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Das Leben nach Bear Stearns

21.03.2008  |  Theodore Butler
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Den zweiten Anhaltspunkt bezüglich einer zukünftig bevorstehenden Silberknappheit findet man im Tempo, mit dem der große Silber-ETF, SLV, Metall einlagert. Im Gegensatz zu vielen anderen habe ich immer gedacht, dass sich der SLV auf dem aufsteigenden Ast befindet. Ich zweifelte früh daran am Zustandekommen des ETFs, aufgrund der offensichtlichen Auswirkungen auf die Preise, aber ich bin immer davon ausgegangen, dass er, wenn er sich erst einmal etabliert, auch seriös arbeiten wird. Ich hatte also nie daran gezweifelt, dass das Silber, das sie vorgeben zu besitzen, auch wirklich existiert und von ihnen von ihnen gehalten wird. Auch wenn ich mir vorbehalte, meine Meinung zu ändern, so wurden meine Annahmen dahingehend bestärkt, dass Barclays Global Investors auf meinen jüngsten, öffentlich gemachten Vorschlag eingingen und eine Liste mit den Seriennummern aller von ihnen gehaltenen 1000 oz-Barren öffentlich zugänglich machten. Silber, das man selbst besitzt oder das, mit Seriennummern versehen, gelagert wird, ist immer noch der beste Weg, Silber zu halten. Aber für die großen institutionellen Investoren war der SLV eine gute Sache - gerade wenn man den ETF mit den zuvor bestehenden Alternativen vergleicht, bei denen man zwischen ungedeckten Silber-Bankzertifikaten oder rein gar nichts wählen konnte.

Meine einzigen Bedenken waren dahingehend, dass es manchmal Zeiten zu geben schien (nur kurzfristig), in denen der Fond die Gesamtmenge des gekauften Silber nicht in Form von Aktien wiedergab. Mit anderen Worten: Aus logistischen Gründen (Einlagerung des physischen Silbers in die Tresorräume der Verwalter) ist es dazu gekommen, dass nicht alle kurz zuvor gekauften Aktien komplett durch Metall gedeckt waren, aber dennoch durch Leerverkäufe der Aktien repräsentiert wurden. Ich betrachtete und betrachte dies nicht als ernsthaftes Problem, solange die Größenordnungen und Zeitverzögerungen nicht exzessiv werden.

Ich bin also dazu übergegangen, Volumen und Preisbewegungen im SLV ETF zu verfolgen, um somit die Menge an Silber vorauszuberechnen, die mit Wahrscheinlichkeit auf kurze Sicht eingelagert wird. Aufgrund meiner Beobachtungen, so unwissenschaftlich sie auch scheinen mögen, gehe ich davon aus, dass die Menge an Silber, die vor sehr kurzer Zeit eingelagert hätte werden "müssen" viel größer ist und viel länger braucht, um aufzutauchen als das letzte Mal. Wenn meine Beobachtungen nur annähernd akkurat sind, dann ist die plausibelste Erklärung hierfür, dass das Silber nicht unmittelbar für die sofortige Einlagerung in London bereitstand.

Wenn dies wahr ist, dann heißt das folglich, dass Silber in industrieller Standartqualität insgesamt knapp ist, da Silber ein in sehr starkem Maße fungibler Rohstoff ist. Wenn Silber ausreichend knapp wird, so dass industrielle Verbraucher zu lange auf Lieferung warten müssen, dann könnte dies bedeuten, dass die langerwarteten Lager-Panikkäufe seitens der industriellen Verbraucher anstehen. Wenn es erst einmal dazu kommt, dann wird es auch keine Möglichkeit mehr geben, das Feuer zu löschen, bis es, aufgrund der höheren Preise, vom selbst erlischt. Viel höhere Preise.

Ich weiß, dass viele enttäuscht waren, dass es beim Silber nur eine schwache Preisbewegung gegeben hat - vor dem Hintergrund der außergewöhnlichen Nachrichten, die uns über den Bailout von Bear Stearn erreichten und die das Finanzsystem im Allgemeinen betreffen. Es ist wichtig, sich wieder vor Augen zu führen, dass die kurzfristigen Preisveränderungen beim Silber (und anderen Rohstoffen, einschließlich Gold) fast ausschließlich vom Papierhandel an der COMEX (und anderen Börsen) abhängen und nicht von den wirklich bestehenden Angebot/Nachfrage-Fundamentaldaten. Ich kann mir schwerlich vorstellen, dass es gerade zu einer bedeutenden, nicht-gehebelten Liquidierung von physischem Silber kommt. Einfacher hingegen ist die Vorstellung, dass es möglicherweise zu einer gehebelten Liquidierung von Papier-Silber bei manipuliert schwachen Preisen kommt.

Das bringt mich zum Hauptthema dieses Artikels: Investieren nach Bear Stearns. Wie die meisten Stammleser wissen werden, ist es immer mein Hauptanliegen gewesen, die Manipulation des Silberpreises zu beenden. Und das ist es immer noch! Ein zweites Anliegen, für das ich mich immer wieder ausgesprochen habe, ist der langfristige Besitz von physischem Silber seitens der privaten Investoren Alias "den kleinen Mann". Heute möchte ich mich an die großen Investoren wenden, an die extrem vermögenden Privatpersonen und auch an die institutionellem Investoren, da es im Wesentlichen diese beiden Investorentypen sind, die von Bear Stearns bedient und beraten wurden.

In Wirklichkeit richte ich mich eigentlich an nur ganz wenige Mega-Investoren, da es einfach nicht genug Silber auf der Welt gibt, als dass man sehr viele von ihnen aufnehmen könnte. Vor vier Jahren schrieb ich in "Bigger Is"nt Always Better" darüber, wie schwierig es für wahrhaft reiche Privatpersonen sein würde, sinnvolle Mengen Silber zu kaufen. Damals hatte ich nicht einmal institutionelle Investoren eingerechnet.

Kleinere Investoren haben eine Reihe sehr deutlicher Vorteile gegenüber größeren Investoren, wie sich beim Kollaps von Bear Stearns gezeigt hat. Zum einen ist es einfacher seine Investitionsanlagen zu schützen, wenn es dort weniger zu schützen gibt. Kleinere Investoren können zum Beispiel auf die FDIC-Bankenversicherung zurückgreifen und einen Nutzen daraus ziehen; diese Art der Absicherung ist für die großen Institutionen mit Hunderten von Millionen oder Milliarden Dollars an Einlagen nicht verfügbar. In ähnlicher Weise können kleine Investoren ihr Geld auf den Bankenkonten viel bequemer umschichten oder abheben als die sehr großen Investoren. Ebenso können kleinere Investoren Silber für den persönlichen Besitz kaufen, zum Beispiel in Form von Silber Eagles, Säcken alter Münzen oder in kleinerer Barrenform. Diejenigen, die Hunderte von Millionen Dollar zu investieren haben, können das nicht.

Bedingt durch die inhärenten Restriktionen, die für Großinvestoren gelten - sie müssen sich, anders als die kleinen Investoren, auf verschiedenste Weise absichern. Deshalb werden die sehr großen Investoren ihr Kapital im Handumdrehen von einer Firma, die unter Verdacht geraten ist, zur nächsten, die sicherer scheint, transferieren. Erst schießen, dann Fragen stellen.




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