Echte Reformen bei den Aufsichstbehörden
04.04.2008 | Theodore Butler
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Wie viele meinen, liegt das Problem mit den Index-Fonds hauptsächlich darin, dass die Positionen einfach zu groß sind und den Grundsatz der Begrenzung von zulässigen Positionen verletzen. In dieser Betrachtung liegt ein Körnchen Wahrheit, obwohl den Index-Fonds Ausnahmeregelungen zugestanden wurden (indem sie über den Umweg durch Swap-Händler agieren können). Die von den Index-Fonds gehaltenen Positionen scheinen gar nicht zu groß zu sein. Aber es wäre fair hier einen Schlussstrich zu ziehen.Wenn die Positionen der Index-Fonds unter dem Gesichtspunkt der Begrenzung von zulässigen Spekulativpositionen zu groß erscheinen, dann sind die Index-Fonds nicht die Einzigen. Eben jene Shorts, die Petitionen an die CFTC schreiben, um die Positionen der Index-Fonds zu reduzieren, sind im gleichen Maß und gleich in mehreren Fällen einer Verletzung des Grundsatzes der Begrenzung von spekulativen Positionen schuldig. Beschränkungen ausschließlich für die Index-Fonds einführen zu wollen und den Grundsatz bei den Short außen vor zu lassen, wäre doch ein Hohn. Was dem einen recht ist, ist dem anderen billig.
Beim Silber ist die Umgehung dieses Grundsatzes besonders dreist, aus einer Reihe von Gründen. Zum einen liegen die Grenzen derart hoch, dass sie nicht wirklich jemanden begrenzen. Sie werden dort auch nicht "Begrenzungen" für spekulative Positionen genannt, sondern "Rechenschaftsgrenzen" (was immer das auch heißen mag). Die Grenze liegt bei 7500 Kontrakten oder 37,5 Millionen Unzen. Das kommt in etwa der jährlichen Silberproduktion der USA oder Kanadas gleich. Was das Ganze nur noch schlimmer macht: Jeder Händler kann diese Rechenschaftsgrenze sogar überschreiten, wenn er nur der CFTC zusätzliche Information zukommen lässt (möglichweise sogar in der Form: "Hiermit verspreche ich, den Markt nicht zu manipulieren!")
Vor Jahren habe ich die CFTC darauf hingewiesen, dass die Aufstellung solch hoher Limits für Silber-Futures effektiv keinen begrenze. Sie könnten genauso das Höchstgeschwindigkeit in einem Schulgebiet auf 130 km/h begrenzen. Ihre Antwort war, dass es niedrigere Grenzsätze in den Liefermonaten gäbe, was jedoch außen vor ließ, dass die Manipulation während der aktiv gehandelten Monate stattfand und nicht nur im Liefermonat. Ich meinte dazu, dass sich die Commercials sich als Hedger verkleiden würden, wo sie doch in Wirklichkeit nichts anderes als Spekulanten wären. Die Antwort der CFTC war folgende: Da es sowieso keine Positionsbeschränkungen gäbe, brauche sich auch keiner verkleiden. Es war ein ziemlich frustrierender Umstand für mich, mit der CFTC über jeden einzelnen, von mir angebrachten Punkt streiten zu müssen.
Jetzt, denke ich, schließt sich der Kreis bei vielen Rohstoffen, speziell beim Silber. Viele Menschen, dazu gehören selbst auch Mitarbeiter der Kommission, finden es immer schwieriger, über die offensichtlich manipulativen Auswirkungen auf den Silbermarkt zu streiten. Wie dem auch sei, ein künstlich gedrückter Preis muss letztendlich zu einer Knappheit führen, etwas, das beim Silber mit jedem Tag deutlicher wird. Es wird immer augenscheinlicher, dass die Postionen der Spekulanten, besonders die der großen konzentrierten Shorts, den Silbermarkt früher oder später destabilisieren.
Lassen sie mich diesen einfachen und konstruktiven Vorschlag an die Behörden jenes Marktes formulieren, den ich am genausten verfolge. Setzen sie die Begrenzungen für Silber-Futures bei nicht mehr als 1500 Netto-Kontrakten an, long oder short, gleich für welchen Monat. Das ist genau die Grenze, die auch für den Liefermonat gilt, sie sollte auf alle Monate ausgeweitet werden. Die Aufsichtsbehörden müssen ebenfalls gegen Commercial vorgehen, die vorgeben, sich absichern zu wollen, wenn jedoch offensichtlich ist, dass sie manipulieren und kontrollieren.
