Edelmetalle Aktuell
11.04.2008 | Wolfgang Wrzesniok-Roßbach
Edelmetalle wie Gold, Silber, Platin und die Platingruppenmetalle Palladium, Iridium, Osmium, Ruthenium und Rhodium gehören zum Kerngeschäft der W.C. Heraeus GmbH mit Stammsitz in Hanau. Das Tochterunternehmen Heraeus Metallhandelsgesellschaft mbH ist für den weltweiten Handel der Edelmetalle im Konzern tätig. In einem wöchentlich erscheinenden Marktbericht veröffentlicht das Unternehmen einen Marktüberlick in mehreren Sprachen.
Schnell, aber nicht gänzlich unerwartet hat in den vergangenen acht Tagen der Goldpreis wieder zulegen können. Nachdem er vor einer Woche noch bei 902,- $ je Unze gelegen hatte, erreichte er heute Mittag, was den Berichtszeitraum angeht, seinen Höchstkurs von 939,- $ je Unze. Dieser Aufwärtsbewegung war lediglich von Dienstagmittag an für etwa 24 Stunden unterbrochen. Diese Pause war eine direkte Folge eines vorübergehend fallenden Ölpreises, sowie einer Verschnaufpause, die der Dollar auf seinem Weg nach unten einlegte. Abgesehen von dieser Periode übten diese beiden Faktoren aber einen durchweg positiven Einfluss auf das gelbe Metall aus. Der Ölpreis stieg dabei am gestrigen Nachmittag auf ein neues Allzeithoch von über 112,- $ je Barrel an, beinahe zum gleichen Zeitpunkt erreichte der Euro gegenüber dem Dollar mit 1,5910 ein neues Allzeithoch. Angesichts dieser Zahlen hinkt der Goldpreis derzeit sogar hinterher. Immerhin lag der Ölpreis vor einigen Wochen beim Erreichen des Gold-Allzeithochs von 1.030,- $ je Unze auch schon einmal auf dem heutigen Niveau und der Dollar stand sogar geringfügig besser da als heute Morgen. Dagegen ist der Goldpreis jetzt noch über 100 Dollars von seinem Höchstkurs entfernt.
Ob sich daraus für die nächsten Tage nun ein Nachholbedarf der Goldnotierung ableiten lässt, ist alles andere als sicher. Immerhin ist zumindest ein Faktor der im letzten Monat den Goldpreis noch massiv angetrieben hatte, nämlich die Möglichkeit größerer Produktionsunterbrechungen in Südafrika aufgrund der latenten Stromknappheit nicht mehr ganz so wahrscheinlich. Auch gab es in der Zwischenzeit mehr Klarheit, wie sich die hohen Preise auf den immer noch bei weitem wichtigsten Absatzmarkt für Gold, den Schmuckmarkt, auswirken. Und hier kam es in jüngster Zeit ja bekanntlich zu teils katastrophalen Einbrüchen (siehe Bericht von letzter Woche), die durch neue Investmentnachfrage langfristig sicher nicht aufgefangen werden können.
In dieser Woche waren es vor allem zwei Nachrichten, welche die Aufmerksamkeit der Teilnehmer auf dem Goldmarkt auf sich zogen. Dazu gehörte zunächst die Bekanntgabe, dass der Internationale Währungsfonds insgesamt 403 Tonnen verkaufen wolle, um so seine Finanzen auf Vordermann zu bringen. Die Goldmenge entspricht knapp zwölf Prozent der gesamten Goldreserven des Fonds. Vor allem der SKongress, der grünes Licht geben muss, damit die USA dem Plan zustimmen, wird noch als Hürde angesehen. Wir rechnen aber fest damit, dass es zu den Verkäufen kommen wird. Allerdings wird ein Verkauf auf den Goldmarkt eher keinen negativen Einfluss haben, da der IWF seine Abgaben mit denen anderer Notenbanken koordinieren und hierzu wahrscheinlich andernfalls ungenutzte Quoten aus dem Zentralbankabkommen der europ. Notenbanken nutzen wird.
Die zweite wesentliche Nachricht war die Veröffentlichung des Gold-Jahresberichts durch die Analysten von GFMS. Sie sehen für 2007 ein 11-Jahrestief bei der Neuproduktion, geringere Investmentnachfrage und eine leicht gestiegene Schmucknachfrage. Einzelheiten hierzu können unter dem entsprechenden Link auf Seite 4 nachgelesen werden.
