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Echte Reformen bei den Aufsichstbehörden

04.04.2008  |  Theodore Butler
- Seite 3 -
Bei derartig realen Angebots- und Nachfragebedingungen klettern die Preise ganz natürlich höher und die Short realisieren - erst dann - das sie ein großes Risiko eingegangen sind. Nun war es nicht so, dass die Index-Fonds mehr hinzukauften, als die Preis anfingen zu steigen. Im Grunde haben sie nur die großen Positionen weiter gehalten, die sie auch schon zuvor gehalten hatten. Aber weil ihre Positionen schon von Anfang an so groß gewesen sind, bringt das die Short jetzt in eine schlechte Lage. Und da die Index-Fonds nicht verkaufen, sondern kaufen und halten, konnten die Shorts ihre Short-Positionen nicht zurückkaufen.

Auch wenn die Preise stark verfielen, so wie dies erst kürzlich geschah, würden die Index-Fonds immer noch halten. Mit Kontrakten, die durch den vollen Geldwert gedeckt sind, können die Positionen der Index-Fonds nicht durch Nachschussforderungen vom Markt verschwinden. Die Techfonds verkaufen wiederum, was es den Commercials ermöglicht, die Short-Positionen zurückzukaufen - nicht so die Index-Fonds. Die Commercials können keine größeren Anteile ihrer Short-Positionen zurückkaufen, solange sie die Index-Fonds nicht dazu zwingen können. Also üben sie Druck auf die CFTC aus, damit die Regeln geändert werden und die Index-Fonds zum Verkauf gezwungen werden können.

Wie ich schon geschrieben habe, betrifft mich diese Angelegenheit nicht persönlich aber es ärgert mich, zu sehen, dass die Commercial-Shorts ihre Finger austrecken, um die Regeln zu ändern, nur weil sie sich verrechnet haben. Ich denke schon, dass es ein Fehler der Aufsichtsbehörden gewesen ist, dieses Problem nicht in Vorhinein zu sehen, aber das ist doch nichts Neues? Was die CFTC angeht, so war keiner der derzeit zuständigen Kommissare im Amt, als die Index-Fonds auf den Märkten auftauchten – daher tragen sie auch keine persönliche Schuld. Dass die Silbermanipulation weiterbesteht, dafür trifft sie große Schuld. Beim Problem mit den Index-Fonds glaube ich das nicht.

Auch wenn ich nicht ganz verstehe, warum Pensionsfonds und andere große institutionelle Investoren eine solche starke Präsenz gerade bei den Rohstoff-Futures haben sollten, so scheinen sie doch aber alle Regeln befolgt zu haben. Es wäre per se unfair, sie zur Aufgabe ihrer Positionen zu zwingen, da sie diese doch ganz legal etablieren konnten und sogar dazu ermutigt wurden - und all das, nur, weil die Commercial-Shorts jetzt in einer unbequemen Lage sind.

Eine Sache, die ich an den Index-Fonds mag: Durch sie wurde der jahrzehntelang bestehende Würgegriff der Commercial-Shorts in allen Märkten, der zu ultra-niedrigen Preisen führte, endlich angetastet. Genau genommen sind die Index-Fonds die besten Freunde der Bauern und der Rohstoffproduzenten. Diese Bauern und Produzenten werden ganz sicher darunter leiden, wenn die Index-Fonds zum Verkauf gezwungen werden. Vielleicht wird die CFTC eine Art salomonisches Urteil anstreben, wobei ein Stopp für neue Käufe durch die Index-Fonds eingeführt wird - sie wird sie jedoch nicht zwingen, ihre Positionen auf den Markt zu werfen. Auf jeden Fall ist das nicht mein Problem, mit einer kleinen Ausnahme, die ich gleich näher ausführen werde.

Was bedeutet das also für Silber? Nicht viel. Möglicherweise könnte das ein paar kurzfristige, psychologische Auswirkungen mit sich bringen, falls die Index-Fonds gezwungen werden sollten, ihre Agrar-Futures-Kontrakte auf den Markt zu werfen, was zu einem generellen Rohstoff-Sell-Off führt. Der Knackpunkt hierbei ist jedoch, dass es keine Index-Fond-Position beim COMEX-Silber (oder Gold) gibt, wodurch es unmöglich zu erzwungen Verkäufen von Futures-Kontrakten durch die Index-Fonds kommen kann. Nachweisen lässt sich das in jedem COT-Bericht anhand der kleinen Brutto-Long-Position der Commercials, gerade wenn sie mit den Spread-Positionen der Commercials verrechnet wird, die - auch wenn nicht aufgeführt - ganz sicher existieren. (Long-Positionen der Index-Fonds werden von der CFTC unter der Commercial-Long-Kategorie gelistet.)

