Edelmetalle Aktuell
21.03.2008 | Wolfgang Wrzesniok-Roßbach
Edelmetalle wie Gold, Silber, Platin und die Platingruppenmetalle Palladium, Iridium, Osmium, Ruthenium und Rhodium gehören zum Kerngeschäft der W.C. Heraeus GmbH mit Stammsitz in Hanau. Das Tochterunternehmen Heraeus Metallhandelsgesellschaft mbH ist für den weltweiten Handel der Edelmetalle im Konzern tätig. In einem wöchentlich erscheinenden Marktbericht veröffentlicht das Unternehmen einen Marktüberlick in mehreren Sprachen.
Die Nachrichten über eine leichte, aber überraschende Absenkung des Diskontsatzes in den USA am letzten Wochenende und der damit verbundene Anstieg des Euro/Dollar-Kurses auf ein neues Allzeithoch bei 1,5910 sorgte am Montagmorgen auch beim Gold für neuen Schub. Das Metall stieg in der Frühe auf 1.030 US$ und ließ damit die magische Marke von 1.000 US$, die es am vergangenen Donnerstag erstmals erreicht hatte, weit hinter sich.
Forciert wurde der Anstieg vom Montag zusätzlich noch durch die Ängste vor einem Zusammenbruch der US-Investmentbank Bear Stearns (die dann - um einen hohen Preis für die Aktionäre - in letzter Minute noch durch eine Übernahme gerettet wurde) und durch einen inflationstreibenden Anstieg des Ölpreises auf über 111 US$ je Barrel.
Mit dem Höchstkurs vom Montag war dann aber auch der Gipfel erreicht, und, so wie es im Moment aussieht, war das nicht nur der Höchstkurs für diese Woche, sondern auch für absehbare Zeit. Noch am Montagnachmittag kippte nämlich die Stimmung und der Goldpreis tauchte zusammen mit dem Ölpreis und dem Euro/Dollar-Kurs nach unten ab. Bis heute fiel die Notierung für das gelbe Metall, immer wieder angefacht durch Verkäufe von Spekulanten, in drei Wellen um zusammen 130 US$ auf nur noch 905 US$ je Unze.
Dazu passt auch, dass bis heute der Ölpreis wieder um fast 10% auf 99,50 US$ je Barrel gefallen ist, dass zwei US-Investmentbanken besser als erwartet ausgefallene Quartalszahlen veröffentlichten und dass der Dollar sich nach einer weiteren, allerdings nicht ganz so hoch wie erwartet ausgefallenen Zinssenkung am Dienstag gegenüber dem Euro wieder auf 1,5450 befestigen konnte.
Was die weiteren Aussichten angeht, dürfte die erste Welle von Verkäufen nun zunächst vorbei sein. Es ist allerdings schwer einzuschätzen, bis zu welchem Grad spekulativ orientierte (und oft hoch verschuldete) Hedge-Fonds noch Kapital benötigen, um damit Löcher an anderer Stelle zu stopfen. Sollte es einen wirklich ernsthaften Rückschlag auf den US-Aktienmärkten geben und/oder der Ölpreis weit unter die Marke von 100 US$ fallen, ist nicht auszuschließen, dass es noch einmal zu Verkäufen von dieser Seite kommt. Immerhin verfügt diese Gruppe noch immer alleine an der New Yorker Börse über Pluspositionen von über 600 Tonnen, weitere 1.000 Tonnen befinden sich in Form von ETFs und börsengehandelten Futures in den Händen wohl eher längerfristig orientierter Anleger. Doch selbst wenn von diesen Goldmengen noch einmal ein Teil abgestoßen wird, dürfte das 1980er Jahreshoch von 850 US$ in jedem Fall eine gute Unterstützung bieten.