Am vergangenen Donnerstag war das weiße Metall mit einem ersten Versuch, die charttechnisch wichtige Marke be 17,40 $ nach oben zu durchbrechen zunächst noch gescheitert. Dieser Umstand sorgte dann erst einmal für Gewinnmitnahmen, welche den Silberpreis im Verlauf des Tages auf 16,90 $ je Unze und damit auf einen Kurs, der im Berichtszeitraum nicht mehr erreicht wurde. Noch vor dem Wochenende setzte dann im New Yorker Markt eine Trendwende ein, die dem Metall einen vorläufigen Höchstkurs von 17,50 $ je Unze brachte. Dieser Anstieg setzte sich dann, wie so oft getrieben von entsprechenden Bewegungen des Goldpreises auch im weiteren Verlauf dieser Woche fort. Er gipfelte, zwischenzeitlich noch einmal vorübergehend abgebremst durch eine weitere Runde von Gewinnmitnahmen, gestern Mittag in einem Höchstkurs von fast 18,40 $ je Unze. Damit erreichte das Metall nicht ganz den Höchstkurs der letzten Woche, der noch bei 18,63 $ je Unze gelegen hatte und der zumindest im Moment noch einen viel beachteten technischen Widerstand bildet.
Was die physische Seite angeht, präsentierte sich das Geschäft in den vergangenen acht Tagen sehr gemischt. Immer dann, wenn es zu einem Rückschlag beim Silberpreis kam, stieg die physische Nachfrage durch die industriellen Verbraucher etwas an. Allerdings erreichte sie zu keinem Zeitpunkt das Niveau, das wir noch in der letzten Woche beobachten konnten. Und auch die verbleibenden Käufe trockneten nach jedem neuen Preisanstieg dann noch weiter aus. Konstanter war da das Verhalten der privaten Anleger. Deren Nachfrage hielt vorerst unvermindert an und konzentrierte sich vor allem 5-kg-Barren.
Am grundsätzlichen Verhaltensmuster beider Gruppen wird sich erst einmal insgesamt wenig ändern. Für die nächsten Tage erwarten wir deshalb nun eine Handelsspanne zwischen 17,40 $ und 18,60 $ je Unze. Nur wenn letzteres Niveau durchbrochen werden sollte, wäre auch ein Anstieg auf bis zu 19,- $ möglich.
Industriellen Verbrauchern empfehlen wir in der aktuellen Lage zur Deckung ihres laufenden Bedarfs Rückschläge beim Preis für Käufe, auch in Form von Termingeschäften zu nutzen. Alternativ wäre es möglich, Verkaufsoptionen zu verkaufen und mit Hilfe der so eingenommenen Prämie den laufenden Metallbedarf zu subventionieren. Allerdings sollte der Zeithorizont bei beiden Varianten vorerst nicht über den Sommer hinausgehen, da wir für das zweite Halbjahr weiter schwächere Preise erwarten.
Nach dem starken Rückgang des Platinpreises in der vergangenen Woche kam es in den letzten Tagen nun nicht ganz unerwartet zu einer Gegenbewegung. Die Notierung stieg dabei wieder über die Marke von 2.000,- $ je Unze an und sah in der Spitze am Dienstag ein Niveau von 2.032,- $ je Unze. Mit diesem Anstieg hat das weiße Metall auf den von Händlern viel beachteten Charts den Abwärtstrendkanal verlassen, den es in den letzten Wochen nach dem Erreichen des Allzeithochs aufgebaut hatte.
Nach dieser Bewegung kam es diese Woche zwar noch zweimal zu einer Korrektur nach unten, die jeweils in erster Linie mit entsprechenden Bewegungen des Goldpreises zusammenhingen, allerdings waren diese Kursverluste nicht von Dauer. Am heutigen Donnerstag legte die Notierung ein weiteres Mal zu und erreichte erneut mehr als 2.030,- $ je Unze.
Sollte der Platinpreis nun auch noch die nächste Hürde bei 2.040,- $ je Unze rasch übersteigen, wäre, rein charttechnisch betrachtet, der Weg bis hin zu Kursen in Höhe von 2.115,- $ je Unze frei. Angesichts dessen, dass es bei einem solchen Anstieg der Notierung vermutlich rasch wieder zu einem Nachlassen der gerade erst erholten physischen Nachfrage käme, sehen wir ein solches Szenario aber als nicht sehr wahrscheinlich an, sondern erwarten für die nächsten Tage eher etwas tiefere Preise.
