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Echte Reformen bei den Aufsichstbehörden

04.04.2008  |  Theodore Butler
Es gibt eine Menge zu berichten, ich entschuldige mich also schon im Voraus für die Länge dieses Kommentars. Zwar habe ich in der letzten Zeit eine Menge über Rohstoff-Index-Fonds nachgedacht (auch diskutiere ich seit Monaten mit guten Kollegen darüber) aber ich hatte nicht wirklich vor, jetzt auch darüber zu schreiben. Aber die Ereignisse haben es nun einmal notwendig gemacht, gerade wenn es um die Auswirkungen der Index-Fonds auf die Rohstoffpreise geht. Genau an diesem Wochenende gab es bei Barrons eine wichtige Titelgeschichte zu lesen. Der Artikel macht im Wesentlichen darauf aufmerksam, wie stark die Positionen der Index-Fonds angewachsen sind und wie stark die Preiswirkung wahrscheinlich sein müsste (sehr negativ), wenn diese Positionen verkauft würden. Stammleser werden sich erinnern, dass ich schon in der Vergangenheit über die Rolle der Index-Fonds geschrieben habe.

Aber zuerst zu einigen aktuellen Entwicklungen beim Silber: Der jüngste Commitment of Traders Report (COT) wies darauf hin, dass die maßgeblichen Verkäufe, wie erwartet, von den Techfonds (nicht zu verwechseln mit den Index-Fonds) kamen; die Käufe beim Gold und Silber kamen wiederum von den Commercials, auch wenn nicht in einem solchen Maße, wie ich es vorhergesagt hatte. Die gesamte Netto-Short-Position der Commercial beim Silber verringerte sich um 12.000 Kontrakte oder 60 Millionen Unzen - in Gegensatz dazu wurden von mir 20.000 Kontrakte vermutet. Beim COMEX-Gold verringerten die Händler ihre Netto-Short-Position um 33.000 Kontrakte (3,3 Millionen Unzen) - meine Schätzung belief sich auf 75.000 Kontrakte. Auch wenn sich meine groben Schätzung weit von den wirklichen Ständen befinden, so war dies doch die größte Verringerung vom Short-Positionen seitens der Commercials, die es beim Gold und Silber seit Monaten gegeben hatte.

Selbst nach dem Sell-Off und den Rückgängen bei der gesamten Netto-Short-Position der Händler ist die konzentrierte Short-Position, die von den 4 größten Händlern gehalten wird, immer noch obszön groß - sie liegt bei fast 290 Millionen Unzen. Das liegt daran, dass die Raptoren (die Commercials, die nicht zu den 8 größten Händlern zählen) Gold und Silber offensiv bei sinkenden Preisen kauften. Die Raptoren kauften 7000 der insgesamt 12.000 gekauften Commercial-Kontrakte beim Silber und 17.000 der insgesamt 33.000 Gold-Kontrakte. Die Raptoren sind jetzt beim Silber stärker netto-long als jemals zuvor im Jahr 2008. Die Gold-Raptoren waren seit September nicht mehr so stark netto-long.

Wichtig hierbei ist, dass der heftige Rückgang der Preise in der Berichtswoche (100 $ beim Gold und 2,50 beim Silber) es den Commercial ermöglichte, ihre gesamte Netto-Short-Position deutlich zu verringern. Ich weiß, dass viele Beobachter bis zum heutigen Tag noch glauben, dass die maßgeblichen Verringerungen der Netto-Short-Positionen der Commercials beim Gold wie beim Silber (und bei allen anderen Rohstoffen) - die immer zum Zeitpunkt großer Preiseinbrüche stattfinden - irgendwie zufällig geschehen, zumindest nicht kausal damit zusammenhängen. Ich gehe davon aus, dass auch noch so viel Logik und Beobachtung ihre Überzeugung nicht ändern kann. Es ist nicht möglich, dass dies immer zufällig geschieht, gerade wenn man es schon im Vorfeld erwartet. Die Commercials manipulieren die Preisstürze ausdrücklich herbei, um dann so viele Kontrakte wie möglich bei einem Preisrückgang zurückzukaufen - hierfür halten sie gemeinsam ihre Angebote solange zurück, bis die Preise stark zurückgegangen sind. Das machen sie von Natur aus. Und das ist auch der Hauptgrund, warum die Analysten die COTs auswerten.

Dieser jüngste, manipulierte Sell-Off beim Silber war deshalb besonders anstößig, da er genau zur Zeit des ersten dokumentierten Engpasses für privates Investitionssilber, den es je gegeben hat, stattfand. Diese bisher so noch nicht dagewesene Knappheit im Einzelhandel ging mit dem ersten Ausverkauf von Silber-Eagles in der US-Prägeanstalt einher, angetrieben von einer überwältigenden Investitionsnachfrage. Dazu kam es zum ersten Mal in der 22-jährigen Geschichte der American-Eagle-Auflage, weil die Verkäufe der letzten 3 und 5 Monate so hoch wie noch nie gewesen waren. Und das trotzdem das Angebot durch laufende Ausverkäufe eingeschränkt war. Der kanadischen Prägeanstalt Royal Mint ging ihrerseits auch das Angebot an Silber-Maple-Leaf-Münzen aus, weil es zu einer unerwarteten Nachfrage gekommen war.

