, zusätzlich getrieben von einem auf über 110 $ je Barrel steigenden Ölpreis, wieder auf fast 992 $ je Unze an und lag heute Morgen in der Spitze nur noch einen Dollar vom Allzeithoch von vorletzter Woche entfernt.

Was die nächsten Tage angeht, ist für die industriellen Endnutzer mit einer Entspannung nicht zu rechnen. Solange es beim Öl und beim Dollar keine Trendwende gibt, besteht weiter die akute Möglichkeit eines Übersteigens der Marke von 1.000 $, bevor es irgendwann zu einem, angesichts der schlechten physischen Nachfrage längst überfälligen, größeren Rückschlag kommen könnte

Nun ist es doch schon früher als bisher vermutet gekommen: Südafrika war schon 2007 nicht mehr der größte Goldproduzent der Welt. Wie die dortige Bergbaukammer in dieser Woche mitteilte, produzierte das Land am Kap im vergangenen Jahr knapp 255 Tonnen Gold und damit fast 20 Tonnen weniger als China. 1905 hatte Südafrika die USA als größten Goldproduzenten der Welt abgelöst. 103 Jahre danach könnte sich das Bild noch einmal deutlich verschlechtern: Im Januar (das war noch vor der Stromkrise!) ging die Produktion am Kap gegenüber dem Vorjahr um noch einmal über 10 Prozent zurück.

Die Deutsche Bundesbank wird sich nach einem Bericht der Nachrichtenagentur Reuters auf absehbare Zeit wohl nicht in nennenswertem Umfang von ihren riesigen Goldreserven trennen. "Wir werden im September vor Beginn des fünften Jahres des Goldabkommens entscheiden, ob wir unsere Optionen wahrnehmen", sagte Bundesbankpräsident Axel Weber am Dienstag in Frankfurt. "Es würde mich überraschen, wenn es bis dahin neue Entwicklungen geben sollte. Aber ich kann das auch nicht ausschließen, wir entscheiden im September." Aktuell stehe der Umfang der Goldreserven nicht zur Disposition. Die Bundesbank verfügt über Goldreserven in Höhe von etwas mehr als 3.400 Tonnen und ist damit nach der Federal Reserve in den USA der zweitgrößte Eigentümer von Gold weltweit. Das Gold in den Bundesbank-Tresoren ist etwa 100 Milliarden Euro wert. 2007 verkaufte sie lediglich 5.134 Kilogramm, daraus wurden wieder Goldmünzen geprägt, die seit 2001 in jährlichem Abstand herausgegeben werden. Im Frühjahr 2004 hatten sich 15 europäische Zentralbanken, darunter die Bundesbank, auf eine Verlängerung des 1999 erstmals aufgelegten Gold-Abkommens geeinigt. Dieses erlaubt ihnen, über einen Zeitraum von fünf Jahren insgesamt 2.500 Tonnen Gold aus ihren Beständen zu verkaufen - jährlich rund 500 Tonnen. Das vierte Geschäftsjahr des neuen Goldabkommens begann Ende September. Im dritten Jahr hatten die Notenbanken etwas mehr als 475 Tonnen verkauft.

Für die nicht genutzte Verkaufsquote der Bundesbank gibt es inzwischen einen anderen Interessenten: Der IWF wird unserer Einschätzung nach hier in die Bresche springen und Teile seiner Reserven abstoßen. Entsprechende Äußerungen gab es in dieser Woche auch von John Lipsky, einem führenden Mitarbeiter des IWF.


  • Silber

Nach einem eher ruhigen Freitag reichte am Montag dann die vergleichsweise leichte Schwächephase beim Goldpreis für einen weiteren deutlichen Einbruch der Silbernotierung. Sie fiel innerhalb von Minuten um über einen Dollar auf 19,20 $ zurück, dieses war der tiefste Stand seit fast zwei Wochen.

Angesichts eines insgesamt kaum veränderten Marktumfelds (der Ölpreis notiert weiter auf hohem Niveau und der Dollar erholte sich nicht nachhaltig) war das dann aber die Stunde der Schnäppchenjäger; in der Industrie, aber auch unter den Spekulanten. Sie trieben mit Käufen den Preis gemeinsam zurück auf über 20 $, ein Niveau, auf dem es nach einem weiteren kurzen Einbruch auch heute noch liegt.