Für die erwähnten Preiskorrekturen waren neben den Bewegungen des Goldpreises übrigens auch Meldungen verantwortlich, dass sich der südafrikanische Stromversorger zusätzliche Liefermengen aus Mosambik gesichert habe. Dies wurde von Platinhändlern als Indiz dafür gesehen, dass die Lage bei der Versorgung der Minen in Südafrika in Zukunft unter Kontrolle sein würde und dass es deshalb zu keinen weiteren Produktionsausfällen kommen sollte.
Die Palladiumnotierung koppelte sich in den vergangenen Tagen im Guten wie im Schlechten von der Entwicklung bei den anderen Edelmetallen ab. Das Resultat war eine relativ kleine Handelsspanne zwischen 434,- $ und 456,- $ je Unze. Innerhalb dieser Spanne allerdings orientierte sich das Metall dann aber doch weitgehend am großen Bruder Platin, sowie am Gold.
Es mehren sich allerdings inzwischen die Stimmen, die vorhersagen, dass wenn die Notierung das Niveau zwischen 455,- $ und 460,- $ je Unze hinter sich lassen kann, ein Anstieg auf über 500,- $ je Unze bevorstehen könnte. Angesichts des hohen Abstandes zum Platin halten auch wir ein solches Szenario nicht für grundsätzlich ausgeschlossen.
Aus diesem Grund heben wir unseren Zielpreis für das Eingehen von Termingeschäften durch industrielle Verbraucher von 425 ,- $ auf jetzt 440,- $ je Unze an. Auf diesem Niveau würden wir dann aber erst einmal nur einen Teil des zukünftigen Bedarfs eindecken, um damit noch Pulver für einen weiter nicht auszuschließenden, deutlicheren Rückgang trocken zu halten.
Alternativ bietet sich beim Palladium angesichts der noch immer extrem hohen Volatilität (sie ist die Basis für die Berechnung von Optionspreisen) an, bei einem Rückgang des Preises Verkaufsoptionen zu verkaufen und die so erzielte Prämieneinnahme zu Subventionierung des laufenden physischen Bedarfs einzusetzen.
Insgesamt eher undurchsichtig präsentierte sich in den vergangenen acht Tagen die Situation beim Rhodium. Nach wie vor ist es das einzige Metall, das trotz der zwischenzeitlich erreichten Rekordnotierungen eine konstante physische Nachfrage durch die Industrie aufweist. Auf der anderen Seite gibt es momentan offensichtlich ausreichende Liquidität, was sich auch an den insgesamt zwar hohen, aber doch auch relativ stabilen Leihezinsen zeigt. Letzteres deutet darauf hin, dass es nach wie vor Metallbestände in der Hand von Investoren gibt, die ihre Bestände sowohl verleihen, als auch jetzt auf dem hohen Niveau zum Teil verkaufen und so die erwähnte industrielle Nachfrage befriedigen.
Das Resultat dieses Marktumfelds ist ein Preis, der zumindest im Moment noch in relativ engen Grenzen schwankt. In den letzten Tagen schlug das Pendel dabei erst einmal wieder nach oben aus und die Notierung legte auf 9.000,- $ zu 9.100,- $ je Unze zu. Für die kommenden Tage erwarten wir an dieser Stelle keine gravierenden Veränderungen, die Handelsspanne dürfte weiter irgendwo zwischen 8.800,- $ und 9.250,- $ je Unze liegen.
Zumindest was den Preis betrifft, bleiben die anderen beiden "kleinen" Platinmetalle, Ruthenium und Iridium weit abgeschlagen. Bei Ruthenium gibt es derzeit nur wenig industrielle Nachfrage und der Preis geht deshalb langsam, aber stetig zurück. Zuletzt lag er bei 360,- $ zu 410,- $ je Unze.
Leichtes industrielles Kaufinteresse, und zwar sowohl aus Asien wie auch aus Europa, gibt es dagegen beim Iridium. Allerdings scheint es bei diesem Metall noch immer Vorräte, nicht nur bei Investoren, sondern vermutlich auch bei Produzenten zu geben. Deren langsamer Abbau dürfte der Hauptgrund sein, warum der Iridiumpreis bisher nicht zulegen konnte.