Der Rückgang der Goldnotierung brachte in Deutschland in den letzten Tagen nicht nur wegen der gesunkenen Preise einen deutlichen Anstieg der Nachfrage von privaten Investoren. Auch die unsichere Lage auf dem Bankenmarkt hat sicher den einen oder anderen Anleger unabhängig von der Preisentwicklung verstärkt auf Gold setzen lassen. Beliebt waren dabei vor allem größere, gegossene Barren mit einem Gewicht von 100 Gramm aufwärts.
Auch in Asien drehte sich der Wind angesichts der gesunkenen Preise: Nachdem gegen Ende letzter Woche und zu Beginn dieser Woche noch in großem Umfang Altgold auf den Markt geworfen wurde, gab es von Seiten der chinesischen Schmuckindustrie in den letzten 24 Stunden erstmals seit langem wieder einen deutlichen Nachfrageüberhang.
Das Ansteigen der Nachfrage ist eine gute Nachricht für den Schmuckmarkt, der zuletzt stark unter den hohen Preisen gelitten hatte. In dieser Woche gab es zu dem Thema eine Reihe von Meldungen: So betrugen im Februar die indischen Goldimporte in Höhe von 10 Tonnen gerade einmal ein Sechstel der Menge von vor einem Jahr; in Dubai seien die Goldverkäufe in dem gleichen Zeitraum um 15% gesunken und die türkischen Gold(schmuck)exporte sind in den ersten beiden Monaten des Jahres um 5,5 Prozent, im Februar alleine um 9,5% gefallen.
Die europäischen Zentralbanken haben in der vergangenen Woche lediglich rund 1,5 Tonnen verkauft und die griechische Zentralbank berichtete, dass ihr Goldvorrat im Jahr 2007 um knapp eine Tonne auf 143,2 Tonnen angestiegen sei. Dahinter steckt aber kein planmäßiges Aufstocken der Reserven, traditionell kaufen die Griechen im Land von Privat angebotene Goldmünzen auf.
Von den Minen gab es kaum Neuigkeiten, lediglich der Vorstandsvorsitzende von Barrick gab bekannt, dass sein Unternehmen wohl auch in den nächsten 3-5 Jahren keine Terminsicherungsgeschäfte vornehmen werde. Ob diese Haltung durchzuhalten sein wird, wenn es auf den Märkten irgendwann einmal zu einem echten Test der unteren Seite kommt, bleibt indes abzuwarten.
Keine Goldpreisbewegung, ohne dass das Silber mindestens in der gleichen prozentualen Höhe mitmarschiert. Und so wie es aus diesem Grund in den letzten Wochen nach oben ging, folgte das weiße Metall seinem großen Vorbild in dieser Woche wieder nach unten:
Nach einem nochmaligen, allerdings schnell vorübergehenden Anstieg auf 21,20 US$ am Montag fiel das Metall - wieder dem Gold folgend - in den letzten Tagen dann massiv zurück. Heute Mittag lag die Notierung zeitweise sogar unter 17 US$ je Unze. Dem einen oder anderen Spekulanten, der das Metall am Montag noch über vier Dollars höher gekauft hat, dürfte das die Tränen in die Augen getrieben haben. Aus Indien wurde derweil berichtet, dass es zum ersten Mal überhaupt zu Exporten gekommen sei, rund 400 Tonnen nicht verkaufbares Material sei wieder außer Landes gebracht worden.
In den nächsten Tagen wird sich an der Abhängigkeit vom Gold und an der Tatsache, dass das Pendel beim Silber prozentual stets etwas mehr ausschlägt, nur wenig ändern. Die Handelsspanne dürfte zwischen 16,50 US$ und 19 US$ liegen.
Am letzten Donnerstag handelte das weiße Metall mit 2.110 US$ je Unze noch immer im oberen Viertel der Handelsspanne der letzten zwei Monate, die seit dem Bekanntwerden der Probleme bei der Stromversorgung in Südafrika zu verzeichnen war. Von diesem Niveau aus konnte das Metall dann aber kaum noch zulegen, statt dessen verharrte bis zum Montagmittag in einer relativ engen Spanne zwischen 2.070 US$ und 2.110 US$ je Unze. Nach der Öffnung der Börse in New York am ersten Tag der neuen Woche kam es aber zu einem Einbruch, der das Platin bis zum Dienstag auf am Ende nur noch 1.938 US$ absacken ließ. Damit erreichte es fast wieder den Tiefstkurs der Vorwoche.