Die sich potentiell entwickelnde Silberknappheit droht den Silbermarkt in ungeahnte Höhen zu katapultieren, womit die Manipulation für jeden offensichtlich wird, ob nun die Behörden etwas dagegen tun oder nicht. Aber wenn die Behörden, in Anbetracht der drohenden Explosion, jetzt nicht über ihren Schatten springen, dann werden sie den Rest ihres Lebens in Schande zubringen.
Der Kaiser hat kein Silber
Nackter Kaiser und Nackte Shorts
Von Carl Loeb
Fast jedes Kind kennt eine bestimmte Geschichte von Hans Christian Andersen, die vor 170 Jahren geschrieben wurde. Sie beschreibt ein immer währendes Thema - wie dumm mächtige Menschen sein können, wenn es um ihren Stolz geht. Diese Geschichte erzählt von einem eitlen Kaiser, der Betrüger engagiert, die ihm einen wunderbaren Anzug schneidern sollen. Die Schwindler erzählen dem Kaiser, der Anzug sei aus einem Zauberstoff gemacht, der für jeden unsichtbar wäre, der dumm und unfähig für seine Stellung sei. Natürlich erklärt der Kaiser, er könne das Kleidungsstück sehen (denn immerhin kann er nicht dumm und unfähig sein) und somit zeigen sich auch alle Minister, deren Stellen von der Gunst des Kaiser abhängen, beeindruckt von der Pracht des neuen Anzugs. Wer möchte unter den Ministern schon derjenige sein, der feststellen muss, der Kaiser sei ein Idiot?
Wir alle kennen das Ende der Geschichte. Während einer großen Prozession, die der Zurschaustellung des zauberhaften Kleidungsstücks dient und dem Aussehen des Kaisers allgemeinen Beifall bescheren soll, spricht ein kleines Kind das für alle Offensichtliche aus. "Der Kaiser hat ja gar keine Kleider", bemerkt der Junge und bald darauf wird das Offensichtliche, nun sagen wir, offensichtlich. Die gesamte Menge bricht in schallendes Gelächter über den einfältigen Kaiser aus. Interessanterweise fahren der Kaiser und seine Minister mit der Prozession fort, anstatt dieser peinlichen Szene zu entfliehen oder das zu retten, was von seiner splitternackten Königlichkeit noch bleibt. Er lehnt es ab, sich das Augenscheinliche einzugestehen und führt das Affentheater so lange wie möglich fort.
Hans Christian Anderson hätte auch sehr gut den COMEX-Silber-Markt und die CFTC im Blick haben können, als er dieses Märchen mit Moral schrieb. Kleine Jungs und kleine Mädchen haben nun schon seit Jahren bemerkt, dass die ständig sinkenden Silberbestände der Welt einer steigenden Nachfrage nach Silber für die Industrie und zu Investitionszwecken gegenüberstehen. Da kann auch die massive und klar nackte Short-Position der 4 größten Commercials an der COMEX nichts ausgleichen. Jetzt da ich diesen Artikel schreibe, gibt es nur noch wenig Silber für die Belieferung des Einzelhandels und die verschiedenen Silber-ETFs sind vollauf damit beschäftigt, große Mengen Silber aufzusaugen, sobald diese erhältlich sind.
Die Kleider des Kaisers existierten einzig und allein in seinem Kopf und die einzigen Orte, an dem scheinbar buchstäblich unendliche Mengen verkäuflichen Silbers existieren, erhältlich für jeden der Long-Kontrakte kauft, sind die Köpfe der CFTC-Kommissare. Die Betrüger wussten, dass die Kleider Fantasiekleider waren; an der COMEX sind diese Betrüger die 4 großen Händler, sie verlassen sich darauf, dass sie weiterhin auf die Sicherheit desselben Mechanismus vertrauen können, der die gemeinen Schneider des Kaisers schützte. Es ist der sehnliche Wunsch der Mächtigen dem, was offensichtlich ist (sogar Kinder durchschauen es) bis zum letzten Moment zu trotzen - sie trotzen der Tatsache, dass sie königlich angeschmiert wurden.
© Theodore Butler
(Diese Abhandlung wurde vom Silberanalysten Theodore Butler, einem unabhängigen Berater, verfasst. Investment Rarities teilt seine Ansichten nicht notwendigerweise, diese können sich als richtig oder falsch herausstellen.) Exklusiv übersetzt für GoldSeiten.de. Das Original wurde am 01.04.2008 auf der Website www.investmentrarities.com veröffentlicht.