© Wolfgang Wrzesniok-Roßbach
Heraeus Metallhandelsgesellschaft mbH
Disclaimer: Die in Edelmetalle Aktuell enthaltenen Informationen und Meinungen beruhen auf den Markteinschätzungen durch die Heraeus Metallhandelsgesellschaft mbH (Heraeus) zum Zeitpunkt der Zusammenstellung. Der Bericht ist nicht für Privatanleger gedacht, sondern richtet sich an Personen, die gewerbsmäßig mit Edelmetallen handeln. Die in diesem Bericht Informationen, Meinungen und Markteinschätzungen unterliegen dem Einfluss zahlreicher Faktoren sowie kontinuierlichen Veränderungen und stellen keinerlei Form der Beratung oder Empfehlung dar, eine eigene Meinungsbildung des Empfängers bleibt unverzichtbar. Preisprognosen und andere zukunftsgerich-tete Aussagen sind mit Risiken und Unwägbarkeiten verbunden und die tatsächlichen Ergebnisse und Entwicklungen können erheblich von den geäußerten Erwartungen und Annahmen abweichen. Heraeus und/oder Kunden können Transaktionen im Hinblick auf die in dieser Ausarbeitung genannten Produkte vorgenommen haben, bevor diese Informationen veröffentlicht wurden. Infolge solcher Transaktionen kann Heraeus über Informationen verfügen, die nicht in dieser Ausarbeitung enthalten sind. Heraeus übernimmt keine Verpflichtung, diese Informationen zu aktualisieren. Diese Ausarbeitung dient ausschließlich der Information des jeweiligen Empfängers. Sie darf weder in Auszügen noch als Ganzes ohne schriftliche Genehmigung durch Heraeus vervielfältigt oder an andere Personen weitergegeben werden. Die in dieser Ausarbeitung enthaltenen oder ihr zugrundeliegenden Informationen beruhen auf für zuverlässig und korrekt gehaltenen Quellen. Heraeus haftet jedoch nicht für die Richtigkeit, Genauigkeit und Vollständigkeit der Informationen sowie für etwaige Folgen ihrer Verwendung. Ferner übernimmt Heraeus keine Gewähr dafür, dass die genannten Preise tatsächlich erzielt worden sind oder bei entsprechenden Marktverhältnissen aktuell oder in Zukunft erzielt werden können.
- Gold
Schnell, aber nicht gänzlich unerwartet hat in den vergangenen acht Tagen der Goldpreis wieder zulegen können. Nachdem er vor einer Woche noch bei 902,- $ je Unze gelegen hatte, erreichte er heute Mittag, was den Berichtszeitraum angeht, seinen Höchstkurs von 939,- $ je Unze. Dieser Aufwärtsbewegung war lediglich von Dienstagmittag an für etwa 24 Stunden unterbrochen. Diese Pause war eine direkte Folge eines vorübergehend fallenden Ölpreises, sowie einer Verschnaufpause, die der Dollar auf seinem Weg nach unten einlegte. Abgesehen von dieser Periode übten diese beiden Faktoren aber einen durchweg positiven Einfluss auf das gelbe Metall aus. Der Ölpreis stieg dabei am gestrigen Nachmittag auf ein neues Allzeithoch von über 112,- $ je Barrel an, beinahe zum gleichen Zeitpunkt erreichte der Euro gegenüber dem Dollar mit 1,5910 ein neues Allzeithoch. Angesichts dieser Zahlen hinkt der Goldpreis derzeit sogar hinterher. Immerhin lag der Ölpreis vor einigen Wochen beim Erreichen des Gold-Allzeithochs von 1.030,- $ je Unze auch schon einmal auf dem heutigen Niveau und der Dollar stand sogar geringfügig besser da als heute Morgen. Dagegen ist der Goldpreis jetzt noch über 100 Dollars von seinem Höchstkurs entfernt.