Hier aufkommende industrielle Nachfrage sorgte dann erst einmal für eine rasche Rückkehr auf knapp über 2.000 US$ je Unze, in den letzten 48 Stunden musste das weiße Metall aber die gesamten Gewinne wieder abgeben. Und es kam aus Sicht der Anleger, die für das Metall vor zwei Wochen noch bis zu 2.293 US$ je Unze bezahlt hatten, noch schlimmer: Am Mittwochnachmittag durchbrach die Notierung die Tiefstkurse sowohl vom Montag, wie auch von letzter Woche. Der Preis fiel bis heute Mittag weiter bis auf 1.820 US$ je Unze zurück und gab damit mehr als die Hälfte der seit Ende Januar angehäuften Gewinne wieder ab. Wir erwarten nun erst einmal einen Erholung und für die kommenden Tagen eine Handelsspanne zwischen 1.800 US$ und 1.900 US$ je Unze.
Wesentliche Ursache für die Kursverluste dürfte sein, dass mehr und mehr Anleger angesichts der katastrophalen Nachrichten von den Finanzmärkten mit einer Rezession zumindest in den USA rechnen und damit, dass eine solche an der Nachfrage nach dem zweitteuersten Edelmetall nicht spurlos vorübergehen kann. Hinzu kommt, dass in der öffentlichen Wahrnehmung der Diesel-Motor als wesentliche Stütze des Platinverbrauchs der Automobilindustrie zunehmend unter Druck gerät (siehe auch Links). Sollte hier eine Trendwende in Europa eintreten (und nach der sieht es angesichts des hohen Preises für Dieselkraftstoff aktuell aus) und in den USA diese bisher verpönte Technik doch nicht einschlagen, stehen den Platinproduzenten in Südafrika langfristig möglicherweise schwere Zeiten ins Haus. Zusätzlich negativ wirkt sich auf der fundamentalen Seite auch aus, dass bei den aktuell hohen Preisen auch die Schmucknachfrage zu wünschen übrig ließ.
Ein weiterer Grund für die Abgaben in den letzten 24 Stunden könnte der Umstand sein, daß mit Ridge Mining erstmals ein südafrikanischer Juniorproduzent erhebliche Terminverkäufe angekündigt hat. Details hierzu auf Seite vier unter dem Links.
Einer Umfrage der Nachrichtenagentur Reuters unter Analysten und Händlern zufolge könnte es in diesem Jahr auf dem Platinmarkt ein Defizit in Höhe von 470.000 und 2009 dann eine Lücke von 422.500 Unze geben. Diese Durchschnittwerte aus insgesamt elf Einschätzungen liegen für 2008 rund 20% unter unseren eigenen Erwartungen, für das kommende Jahr dann aber um den gleichen Prozentsatz darüber.
Die Erholung des Palladiumpreises in der vergangenen Woche und der damit verbundene Wiederanstieg auf 510 US$ je Unze war nicht von langer Dauer. Schon am Montag brach die Notierung, verursacht durch eine neue Welle von Gewinnmitnahmen, wieder um beinahe 50 US$ auf 460 US$ je Unze ein.
Anlass für die Abgaben waren die Kursverluste bei den anderen Metallen, aber vermutlich auch die Erkenntnis, dass beim Palladium der zwischenzeitliche Anstieg um 40% innerhalb weniger Wochen übertrieben und fundamental keinesfalls zu rechtfertigen war.
In den folgende 72 Stunden notierte das weiße Metall dann in einer relativ engen Handelsspanne zwischen $ 455 (damit erreichte es erneut den Tiefstkurs der Vorwoche) und 480 US$ je Unze. Heute Morgen verlor es noch einmal und fiel auf 430 US$ zurück, das tiefste Niveau der letzten vier Wochen.
