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Echte Reformen bei den Aufsichstbehörden

04.04.2008  |  Theodore Butler
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Da das gelagerte Silber aller dieser Programme zweifelsohne in Form von 1000 oz-Barren, dem Industriestandart, existieren müsste, sollten diese Programme ganz einfach die Listen mit den Seriennummern, den Gütestempeln und den Gewichten jedes einzelnen Barrens veröffentlichen - zusammen mit einer Erklärung, dass diese Barren mit der gesamten Investitionsmenge übereinstimmen, die jeder betreffenden Firma oder Bank anvertraut wurde. Mit anderen Worten: Die gesamten öffentlichen Investitionen beim gelagerten Silber zusammen mit der kompletten Barrenidentifizierung. Dies wird die Angelegenheit in einfacher und fairer Art beilegen.

Die Seriennummern sind der Knackpunkt. Diesen Vorschlag hatte ich ja auch Barclays Global Investors in aller Öffentlichkeit für ihren Silber-ETF unterbreitet. Sie kamen ihren Investoren entgegen und die Sache war bereinigt. Diese Angelegenheit hatte ja auch zu einem Vergleich nach der Sammelklage gegen Morgan Stanley geführt. Sie konnten keine Seriennummern vorweisen und zogen es vor, der Klage mit einem Vergleich beizukommen. Dies ist auch die Lösung für die Debatte über freie Silberlagerprogramme. Perth Mint, Kitco, die Everbank und auch andere sollten ihre Seriennummern auflisten. Wenn sie es machen, werden sich die Investoren sicherer fühlen, was ihre Einlagen anbetrifft. Wenn sie es ablehnen, dann sollten die Investoren entsprechend handeln.

Wenn ein Investor nun entscheidet, sein freies Lagerprogramm zu verlassen, dann sollte er um Himmels Willen nicht erst eine auftretende große Verzögerung für die Lieferung des Metalls in Kauf nehmen, auch sollte er nicht zu einem anderen Lagerprogramm derselben Firma wechseln. Lassen sie sich von denen ihr Geld überweisen und investieren sie es woanders in echtes Silber.

Denjenigen, die sagen, das bloße Auflisten der Seriennummern (zusammen mit den Gütestempel und den spezifischen Gewichten) sei immer noch keine Garantie dafür, dass es dort echtes Silber gibt, lege ich Folgendes nah: Jeder, der öffentlich lügt und etwas so Spezifisches wie Seriennummern falsch darstellt, begeht damit eine so simple Form des Betrugs, dass ich daran zweifle, dass es noch eines Geschworenengerichts bedarf, um ihn wegen krimineller Machenschaften zu verurteilen.

Silber ist immer noch durchweg eine Kaufgelegenheit. Vielleicht sind noch weitere Liquidationen der Techfonds möglich, da die konzentrierten Shorts weiterhin um den Rückkauf ihrer Short-Positionen kämpfen, indem sie die Preise künstlich nach unten drücken. Aber auch hier gibt es eine Grenze für die Zahl der Kontrakte, die die Shorts zum Verkauf überhaupt herauszulocken können, wenn die Preise nach unten gehen - ich gehe immer noch davon aus, dass wir in der Nähe dieser Grenze sind. Ich weiß, es mag gegen die Intuition sprechen aber es ist an der Zeit, weniger vorsichtig zu sein, da neue Preistiefs erreicht wurden. Die Zeit vorsichtig zu sein kommt, wenn neue Preishochs erreicht wurden. Je niedriger die Preise sinken, desto mehr nimmt auch das Risiko ab. Um teuer zu verkaufen, muss man zuerst einmal billig einkaufen…

Jetzt kommen wir zur Diskussion über die Index-Fonds. Wie ich schon zuvor geschrieben habe, arbeiten die Index-Fonds und Techfonds sehr unterschiedlich. Die Techfonds kaufen und verkaufen aufgrund von Preissignalen, die sich meistens nach den gleitenden Durchschnitten richten. Sie kaufen, wenn die Preise steigen und sie verkaufen, wenn die Preise fallen. Das macht die Techfonds zur perfekten Nahrungsgrundlage für die Commercials, die genau wissen, wie sie die Techfonds in die Märkte locken und auch wieder aus den Märkten bekommen. Im Gegensatz dazu handeln die Index-Fonds nicht aufgrund von Preissignalen, sie sind langfristige Käufer und Halter, die nur eher selten handeln, meisten nur, um ihre Futures-Positionen zu verlängern und überzurollen, von einem Monat auf einen anderen, wenn der Zeitpunkt der Lieferung sich nähert. Zusätzlich unterscheiden sich die Techfonds von den Index-Fonds dahingehend, dass die Techfonds auf gehebelter Basis mit Margins arbeiten, wohingegen die Kontrakte der Index-Fonds für gewöhnlich immer durch die gesamte Summe des Kontraktwertes gedeckt sind.

Die Index-Fonds versuchen langfristige Gewinne zu erzielen, indem sie die Leistung verschiedener namhafter Rohstoffindizes nachbilden, die Techfonds hingegen existieren, um kurzfristige, spekulative Gewinne zu machen. Da die Investoren hinter den Index-Fonds große, erstrangige Investoren sind (wie zum Beispiel Pensionsfonds), ist die dabei eingesetzte Menge an Geld auch auf atemberaubende Summen angestiegen und liegt irgendwo im Bereich von 200 Mrd. $.

