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Bodenlose Talsohle des Finanzsektors

10.04.2008  |  Jim Willie CB
- Seite 2 -
Kurzer Blick auf den BKX-Aktienindex

Der Banker-Aktienindex BKX wurde in der letzten Woche gezeigt. Er hat die kritische 75er-Unterstützung verteidigen können. Er ist noch NICHT IM GERINGSTEN aus dem Gröbsten heraus. Einige behaupten, dass sich aus technischer Perspektive ein "Doppel-Tief" ausgebildet hätte und schon getestet wurde. Das ist Blödsinn! Januar bis März, das ist ein Zeitraum von zwei Monaten und bei weitem nicht genug Zeit.

Ein alter Grundsatz kommt einem da in den Sinn. Es wurde vor sehr langer Zeit während einer Hochzeitszeremonie vom libanesischen Dichter Kahlil Gibran rezitiert. Laut diesem Grundsatz sollte ein gesundes Maß an Trennung zwischen zwei Eheleuten zugelassen werden, das sich stabilisierend auswirkt, da es ein gewisses Maß an Unabhängigkeit befördert. Die Eheleute sollten unterschiedlichen Beschäftigungen nachgehen können, eine Reihe von unterschiedlichen Freunden haben und nicht die ganze Zeit vereint, als Paar, in einer unsicheren Umgebung verbringen. Der Vergleich wurde in der rezitierten Gibran-Passage an einen Steintempel gerichtet, dessen Stützen mit einem adäquaten Abstand zueinander gebaut werden müssen, damit die Belastung verteilt und gegenseitig abgestützt werden kann, so dass auch Gleichgewicht in der Struktur gehalten werden kann.

Der Chart des BKX-Index zeigt ganz sicher ein Doppel-Tief, aber kein sehr starkes, das durch eine adäquate Zeitspanne getrennt ist. Auch dies scheint eine von Plunge Protection Team zurechtgebogene Erholung zu sein, die mit Propagandabotschaften einhergeht, die von der unterwürfigen Presse verkündet werden.

Die wichtigen Indikatoren strafen all jene Aussagen Lügen, die behaupten, es gäbe eine Erholung bei den Banken. Die beiden wichtigsten Durchschnitte laufen immer noch nach unten. Dies wird durch eine miserabel aussehende MACD-Serie bestätigt (Konvergenz/Divergenz des gleitenden Durchschnitts), rein gar nichts strebt dort auf positives Gebiet zu.

Schauen sie auch auf die Kluft zwischen den beiden gleitenden Durchschnitten, sie schließt sich nicht, was die MACD-Serien zeigen, die auf niedrigen Ständen verweilen. Diese Woche unterbrach der 20-Wochen-Durchschnitt brüsk die sich auf dem Weg befindliche Erholung. Halten sie nach einem bärischen Dreieck Ausschau, das sich möglicherweise auszuformen beginnt. Markttechniker, die ihr Geld wert sind, werden sich das Verhalten in der Nähe des 20-Wochen-Durchschnitt näher betrachten, um zu beurteilen, ob der BKX ihn übersteigen kann. Nach meiner Prognose wird es zu einem weiteren Test des 75er-Tiefs kommen, möglicherweise zu einer Reihe von Tests. Gegen Sommer oder späten Frühling sollten sie von einem Scheitern ausgehen. Damit einhergehend werden uns immer wieder schlimmste Nachrichten von Bond- und Bankverlusten erreichen, sie sind noch lange nicht vorüber.

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Der Bankensektor sollte sich lieber durch die positive Ertragskurve beleben lassen. Dennoch ist der Kreditfluss nicht gerade belebend. Die Gewinne für neue Kredite können die Lawine an neubewerteten, angehäuften Bonds (die infizieren und sich verschwören, um die Banken zu zerstören) in keiner erdenklichen Weise übersteigen. Solche Verluste gehen mit zerstörerischen, quantensprungähnlichen Rückschlägen daher. Das Bankensystem ist geflutete, es operiert (das von der US-Notenbank geliehene Kapital nicht eingerechnet) mit einem negativen Kapitalkern.