Wir schließen für die nächsten Tage nicht aus, dass es zu weiteren Gewinnmitnahmen kommt, aber das - aus Anlegersicht - Schlimmste sollte mit dem Rückgang des Preises um fast $ 200 je Unze erst einmal überstanden sein.
Wir bleiben dabei, dass größere strategische Käufe zumindest von in Dollars kalkulierenden Endverbrauchern erst zwischen 425 US$ und 375 US$ vorgenommen werden sollten. Europäische Verbraucher sind da angesichts des noch relativ hohen Euros in einer relativ betrachtet etwas besseren Position und könnten darum auch schon etwas vorher, nämlich auf dem aktuellen Niveau "zugreifen".
Im Vergleich zu den Hauptedelmetallen herrscht bei Rhodium, Ruthenium und Iridium noch relative Ruhe. Ersteres sah zwar erneut vereinzelt Nachfrage, diesmal insbesondere aus Nordamerika, der Preis hat sich aber kaum verändert und lag zuletzt wieder bei 9.100 - 9.250 US$ je Unze.
Angesichts des noch immer hohen Preisniveaus und trotz der die ganze Zeit über zu beobachtenden industriellen Nachfrage sind wir inzwischen, was die weitere Entwicklung angeht, eher etwas skeptisch. Wir rechnen nämlich nicht damit, dass sich das Metall auf Dauer dem Einbruch bei Platin wird entziehen können. Daran wird wohl auch die beim Rhodium relativ gesehen beste fundamentale Lage aller Edelmetalle kaum etwas ändern. Ein erstes Kursziel ist jetzt wohl die Marke von 8.800 US$ je Unze.
Keine Veränderungen gab es bei Ruthenium (400 - 440 US$ je Unze) und Iridium (420 - 460 US$ je Unze).
© Wolfgang Wrzesniok-Roßbach (20.03.2008)
Heraeus Metallhandelsgesellschaft mbH
Disclaimer: Die in Edelmetalle Aktuell enthaltenen Informationen und Meinungen beruhen auf den Markteinschätzungen durch die Heraeus Metallhandelsgesellschaft mbH (Heraeus) zum Zeitpunkt der Zusammenstellung. Der Bericht ist nicht für Privatanleger gedacht, sondern richtet sich an Personen, die gewerbsmäßig mit Edelmetallen handeln. Die in diesem Bericht Informationen, Meinungen und Markteinschätzungen unterliegen dem Einfluss zahlreicher Faktoren sowie kontinuierlichen Veränderungen und stellen keinerlei Form der Beratung oder Empfehlung dar, eine eigene Meinungsbildung des Empfängers bleibt unverzichtbar. Preisprognosen und andere zukunftsgerich-tete Aussagen sind mit Risiken und Unwägbarkeiten verbunden und die tatsächlichen Ergebnisse und Entwicklungen können erheblich von den geäußerten Erwartungen und Annahmen abweichen. Heraeus und/oder Kunden können Transaktionen im Hinblick auf die in dieser Ausarbeitung genannten Produkte vorgenommen haben, bevor diese Informationen veröffentlicht wurden. Infolge solcher Transaktionen kann Heraeus über Informationen verfügen, die nicht in dieser Ausarbeitung enthalten sind. Heraeus übernimmt keine Verpflichtung, diese Informationen zu aktualisieren. Diese Ausarbeitung dient ausschließlich der Information des jeweiligen Empfängers. Sie darf weder in Auszügen noch als Ganzes ohne schriftliche Genehmigung durch Heraeus vervielfältigt oder an andere Personen weitergegeben werden. Die in dieser Ausarbeitung enthaltenen oder ihr zugrundeliegenden Informationen beruhen auf für zuverlässig und korrekt gehaltenen Quellen. Heraeus haftet jedoch nicht für die Richtigkeit, Genauigkeit und Vollständigkeit der Informationen sowie für etwaige Folgen ihrer Verwendung. Ferner übernimmt Heraeus keine Gewähr dafür, dass die genannten Preise tatsächlich erzielt worden sind oder bei entsprechenden Marktverhältnissen aktuell oder in Zukunft erzielt werden können.