Diese riesigen Summen haben dazu geführt, dass die Index-Fonds eine wahrhaft gewaltige Masse an Kontrakten bei vielen verschiedenen Rohstoffen halten - fast ausschließlich auf der Käuferseite oder Long-Seite. Aufgrund der von ihnen gehaltenen Anzahl von Futures-Kontrakten und den aufgrund ihres Marktanteils in vielen verschiedenen Rohstoffsektoren, wird die Macht der Index-Fonds auf die Rohstoffpreise immer stärker hinterfragt, da die meisten Rohstoffe in letzter Zeit Rekordstände erreichten.

Haben die Index-Fonds, nur aufgrund ihrer Größe, die Rohstoffpreise über Gebühr beeinflusst? Wie groß könnte der Abwärtsdruck ausfallen, wenn diese Index-Fonds aus ihren Positionen herausgingen, indem sie massiv Long-Positionen verkauften? Das war der Hauptpunkt des Barrons-Artikels. Darüber hinaus deutete der Artikel an, dass die Behörden die Index-Fonds zum Verkauf zwingen könnten, da jene zu viel Preisdruck ausübten und die Inflationsraten für jedermann negativ beeinflussen würden.

Noch wichtiger war die Frage, wie stark, wenn überhaupt, eine solche Auflösung von Futures-Positionen seitens der Index-Fonds die Rohstoffpreise beeinflussen würde - gerade in Bezug auf Silber (und Gold)? Bis jetzt habe ich immer versucht, mich dieser Angelegenheit so objektiv wie möglich zu nähern. Was folgt, ist meine Meinung in Bezug auf Silber. Nur das es gesagt wurde: Ich habe wenig, wenn überhaupt, Interesse an dem Auf und Ab der landwirtschaftlichen Rohstoffpreise (hier liegt auch der Schwerpunkt der Debatte über die Index-Fonds). Für mich sind jedoch jene Punkte von Bedeutung, bei denen es um die Aufsichtsbehörden geht, jedoch möglicherweise nicht so, wie sie es jetzt vermuten.

Als sich die Index-Fonds vor einigen Jahren in den Rohstoff-Futures-Märkten engagierten, wurden sie noch mit offenen Armen von den Börsen empfangen. Die Börsen - meistens repräsentiert von Leerverkäufern, den Commercials - dachten, sie hätten hier eine große Geldquelle direkt vor die Nase gesetzt bekommen, die sie jetzt melken könnten. Am Ende war es den Index-Fonds durch ihren eigenen Geschäftsplan untersagt, physische Lieferung fordern zu können. Wenn die von den Index-Fonds gehaltenen Kontrakte zur Lieferung anstanden, dann wurden sie von den Fonds automatisch und peinlich genau auf zeitlich noch weiter entfernte Kontrakte verlagert.

Die Aufstellung war für die Commercial-Shorts und Insider der Börsen Manna vom Himmel, nie mussten sie sich bei der Lieferung Sorgen um einen von den Index-Fonds ausgehenden Short-Squeeze machen. Die Shorts, in ihrer Funktion als Marktmacher, konnten nun diktieren, wie viel die Index-Fonds für das Überrollen der Kontrakte zahlen mussten - mehrere Male im Jahr. Es lässt sich kaum vorstellen, wie welchem Maße diese Praxis einer Geldmaschine für die Shorts gleichkam - große Long-Positionen, die niemals beliefert werden brauchten, Kontrakte, die aber übergerollt werden mussten - ganz gleich, welche Spread-Differenzen die Short dabei verlangen würden. Und die Shorts sahnten jahrelang königlich ab.

Wo ist also das Problem? Und warum gibt es Stimmen, die fordern, dass die Index-Fonds zum Verkauf gezwungen werden sollten? Das Problem ist, dass die Shorts - durch pure Gier - einen Frankenstein geschaffen haben. Als die Long-Positionen der Index-Fonds weiter anwuchsen, brauchte man notwendigerweise ebenso große Short-Positionen, da für jede Short-Position eine Long-Position existieren muss - und umgekehrt. Die Short waren glücklich darüber, den Index-Fonds entgegenzukommen zu können, indem sie weitere Leerverkäufe tätigten - das ging solange, bis die Bedingungen im realen Markt nach höheren Preisen verlangten. Ausfälle bei den Getreideernten auf der ganzen Welt und die steigende Nachfrage nicht nur aus China führten zu schrumpfenden Lagerbeständen und kritisch angespannten Angebot/Nachfrage-Verhältnissen.

Diejenigen, die die Eskalation der Rohstoffpreise schlicht und einfach den Index-Fonds in die Schuhe schieben möchten, sollten doch bitte noch einmal darüber nachdenken. Erst kürzlich wurde zum Beispiel deutlich, wie ernst sich die Angebots- und Nachfragesituation beim Reis, einhergehend mit Engpässen und Ausfuhrverboten, gestaltet. So gibt es tatsächlich ernste Probleme durch Lebensmittelaufstände und Bürgerunruhen in den urbanen Gebieten von Schwellenländern, da Reis hier eines der wichtigsten Grundnahrungsmittel für Millionen von Menschen ist. Im letzten Jahr hatten sich die Preise für Reis verdoppelt, sehr häufig aus denselben Gründen, aus denen sich andere Getreidesorten und Rohstoffe verteuert haben. Index-Fonds haben jedoch mit Reis-Futures rein gar nichts zu tun, daher ist es unsinnig, zu behaupten, die Fonds wären generell die Verantwortlichen für das Übel der Preissteigerungen.





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