Ob sich daraus für die nächsten Tage nun ein Nachholbedarf der Goldnotierung ableiten lässt, ist alles andere als sicher. Immerhin ist zumindest ein Faktor der im letzten Monat den Goldpreis noch massiv angetrieben hatte, nämlich die Möglichkeit größerer Produktionsunterbrechungen in Südafrika aufgrund der latenten Stromknappheit nicht mehr ganz so wahrscheinlich. Auch gab es in der Zwischenzeit mehr Klarheit, wie sich die hohen Preise auf den immer noch bei weitem wichtigsten Absatzmarkt für Gold, den Schmuckmarkt, auswirken. Und hier kam es in jüngster Zeit ja bekanntlich zu teils katastrophalen Einbrüchen (siehe Bericht von letzter Woche), die durch neue Investmentnachfrage langfristig sicher nicht aufgefangen werden können.
In dieser Woche waren es vor allem zwei Nachrichten, welche die Aufmerksamkeit der Teilnehmer auf dem Goldmarkt auf sich zogen. Dazu gehörte zunächst die Bekanntgabe, dass der Internationale Währungsfonds insgesamt 403 Tonnen verkaufen wolle, um so seine Finanzen auf Vordermann zu bringen. Die Goldmenge entspricht knapp zwölf Prozent der gesamten Goldreserven des Fonds. Vor allem der SKongress, der grünes Licht geben muss, damit die USA dem Plan zustimmen, wird noch als Hürde angesehen. Wir rechnen aber fest damit, dass es zu den Verkäufen kommen wird. Allerdings wird ein Verkauf auf den Goldmarkt eher keinen negativen Einfluss haben, da der IWF seine Abgaben mit denen anderer Notenbanken koordinieren und hierzu wahrscheinlich andernfalls ungenutzte Quoten aus dem Zentralbankabkommen der europ. Notenbanken nutzen wird.
Die zweite wesentliche Nachricht war die Veröffentlichung des Gold-Jahresberichts durch die Analysten von GFMS. Sie sehen für 2007 ein 11-Jahrestief bei der Neuproduktion, geringere Investmentnachfrage und eine leicht gestiegene Schmucknachfrage. Einzelheiten hierzu können unter dem entsprechenden Link auf Seite 4 nachgelesen werden.
- Silber
Am vergangenen Donnerstag war das weiße Metall mit einem ersten Versuch, die charttechnisch wichtige Marke be 17,40 $ nach oben zu durchbrechen zunächst noch gescheitert. Dieser Umstand sorgte dann erst einmal für Gewinnmitnahmen, welche den Silberpreis im Verlauf des Tages auf 16,90 $ je Unze und damit auf einen Kurs, der im Berichtszeitraum nicht mehr erreicht wurde. Noch vor dem Wochenende setzte dann im New Yorker Markt eine Trendwende ein, die dem Metall einen vorläufigen Höchstkurs von 17,50 $ je Unze brachte. Dieser Anstieg setzte sich dann, wie so oft getrieben von entsprechenden Bewegungen des Goldpreises auch im weiteren Verlauf dieser Woche fort. Er gipfelte, zwischenzeitlich noch einmal vorübergehend abgebremst durch eine weitere Runde von Gewinnmitnahmen, gestern Mittag in einem Höchstkurs von fast 18,40 $ je Unze. Damit erreichte das Metall nicht ganz den Höchstkurs der letzten Woche, der noch bei 18,63 $ je Unze gelegen hatte und der zumindest im Moment noch einen viel beachteten technischen Widerstand bildet.
Was die physische Seite angeht, präsentierte sich das Geschäft in den vergangenen acht Tagen sehr gemischt. Immer dann, wenn es zu einem Rückschlag beim Silberpreis kam, stieg die physische Nachfrage durch die industriellen Verbraucher etwas an. Allerdings erreichte sie zu keinem Zeitpunkt das Niveau, das wir noch in der letzten Woche beobachten konnten. Und auch die verbleibenden Käufe trockneten nach jedem neuen Preisanstieg dann noch weiter aus. Konstanter war da das Verhalten der privaten Anleger. Deren Nachfrage hielt vorerst unvermindert an und konzentrierte sich vor allem 5-kg-Barren.
Am grundsätzlichen Verhaltensmuster beider Gruppen wird sich erst einmal insgesamt wenig ändern. Für die nächsten Tage erwarten wir deshalb nun eine Handelsspanne zwischen 17,40 $ und 18,60 $ je Unze. Nur wenn letzteres Niveau durchbrochen werden sollte, wäre auch ein Anstieg auf bis zu 19,- $ möglich.