- Gold
Die Nachrichten über eine leichte, aber überraschende Absenkung des Diskontsatzes in den USA am letzten Wochenende und der damit verbundene Anstieg des Euro/Dollar-Kurses auf ein neues Allzeithoch bei 1,5910 sorgte am Montagmorgen auch beim Gold für neuen Schub. Das Metall stieg in der Frühe auf 1.030 US$ und ließ damit die magische Marke von 1.000 US$, die es am vergangenen Donnerstag erstmals erreicht hatte, weit hinter sich.
Forciert wurde der Anstieg vom Montag zusätzlich noch durch die Ängste vor einem Zusammenbruch der US-Investmentbank Bear Stearns (die dann - um einen hohen Preis für die Aktionäre - in letzter Minute noch durch eine Übernahme gerettet wurde) und durch einen inflationstreibenden Anstieg des Ölpreises auf über 111 US$ je Barrel.
Mit dem Höchstkurs vom Montag war dann aber auch der Gipfel erreicht, und, so wie es im Moment aussieht, war das nicht nur der Höchstkurs für diese Woche, sondern auch für absehbare Zeit. Noch am Montagnachmittag kippte nämlich die Stimmung und der Goldpreis tauchte zusammen mit dem Ölpreis und dem Euro/Dollar-Kurs nach unten ab. Bis heute fiel die Notierung für das gelbe Metall, immer wieder angefacht durch Verkäufe von Spekulanten, in drei Wellen um zusammen 130 US$ auf nur noch 905 US$ je Unze.
Dazu passt auch, dass bis heute der Ölpreis wieder um fast 10% auf 99,50 US$ je Barrel gefallen ist, dass zwei US-Investmentbanken besser als erwartet ausgefallene Quartalszahlen veröffentlichten und dass der Dollar sich nach einer weiteren, allerdings nicht ganz so hoch wie erwartet ausgefallenen Zinssenkung am Dienstag gegenüber dem Euro wieder auf 1,5450 befestigen konnte.
Was die weiteren Aussichten angeht, dürfte die erste Welle von Verkäufen nun zunächst vorbei sein. Es ist allerdings schwer einzuschätzen, bis zu welchem Grad spekulativ orientierte (und oft hoch verschuldete) Hedge-Fonds noch Kapital benötigen, um damit Löcher an anderer Stelle zu stopfen. Sollte es einen wirklich ernsthaften Rückschlag auf den US-Aktienmärkten geben und/oder der Ölpreis weit unter die Marke von 100 US$ fallen, ist nicht auszuschließen, dass es noch einmal zu Verkäufen von dieser Seite kommt. Immerhin verfügt diese Gruppe noch immer alleine an der New Yorker Börse über Pluspositionen von über 600 Tonnen, weitere 1.000 Tonnen befinden sich in Form von ETFs und börsengehandelten Futures in den Händen wohl eher längerfristig orientierter Anleger. Doch selbst wenn von diesen Goldmengen noch einmal ein Teil abgestoßen wird, dürfte das 1980er Jahreshoch von 850 US$ in jedem Fall eine gute Unterstützung bieten.
Der Rückgang der Goldnotierung brachte in Deutschland in den letzten Tagen nicht nur wegen der gesunkenen Preise einen deutlichen Anstieg der Nachfrage von privaten Investoren. Auch die unsichere Lage auf dem Bankenmarkt hat sicher den einen oder anderen Anleger unabhängig von der Preisentwicklung verstärkt auf Gold setzen lassen. Beliebt waren dabei vor allem größere, gegossene Barren mit einem Gewicht von 100 Gramm aufwärts.