Die Verlustreserven der Banken sind über Jahre hinweg nicht adäquat gewesen - ein schillerndes Beispiel für Missmanagement. Jetzt können sie nicht von diesen Reserven zehren und müssen nun Geld in Austausch gegen Kapital aufbringen. Wenn dies nicht von Erfolg gekrönt ist, dann wird der Bankrott erklärt. Ein Schwall von Bankrotten mittelständiger Banken kommt auf uns zu, ein Prozess, der noch nicht einmal angefangen hat. Die wunderbare Arbeit von Aaron Krowne, der "Bank Implode-o-Meter", zeigt im Detail das Scheitern der Banken, den Tod von Credit Unions und die Gesamtverluste der großen Banken und Maklergesellschaften auf (hier klicken). Man kann also immer noch behaupten, dass das gesamte US-Bankensystem zerstört ist - ohne Aussicht auf baldige Heilung. Die Ausfälle europäischer Banken hängen unmittelbar mit den US-Banken zusammen. Lassen sie sich nicht hinters Licht führen von der der Verringerung der Fannie-Mae-Bond-Spreads von 230 Basispunkten auf 160-170 Basispunkte und auch nicht vom bescheidener ausfallenden Rückgang der Spreads für Unternehmensbonds. Die Situation hat sich gemäßigt - aber noch nicht ausreichend stark.

Ich gehe voll und ganz davon aus, dass noch mehr den Bach runter gehen wird. Die Bemühungen der Citigroup, frisches Geld von ausländischen Investoren im Austausch gegen Kapital aufzubringen, wurden abgewürgt, jene Investoren üben sich im "Abwarten-und-Tee-trinken". Arabische Scheichs und ihre Handlanger werden sich, zusammen mit den europäischen Tycoons, zurückhalten. Joe Lewis fuhr einen plötzlichen Verlust von 1 Milliarde Dollar mit seinem Lieblingstier Bear Stearns ein.

In der Welt der Tycoons hält man die Augen offen. Lehman Brothers weisen das ähnlichste Profil zu Bear Stearns auf und aller Wahrscheinlichkeit nach werden sie die nächsten sein, die untergehen. Das könnte ganz plötzlich geschehen. Schauen sie, wie die Citigroup fusioniert, um ihre eigenen Probleme mit anderen zu teilen - eine Geste, die die Verzweiflung verheimlichen soll. In der letzten Woche wurde ein Einschmelzen von Kreditderivaten im Hoheitsbereich von JP Morgan abgewendet. Das nächste Kapitel des "Auflösungsdesasters" wird wahrscheinlich nicht so sauber ausfallen. Man könnte sich ein wenig über eine Art ausgleichende Gerechtigkeit freuen, darüber, dass die blitzartige Bear-Stearns-Schluckaktion durch JP Morgan vom US-Kongress genauer unter die Lupe genommen wird - aber erwarten sie davon nicht zu viel.

Der JP Morgan-Koloss wird vielleicht gar nicht fähig sein, die unkontrollierbare Pyramide aus Kreditderivaten im Gleichgewicht zu halten - ganz gleich ob sie nun freie Hand bekommen und rechtlich unbelangt bleiben. Schließlich musste auch Merrill Lynch Schwäche zeigen, als sie versuchten, einen Teil der XL Capital zu übernehmen. Merrill, notleidend und abgesagt, scheint sich über einen Swap-Kontrakt abzusichern. Könnte Merrill schon Pleite sein und ohne jegliches Geld? Werden die Krähen der Wall Street sie demnächst aus dem Weg räumen - eine der Ihrigen? Aber sicher doch, wenn sie damit ihre Ziele erreichen.




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