Rekordnachfrage, keine Angebotssteigerung und ein heftiger Sell-Off bei den Preisen? In ihrem Kopf sollte es drunter und drüber gehen. Das kann doch nicht in einem freien Markt geschehen. Dazu kommt es nur in einem getürkten oder manipulierten Markt. Und genau das passiert am COMEX-Futures-Markt, der die Preise diktiert und auch die Preise für den Kassamarkt festsetzt. Eklatanter kann eine Verletzung der gesetzlichen Vorschriften für den Rohstoffsektor nicht sein.

Die Aufsichtsbehörden der CFTC und der CME-NYMEX erlauben ein Weiterbestehen und dies ist der größte behördliche Fehler in der Finanzgeschichte, größer als das Hypothekendebakel, weil die gesetzlichen Vorschriften für den Rohstoffsektor so klar und deutlich sind und so wenige behördliche Mitarbeiter über ihre Durchsetzung wachen. Es scheint klare Abweichungen zwischen dem Papiermarkt und dem Markt für physisches Silber zu geben. Diese sind so grundlegend und für die Behörden gibt keine Entschuldigung, dass sie es nicht sehen oder dass sie nicht gegen die Manipulatoren vorgehen, gerade wenn es ihnen schon zum wiederholten Mal erklärt wurde.

Wenn die reale, physische Investitionsnachfrage durch kleine Investoren (welche die Möglichkeit des Erwerbs von Silber in der im Einzelhandel gebräuchlichen Form dramatisch eingeschränkt hat) auf die Nachfrage durch industrielle Verbraucher und Großinvestoren, in Form von 1000 oz-Barren, übergreift, dann kommt es gar nicht mehr darauf an, ob die Manipulation von den Behörden übersehen wurde. Dann wird der Silbermarkt buchstäblich überkochen. Großverbraucher und Investoren mögen dann auch wirklich die kleinen Investoren beherzigen, die mit dem Silbermarkt über die Jahre sehr nett umgegangen sind. Die kleinen Leute haben billig gekauft und halten das Silber seit langer Zeit. So etwas wie beim Silber gibt es kein zweites Mal.

Die Behörden sollten der zunehmend angespannten Lage beim Einzelhandelssilber besondere Aufmerksamkeit schenken. Wenn sie in einen Engpass beim Großhandelssilber übergeht, was auf der Stelle passieren kann, dann ist die Farce der Edelmetallbanken vorbei. Die Behörden sollten sich die Frage stellen, wie wohl die Panik aussehen würde, wenn die industriellen Silberverbraucher auf die künstlich am Boden gehalten Preise (die während einer Knappheit im Einzelhandel noch bestehen) reagieren würden und bei den ersten Anzeichen auf eine Knappheit im Großhandel zusätzliche Lagerbestände anlegten. Wenn die Behörden denken, dass eine Panik unter den industriellen Verbrauchern, die das Material dringend benötigen, um ihre Produktion am Laufen zu halten, wohl nicht gleich 1000-fach so stark sein wird, wie die Investitionskäufe, dann wird ihnen wohl ganz schnell das Gegenteil bewiesen werden. Der Unterschied zwischen einer Verbraucherpanik und einem Investitionsschub liegt darin, dass die erste Sorge der industriellen Verbraucher nicht so sehr der Preis ist, sondern eher die Frage, ob sie eine ausreichende Menge des Materials bekommen können - zu fast jedem Preis.

Die Behörden müssen sich die Frage stellen, ob sie die großen konzentrierten Silber-Shorts weiterhin schützen und verhätscheln wollen und das auf Kosten der investierenden Öffentlichkeit und selbst der Marktintegrität. Sind die Behörden wirklich sicher, dass die Shorts auch echte Güter aufzuweisen haben, in Anbetracht der derzeitigen Entwicklungen? Sind sie sich auch darüber im Klaren, wie viel physisches Silber die Shorts aushändigen müssen, um das Feuer der Knappheit zu bändigen? Langfristige Karrieren und lebenslanges Ansehen stehen auf dem Spiel.

Erst kürzlich gab es wieder Diskussionen und Debatten darüber, ob die freien Lagerprogramme von Perth Mint, Kitco und anderen (darunter auch die Everbank) durch echtes Silber gedeckt sind. Ich denke, dass ist ein wichtiges Thema und darum habe ich in der Vergangenheit auch so oft darüber geschrieben. Ich denke aber nicht, dass es produktiv wäre, wenn die Debatte durch das Nennen von spezifischen Namen abgleitet, nach der Art: "Die hier haben Silber und die da nicht." Also erlauben sie mir, einen einfachen und konstruktiven Lösungsvorschlag für diese Angelegenheit zu machen, der allen Beteiligten zugute kommt - allen voran den Investoren, die in solche Lagerprogramme investiert haben.





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