Auch in Asien drehte sich der Wind angesichts der gesunkenen Preise: Nachdem gegen Ende letzter Woche und zu Beginn dieser Woche noch in großem Umfang Altgold auf den Markt geworfen wurde, gab es von Seiten der chinesischen Schmuckindustrie in den letzten 24 Stunden erstmals seit langem wieder einen deutlichen Nachfrageüberhang.
Das Ansteigen der Nachfrage ist eine gute Nachricht für den Schmuckmarkt, der zuletzt stark unter den hohen Preisen gelitten hatte. In dieser Woche gab es zu dem Thema eine Reihe von Meldungen: So betrugen im Februar die indischen Goldimporte in Höhe von 10 Tonnen gerade einmal ein Sechstel der Menge von vor einem Jahr; in Dubai seien die Goldverkäufe in dem gleichen Zeitraum um 15% gesunken und die türkischen Gold(schmuck)exporte sind in den ersten beiden Monaten des Jahres um 5,5 Prozent, im Februar alleine um 9,5% gefallen.
Die europäischen Zentralbanken haben in der vergangenen Woche lediglich rund 1,5 Tonnen verkauft und die griechische Zentralbank berichtete, dass ihr Goldvorrat im Jahr 2007 um knapp eine Tonne auf 143,2 Tonnen angestiegen sei. Dahinter steckt aber kein planmäßiges Aufstocken der Reserven, traditionell kaufen die Griechen im Land von Privat angebotene Goldmünzen auf.
Von den Minen gab es kaum Neuigkeiten, lediglich der Vorstandsvorsitzende von Barrick gab bekannt, dass sein Unternehmen wohl auch in den nächsten 3-5 Jahren keine Terminsicherungsgeschäfte vornehmen werde. Ob diese Haltung durchzuhalten sein wird, wenn es auf den Märkten irgendwann einmal zu einem echten Test der unteren Seite kommt, bleibt indes abzuwarten.
- Silber
Keine Goldpreisbewegung, ohne dass das Silber mindestens in der gleichen prozentualen Höhe mitmarschiert. Und so wie es aus diesem Grund in den letzten Wochen nach oben ging, folgte das weiße Metall seinem großen Vorbild in dieser Woche wieder nach unten:
Nach einem nochmaligen, allerdings schnell vorübergehenden Anstieg auf 21,20 US$ am Montag fiel das Metall - wieder dem Gold folgend - in den letzten Tagen dann massiv zurück. Heute Mittag lag die Notierung zeitweise sogar unter 17 US$ je Unze. Dem einen oder anderen Spekulanten, der das Metall am Montag noch über vier Dollars höher gekauft hat, dürfte das die Tränen in die Augen getrieben haben. Aus Indien wurde derweil berichtet, dass es zum ersten Mal überhaupt zu Exporten gekommen sei, rund 400 Tonnen nicht verkaufbares Material sei wieder außer Landes gebracht worden.
In den nächsten Tagen wird sich an der Abhängigkeit vom Gold und an der Tatsache, dass das Pendel beim Silber prozentual stets etwas mehr ausschlägt, nur wenig ändern. Die Handelsspanne dürfte zwischen 16,50 US$ und 19 US$ liegen.
- Platin
Am letzten Donnerstag handelte das weiße Metall mit 2.110 US$ je Unze noch immer im oberen Viertel der Handelsspanne der letzten zwei Monate, die seit dem Bekanntwerden der Probleme bei der Stromversorgung in Südafrika zu verzeichnen war. Von diesem Niveau aus konnte das Metall dann aber kaum noch zulegen, statt dessen verharrte bis zum Montagmittag in einer relativ engen Spanne zwischen 2.070 US$ und 2.110 US$ je Unze. Nach der Öffnung der Börse in New York am ersten Tag der neuen Woche kam es aber zu einem Einbruch, der das Platin bis zum Dienstag auf am Ende nur noch 1.938 US$ absacken ließ. Damit erreichte es fast wieder den Tiefstkurs der Vorwoche.