Sollte das Gold weiter zulegen, wird sich auch das Silber dem nicht entziehen können, nach unten liegt Unterstützung derzeit bei 19 $ und dann 18,75 $ je Unze, oben zeigt sich Widerstand bei 21.20 $, dem Hoch von letzter Woche.


  • Platin

Der Abschwung, der in der letzten Woche nach dem Erreichen eines neuen Allzeithochs bei 2.293 $ eingesetzt hatte, setzte sich auch am Montag weiter fort.

Offensichtlich hervorgerufen durch Gewinnmitnahmen von Händlern, aber auch durch den Aufbau neuer spekulativer Minuspositionen fiel das Platin dabei um weitere 10 Prozent auf "nur" noch 1.930 $ je Unze zurück. Dies war der tiefste Stand seit drei Wochen und ein willkommener Anlass auch für die Industrie, die Vorräte wieder etwas aufzustocken. Dabei kam es zu einer Kombination aus Nachfrage in den westlichen Industrieländern und Käufen durch die chinesische Schmuckindustrie. Der Absatz an der Shanghai Gold Exchange stieg am Dienstag mit 177 kg auf den höchsten Stand seit dem 22. Januar. Bei dem Absatzsprung handelte es sich aber nur um ein Strohfeuer. Angesichts der starken Preissteigerungen auf wieder über 2.100 $ je Unze brach die Nachfrage schnell wieder zusammen und lag heute Morgen bei nur noch 23 kg.

Anders als beim Gold erwarten wir beim Platin keine rasche Rückkehr auf das Allzeithoch vom 4. März, auch wenn die Tendenz in den nächsten Tagen von einem eher freundlichen Unterton geprägt sein dürfte.

Charttechnisch gibt es derzeit Unterstützung bei 2.080 $ und dann vor allem beim Tiefstkurs dieser Woche.

Angesichts der schnellen Reaktion der physischen Verbraucher, die auf die aktuellen Preissteigerungen sofort wieder mit Zurückhaltung reagiert haben, bleiben wir mittelfristig weiter skeptisch und rechnen, beginnend im zweiten Quartal eher mit fallenden Kursen.

Aus Südafrika gab es in den vergangenen Tagen keine neuen Nachrichten mehr, die Meldung vom letzten Freitag, dass die Minen mit fünf Prozent mehr Strom als bisher rechnen könnten, war mit der Preisbewegung zu Beginn dieser Woche weitgehend ein- und abgearbeitet.

Im benachbarten Zimbabwe kann es dagegen angesichts einer Inflationsrate von 100.000 Prozent und einer großen Menge anderer Probleme für Einwohner und ausländische Investoren kaum noch schlimmer kommen. Daran ändert auch ein neues Gesetz, dass die Verstaatlichung von Minen und Banken noch einmal forciert, herzlich wenig. In einer ersten Reaktion erklärten einige der im Land aktiven Minengesellschaften, dass sie trotz des Gesetzes ihr Engagement fortsetzen würden.


  • Palladium

Unsere im letzten Bericht - trotz der bis dahin schon wieder großen Kursverluste - geäußerte Skepsis bezüglich der weiteren Palladiumkursentwicklung hat sich zunächst als richtig herausgestellt. Das Metall wurde von 510 $ am letzten Freitag weiter auf 455 $ durchgereicht, bevor es zu einer Stabilisierung kam.

Allerdings kam auf diesem Niveau dann Kaufinteresse von verschiedenen Seiten auf; von Anlegern, die den Zug beim ersten Anlauf auf 590 $ je Unze verpasst hatten, aber auch von industriellen Anwendern, denen der Schreck über den plötzlichen Anstieg um insgesamt 40% in nur vier Wochen noch in den Knochen steckte.

Dies Käufe dieser beiden Gruppen brachten die Notierung dann seit Mitte der Woche wieder zurück auf knapp über 500 $ je Unze.