Darüberhinaus sind Gold und Silber gewissermaßen die einzigen Rohstoffe in den Portfolios der Index-Fonds, die aktiv gehandelte, durch physisches Material gedeckte ETFs haben. Da die Index-Fonds sowieso nicht auf Margins handeln, würden sie sicher viel eher in aktienähnliche ETFs investieren als in Futures. Wenn sie könnten, dann würden die Index-Fonds physisch gedeckte ETF-Anteile für Weizen oder Mais, Baumwolle oder Rohöl kaufen – falls es solche ETFs gäbe. Aber dem ist nicht so – außer beim Silber und Gold. Ich gehe davon aus, dass die Index-Fonds einen hohen Prozentsatz der ETF-Bestände an Gold und Silber halten.

Selbst wenn es also jemals zu erzwungenen Liquidationen von Futures-Kontrakten durch die Index-Fonds kommen würde (dies ist keine Prognose), so kann es zu keiner Liquidation von Silber- und Goldkontrakten kommen, da die Index-Fonds beim Silber und beim Gold keine Futures-Kontrakte halten. Und es gibt auch nicht den geringsten Hinweis darauf, dass es zu einer möglichen, erzwungen Liquidierung an den Gold- und Silber-ETFs kommt, die sich im Einflussbereich der SEC befinden und auch keinesfalls im Zentrum der derzeitigen Diskussion über die Futures-Kontrakt-Positionen der Index-Fonds stehen. Der Silber-ETF, sie werden sich sicher erinnern, wurde noch vor seiner Einführung durch die SEC geprüft und zugelassen.

Abschließend will ich noch auf einen Punkt bezüglich der Index-Fonds zu sprechen kommen, auf ein Problem, das Gemeinsamkeiten mit dem Silbersektor aufweist. Im Zentrum dieses gemeinsamen Problems steht das sehr wichtige und grundlegende Konzept der gesetzlichen Vorschriften für den Rohstoffsektor. Es geht um das Problem der rechtlichen Begrenzung von spekulativen Positionen. Wie sich Stammleser noch erinnern werden, habe ich das Problem der rechtlichen Begrenzung von spekulativen Positionen schon sehr häufig mit der CFTC diskutiert. Aber es ist schon Jahre her, dass ich dieses Thema zum letzten Mal angesprochen habe.

Die Begrenzung von spekulativen Positionen ist (oder war zumindest) ein wichtiger Punkt bei den Vorschriften für den Rohstoffhandel. Wie der Begriff schon andeutet, gab es Grenzen in Bezug auf die Zahl der Kontrakte, die von einem einzelnen, spekulierenden Händler oder einer einzelnen Körperschaft, long oder short, in jedem Markt gehalten werden durften. Dies sollte sicher stellen, dass Spekulanten die Futures-Preise nicht künstlich beeinflussen.

Das Rohstoffgesetz ist in diesem Punkt klar: Die Futures-Preise sollten nicht die Preise der realen, zugrundliegenden Rohstoffe festschreiben, sie sollten ihnen jedoch folgen oder aber den Preis am Kassamarkt "ermitteln". Durch das Setzen strikter Grenzen für die Spekulanten, was die Menge der durch sie verwalteten Futures-Kontrakt angeht, gab es eine zeitgemäße und effektive Methode, mit der sich sicherstellen ließ, dass die Futures auch wirklich der Preisermittlung und nicht der Preisfestsetzung dienen. Falls die Futures-Märkte jedoch größer würden als die zugehörigen Kassamärkte, dann würden die Derivate (der Schwanz) mit dem physischen Markt (Hund) wackeln. (Und genau das ist beim Silber geschehen.)

Selbst rechtmäßige Hedger waren an dieselben Limits für Positionen gebunden, die auch für Spekulanten galten, solange sie nicht einen glaubwürdigen Grund vorbringen konnten, der es ihnen erlaubte, eine größere Position bei einem spezifischen Rohstoff zu halten, als durch die strenge Begrenzung von spekulativen Position eigentlich erlaubt war. Selbst gesetzt dem Fall, ein legitimer Hedger nahm eine solche spezifische Ausnahme für sich in Anspruch, dann galt für diesen Hedger immer noch die Auflage, dass er nicht mehr Postionen etablieren konnte, als wirklich durch seine Lagerbestände oder durch 12 Monate Produktion oder Verbrauch gedeckt werden konnten. (Ein Produzent, sagen wir einen Gold-Minengesellschaft, die über die Futures-Märkte Gold mehrerer Produktionsjahre vorwärtsverkauft, wäre in diesem Sinne nie zugelassen worden.)

Mit der Zeit und aufgrund von Problemen mit der Marktliquidität (man wollte noch größere und mehr Gewinn bringende Kunden anziehen) wurde die Begrenzungen spekulativer Position sozusagen links liegen gelassen, entweder durch eine Pauschalentscheidung oder durch die Zusicherung endloser Ausnahmen in Bezug auf die festgelegte Begrenzung. Die Begrenzung spekulativer Position hörte damit auf zu existieren.





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