Hier aufkommende industrielle Nachfrage sorgte dann erst einmal für eine rasche Rückkehr auf knapp über 2.000 US$ je Unze, in den letzten 48 Stunden musste das weiße Metall aber die gesamten Gewinne wieder abgeben. Und es kam aus Sicht der Anleger, die für das Metall vor zwei Wochen noch bis zu 2.293 US$ je Unze bezahlt hatten, noch schlimmer: Am Mittwochnachmittag durchbrach die Notierung die Tiefstkurse sowohl vom Montag, wie auch von letzter Woche. Der Preis fiel bis heute Mittag weiter bis auf 1.820 US$ je Unze zurück und gab damit mehr als die Hälfte der seit Ende Januar angehäuften Gewinne wieder ab. Wir erwarten nun erst einmal einen Erholung und für die kommenden Tagen eine Handelsspanne zwischen 1.800 US$ und 1.900 US$ je Unze.
Wesentliche Ursache für die Kursverluste dürfte sein, dass mehr und mehr Anleger angesichts der katastrophalen Nachrichten von den Finanzmärkten mit einer Rezession zumindest in den USA rechnen und damit, dass eine solche an der Nachfrage nach dem zweitteuersten Edelmetall nicht spurlos vorübergehen kann. Hinzu kommt, dass in der öffentlichen Wahrnehmung der Diesel-Motor als wesentliche Stütze des Platinverbrauchs der Automobilindustrie zunehmend unter Druck gerät (siehe auch Links). Sollte hier eine Trendwende in Europa eintreten (und nach der sieht es angesichts des hohen Preises für Dieselkraftstoff aktuell aus) und in den USA diese bisher verpönte Technik doch nicht einschlagen, stehen den Platinproduzenten in Südafrika langfristig möglicherweise schwere Zeiten ins Haus. Zusätzlich negativ wirkt sich auf der fundamentalen Seite auch aus, dass bei den aktuell hohen Preisen auch die Schmucknachfrage zu wünschen übrig ließ.
Ein weiterer Grund für die Abgaben in den letzten 24 Stunden könnte der Umstand sein, daß mit Ridge Mining erstmals ein südafrikanischer Juniorproduzent erhebliche Terminverkäufe angekündigt hat. Details hierzu auf Seite vier unter dem Links.
Einer Umfrage der Nachrichtenagentur Reuters unter Analysten und Händlern zufolge könnte es in diesem Jahr auf dem Platinmarkt ein Defizit in Höhe von 470.000 und 2009 dann eine Lücke von 422.500 Unze geben. Diese Durchschnittwerte aus insgesamt elf Einschätzungen liegen für 2008 rund 20% unter unseren eigenen Erwartungen, für das kommende Jahr dann aber um den gleichen Prozentsatz darüber.
- Palladium
Die Erholung des Palladiumpreises in der vergangenen Woche und der damit verbundene Wiederanstieg auf 510 US$ je Unze war nicht von langer Dauer. Schon am Montag brach die Notierung, verursacht durch eine neue Welle von Gewinnmitnahmen, wieder um beinahe 50 US$ auf 460 US$ je Unze ein.
Anlass für die Abgaben waren die Kursverluste bei den anderen Metallen, aber vermutlich auch die Erkenntnis, dass beim Palladium der zwischenzeitliche Anstieg um 40% innerhalb weniger Wochen übertrieben und fundamental keinesfalls zu rechtfertigen war.
In den folgende 72 Stunden notierte das weiße Metall dann in einer relativ engen Handelsspanne zwischen $ 455 (damit erreichte es erneut den Tiefstkurs der Vorwoche) und 480 US$ je Unze. Heute Morgen verlor es noch einmal und fiel auf 430 US$ zurück, das tiefste Niveau der letzten vier Wochen.
Wir schließen für die nächsten Tage nicht aus, dass es zu weiteren Gewinnmitnahmen kommt, aber das - aus Anlegersicht - Schlimmste sollte mit dem Rückgang des Preises um fast $ 200 je Unze erst einmal überstanden sein.