Kurzfristig wird das weiße Metall seine Impulse vom Platin und etwas eingeschränkt auch vom Gold erhalten. Damit scheint der Weg für eine weitere Erholung zunächst vorgezeichnet.

ABER, mittelfristig halten wir das Metall auch auf dem jetzigen Niveau schon für überbewertet und bleiben bei unserer Empfehlung, strategische Käufe erst zwischen 425 $ und 375 $ je Unze vorzunehmen.

Was die ETFs angeht, gab es in der letzten Woche angesichts des zeitweise gefallenen Preises neues Kaufinteresse. Insgesamt wurden in diesem Zeitraum über 55.000 Unzen (fast zwei Tonnen) abgesetzt, die gesamte ausstehende Menge beträgt jetzt über 18 Tonnen.


  • Rhodium, Ruthenium, Iridium

Ein etwas höheres Rhodium-Angebot von zunehmend nervöser werdenden Händlern traf in den letzten Tagen auf eine leicht rückläufige industrielle Nachfrage. Dieser Umstand sorgte für eine nachgebende Notierung, sie fiel in den letzten 48 Stunden auf 9.100 $ - 9.300 $ je Unze.

Für strategische Käufe ist das jetzt erreichte Preisniveau unseres Erachtens immer noch zu hoch, vor allem auch deshalb, weil die Terminabschläge für längere Zeiträume vergleichsweise gering sind. Grund hierfür ist, das nur wenige Händler aktuell bereit sind, sich langfristige Liquidität auf dem aktuell extrem hohen Kassapreisniveau zu beschaffen.

Ruthenium und Iridium haben sich seit Freitag letzter Woche einmal mehr nicht verändert, sie handeln derzeit bei 400 $ - 440 $ (Ruthenium) und 420 $ - 460 $ für das Iridium.

© Wolfgang Wrzesniok-Roßbach
Heraeus Metallhandelsgesellschaft mbH












Disclaimer: Die in Edelmetalle Aktuell enthaltenen Informationen und Meinungen beruhen auf den Markteinschätzungen durch die Heraeus Metallhandelsgesellschaft mbH (Heraeus) zum Zeitpunkt der Zusammenstellung. Der Bericht ist nicht für Privatanleger gedacht, sondern richtet sich an Personen, die gewerbsmäßig mit Edelmetallen handeln. Die in diesem Bericht Informationen, Meinungen und Markteinschätzungen unterliegen dem Einfluss zahlreicher Faktoren sowie kontinuierlichen Veränderungen und stellen keinerlei Form der Beratung oder Empfehlung dar, eine eigene Meinungsbildung des Empfängers bleibt unverzichtbar. Preisprognosen und andere zukunftsgerich-tete Aussagen sind mit Risiken und Unwägbarkeiten verbunden und die tatsächlichen Ergebnisse und Entwicklungen können erheblich von den geäußerten Erwartungen und Annahmen abweichen. Heraeus und/oder Kunden können Transaktionen im Hinblick auf die in dieser Ausarbeitung genannten Produkte vorgenommen haben, bevor diese Informationen veröffentlicht wurden. Infolge solcher Transaktionen kann Heraeus über Informationen verfügen, die nicht in dieser Ausarbeitung enthalten sind. Heraeus übernimmt keine Verpflichtung, diese Informationen zu aktualisieren. Diese Ausarbeitung dient ausschließlich der Information des jeweiligen Empfängers. Sie darf weder in Auszügen noch als Ganzes ohne schriftliche Genehmigung durch Heraeus vervielfältigt oder an andere Personen weitergegeben werden. Die in dieser Ausarbeitung enthaltenen oder ihr zugrundeliegenden Informationen beruhen auf für zuverlässig und korrekt gehaltenen Quellen. Heraeus haftet jedoch nicht für die Richtigkeit, Genauigkeit und Vollständigkeit der Informationen sowie für etwaige Folgen ihrer Verwendung. Ferner übernimmt Heraeus keine Gewähr dafür, dass die genannten Preise tatsächlich erzielt worden sind oder bei entsprechenden Marktverhältnissen aktuell oder in Zukunft erzielt werden können.








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