Industriellen Verbrauchern empfehlen wir in der aktuellen Lage zur Deckung ihres laufenden Bedarfs Rückschläge beim Preis für Käufe, auch in Form von Termingeschäften zu nutzen. Alternativ wäre es möglich, Verkaufsoptionen zu verkaufen und mit Hilfe der so eingenommenen Prämie den laufenden Metallbedarf zu subventionieren. Allerdings sollte der Zeithorizont bei beiden Varianten vorerst nicht über den Sommer hinausgehen, da wir für das zweite Halbjahr weiter schwächere Preise erwarten.
- Platin
Nach dem starken Rückgang des Platinpreises in der vergangenen Woche kam es in den letzten Tagen nun nicht ganz unerwartet zu einer Gegenbewegung. Die Notierung stieg dabei wieder über die Marke von 2.000,- $ je Unze an und sah in der Spitze am Dienstag ein Niveau von 2.032,- $ je Unze. Mit diesem Anstieg hat das weiße Metall auf den von Händlern viel beachteten Charts den Abwärtstrendkanal verlassen, den es in den letzten Wochen nach dem Erreichen des Allzeithochs aufgebaut hatte.
Nach dieser Bewegung kam es diese Woche zwar noch zweimal zu einer Korrektur nach unten, die jeweils in erster Linie mit entsprechenden Bewegungen des Goldpreises zusammenhingen, allerdings waren diese Kursverluste nicht von Dauer. Am heutigen Donnerstag legte die Notierung ein weiteres Mal zu und erreichte erneut mehr als 2.030,- $ je Unze.
Sollte der Platinpreis nun auch noch die nächste Hürde bei 2.040,- $ je Unze rasch übersteigen, wäre, rein charttechnisch betrachtet, der Weg bis hin zu Kursen in Höhe von 2.115,- $ je Unze frei. Angesichts dessen, dass es bei einem solchen Anstieg der Notierung vermutlich rasch wieder zu einem Nachlassen der gerade erst erholten physischen Nachfrage käme, sehen wir ein solches Szenario aber als nicht sehr wahrscheinlich an, sondern erwarten für die nächsten Tage eher etwas tiefere Preise.
Für die erwähnten Preiskorrekturen waren neben den Bewegungen des Goldpreises übrigens auch Meldungen verantwortlich, dass sich der südafrikanische Stromversorger zusätzliche Liefermengen aus Mosambik gesichert habe. Dies wurde von Platinhändlern als Indiz dafür gesehen, dass die Lage bei der Versorgung der Minen in Südafrika in Zukunft unter Kontrolle sein würde und dass es deshalb zu keinen weiteren Produktionsausfällen kommen sollte.
- Palladium
Die Palladiumnotierung koppelte sich in den vergangenen Tagen im Guten wie im Schlechten von der Entwicklung bei den anderen Edelmetallen ab. Das Resultat war eine relativ kleine Handelsspanne zwischen 434,- $ und 456,- $ je Unze. Innerhalb dieser Spanne allerdings orientierte sich das Metall dann aber doch weitgehend am großen Bruder Platin, sowie am Gold.
Es mehren sich allerdings inzwischen die Stimmen, die vorhersagen, dass wenn die Notierung das Niveau zwischen 455,- $ und 460,- $ je Unze hinter sich lassen kann, ein Anstieg auf über 500,- $ je Unze bevorstehen könnte. Angesichts des hohen Abstandes zum Platin halten auch wir ein solches Szenario nicht für grundsätzlich ausgeschlossen.
Aus diesem Grund heben wir unseren Zielpreis für das Eingehen von Termingeschäften durch industrielle Verbraucher von 425 ,- $ auf jetzt 440,- $ je Unze an. Auf diesem Niveau würden wir dann aber erst einmal nur einen Teil des zukünftigen Bedarfs eindecken, um damit noch Pulver für einen weiter nicht auszuschließenden, deutlicheren Rückgang trocken zu halten.
Alternativ bietet sich beim Palladium angesichts der noch immer extrem hohen Volatilität (sie ist die Basis für die Berechnung von Optionspreisen) an, bei einem Rückgang des Preises Verkaufsoptionen zu verkaufen und die so erzielte Prämieneinnahme zu Subventionierung des laufenden physischen Bedarfs einzusetzen.