Wir bleiben dabei, dass größere strategische Käufe zumindest von in Dollars kalkulierenden Endverbrauchern erst zwischen 425 US$ und 375 US$ vorgenommen werden sollten. Europäische Verbraucher sind da angesichts des noch relativ hohen Euros in einer relativ betrachtet etwas besseren Position und könnten darum auch schon etwas vorher, nämlich auf dem aktuellen Niveau "zugreifen".
- Rhodium, Ruthenium, Iridium
Im Vergleich zu den Hauptedelmetallen herrscht bei Rhodium, Ruthenium und Iridium noch relative Ruhe. Ersteres sah zwar erneut vereinzelt Nachfrage, diesmal insbesondere aus Nordamerika, der Preis hat sich aber kaum verändert und lag zuletzt wieder bei 9.100 - 9.250 US$ je Unze.
Angesichts des noch immer hohen Preisniveaus und trotz der die ganze Zeit über zu beobachtenden industriellen Nachfrage sind wir inzwischen, was die weitere Entwicklung angeht, eher etwas skeptisch. Wir rechnen nämlich nicht damit, dass sich das Metall auf Dauer dem Einbruch bei Platin wird entziehen können. Daran wird wohl auch die beim Rhodium relativ gesehen beste fundamentale Lage aller Edelmetalle kaum etwas ändern. Ein erstes Kursziel ist jetzt wohl die Marke von 8.800 US$ je Unze.
Keine Veränderungen gab es bei Ruthenium (400 - 440 US$ je Unze) und Iridium (420 - 460 US$ je Unze).
© Wolfgang Wrzesniok-Roßbach (20.03.2008)
Heraeus Metallhandelsgesellschaft mbH
Disclaimer: Die in Edelmetalle Aktuell enthaltenen Informationen und Meinungen beruhen auf den Markteinschätzungen durch die Heraeus Metallhandelsgesellschaft mbH (Heraeus) zum Zeitpunkt der Zusammenstellung. Der Bericht ist nicht für Privatanleger gedacht, sondern richtet sich an Personen, die gewerbsmäßig mit Edelmetallen handeln. Die in diesem Bericht Informationen, Meinungen und Markteinschätzungen unterliegen dem Einfluss zahlreicher Faktoren sowie kontinuierlichen Veränderungen und stellen keinerlei Form der Beratung oder Empfehlung dar, eine eigene Meinungsbildung des Empfängers bleibt unverzichtbar. Preisprognosen und andere zukunftsgerich-tete Aussagen sind mit Risiken und Unwägbarkeiten verbunden und die tatsächlichen Ergebnisse und Entwicklungen können erheblich von den geäußerten Erwartungen und Annahmen abweichen. Heraeus und/oder Kunden können Transaktionen im Hinblick auf die in dieser Ausarbeitung genannten Produkte vorgenommen haben, bevor diese Informationen veröffentlicht wurden. Infolge solcher Transaktionen kann Heraeus über Informationen verfügen, die nicht in dieser Ausarbeitung enthalten sind. Heraeus übernimmt keine Verpflichtung, diese Informationen zu aktualisieren. Diese Ausarbeitung dient ausschließlich der Information des jeweiligen Empfängers. Sie darf weder in Auszügen noch als Ganzes ohne schriftliche Genehmigung durch Heraeus vervielfältigt oder an andere Personen weitergegeben werden. Die in dieser Ausarbeitung enthaltenen oder ihr zugrundeliegenden Informationen beruhen auf für zuverlässig und korrekt gehaltenen Quellen. Heraeus haftet jedoch nicht für die Richtigkeit, Genauigkeit und Vollständigkeit der Informationen sowie für etwaige Folgen ihrer Verwendung. Ferner übernimmt Heraeus keine Gewähr dafür, dass die genannten Preise tatsächlich erzielt worden sind oder bei entsprechenden Marktverhältnissen aktuell oder in Zukunft erzielt werden können.