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Rohstoffe - das Schlüsselwort heißt Volatilität

20.03.2008  |  Eugen Weinberg
Die Volatilität am Rohstoffmarkt hat zuletzt deutlich zugenommen. Tagesschwankungen von mehreren Prozentpunkten sind nun auf der Tagesordnung. Die Gründe dafür sind zahlreich: ein starkes Engagement von spekulativen Kräften an den Rohstoffmärkten, die starken Ausschläge an den Aktienmärkten und schwankungsfreudige Devisenmärkte.

Wir denken zwar nicht, dass dies das Ende der Rohstoffhausse markieren wird. Dennoch dürften einige risikoaverse Anleger ihre Ansicht über den Rohstoffsektor als sicheren Hafen überdenken. Kurzfristig dürfte die Zurückhaltung vor allem seitens der institutionellen Anleger zu Gewinnmitnahmen und scharfen Preiskorrekturen führen. Das langfristige Bild bleibt von den kurzfristigen Schwankungen dennoch unberührt, da die spekulativen Kräfte die Trends nicht ausmachen, sondern nur beschleunigen und letztendlich für hohe Ausschläge sorgen.

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Energie:

Die gestrigen Daten zu den Lagerbeständen für Rohöl und Ölprodukte sollten mit Blick auf die jüngste Stärke der Ölmärkte normalerweise zu einem massiven Preisanstieg bei Öl führen. Die Lagerbestände für Rohöl stiegen um lediglich 133 Tsd. Barrel statt den erwarteten 2.250 Tsd. Barrel, die für Destillate fielen um 2,9 Mio. Barrel zurück statt dem erwarteten Rückgang von 1,5 Mio. Barrel und die Benzinlager reduzierten sich in einer Woche sogar um rund 3,5 Mio. Barrel, hier waren unveränderte Niveaus erwartet.

Besonders prekär war dabei die Meldung, dass die Lagerbestände für Rohöl in Cushing, Oklahoma, dem Lieferort für WTI, um 7,4% bzw. 1,4 Mio. Barrel nachgaben. Gleichwohl die überraschend niedrigen Lagerbestände hauptsächlich auf die fallenden Ölimporte, die um über 1 Mio. Barrel täglich zurückgingen, zurückzuführen waren, hätte man erwarten können, dass der Ölpreis daraufhin steigt.

Entgegen den Erwartungen ging der WTI-Ölpreis gestern um rund 6% zurück und fiel heute Morgen sogar unter 100 USD je Barrel. Der Markt scheint allmählich die Gefahren einer starken Konjunkturabkühlung beim größten Ölverbraucher der Welt, den USA, im Ölpreis zu eskomptieren. Sollte der Ölpreis nun nachhaltig unter die psychologisch wichtige Marke von 100 USD fallen, ist sogar eine weitere Korrektur wahrscheinlich, da sich das technische Bild eintrüben wird.


Edelmetalle:

Die Preise für Gold und Silber kamen gestern auch unter starken Druck, nach-dem sie bereits am Dienstag unter die psychologisch wichtigen Marken von 1.000 USD bzw. 20 USD je Feinunze gefallen sind. Von der Spitze gab nun der Goldpreis rund 10% und der Silberpreis sogar fast 20% ab. Der weitere kurzfristige Verlauf dürfte vor allem von den Bewegungen beim US-Dollar abhängen, der in den letzten Tagen Stärke demonstriert.

Der südafrikanische Stromversorger Eskom schlägt eine dramatische Erhöhung der Strompreise um 60% vor, um den Energieverbrauch im Lande zu reduzieren bzw. die Gefahren weiterer Stromausfälle zu beseitigen und die gestiegenen Kohlepreise auf die Konsumenten überzuwälzen. Bei den Rohstoffkonzernen in Südafrika machen die Energiekosten bereits einen signifikanten Teil der Gesamtkosten aus. So teilte Gold Fields mit, dass die Stromkosten 9% der operativen Kosten ausmachen. Diese Preissteigerungen dürften aber auch indirekt die Produktionskosten weiter erhöhen, da die dadurch bedingte steigende Inflation im Lande auch höhere Lohnforderungen zu Folge haben sollte.


Industriemetalle:

WBMS teilte gestern mit, dass der Weltkupfermarkt im Januar einen Überschuss von 56 Tsd. Tonnen verzeichnet hat. Im Jahre 2007 gab es bei Kupfer noch ein Defizit von 64 Tsd. Tonnen. Der Kupferpreis ist nun zum ersten Mal seit einem Monat unter die psychologisch wichtige Marke von 8.000 USD gefallen. Sicherlich trugen das schwache Marktumfeld, die anhaltenden Konjunktursorgen in den USA und der stärkere US-Dollar zu diesem Preisverfall bei. Wir halten auch eineweitere Korrektur bei Kupfer für wahrscheinlich, zumal die Wirkung der Zinssenkungen erst in der zweiten Jahreshälfte zu erwarten ist.

Der Eisenerzproduzent Vale gab gestern bekannt, dass man in den Verhandlungen mit dem italienischen Stahlproduzent Ilva für Eisenerz-Pellets einen Preisanstieg von 86,67% durchgesetzt hat. Zwar handelt es sich bei Pellets um eine hochwertige und hochkonzentrierte Verarbeitungsform im Vergleich zu den Feinerzen, Erzklumpen, Sintern oder Briketts, aber man hat sicherlich nicht mit solch einem starken Preisanstieg gerechnet. Dieser deutet auf eine nach wie vor starke Stahlnachfrage hin und gibt Rio Tinto, das mit den chinesischen Stahlherstellern über das Ausmaß der Preissteigerungen für dieses Jahr immer noch ver-handelt, zusätzliche Asse in den Ärmel.

Nyrstar, der größte Zinkschmelzer weltweit, ist zuversichtlich für den Zinkmarkt in diesem Jahr und erwartet, dass das fundamentale Wachstum derzeit nach wie vor stark bleiben wird, auch wenn die USA in eine Rezession abtauchen sollte.


© Eugen Weinberg
Senior Commodity Analyst

Quelle: Commerzbank, Corporates Markets






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