- Rhodium, Ruthenium, Iridium
Insgesamt eher undurchsichtig präsentierte sich in den vergangenen acht Tagen die Situation beim Rhodium. Nach wie vor ist es das einzige Metall, das trotz der zwischenzeitlich erreichten Rekordnotierungen eine konstante physische Nachfrage durch die Industrie aufweist. Auf der anderen Seite gibt es momentan offensichtlich ausreichende Liquidität, was sich auch an den insgesamt zwar hohen, aber doch auch relativ stabilen Leihezinsen zeigt. Letzteres deutet darauf hin, dass es nach wie vor Metallbestände in der Hand von Investoren gibt, die ihre Bestände sowohl verleihen, als auch jetzt auf dem hohen Niveau zum Teil verkaufen und so die erwähnte industrielle Nachfrage befriedigen.
Das Resultat dieses Marktumfelds ist ein Preis, der zumindest im Moment noch in relativ engen Grenzen schwankt. In den letzten Tagen schlug das Pendel dabei erst einmal wieder nach oben aus und die Notierung legte auf 9.000,- $ zu 9.100,- $ je Unze zu. Für die kommenden Tage erwarten wir an dieser Stelle keine gravierenden Veränderungen, die Handelsspanne dürfte weiter irgendwo zwischen 8.800,- $ und 9.250,- $ je Unze liegen.
Zumindest was den Preis betrifft, bleiben die anderen beiden "kleinen" Platinmetalle, Ruthenium und Iridium weit abgeschlagen. Bei Ruthenium gibt es derzeit nur wenig industrielle Nachfrage und der Preis geht deshalb langsam, aber stetig zurück. Zuletzt lag er bei 360,- $ zu 410,- $ je Unze.
Leichtes industrielles Kaufinteresse, und zwar sowohl aus Asien wie auch aus Europa, gibt es dagegen beim Iridium. Allerdings scheint es bei diesem Metall noch immer Vorräte, nicht nur bei Investoren, sondern vermutlich auch bei Produzenten zu geben. Deren langsamer Abbau dürfte der Hauptgrund sein, warum der Iridiumpreis bisher nicht zulegen konnte.
© Wolfgang Wrzesniok-Roßbach
Heraeus Metallhandelsgesellschaft mbH
Disclaimer: Die in Edelmetalle Aktuell enthaltenen Informationen und Meinungen beruhen auf den Markteinschätzungen durch die Heraeus Metallhandelsgesellschaft mbH (Heraeus) zum Zeitpunkt der Zusammenstellung. Der Bericht ist nicht für Privatanleger gedacht, sondern richtet sich an Personen, die gewerbsmäßig mit Edelmetallen handeln. Die in diesem Bericht Informationen, Meinungen und Markteinschätzungen unterliegen dem Einfluss zahlreicher Faktoren sowie kontinuierlichen Veränderungen und stellen keinerlei Form der Beratung oder Empfehlung dar, eine eigene Meinungsbildung des Empfängers bleibt unverzichtbar. Preisprognosen und andere zukunftsgerich-tete Aussagen sind mit Risiken und Unwägbarkeiten verbunden und die tatsächlichen Ergebnisse und Entwicklungen können erheblich von den geäußerten Erwartungen und Annahmen abweichen. Heraeus und/oder Kunden können Transaktionen im Hinblick auf die in dieser Ausarbeitung genannten Produkte vorgenommen haben, bevor diese Informationen veröffentlicht wurden. Infolge solcher Transaktionen kann Heraeus über Informationen verfügen, die nicht in dieser Ausarbeitung enthalten sind. Heraeus übernimmt keine Verpflichtung, diese Informationen zu aktualisieren. Diese Ausarbeitung dient ausschließlich der Information des jeweiligen Empfängers. Sie darf weder in Auszügen noch als Ganzes ohne schriftliche Genehmigung durch Heraeus vervielfältigt oder an andere Personen weitergegeben werden. Die in dieser Ausarbeitung enthaltenen oder ihr zugrundeliegenden Informationen beruhen auf für zuverlässig und korrekt gehaltenen Quellen. Heraeus haftet jedoch nicht für die Richtigkeit, Genauigkeit und Vollständigkeit der Informationen sowie für etwaige Folgen ihrer Verwendung. Ferner übernimmt Heraeus keine Gewähr dafür, dass die genannten Preise tatsächlich erzielt worden sind oder bei entsprechenden Marktverhältnissen aktuell oder in Zukunft erzielt werden können.